der Fall des Klöppels aus der großen Glocke
im Lappan in der Neujahrsnacht 1657 mehrere nachfolgende
Sterbefälle an und dgl. mehr. (Winkelmann,
Wunderhorn S. 135 ff.) Wie damals und später in unterrichteten
Kreisen über Himmelserscheinungen geurteilt
wurde, soll gleich gezeigt werden. Und auch
von dem, was noch zu Strackerjans Zeiten galt, von
ihm gesammelt und in diese Neuauflage herübergenommen
ist, um es vor dem Untergange zu bewahren,
ist vieles nicht mehr aufzutreiben. Das alte stürzt und
neues Leben blüht aus den Ruinen, das gilt auch auf
diesem Gebiete.
Wir schicken die Vorbedeutungen vorauf, deren
Folgen der Mensch nicht verhüten kann, weil die vorbedeutende
Ursache nicht abwendbar ist.1
Fußnoten
1 Bei einer nochmaligen Durchsicht fällt uns auf, daß
sich in diesen Abschnitt Vorbedeutungen eingeschlichen
haben, die in den folgenden Abschnitt (Folgen
abwendbar) gehören. Wir erinnern beispielsweise an
§ 28. Von Belang ist die Sache schließlich nicht, die
Verstöße sind mühelos zu entdecken.
4.
Vorbedeutung von H i m m e l s - u n d N a t u r e r -
s c h e i n u n g e n . – Ein jeder Mensch hat am Himmel
seinen besonderen S t e r n , der mit der Geburt
erscheint und mit dem Tode herabfällt. Daher sagt
man, wenn eine Sternschnuppe vom Himmel herabschießt:
Nun stirbt ein Mensch (Neuenkirchen).
Es flogen drei Sterne wohl über den Rhein,
Einer Witwe starben drei Töchterlein.
(Volkslied).
Wenn ein fallender Stern eine bestimmte Richtung auf
ein Haus nimmt, so deutet dies auf einen nahen Todesfall
in diesem Hause (Jever). Ein Wunsch, den
man beim Falle eines Sternes sich denkt, wird erfüllt.
Ein alter Märchenglaube kündet,
Der Himmel, er gewähre gern
Uns alle Wünsche, die wir hegen,
Wenn durch die Nacht hinschießt ein Stern.
(M. Bern).
Es heißt aber auch (Wildeshausen), wer eine Sternschnuppe
sehe, habe des Tages eine Sünde begangen.
– S o n n e n f i n s t e r n i s s e bedeuten Unglück.
Der Chronist Klinghamer auf Gut Dinklage
schreibt: »1567, Mittwoch nach Quasimodogeniti,
war der 9. Tag Aprilis, den Vormittag um 9 Schläge
bis auf 12, ist eine große schreckliche und wundersame
Finsterniß der Sunne gewesen, also, daß selbige
sich ganz und gar verwandelt und schwarz geworden,
auch die Sterne ein nach dem andern vom Himmel
herabgefallen, welches in mannigen Jahren nicht gesehen.
« Der spanisch-niederländische Krieg hatte begonnen,
der dem südlichen Oldenburg großen Jammer
bringen sollte. Ferner: »1577 ist großer Krieg, Aufruhr,
Pestilenz, Krankheit und Venien (Verbrechen)
gewesen, auch wunderlich neue Sterne und Finsterniß
der Sonne gesehen worden« (Klinghamers Chronik,
Landesbibliothek Oldenburg.) Die Angst vor Sonnenfinsternissen
in früherer Zeit beleuchtet Folgendes:
Eine Verfügung des münsterschen Fürstbischofs
Franz Arnold ordnet an, daß wegen der am 3. Mai
1715 eintretenden Sonnenfinsternis, die an diesem
Tage abzuhaltenden Prozessionen eingestellt und bis
auf den folgenden Sonntag (5. Mai) verschoben werden,
weil »vorhin offters verspüret worden, daß bei
dergleichen Finsternissen wegen alsdann herunterfallenden
fast schädlichen Himmelsthaues an Menschen
und Vieh Schaden zugefügt sei.« Die Pfarrer der
Ämter Vechta und Cloppenburg werden angewiesen,
von den Kanzeln über diese Schädlichkeit der Sonnenfinsternisse
das Volk zu unterrichten, damit am 3.
