Peter Rogenzon/ Geschenk für Dich!
Irrungen und Wirrungen der Liebe
© 2015 Alle Rechte vorbehalten.
Ursprünglich als Buch unter dem Pseudonym Peter Pöhl veröffentlicht.
ISBN 978-1-4716-5613-2
Umschlaggestaltung: Der Autor
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 5
Das Traumpaar 8
Die Ohnmacht 12
Kuppelei 18
Die Frau fürs Leben 22
Navigare nesesse est (Seefahrt tut not) 26
Lotteriespiel 33
Zerbrochenes Glück 46
Der Widerspenstigen Zähmung 55
Relative Impotenz 58
Der Samenspender 63
Die leidenden Liebenden 73
Sündenfall 78
Das Windei 83
Ein Moment der Glückseligkeit 91
Wahlwiederholung 99
Die Prüfung 104
Wildes Leben 108
Perversion (eine utopische Geschichte) 111
Die Gottesanbeterinnen 113
Der alte Quassler 120
Eine ganz andere Liebe 126
Eine moderne Scheidung 133
Ansichten eines alten Grafen 137
Tod durch Eifersucht 141
Die wahre Liebe 146
Die alte Tante 148
Der Sprung 157
Das Wunschkind 162
Hormonüberschuss 166
Erinnerung 175
Zwischen zwei Stühlen 180
Liebe mit Gewissensbissen 186
Der Sohn 197
Tod durch Liebe 201
Eine Musterehe 206
Geballte Erotik 210
Nachwort: 216
„Der Mensch in seinem dunklen Drange ist sich des rechten Weges wohl bewusst...“, schrieb einst Goethe im Faust. Wenn man sich aber so das Liebesleben vieler Leute anschaut, kann man nur sagen: Hier irrte Goethe. Vielmehr haben neuere Forschungen (mindestens die des Autors) ergeben, dass der Mensch unter dem Druck seiner Hormone steht und dieser ist vergleichbar mit einem Alkoholrausch, nur sind die Auswirkungen schlimmer. Die Menschen stürzen sich in Abenteuer, an deren Folgen sie ein Leben lang zu tragen haben: Sie setzen ein Kind in die Welt oder sie heiraten für kurze Zeit und büßen dafür einen großen Teil ihres Vermögens ein. Auch wenn es weniger schlimm kommt, erleben doch viele in ihrem Liebesleben arge Enttäuschungen, wie man aus Sprichwörtern und Aphorismen ersehen kann, die ja in der Regel die Weisheiten von gescheiten Leuten oder sogar die eines ganzen Volkes enthalten:
An Scheidungsgründen fehlt es nie, wenn nur der gute Wille da ist.
(Nestroy)
Ich habe nur geheiratet, um des Teufels zu spotten.
(Martin Luther)
Viele, von denen man glaubt, sie seien gestorben, sind nur verheiratet.
(Francoise Sagan)
Der 7. Himmel muss ein Loch haben, durch das jemand, der nicht aufpasst, direkt in die Hölle hinunterfallen kann.
(der Autor)
Selbst eine gute Ehe ist eine Bußzeit.
(russisch)
Wenn ein Mann eine Frau nimmt, hört er auf, die Hölle zu fürchten.
(rumänisch)
Dieses Buch soll ein Trostspender für alle diejenigen sein, die in der Liebe eine oder gar mehrere Enttäuschungen hinter sich haben oder die das Gefühl haben, völlig gescheitert zu sein.
Es gibt wohl kaum einen Bereich des Lebens, wo die Hoffnung oder die Erwartung oft so wenig mit der Wirklichkeit übereinstimmen, wie in der Liebe. Häufig heiraten Menschen und glauben, dass es fürs ganze Leben ist. Doch nur zu schnell landen sie nach einem Ausflug in den siebten Himmel auf dem harten Erdboden: Mehr als die Hälfte aller Großstadtehen wird wieder geschieden. Und wie sieht es in der anderen Hälfte aus? Meist recht trübe! Manche Eheleute bleiben zusammen, nur der Kinder wegen. Andere trennen sich nicht, weil sie das Leben zu zweit gewöhnt sind, denn Motiv für eine Eheschließung ist heute — wie eine Umfrage ergab — in erster Linie, dass man Angst vor dem Alleinsein hat; da hält man natürlich lieber an einer langweilig gewordenen Partnerschaft fest, als dass man einsam ist. Viele Eheleute leben einfach nebeneinander her, indem jeder seiner Wege geht. Es bleiben eigentlich nur wenig Menschen übrig, die wirklich in einer erfüllten Partnerschaft gemeinsam durch das Leben gehen. Etwas überspitzt hat es Camus einmal so ausgedrückt: „Die wahre Liebe gibt es doch nur ein- oder zweimal im Jahrhundert; der Rest ist Langeweile.“ Nun, langweilig ist es in vielen Ehen überhaupt nicht: Es herrscht Streit vom Morgen bis zum Abend.
