1 ...7 8 9 11 12 13 ...20 „Wenn ich dir nun eine negative Antwort bringe“, sagte Philipp zögernd, „heißt das dann, dass du sie vergessen wirst?“
„Was sollte ich sonst anderes tun?“
„ Yo soy el rey !“ kam die gedehnte Antwort.
Ruy wehrte ab. „Nein, ich will sie nur, wenn sie mich auch liebt und nicht, weil sie dazu gezwungen wird.“
„Du bist ein sehr nobler, aber auch törichter Mann, Ruy.“
„Geh sie fragen, dann wird sich ja entscheiden, ob ich wirklich ein Narr bin.“ Ruy wandte sich wieder der Depesche zu.
Philipp hielt sein Versprechen und begab sich am nächsten Tag zu den Ländereien der Mendozas. Ana hatte gerade ausreiten wollen, als der König gemeldet wurde. Überrascht sah sie auf. „Der König? Was mag er wollen?“ Sie stieg wieder vom Pferd und erwartete Philipps Ankunft. Ehrerbietig knickste sie vor ihm. „Willkommen, mein König. Ihr wollt sicherlich zu meinem Vater. Ich werde Eure Ankunft melden.“
Als sie sich umwandte, sagte er: „Wartet! Ihr seid der Grund meines Kommens. Wie ich sehe, wolltet Ihr gerade ausreiten. Erfüllt mir den Wunsch und lasst mich Euch begleiten.“
„Es ist mir eine Ehre, mein König.“
Beide saßen wieder auf und ritten aus dem Tor. Philipps Gefolge blieb auf seinen Befehl zurück. Während sie schweigend nebeneinander ritten und sie darauf wartete, dass er das Gespräch begann, schien es ihr, dass seine Blicke manchmal verstohlen über ihren Körper glitten, und sie merkte, dass ihr das keinesfalls missfiel.
Philipp konnte nicht umhin, ihre langen Beine und die schmale Taille zu bewundern, die durch die eng anliegende Reithose noch hervorgehoben wurden. „Wie ich sehe, tragt Ihr beim Reiten immer noch Hosen.“
„Wenn Ihr einmal in einem Kleid geritten seid, werdet Ihr verstehen, warum ich Hosen vorziehe“, sagte sie lächelnd.
„Ich glaube nicht, dass ich das einmal ausprobieren werde.“
„Oh, ich erinnere mich daran, dass Ihr sogar einmal versuchen wolltet, im Damensattel zu reiten! Aber Ihr seid doch nicht gekommen, um mit mir über Reitmode zu reden. Was ist der wahre Grund Eures Kommens?“
Philipp war ihre Direktheit etwas unangenehm. „Nun… Wie ich höre, besucht Euch mein Berater, Ruy Gómez, sehr oft. Ihr scheint ihn also zu mögen?“ Im selben Moment hätte er sich für seine Indiskretion ohrfeigen können.
Ana durchschaute ihn auch sofort. „Ich kann mir schon denken, was Ihr jetzt von mir hören wollt! Aber, mein König, Ihr könnt Eurem Berater“ – sie betonte das Wort ironisch – „ausrichten, dass er mich schon selbst fragen muss.“ Ihre Stimme war spöttisch, aber noch nicht unfreundlich.
Ertappt beeilte Philipp sich, ihr zu versichern: „Ich komme keinesfalls in der Angelegenheit, die Ihr annehmt, Doña Ana. Ich wollte lediglich...“
„Verzeiht, wenn ich Euch unterbreche, aber ich weiß sehr wohl, dass Ihr Eurem Freund den Weg ebnen wollt.“
„Ihr seid eine kluge Frau“, sagte er resignierend. „Ich werde Ruy ausrichten, was Ihr mir gesagt habt.“ Herrgott, warum war er nicht ein wenig vorsichtiger gewesen? Aber Diplomatie hatte nie zu seinen Stärken gehört...
Schweigend schlugen sie den Rückweg zum Schloss ein. Als sie durch den Torbogen ritten, sagte Ana: „Trotz allem danke ich Euch, dass Ihr gekommen seid. Ich weiß jetzt, was ich tun muss.“ Sie fühlte sich durch Ruys und Philipps Vorgehen etwas beleidigt und konnte das nur schlecht verbergen.
