Petra Gürtler
Ein Sechserpack im Kuhstallfieber
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Inhaltsverzeichnis
Titel Petra Gürtler Ein Sechserpack im Kuhstallfieber Dieses ebook wurde erstellt bei
Bald sind Sommerferien!
Hilfe für Ankas Fohlen!
Viel Arbeit – doch Verstärkung naht!
Was eigentlich kann Bea gut?
Wir übernachten im Heu!
Ein Schreck in der Morgenstunde und die Aufnahmeprüfung !
Erst die Arbeit, dann das Vergnügen!
Handzettel wollen verteilt sein!
Überraschungen im Kuhstall!
Letzte Vorbereitungen
Wolkenbruch und Talerhagel
Katholisch in Bayern
Was wird aus Asterix und Ankas Fohlen?
Kartoffelfeuerparty!
Bayerisches Brauchtum und Jagdlatein!
Schwammerl und Zwetschgenernte
Stadtbummel und türkischer Tee
Gehversuche und Katzenerziehung
Noch mal gut gegangen
Lauter gute Nachrichten
Überraschungen am laufenden Band
Es klappert die Mühle...
Impressum neobooks
„Am schönsten, am wirklich allerschönsten ist es bei uns im Sommer. Wenn man über die Wiesen zum Waldrand blickt, die Mittagsluft in der Hitze flimmert und dabei Bienen von Blüte zu Blüte trägt. Am Morgen glitzern die Wiesen wie ein Teppich aus Edelsteinen, sobald die ersten Sonnenstrahlen auf Tautropfen an Blumen und Gräsern treffen. In dieser Zeit glaubte ich schon oft, eine huschende Elfe gesehen zu haben! Aber dann war es doch wieder nur ein wunderschöner, bunter Schmetterling! Abends, kurz nach Sonnenuntergang machen wir in den Ferien oft ein Lagerfeuer. Darin braten wir Kartoffeln und Würstchen am Spieß, das macht unendlich viel Spaß und schmeckt besser als das beste Festtagsessen. Das Allerbeste am Sommer ist aber, wenn wir alle gemeinsam im Kuhstall übernachten, mit Taschenlampe und Gruselgeschichten und mit „ohne“ Handy! Sonst wäre es ja nur halb so gruselig, wenn man gleich die Eltern zu Hilfe holen könnte. Aber das wirst du alles bald selbst erleben ..., “ schrieb Luisa in den Brief an ihre Freundin Bea aus Leipzig. Gerade als sie noch die Bewohner des Kuhstalls einzeln und ganz persönlich vorstellen wollte, traf sie etwas hinter dem Ohr. Erschrocken suchte sie nach einem Käfer oder ähnlichem Getier, fand aber nur eine Papierkugel, die ihr eben unter den nackten kleinen Zeh des linken Fußes rollte. Gelächter ertönte hinter dem Heckenzaun, der den „Braunerhof“, Luisas Zuhause, vom Nachbargrundstück trennte. Luisa schnappte sich wütend eine geschrumpelte Kastanie, die im letzten Herbst vom Baum gefallen war, an dessen Stamm gelehnt sie den Brief an ihre Freundin schrieb. Gekonnt schleuderte sie diese als Antwort über die Hecke. „Aua!“, sie hatte getroffen! Berti und Wolle, die Nachbarsbuben und ihre Freunde, seit sie denken konnte, quetschten sich durch eine Öffnung in der Hecke, die ihnen als Durchgang diente, wenn es schnell gehen musste. Übrigens musste es dauernd schnell gehen. „Die Papierkugel aus meinem Blasrohr ist aber bedeutend weicher gewesen!“, murrte Wolle, wobei er sich eine Stelle am Hinterkopf rieb. Luisa lachte und machte ein betont mitleidiges Gesicht, als sie fragte: „Hast du dich etwa gestoßen?“ Wolle hieß eigentlich Wolfgang, aber außer seinen Eltern nannte ihn keiner so. Auch sein Bruder Berti war ursprünglich auf den Namen Albert getauft, aus Tradition nach seinem Vater, der auch so hieß, wie der Großvater und der Urgroßvater...! Berti war der Ältere, zählte zwölf Jahre und ging in die sechste Klasse der Realschule in der „Stadt“, die zwanzig Kilometer entfernt lag. Er fuhr täglich mit dem Bus dahin und kam während der Schulzeit erst am Nachmittag nach Hause. Wolle war so alt wie Luisa, genau eine Woche und einen Tag jünger, weshalb sie ihn, wenn sie ihn ärgern wollte, als den „Kleinen“ bezeichnete. Beide waren zehn und gingen gemeinsam in die vierte Klasse der Grundschule im Dorf. Wobei wir beim schönsten Ort der Welt angekommen wären, so nannte Luisa Niederbach, das Dorf, in dem sie zuhause waren. Es hieß so, weil es am unteren Lauf eines kleinen Baches lag, der ungefähr 18 Kilometer entfernt von Niederbach in die größere Altmühl mündete. Wolle und Berti hatten noch einen vierjährigen Bruder namens Juliander! Der, wie man sich denken kann, von allen nur „Juli“ gerufen wurde. Selbst von seinen Eltern, aber das ist bei den „Jüngsten“ häufig so! Nur wenn er mal wieder etwas ausgefressen hatte, ertönte für alle Nachbarn hörbar ein strenges „Juliander“ aus dem Mund seiner Mutter über den Hof. „Hör endlich auf, ständig Briefe oder andere Literatur zu verfassen! Es gibt Wichtigeres zu tun! Sissi hat etwas Besorgniserregendes erfahren. Treffen, in einer halben Stunde im Kuhstall, bis dahin muss ich noch Gitarre üben!