Manchmal schauen Menschen nachdenklich oder neidisch auf irgendeine Beziehung in ihrem Umfeld und glauben, dass dort alles in Ordnung ist. Meist ist es aber nur die Fassade, welche von den Außenstehenden gesehen wird. Und schon diese Schauseite erweist sich oft als brüchig: Während wir beispielsweise morgens beim Friseur in einer etwas älteren Illustrierten lesen, wie glücklich beispielsweise die Ehe dieses oder jenes Prominentenpaares sei, entnehmen wir wenig später der neuesten Tageszeitung, dass die beiden sich schon wieder scheiden lassen wollen.
Wir wollen hier ein wenig hinter die Fassaden menschlicher Beziehungen schauen und die Irrungen und Wirrungen verfolgen, die uns die Liebe beschert. Und dann freuen wir uns (hoffentlich), dass alles bei uns so ist, wie es ist.
Wenn überhaupt ein Ehepaar geeignet war, den Neid seiner Mitmenschen zu erwecken, dann war es dieses: Beide lebten in blendenden Einkommens- und Vermögensverhältnissen, hatten zwei reizende Kinder und sahen so gut aus, wie man es für sich selbst immer schon gewünscht hätte: Wenn sie Arm in Arm in der Badeanstalt erschienen, sahen ihnen die Menschen nach und tuschelten. Sie hatte eine perfekte Bikinifigur; ihr Haar hing in einem langen Zopf bis über die Gürtellinie herunter und endete mit einer roten Schleife, die beim Gehen zwischen den reizenden kleinen Grübchen oberhalb ihres Pos hin und herpendelte. Er ging neben ihr wie ein Turner, der gerade für eine perfekte Kür die Traumnote 10,0 kassiert hat.
Was aber am meisten an den beiden auffiel, war die Art, wie sie einander zugetan waren: Sie spazierten so eng umschlungen durch die Badeanstalt, wie es den meisten wohl das Schamgefühl verboten hätte. Wenn sie dann aber ihre Liege erreicht hatten, ging es erst richtig los: Die beiden hatten offenbar ihre beiden kleinen Kinder ganz vergessen und widmeten sich nur noch einander in einer Weise, die von den übrigen Badegästen ein wenig neidisch als anstößig empfunden wurde. Wenn auch beide die Badehosen an behielten, so glaubten doch einige, dass „es“ passiert sein müsse, als das Paar fast ineinander verkeilt auf seiner Liege schmuste und dabei einen Bademantel zum Zudecken über sich zog.
Den Gesichtern der Beobachter konnte man eine gewisse Enttäuschung darüber entnehmen, dass in ihrer Liebe dieses unheimliche Feuer, das hier noch brannte, erloschen war oder nur noch glimmte. Alsbald entspann sich bei den umliegenden Paaren eine lebhafte Diskussion darüber, warum es bei ihnen nicht mehr so war, wie bei diesen beiden. Die Ehefrauen warfen ihren Männern vor, sie ließen es an der notwendigen Zärtlichkeit fehlen, um die Liebe so richtig zum Entflammen zu bringen. Umgekehrt wehrten sich die Männer mit dem Hinweis, ihre Partnerinnen sollten sich doch eine „Scheibe“ von dieser Frau abschneiden.
Nur eine ältere Dame, die sich in die Diskussion einmischte, meinte, das Ganze sei nicht normal, denn wenn die beiden ein erfülltes Eheleben führen würden, bräuchten sie sich nicht in aller Öffentlichkeit so aufzuführen.
Irgendwelche Rücksichten kannte unser junges Paar auch weiterhin nicht. An einem Winterabend holte die junge Frau ihren Mann aus der Bank ab, in der er arbeitete. Sein Büro war hell erleuchtet, als sie und ihr Ehemann am Fenster (ja, man muss es so ausdrücken:) übereinander herfielen. Die Angestellten der Bank, die zu diesem Zeitpunkt aus dem Hauptausgang strömten, bekamen dieses Liebesleben der beiden natürlich mit. Im Nu hatte sich eine Menschentraube gebildet, die mit Beifall und Gejohle das begleitete, was sich da oben am Fenster abspielte. Am nächsten Tag wurde in der Bank weniger gearbeitet als sonst, denn es gab nur ein Gesprächsthema, das wohl nicht näher beschrieben werden muss. Abgesehen von ein paar älteren Angestellten, welche die „Aufführung“ des jungen Paares als deplaziert betrachteten, herrschte Bewunderung vor. Zum einen bestaunte man, dass die Liebe dieser beiden auch noch nach Jahren so heftig war. Zum anderen fand man es „toll“, dass sich das junge Paar einen Dreck um die anderen Leute scherte.
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