Philipps Stimme klang besorgt. „Ihr werdet Ruy abweisen?“
„Und wenn?“
„Es steht mir nicht zu, Eure Entscheidung zu verurteilen... Ich glaube, dass Ihr eine Frau seid, die weiß, was sie will und wie sie es bekommen kann.“
Seine Augen suchten die ihren, und sie errötete leicht. „Ich danke Euch für das Kompliment.“
Philipp nutzte ihre wiedergewonnene gute Laune. „Aber ich möchte Euch bitten, über eine Verbindung mit Ruy Gómez nachzudenken. Er liebt Euch wirklich sehr und könnte es nur schwer ertragen, von Euch nicht geliebt zu werden.“
„Jetzt habt Ihr es doch getan.“ Sie lächelte. „Ihr seid Ruy wirklich ein guter Freund.“
„Weil er es wert ist. Lebt wohl, Doña Ana“, sagte er und küsste ihre Hand. „Ich hoffe, dass ich Euch bald wiedersehe.“ Dann winkte er sein Gefolge heran und galoppierte davon.
Am Nachmittag erreichte er wieder den Alcázar von Toledo, und kaum, dass sie allein waren, stürzte sich Ruy ungeduldig auf ihn. „Und? Was hat sie gesagt?“
„Dass du selbst kommen sollst.“
„Das ist alles?“ Ruy schien enttäuscht.
„Der Rest ist nicht von Belang. Aber an deiner Stelle würde ich sie so bald wie möglich aufsuchen.“
„Du weißt doch mehr, als du zugibst!“
Philipp grinste verschwörerisch. „Ich weiß nur, dass sie eine außergewöhnliche Frau ist.“
„Inwiefern?“
„Sie hat mich gleich durchschaut, als ich nach dir fragte. Und dann hat sie eben gesagt, dass du selbst kommen sollst.“ Mein Gott, Ruy, jetzt mach dich schon auf den Weg ...
Der Portugiese gab sich einen Ruck. „Nun gut – dann werde ich jetzt noch aufbrechen. Wünsch mir Glück, Philipp.“
Die Freunde umarmten sich. „Alles Glück dieser Welt“, sagte Philipp warm.
Ruy ritt wie der Teufel und erreichte am späten Abend in völliger Dunkelheit das Schloss der Mendozas. Er ließ sein Pferd in einiger Entfernung zurück und schlich durch den Schlossgarten zu Anas Gemächern. Kurz entschlossen kletterte er auf den Balkon und klopfte leise an die Tür.
Ana hatte bereits geschlafen, wachte aber bei dem Geräusch sofort auf. Sie glaubte den Schatten, der sich auf dem weißen Vorhang abzeichnete, zu erkennen, stieg lächelnd aus dem Bett und zündete eine Kerze an. Dann öffnete sie die Tür und fühlte, wie ihr Herz einen Sprung machte, als sie ihre Vermutung bestätigt fand. „Ruy! Was machst du hier noch so spät?“ fragte sie in gespielter Überraschung.
Er fühlte, wie seine Gefühle mit ihm durchgingen und küsste sie leidenschaftlich. „Ich muss dir etwas sagen, das nicht bis morgen warten kann. Ich… Ich liebe dich mehr als alles andere auf der Welt, und ich möchte dich fragen“ - er nahm ihre Hände in seine und sank vor ihr auf die Knie - „ob du meine Frau werden willst.“
Ana richtete ihn auf und sah ihm lange in die Augen. „Warum bist du nicht gleich zu mir gekommen, sondern hast Philipp geschickt?“
Er blickte zu Boden wie ein gescholtenes Kind. „Ich hatte Angst davor, zurückgewiesen zu werden.“
„Aber warum hast du nicht gemerkt, dass sich mein Körper nur nach deiner Berührung sehnt?“ fragte sie zärtlich.
„Dass du mich begehrst, muss nicht heißen, dass du mich liebst.“
Sie küsste seine Nasenspitze. „Ich liebe dich, Ruy, und ich möchte mit dir den Rest meines Lebens verbringen.“
„Sag das nochmal!“
„Ich liebe dich!“
Er nahm sie in die Arme und wirbelte sie freudestrahlend ein paar Mal herum. Als er sie zu ihrem Bett trug, sah Ana ihn schelmisch an. „Aber Don Ruy, es ist doch noch gar nicht unsere Hochzeitsnacht.“
„Wir tun einfach so, als ob...“ flüsterte er, als er sich über sie beugte und ihr vorsichtig das Nachthemd abstreifte.
Früh am nächsten Morgen schickte Ana den überglücklichen Ruy zurück nach Toledo und beschloss, die unvermeidliche Konfrontation mit ihrer Mutter nicht länger hinauszuzögern und ihren Eltern sofort von ihrer Heiratsabsicht zu berichten. Glücklicherweise traf sie zuerst auf ihren Vater, der erfreut hörte, dass Ruy Erfolg gehabt hatte und seine Tochter zu ihrer Entscheidung für ihn beglückwünschte. In diesem Moment rauschte Dorotea in den Raum, und Ana machte sich auf das Schlimmste gefasst.
„Was ist denn der Anlass für diese Glückwünsche, Ana?“
Ana setzte ihr strahlendstes Lächeln auf. „Ich werde heiraten, Mutter.“
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