Heike Ploew
Die Herren von Glenridge
Für Dina
Ich habe lange überlegt, ob ich dieses Werk jemandem widmen möchte – der ein oder andere Autor macht das ja schon mal sehr gerne … und wer weiß schon, ob sich die Gelegenheit noch einmal bietet?
Deshalb widme ich dieses Buch dem Menschen, der in meinem Herzen immer den ersten Platz einnehmen wird: einer jungen Frau, die mit beiden Beinen fest im Leben steht, die frei ist von jedweder Falschheit und Voreingenommenheit, von Engstirnigkeit und Arroganz;
die zu allem ihre feste Meinung hat, sich aber dennoch vernünftigen Argumenten nicht verschließt.
Die sich – ungeachtet der vielfachen Gefahren, welche mit der Erziehung von Kindern einhergehen – zu einem respektvollen, intelligenten Menschen entwickelt hat; die spontan und fröhlich ist und die – vor allem – grenzenlos tolerant gegenüber der Lebensweise anderer Menschen ist.
Ich danke Dir!
Und ich danke Deinen Eltern, daß sie Dich zu dem gemacht haben, was Du heute bist!
Und denjenigen, die das noch lernen müssen, möchte ich ein Zitat des österreichisch-britischen Philosophen Sir Karl Popper mit auf den Weg geben: »Im Namen der Toleranz sollten wir das Recht beanspruchen, die Intoleranz nicht zu tolerieren!«
Die Herren von Glenridge
Roman
von
Heike Ploew
MARTERPFAHL VERLAG
Als Ebook veröffentlicht im April 2017
Alle Rechte vorbehalten
Omnia eius editionis iura reservantur
© 2017 by Marterpfahl Verlag
ISBN 978-944145-57-0
Impressum der Paperback-Ausgabe:
© 2007 by Marterpfahl Verlag Rüdiger Happ,
Postfach 8 / Firstbergstr. 2, 72147 Nehren
www.marterpfahlverlag.com
marterpfahl.verlag@t-online.de
Titelbild und Umschlaggestaltung:
Ronald Putzker, Wien ( www.putzker.com)
ISBN 978-3-936708-46-2
eBook-Herstellung und Auslieferung:
readbox publishing, Dortmund
www.readbox.net
Wir verlangen,
das Leben müsse einen Sinn haben –
aber es hat nur ganz genau
so viel Sinn,
als wir selbst
ihm zu geben imstande sind.
1
Die Stewardeß half dem gutaussehenden Fluggast, das mobile Tischchen aus dem Vordersitz zu klappen, und servierte ihm den Imbiß. Dann wandte sie sich an seine Sitznachbarin, und professionell, wie sie war, ließ sie sich dabei nichts von ihrer Verwunderung ansehen.
»Madam, welches Menü wünschen Sie?«
»Oh … vielen Dank, « antwortete Jonathan McArcher und schenkte der Stewardeß sein hinreißendstes Lächeln, »aber meine Frau hat gerade erst eine Kieferoperation hinter sich und verträgt zur Zeit nur … nun ja«, druckste er etwas herum, »spezielle Kost – Sie verstehen?«
» Das tut mir leid; möchten Sie dann vielleicht nur das Dessert, Madame?«
»Das ist sehr aufmerksam von Ihnen, aber meine Frau möchte wirklich nichts essen, nicht wahr, mein Liebling?«
Jonathan starrte Brenda eindringlich an. Diese erwiderte kurz seinen Blick, schaute dann die Stewardeß an und schüttelte entschuldigend den Kopf.
Die Stewardeß ließ es gut sein. Mit einem Lächeln wandte sie sich ab und rollte mit ihrem Essenswagen weiter. Sie hatte wohl schon weitaus seltsamere Dinge erlebt.
Jonathan widmete sich ungerührt dem hervorragenden Essen und ignorierte die leisen Knurrlaute seiner Frau. Sollte sie sich doch ruhig ärgern und die Beleidigte spielen, sie war schließlich selber schuld, daß sie jetzt mit einem Knebel und dem OP-Mundschutz herumlaufen mußte.