Mai Menschen und Vieh soviel als möglich im Hause
oder unter Dach bleiben und die Brunnen wohl zugedeckt
gehalten werden, auf daß der bei solcher Sonnenfinsternis
gemeiniglich herunterfallende Himmelstau
nicht schaden könne. – B l u t r e g e n deutet auf
blutige Kriege, Seuchen, Verbrechen usw. Der Chronist
Klinghamer schreibt: »1599 auf h. Weihnachten,
wie es groß Ungewitter gewesen, hat es bei der Vechte
um des Edlen Herbord von Elmendorf Haus Blut in
großer Vielheit geregnet – – – und ist Anfang des folgenden
Jahres einer zu Münster gerichtet, der mit 42
Frauen Ehebrüche begangen, über alles dieses noch
Jungfrauen geschändet.« 1542 hatte es bei Sassenberg
und Warendorf im Stift Münster Blut geregnet, und
aus 1543 meldet K. gewaltige Teuerung wegen Mißwachses,
welches eine Strafe Gottes gewesen wegen
der Menschen Sünde und Bosheit willen. Das Blutregnen
war hier also vorbedeutend. – Ein K o m e t
bedeutet ebenfalls Krieg oder ähnliche Heimsuchung:
(332). Dasselbe gilt vom N o r d l i c h t oder jeder
ungewöhnlichen Himmelserscheinung: (333). Wir
lassen folgende Aufzeichnungen Klinghamers hier
folgen: »1535: Etliche Tage vor der Eroberung der
Stadt Münster (Niederwerfung der Wiedertäufer) hat
das Kriegsvolk bei Dage am klaren Himmel Kreuz
und Schwert gesehen.« 1554: Es ist am Himmel zu
derselben Zeit eine Figur am Himmel gesehen, so
darin gestanden J.N.R.J. das ist »Jhesus von Nazareth
ein König der Juden«. Aus demselben Jahre berichtet
der Chronist von einer Pest in Transsilvanien; und im
Lande Cleve hat 1555 eine Frau 365 kleine Kindlein,
zur Hälfte Mädchen zur Hälfte Knaben, zur Welt gebracht.
»Es schreiben viele,« fügt K. hinzu, »daß es
so kleine Kinder seien gewesen, daß man keine
menschliche Natur an ihnen hat spüren können. Dies
alles ist wohl zu glauben, denn bei Gott ist kein Ding
unmöglich. Die Sache war so gekommen: Eine arme
Frau hatte 2 Kinder geboren. Dieserhalb von einer
reichen hartherzigen Frau angefahren dahin, es sei unmöglich,
zwei Kinder zumal zu erhalten, wenn man
nicht zwei Männer habe, habe die Arme gewünscht,
ihre Beleidigerin möge soviel Kinder erhalten, als
Tage im Jahre seien.« »1572 zur Zeit des Papstes
Gregor XIII ist ein wunderbarer seltsamer und ungewöhnlicher
Stern am himmlischen Firmament gesehen
worden, daß Keinmant gewußt, wo er es hindeuten
sollte. Es sein aber die alten Hebräer gänzlich der
Meinung, daß durch sothanen neuen Stern ein neuer
König bedeutet würde.« »1580 um Michaelis abends
10 Uhr sind zwei Monde am Himmel gesehen wor-
den.« »1580 im Herbste 8 Tage vor Michaelis ist der
Himmel mit großen feurigen Streifen bemalt gewesen,
ins Westen gezogen und wiederum verschwunden.«
Im Anschluß an diese Mitteilung berichtet K. von
Bränden, Verbrechen, feindlichen Einfällen, Mißwachs,
Seuchen usw. Der Oldenburger Chronist Winkelmann
erwähnt, daß im November 1618 ein erschrecklicher
Kometenstern mit einem langen brennenden
Schwanz bei klarem Himmel in ganz Deutschland
30 Tage lang gesehen sei als rechter Herold und
Vorbote der künftigen 30jährigen göttlichen Strafe.
Ebenso sieht zu der Zeit der Pastor Fabricius in Rastede
einen Kometen, der 54 Tage gesehen worden,
als Vorhersager von Krieg und Pestilenz an. Als 1858
der prachtvolle donatische Komet längere Zeit am
nächtlichen Himmel strahlte, sprach die ganze Welt
wiederum von Krieg, und viele glaubten später, er
habe den Zusammenstoß Österreichs mit Frankreich
und Italien im Jahre 1859 angekündigt. – E l m s -
f e u e r an den Mastspitzen deutet auf Todesfall unter
den Mannschaften. – R e g e n am Hochzeitstage, mit
andern Worten schlechtes Wetter, ist ein Zeichen, daß
die Frau im Ehestande viel weinen muß. Man pflegt
alsdann zu sagen, die junge Frau habe die Katze nicht
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