Es rappelt, es scheppert, es knallt und poltert. Metall trifft auf Metall. Rutschende, schleifende Geräusche über den feuchten Beckenrand rutschendes Metall, hohe Töne vom Beckenboden wieder aufspringender Deckel werden von den steilen Seiten des Metallbeckens reflektiert und schließlich von den tiefen Poltertönen der schweren Töpfe erdrückt.
Panisch springe ich vom Napf weg, ein Dröhnen hallt in meinem Kopf, schrilles Kreischen in meinen Ohren, der Kopf scheint platzen zu wollen. Ich wetze los, weg vom Küchengeist, kriege gerade soeben auf allen Vieren rutschend die Kurve übers Esszimmerparkett und bleibe verängstigt im Wohnzimmer stehen.
Sie geht in die gefährliche Küche, kommt im nächsten Moment wieder und sieht mich an. Alles an mir drückt Angst aus. Meine Rute zwischen meinen Oberschenkeln geklemmt, mein Kopf nach unten geneigt, mit hängenden Lefzen und mit hängenden Ohren schaue ich sie aus großen Augen von unten blickend an. Sie redet beruhigend auf mich ein, ich soll ihr in die Küche folgen. Sie geht vor, ich komme aber nicht nach. Da gehe ich nicht wieder rein. Sie kommt unversehrt aus der Küche zurück, schaut mich mit gerunzelter Stirn an. Dann holt sie meinen Napf aus der Küche und stellt ihn auf halben Weg zu mir auf den Esszimmerboden ab. Er ist noch halbvoll, das rieche ich. Unsicher gehe ich da rauf zu, stecke meine Nase rein und sehe dabei in geduckter Haltung vorsichtig in Richtung Küche. Mein Herz puckert noch wie wild, mein Hals wirkt wie zugeschnürt, ich schmecke kaum was ich esse.
Aber es bleibt ruhig. Zaghaft fresse ich den Rest.
Am nächsten Tag gehe ich mit ihr zusammen in die Küche, sie redet mit mir, macht sich einen Kaffee, rührt mein Essen aus dem Kühlschrank mit warmen Wasser an, stellt es auf dem Fußboden ab und geht raus. Sie will mich doch wohl nicht alleine lassen. Ich gehe ihr hinterher. Sie geht wieder in die Küche zurück. Sie setzt sich auf einen Holztritt, ihren warmen Kaffeebecher mit beiden Händen festhalten, erzählt sie mir was. Sie schaut mich fragend an und dann meinen Fressnapf. Ok, denke ich, das geht. Ich fange an zu fressen. Sie sitzt dicht neben mir, der Kaffee aus ihren Becher auf ihren Knien dampft vor sich hin. Sie nimmt kleine Schlucke Kaffee und beobachtet mich. Ich passe auf das sie dableibt. Es bleibt ruhig.
Auch am dritten Tag kam der Geist nicht wieder. Sie setzt sich nur noch kurz zu mir auf ihren kleinen Holzhocker. Es ist Ok. Ich habe keine Angst mehr.
Der Geist ist weg.
Besondere Freunde.
August 2008. Ich bin jetzt vier Monate alt. Und das Spazieren mit dem Tüdelband ist noch immer nicht so mein Ding. Damit wir auch mal ein Stückchen vorankommen, geht sie mit mir mitten auf der schmalen Teerstraße entlang. Keine Chance was Interessantes Aufzulesen, dabei aber die Gerüche von beiden Straßenseiten gleich intensiv in meiner Nase.
So eiern wir beide in meiner Welpengeschwindigkeit die Straße entlang. Das mit dem sich nicht ablenken lassen ist aber so eine Sache. Da gibt es ein kleines weißes Haus mit einem tief runter gezogenen roten Pfannendach hinter einer mächtigen dunkelgrünen Tanne. Heute ist es das Dritte mal, das dort jemand um die grüne Lebensbaumhecke gebogen kommt. Spielerisch und geschmeidig auf leisen Pfoten schleicht er weiträumig um uns herum, beäugt mich mit gelbgrünen Katzenaugen. Was will er? Ich bleibe stehen. Erwidere neugierig seinen intensiven Blick. Er kommt ein paar Schritte auf mich zu, seine kleinen beharrten Ohren sind aufmerksam nach vorne ausgerichtet. Er bleibt vorsichtig stehen. Mein Frauchen bückt sich und hakt meine Leine aus. Ich bleibe trotzdem bei ihr. Der junge Kater schleicht auf mich zu und tapst mit seiner weichen Pfote auf meine Nase. Oh, eine Freundschaftsanfrage.
Er ist fast so groß wie ich, hat einen weißen Latz und weiße Schnurbarthaare, die schön im Kontrast zu seinem schwarzen Fell stehen. Vorne hat er kurze weiße Socken und seine Hinterläufe sind wie weiße Stiefel gezeichnet. Wir spielen auf eine leise Art miteinander. Er nimmt mich mit in seinem Revier unter dem riesigen Tannenbaum, Wir laufen um einander rum, nebeneinander her, er versteckt sich bei den Blumenkübeln, um mich dann wieder zu überraschen. Tippt mich mit der Pfote an, ich stupse mit der Nase zurück. Fast jeden Tag, wartet er auf mich, schaut von Weiten zu, wie ich in meinem Hundewackelgang den Weg entlang komme, um mich auf der Straße abzuholen. Er geht tänzelnd über den Klinkerpflasterweg und springt auf die Fensterbank des kleinen Hauses. Er findet schnell heraus, dass ich das auch nach Tagen immer noch nicht kann und springt wieder zurück. Häufig legt er sich unter seine Tanne, schaut mir aus schrägen Augen beim Rumschnuppern in seinem Revier zu, während sein langer Katzenschwanz geheimnisvolle Zeichen in der Luft schreibt.
Ich gehe bedächtig die Teerstraße entlang, sehe mich um und warte. Sie schaut mich traurig an, und sagt, Peter musste wegziehen. Ich verstehe nicht, was das bedeutet. Immer bleibe ich an der gleichen Stelle stehen und warte. Sie sieht mich dann wieder traurig an. Sie weiß, ich habe einen besonderen Freund verloren und sie gibt mir Zeit, zu warten. Aber er kommt nicht mehr. Er ist einfach weg.
Der Winter kommt, die Tanne wird gefällt und das Haus wird dem Erdboden gleichgemacht. Keine sichtbare Erinnerung von seinem Heim bleibt mehr. Nichts von Ihm und seinem Menschen Ida. Nur in meiner Erinnerung bleibt er. Ein Kater der mein Freund war.
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