Nachdem er Brenda heute morgen lapidar eröffnet hatte, daß sie verreisen würden, und sie gebeten hatte, den in ihren Augen gräßlichen Slip mit dem eingenähten Dildo anzuziehen, hatte sie in einer Tour ’rumgemeckert und ihn mit Fragen gelöchert; selbst im Taxi auf dem Weg zum Flughafen hatte sie keine Ruhe gegeben. All seine Beschwichtigungsversuche hatten keine Wirkung gezeigt, und so hatte er sie nach dem Einchecken abseits des Menschentrubels hinter eine Säule gezerrt und ihr mit geübten Handgriffen den Knebel und den Mundschutz verpaßt. Wohlweislich trug er diese Utensilien stets bei sich, obwohl Brenda sie in den letzten Wochen nicht mehr oft benötigt hatte. Und jedesmal, wenn er seine Frau damit verschloß, überkam ihn die Erinnerung an die erste Zeit ihres Zusammenlebens. Damals hatte er sie fast täglich knebeln müssen, bis sie endlich kapierte, daß er es ernst meinte und sich auf keine Verhandlungen einließ. Inzwischen klappte das eigentlich ganz prima. Jonathan blickte tief in die Augen seiner Frau, während seine Finger energisch die beiden Warzen quetschten, die sich frech und vorwitzig durch das dünne Sommerkleid drückten. Brenda trug keinen BH. Das hatte er ihr abgewöhnt, um jederzeit einen freien Blick und den ungehinderten Zugriff auf ihre Brüste zu beanspruchen. Zum anderen hatte sie das auch gar nicht nötig. Ihr Busen war prall und rund, und durch die regelmäßige Gymnastik, die sie freiwillig betrieb, war die Haut angenehm straff geblieben.
»Jetzt hör mir mal gut zu, Brenda , ich habe beschlossen, daß wir verreisen, und es geht dich im Moment überhaupt nichts an, warum und wohin. Und ja – ich habe dich bei deinem Chef abgemeldet und ihm gesagt, daß du krank wärst.«
Jonathan holte kurz Luft, wartete gespannt auf eventuellen Widerstand und fuhr dann mit seiner Standpauke fort. »Und nun hör gefälligst auf, so bockig zu sein, und verdirb mir nicht die gute Laune. Du wirst dich ab sofort freundlicherweise wie eine gehorsame Ehefrau benehmen, oder ich werde dir nach unserer Ankunft dermaßen den Arsch versohlen, daß du dich eine Woche lang nicht mehr auf deinen süßen Vollmondhintern setzen kannst!«
Er verstärkte den Druck noch ein wenig, um seine Worte zu untermauern. Das mußte er tun, sie erwartete es von ihm.
»Haben wir uns jetzt verstanden?«
Wie ein verschrecktes Vögelchen hatte sie ihn mit ihren grünen Augen angestarrt, Augen, in denen er lesen konnte wie in einem Buch. Seine schroffe Rede hatte Brenda – wie erwartet – überrumpelt, aber auch wieder zurechtgerückt. Manchmal verfiel sie noch in ihre alten Gewohnheiten, obwohl sie geschworen hatte, daß sie ihm gehorchen und überall hin folgen würde. Jonathan sah die Empörung in ihren Augen, aber auch die wachsende Erregung, die er mit seinen Worten heraufbeschworen hatte. Nur Sekunden dauerte dieser stumme Wortwechsel, dann hatte sie klein beigegeben, bescheiden den Kopf gesenkt und sich in ihre Rolle gefügt. Wieder einmal unterwarf sie sich seinem Einfluß, das tat sie eigentlich fast immer, und beileibe nicht ungern.
Sie folgte ihm danach widerstandslos in den Flieger und schien sich nun mehr darüber zu ärgern, daß er ihr nichts zu essen gönnen wollte. Überdies hatte er ihr noch verboten, sich abzuschnallen, als das Flugzeug endlich in der Luft war, und den Gurt so stramm wie möglich gezurrt. So saß seine kleine, süße Frau nun eingeengt auf dem Sitz und schmollte vor sich hin.
Jonathan fühlte sich vom Anblick seiner »stillgelegten« Ehefrau derart beflügelt, daß er sich jetzt verschwörerisch zu ihr ’rüberbeugte und seinen Mund ganz nah an ihr Ohr brachte: »Siehst du die junge Frau dort drüben in der zweiten Reihe, die mit der roten Bluse? Sie sieht nett aus, nicht wahr? Schöne, lange Beine, der Busen scheint auch ganz ordentlich zu sein … Natürlich kenne ich sie nicht, aber ich denke, ich werde mich gleich, wenn ich mit diesem köstlichen Essen fertig bin, mal zu ihr setzen und mich ein wenig mit ihr unterhalten. Dein Einverständnis vorrausgesetzt, Kleines!«
Jonathan grinste und genoß es, wie sich Brendas Augen weiteten. Ahnte sie, was er vorhatte?
»Sollte diese junge Frau dann plötzlich aufstehen und dort nach vorne zur Toilette gehen, werde ich ihr folgen, weil ich sie nämlich dann überredet haben werde, sich von mir verwöhnen zu lassen. Das würde dich doch nicht stören, oder Liebling? Dich kann ich ja im Moment nicht benutzen, obwohl ich es gerne würde, das kannst du mir glauben!«
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