Gundula Peter-Stern
Der Emu rennt...
Es geht drunter und drüber in Downunder.
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Inhaltsverzeichnis
Titel Gundula Peter-Stern Der Emu rennt... Es geht drunter und drüber in Downunder. Dieses ebook wurde erstellt bei
Take off
„ Unterwegs “
Mr. Luchs
Der erste Tag
Eine Seefahrt
Adelaide I.
South Australia
Die Farm
Wohnung mit Rädern
„Campingwagen“
Containerleben
Das Märchenzelt
Die Traumbucht
Das Haus am Ende der Welt
Ein Strandleben
Nachtquartier
Ein Hundeleben
Alice Springs
Ayers Rock
Wally und Lou
Good by!
Impressum neobooks
„This flight is cancelled!“ sagte die hübsche junge Frau am Schalter der Qantas und lächelte gleichbleibend charmant zu uns herüber.
Ich hatte auf einmal das Gefühl, eine dunkle Brille aufzuhaben: Die Lampen schienen nicht mehr so hell und das todsichere Gefühl aufkommender Probleme machte sich unangenehm in meinem Magen bemerkbar.
Es war in der ersten Woche im Februar, ein bitterkalter, klarer Tag.
Bei herrlichstem Sonnenwetter waren wir „staufrei“ über die Autobahn nach Frankfurt, gekommen. Das Auto konnten wir bei unseren netten Freunden auf dem Hof sicher abstellen. Sie hatten uns dann netterweise direkt bis vors Portal der Abflughalle gefahren. Mit Ermahnungen wie: „Verlauft euch nicht, laßt euch nicht beißen und kommt gesund wieder,“ schickten sie uns auf die Reise.
Nun schoben wir unseren Trolly mit den exakt 40kg schweren Koffern zum Schalter der australischen Airline Qantas.
Beim Packen hatte es wegen dieses genau einzuhaltenden Gewichtes schon erbitterte Behauptungskämpfe gegeben. Ich wollte nicht auf „den schönen Rock mit der passenden Bluse und den dazugehörenden Sandaletten“ verzichten, von ein paar Kleinigkeiten, wie z.B. Fön, mehreren Handtüchern und reichlich Unterwäsche ganz zu schweigen. Klaus klärte mich süffisant darüber auf, daß die Australier schon von der Erfindung der Waschmaschine gehört hätten, und so ein Teil bestimmt in jedem Haushalt zu finden sei,- und dann auch von mir benutzt werden könnte!
Nun, zugegeben: sein Bekleidungshäufchen nahm sich mit drei T-Shirts, drei Hemden, zwei kurzen Hosen, Badehose, Mütze, Unterwäsche und ein paar Latschen gar bescheiden aus.
„Australien ist ein warmes Land“, und „was ich nicht mit habe, kaufe ich mir eben“, waren seine Devisen.
Nachdem wir beim Packen, besonders meiner Sachen, um jedes Teil hart verhandelt hatten, kamen wir auf gute 47kg.
„Hör mal, wir haben ja fast nur Mitbringsel für die Australier im Gepäck! Ich habe wirklich nur das Allernötigste mitgenommen.“ Ich jammerte zum Steinerweichen und sah mich schon über Wochen immer mit demselben verwaschenen Hemd und derselben Jeans herumlaufen. Aber Klaus kannte da ja keine Verwandten!
Um jedweder Schwierigkeit beim Einchecken von vorn herein aus dem Weg zu gehen, bestand er auf genau den vorgegebenen vierzig Kilogramm.
Er malte mir aus, wie es sei, wenn wir die Koffer öffnen müßten und uns, unter den neugierigen Augen unserer Mitreisenden, von einigen „Schätzchen“ trennen müßten. Ich sah mich schon auf den Knie liegen und unter Klausens bissigen Kommentaren in unseren Habseligkeiten wühlen.
Wie gesagt, es war unsere erste große Reise, und wir standen erst am Anfang. Wir waren natürlich viel zu früh am Flughafen angekommen, und deshalb waren die Schalter zum Einchecken noch nicht besetzt. Das machte uns nichts aus, denn die ganze Atmosphäre war so aufregend, neu und beeindruckend, daß wir gar keine Minute davon missen wollten.
Um uns zu informieren und um ganz sicher zu gehen, schoben wir zum allgemeinen Auskunftsschalter und fragten die adrette Schönheit, ob der Flug Nr. 111 wohl pünktlich losgehen würde.
