„Spinnst du“, rief Emma entsetzt. - „Ich zieh mich um, aber meine Haare - das geht nicht. Die sind so widerspenstig. Du kennst doch mein Haar“.
„Och, Mensch. Komm, dann lass mich mal machen“.
Als Nelly mit Emma fertig war, waren ihre Haare nicht mehr so ein Wuschel, sondern fielen in langen Locken auf ihre Schultern. Nach mehrmaligem Drehen vor dem Spiegel und meckern, zog sich Emma statt dem pinkfarbenen, ein weißes Top an und stellte sich vor Nelly.
„Besser?“
„Prima! - Komm dann lass uns gehen“
Nelly fuhr mit Emma ins DaAbra , der angesehensten Disco der ganzen Stadt. Emma bekam den Mund nicht mehr zu, als sie den Wagen auf dem Parkplatz vor der Disco abstellte.
„Bist du wahnsinnig! Ich kann da nicht rein. Weißt du was für Leute da drin rumlaufen. Das ist der angesagteste Club der ganzen Stadt. Ich kann mir nicht mal den Eintritt leisten.“
„Emma, nun hör schon auf. Beruhige dich und lass mich mal machen“, grinste Nelly und stieg aus.
„Dein Wort in Gottes Gehörgang“, murmelte sie und eilte Nelly hinterher. Sie holte Nelly kurz vor dem Eingang ein.
„Sag mal, woher kennst du eigentlich diesen Schuppen?“ fragte Emma.
„Och … ähm … ich komm öfter hierher“.
Emma dachte sie hätte sich verhört. Nelly kam öfter hierher! Ins DaAbra! Aus Insiderquellen, - genau genommen aus der Zeitung wusste Emma, dass der Eintritt im DaAbra, eine ganze Stange Geld kostet und es sich Normalverdiener nicht leisten konnten je solch einen Schuppen von innen zu sehen. Emma hatte schon den Mund geöffnet um Nelly zu fragen, wo in aller Welt sie das Geld hernahm um hier öfter ein und aus zugehen, - denn sie war weder reich noch verdiente sie die große Kohle, als Nelly schon vom Türsteher angesprochen wurde.
„Hey Nelly, schön dich zu sehen. Warst ja seit Tagen nicht mehr hier“.
Bob begrüßte Nelly auf eine Art und Weise die merken ließ, dass sich die beiden sehr gut kannten. Er küsste sie auf beide Wangen und seine Hand ruhte wie selbstverständlich auf ihrem Hintern.
„Emma, das ist Bob. Bob, meine Freundin Emma.“ Bob nickte und lächelte „Sie hat heute ihre Prüfung bestanden. Sie ist nun Ausgebildete … Ähm …“
„Physiotherapeutin“ vollendete Emma den Satz.
„Genau. Und sie ist das erste Mal hier. Kannst du dir das vorstellen. Ich nicht! Wie kann man einen Laden wie den hier auslassen. Hmm? Wie wäre es wenn du dir die Fragen und sonstigen Formalitäten ersparst und uns rein lässt, damit wir ein bisschen feiern können“, grinste sie Bob an und setze ihren Hundeblick ein. Bob grinste und öffnete die Tür.
„Wie könnte ich da Nein sagen. Viel Vergnügen im DaAbra “.
Mit einem Lächeln drückte sich Nelly an Bob vorbei und Emma folgte ihr etwas schüchterner. Nelly ging wie selbstverständlich in den Club, als liefe sie durch ihre Wohnung. Emma blieb an der Kasse stehen und sah sich geschockt die Eintrittspreise an, bevor sie sich an ihre Freundin wandte.
„Nelly, hier kostet allein der Eintritt schon …“
„Hey, mach dir mal keine Gedanken. Komm ich habe schon bezahlt. Immerhin habe ich die nicht für umsonst,“ sagte sie und hielt sie ihre Golden-Card hoch. - „Und nun komm. Die Party wartet“.
Im Inneren der Disco war es ziemlich laut und Emmas Ohren dröhnten. Von ihrem angesäuselten Kopf ganz zu schweigen, aber sie wollte ja unbedingt Party machen an diesem Abend und nun war sie hier. Im DaAbra . Sie konnte es immer noch nicht fassen. Sie war wirklich in dem angesagtesten Laden der ganzen Stadt. Hier tummelten sich Reiche und Berühmte. Mal abgesehen von den Schönen, den oberen Zehntausend und nun auch sie. Emma schlich hinter Nelly her, während die sich mit den Leuten unterhielt, mal hier und da ein Hallo in die Runde warf und ihre Drinks bestellte. Ihre Augen gewöhnten sich langsam an das Licht und nun konnte sie auch schon kleinere umrisse erkennen.
