León ist eine wirklich schöne Stadt und unter anderem bekannt für seine gotische Kathedrale, die Basilika San Isidoro mit dem Pantheon der Könige von León und der Casa de Botinas, einem frühen Werk des spanischen Architekten Antoni Gaudí.
Deshalb habe ich mir heute ganz entspannt und in Ruhe León angesehen und dabei meinen letzten Tag für dieses Jahr in Spanien genossen. Ab morgen geht es dann wieder zurück in den Alltag. Mir graust es jetzt schon davor…
Hier habe ich mich so frei gefühlt! Ich konnte tun, was ich wollte und niemand machte mir Vorschriften oder engte mich ein!
Die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen auf und am Camino werde ich sehr vermissen. Suchte man hier zum Beispiel einen Wegweiser zeigten die Leute ihn mir ohne groß zu fragen und wünschten mir anschließend schlicht "Buen Camino". In Deutschland sähe dass vermutlich anders aus.
Man sagt von den Deutschen sie seien stur und kühl, und ich denke, dass das stimmt! Aber bin ich selbst besser? Nun, zumindest nicht im Alltag, wenn ich funktionieren muss, wenn ich in meinem Hamsterrad sitze und das Gefühl habe darin festzustecken. Ob ich es schaffe das bei mir ändern?
Dieser Weg hat es auf jeden Fall geschafft mich zu Höchstleistungen anzutreiben, mich an meine Grenzen zu führen und darüber hinaus. Und dann hat er mich komplett wieder neu aufgebaut.
An dem Tag, an dem ich es geschafft habe nicht zu grübeln, war ich ganz mit mir im Reinen. Von diesen Augenblicken könnte ich mehr gebrauchen!
Ich denke, ich habe auf diesem ersten Teil des Caminos schon mal eine Ahnung davon bekommen, was ich eigentlich in meinem Leben suche habe, was ich brauche um glücklich und zufrieden zu sein. Ich habe es geschafft mich irgendwie selbst zu resetten und so quasi auf Anfang zurückzusetzen.
Während meiner Zeit hier hatte ich auch keine Albträume von meinem Unfall, aber dennoch weiß ich tief in meinem Inneren, dass meine Todesangst leider immer noch irgendwo lauert. Ich hoffe, dass ich diese - und alle weiteren Baustellen, die es definitiv in meinem Leben gibt - dann im nächsten Jahr in Angriff nehmen kann.
790 Kilometer lagen zu Beginn meines Jakobsweges im Mai vor mir. 465 Kilometer habe ich nun hinter mich gebracht und im nächsten Jahr werde ich – komme was wolle! - die letzten 325 km fahren!
Christiane klappte das Tagebuch erst einmal zu und ließ ihre Gedanken zurückschweifen.
Die Euphorie mit der Leo vom ersten Teilstück seines Jakobswegs zurückgekehrt hatte, war im Alltag relativ schnell wieder abgeflaut. Zu schnell war er wohl schon wieder in seinem Hamsterrad gelandet… Dennoch konnte man seine Begeisterung spüren, wenn er in Erinnerungen schwelgte. Jedem erzählte er von seinen tollen Erlebnissen unterwegs und man ahnte wie sehr es ihn wieder nach Spanien zog.
Christiane konnte sich zwar grundsätzlich nicht beklagen, weil Leo für sie und die Kinder genauso da war wie vor dem Jakobsweg. Na ja, oder auch genauso wenig…
Und sie musste auch zugeben, dass Leo etwas gelassener und ruhiger vom Jakobsweg zurückgekommen war. Das war ja durchaus etwas Positives gewesen!
Im Geiste war er allerdings oft woanders und er hatte sogar von sich aus zugegeben „Heimweh nach dem Jakobsweg“ zu haben. Hätte Leo nicht eher Heimweh nach seiner Familie haben sollen?
Ein bisschen hatte Christiane das Gefühl gehabt, dass Leo am liebsten dauerhaft aus seinem Alltag geflüchtet wäre. Eine Flucht aus der Realität in eine Welt, in der alles zwanglos ist und wo man nur Zeit für sich selbst und seine eigenen Bedürfnisse und Gedanken hatte…
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