Die junge Frau bediente verbindlich lächelnd ihren Computer. Dann aber schaute sie noch einmal intensiver auf den Bildschirm und ließ sich mit der Antwort viel Zeit. –„Du meine Güte!“, dachte ich mir, so viele Maschinen werden doch nicht abends um 20.45 Uhr nach Australien abfliegen. Was guckte die denn da so lange?“-
Und dann sagte die Hübsche eben jenen folgenschweren Satz, dessen Bedeutung in seiner ganzen Tragweite zu verstehen bzw. zu verarbeiten uns ein gerütteltes Maß an Zeit, Mühe und Nerven kostete: „ This flight is cancelled!“
„Äh, wie meinen Sie das?“ fragte mein Mann, der an sich des Englischen durchaus mächtig ist, ziemlich verdattert.
Ich hatte noch Schwierigkeiten, den Sachverhalt in seinem vollen Umfang zu begreifen. „Wann geht denn die nächste Maschine?“ fragte ich arglos. Das nette Wesen hinter dem Schalter wiegte zweifelnd den Kopf und erhoffte sich offensichtlich von dem Computer eine erschöpfende Antwort. – Aber da stand wohl nichts Genaues.
„Was machen wir denn nun weiter“, ich war tief beunruhigt. „Wir haben doch schon unseren Urlaub genommen; da können wir nicht einfach nach Belieben mit der Zeit hin – und herhopsen! Unsere Freunde in Australien erwarten uns. Was ist denn mit all den Vorbuchungen und Inlandsflügen?“
Ich weigerte mich entschieden, meinen Traum von Australien schon auf dem Flughafen zu begraben.
Die Auskunftsdame fühlte offensichtlich mit uns. Sie riet uns, umgehend ins Stadtbüro zufahren, weil man dort vielleicht besser Bescheid wüßte uns deshalb mehr für uns tun könnte.
Mit Sack und Pack bestiegen wir ein Taxi und fuhren zu unseren Freunden zurück. Diese waren mehr als erstaunt, uns so schnell wiederzusehen und versäumten es nicht, diesen Umstand mit ein paar albernen Sprüchen zu kommentieren: „Wie rasch doch die Zeit so vergehen würde.....! Zeitsprung erlebt, was?“
Uns war aber nicht zum Lachen zumute.
Nach ein paar Tassen Kaffee und heißen Diskussionen begann das große Autoverschieben aufs Neue. Jost hatte unseren Wagen Millimeter genau in einer Ecke eingeparkt, da er auf dem Hof nicht im Wege stehen sollte.
Mit warmen Getränken und zündenden Argumenten aufgeheizt, kutschierte mich Klaus dann durch das mir unbekannte Frankfurt. Aber so richtig hatten wir an dieser an sich interessanten Stadtrundfahrt keine rechte Freude.
Im Stadtbüro standen die weiblichen Mitarbeiter um einen schmächtigen Mann mit schütteren Haaren, dafür aber umso dichteren Vollbart. Schon bei unserem Eintreten redeten Alle wild durcheinander und ließen uns einige Minuten unbeachtet stehen. Schließlich löste sich ein Mädchen offensichtlich widerwillig aus dem Pulk und kam auf uns zu.
„Guten Tag, womit kann ich ihnen helfen?“
„Wir wollten ansich heute abend nach Australien abfliegen“, fing Klaus mit seinen Ausführungen an, als ihm die junge Frau auch schon, sichtlich erleichtert, ins Wort fiel. „Da sprechen Sie am besten mit Herrn Holzmann, er kann Ihnen bestimmt mehr dazu sagen.“ Aber so beredt und höflich der Mann auch war, er konnte uns im Grunde nicht mehr sagen, als wir schon wußten. Als er dann noch hörte, daß wir mehrere Wochen Urlaub genommen hatten, wurde er fast frech: „Wenn Sie so viel Zeit haben, kommt es doch nicht auf ein paar Tage mehr oder weniger an, ich jedenfalls kann mir einen so langen Urlaub nicht erlauben, und würde ich noch so viel Überstunden machen.“
Wir trennten uns, nichts Gutes voneinander denkend.
Wie gut hätten uns jetzt ein paar beruhigende, mäßigende Worte getan. Wir waren genervt, enttäuscht, mit einem Wort: -stinksauer-!
Und weil wir wenig Ahnung hatten, haben wir dann ein den folgenden Tagen viele Sachen falsch gemacht, oder zumindest falsch eingeschätzt.
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