“, murrend vor Unlust auf musikalische Übungseinheiten trollte Berti sich zurück durch die Hecke, während Wolle sich neben Luisa ins Gras plumpsen ließ und gleich darauf wieder einen Schmerzensschrei ausstieß, worauf er unter seinem Hinterteil eine weitere Kastanie als Übeltäter entlarvte. Wieder musste Luisa lachen, war aber doch neugierig zu erfahren, was denn ihre gemeinsame Freundin Sissi für schlechte Nachrichten habe. Wolle jedoch schüttelte rachsüchtig den Kopf und erklärte: „Wer so schadenfroh ist, muss eben noch eine halbe Stunde auf die Neuigkeiten warten. Schreib weiter an deinem Roman, bis später!“, beleidigt schmollend verschwand er gleich seinem Bruder in der Hecke. Luisa wandte sich wieder ihren Zeilen zu. Heute war es nur ein Brief an ihre Brieffreundin in Leipzig, aber Luisa schrieb auch gerne Geschichten, die sie erlebt hatte oder die sie erfand. Doch jetzt war der Brief wichtiger. Bea hatte sie im Internet kennen gelernt, als diese in einem Chat auf der Suche nach einer Brieffreundin gewesen war. Meist schrieben sich die beiden einen Brief pro Woche. Doch in den letzten Osterferien hatten sie sich persönlich getroffen. Luisa war mit ihren Eltern zu einem Kurzurlaub in der Gegend von Leipzig gewesen. Sie hatten dort einen Freizeitpark besucht und auf dem Heimweg Bea besucht, wo sie schon mal in der Gegend gewesen waren. Die Mädchen hatten sich gleich gemocht und die Eltern waren einverstanden gewesen, dass Bea einen Teil der Sommerferien auf dem Braunerhof verbringen sollte. Seit dieser Zeit schrieben sie sich auch manchmal eine E-Mail oder telefonierten, immer wenn es was Eiliges gab, aber bei dem wöchentlichen Brief war es trotzdem geblieben. Dieser war nun der Letzte, bevor Bea am kommenden Freitag auf dem Bahnhof der Kreisstadt eintreffen sollte. „Endlich lernst du dann auch meine Freunde kennen, du weißt schon, Sissi, Berti und Wolle und natürlich den kleinen Juli. Den findest du bestimmt ganz reizend, wie du immer zu sagen pflegst. Aber pass bloß auf, dass ihm das nicht zu Ohren kommt. Er reagiert äußerst wütend, wenn er wie ein Baby behandelt wird. Natürlich freue ich mich auch besonders darauf, dir die Bewohner des Kuhstalls vorzustellen. Pick, Peck und Pack, unsere Hühner, besonders glücklich und Hersteller von Eiern, bessere gibt es nicht! Grummel, den alten Ziegenbock nicht zu vergessen. Wenn er schlecht gelaunt ist, droht er ganz fürchterlich mit seinen Hörnern, aber keine Angst, es bleibt beim Drohen! Meistens ist er verschmust und möchte ständig unter seinem Bart gekrault werden. Dann hätten wir noch Isidor, den Esel. Den hat Papa mal einem Wanderzirkus abgekauft. Weil er zu stur war, um mit dem Clown aufzutreten, wollten die ihn zum Schlachter bringen. Genau 36 und eine halbe Stunde habe ich dazu gebraucht, um Papa von dem Kauf zu überzeugen. Jetzt ist Isidor eine Seele von einem Esel, zufrieden und lässt fast jeden auf sich reiten. Und zu guter Letzt natürlich Leopold. Von ihm habe ich Dir ja schon oft erzählt, er ist die Liebe meines Lebens! Er hat die treuesten Pferdeaugen der Welt. Alle Haflinger wie Leo haben treue Augen, aber er blickt dir damit direkt ins Herz. Sicherlich bist du da mit mir einer Meinung, wenn du ihn erst gesehen hast.“ Luisa warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Entsetzt stellte sie fest, dass die anderen bereits im Kuhstall warten würden und fügte schnell noch einen Schlusssatz an: „Nun muss ich mich aber beeilen, wir haben ein Krisentreffen im Kuhstall. Keine Ahnung was los ist, ich erzähl es dir dann am Freitag. Oh mein Gott, dann sind endlich Sommerferien!“
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