„Sag mal woher kennst du eigentlich die ganzen Leute?“
„Schätzchen, wie gesagt ich komm öfter her. Da lernt man den ein oder anderen kennen“.
„Und woher nimmst du das ganze Geld?“ fragte sie.
„Ganz einfach. Ich lass mich einladen! So habe ich auch die Golden-Card bekommen.“
„Aha“, konnte Emma nur antworten. Und so einfach es sich anhörte, - sie würde es nie fertigbringen sich irgendeinem an den Hals zu werfen und sich einladen zu lassen um eine Gold-Card zu bekommen. Was sollte sie auch damit? Sie war eh nie in irgendwelchen Clubs.
„So jetzt weißt du alles. Ich hole uns dann mal was zu trinken“, sagte sie und verschwand in der Menge. Da stand sie nun. Am Rande der Tanzfläche und ob sie wollte oder nicht, fing Emma automatisch an im Takt der Musik mit zu wippen. Als Nelly ihr den Cocktail in die Hand drückte, fiel ihr Blick an ihr vorbei auf eine Reihe junger, gutaussehender Männer, die an der Bar standen. Einer hatte es ihr besonders angetan. Immer wieder fiel ihr Blick auf den Mann mit dem hellen Hemd und der schwarzen Hose. Die Umrisse, die sie von ihm erkennen konnte sagten ihr, dass er einen gut gebauten Oberkörper hatte, denn so wie sein Hemd spannte musste er muskulös sein.
„Nelly, sag mal siehst du den Mann da drüben.“
Nelly folgte ihrem Blick und sah ihn an der Bar.
„Ja, was ist denn mit dem?“
„Ach nichts, - ich wollte nur wissen, ob du ihn vielleicht kennst“.
„Hmm ... der ist auch öfter hier, aber wie er heißt - keine Ahnung. Oooh da ist ja Belle. Warte ich komm gleich wieder“, sagte Nelly und verdrückte sich in die Menge. Belle war eine alte Bekannte von Nelly. Emma nutzte die Gelegenheit um ihre Abwesenheit aus, um ein wenig raus zu gehen. Da sie die Lautstärke in der Disco nicht so gewöhnt war, war sie froh dem Lärm zu entkommen. Wie Nelly ihr gesagt hatte, war im hinteren Teil des Clubs eine Tür, die nach draußen in einen Biergarten führte. Emma drängte sich so gut es ging an der Menschenmasse vorbei um nach draußen zu gelangen. Doch das schien schwieriger zu sein, als zuerst erwartet.
David hatte Emma auch bemerkt. Er folgte ihr mit seinem Blick. Nette Figur die kleine,- dachte er sich. Und ihr Gesicht war immer wieder ein Blick wert. Dezentes Make-up und ihre Locken, die ihr geschmeidig auf die Schultern fielen. David war schon vielen Frauen begegnet, die ihm gefallen hatten und mit einigen von ihnen hatte er sicherlich auch schon die eine oder andere Nacht verbracht, - immerhin war er ein gesunder siebenunddreißigjähriger Mann. Meist war es zwischen ihm und diesen Frauen immer nur was Körperliches gewesen. Manchmal war vielleicht auch was Anziehendes dabei,- doch noch nie hatte eine Frau ihm beim ersten Anblick so verwirrt.
„Billy! Hast du die Kleine da vorne schon mal hier gesehen?“
„Nein. Ich glaube die ist das erste Mal hier. Ich kenne hier fast jeden, aber ich weiß dass sie mit Nelly hier ist.“
„Nelly?“
„Ja die Kleine, die fast jede Woche dreimal hier ist“
„Aaahhh ja, die. Ok. Ich schau mir die Kleine mal genauer an. Bin gleich wieder hier“.
„Alles klar, viel Erfolg, Dave“
Doch David hörte ihn nicht mehr. Er war schon durch die Menschenmenge hinter Emma her. Als er sich durch die Menge drückte, ruhte sein Blick immer auf Emma. Doch als ihn jemand anrempelte, verlor er sie aus den Augen. Wo war sie nur hin? Naja, nun musste er sie eben suchen gehen. Weit konnte sie ja nicht sein. Emma hatte das Ziel erreicht. Sie war endlich draußen und es war ruhig! Sie suchte sich einen Platz zum Hinsetzen und fand gleich darauf eine stille Ecke in der eine Liege stand die noch nicht besetzt von knutschenden Pärchen war. Sie setze sich darauf und betrachtete die schöne Aussicht über die Stadt. Zwar hatte Sie mitbekommen, dass der Club auf einem Hügel lag, doch dass es so schön aussah wenn abends alle Lichter brannten, wusste sie nicht. Da ihre Wohnung zu düster war, sah sie höchstens mal ihre Laterne vor dem Haus. Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als sich Schritte ihr näherten.
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