nach der Melkzeit gackern, so muß bald jemand im
Hause sterben (Blexen). – Findet man im Hause ein
ganz kleines Hühnerei von der Größe eines Taubeneies
(Spukei), so bedeutet dies Unglück. Einmal sagt
man, das Unglück wäre unabwendbar, ein ander Mal,
man müsse, um das Unglück abzuwenden, das Spukei
in fließend Wasser werfen (Jeverld.), oder in ein Tobbenloch
eines Hausständers legen und mit einem
Pflocke vorsichtig verschließen, dann werde nicht
bloß das Unglück ausbleiben, sondern das Haus sogar
(Ganderkesee) vor Blitz geschützt sein. Auch sagt
man, wer ein Spukei finde, müsse damit an einen Ort
gehen, wo zwei Wege sich kreuzen und es dort herüber
werfen, sonst gehe der Haushalt zurück. In der
Gemeinde Goldenstedt krepierten vor einigen Jahren
einem Bauer in wenigen Tagen bis zu 20 Stück Rindoder
Milchvieh. Die Tierärzte standen ratlos da. Sofort
hieß es in der Umgebung, eine Magd des Bauern
habe ein Spukei in den Ställen gefunden und dasselbe
gegen die Stallwände geworfen. Hätte sie das Spukei
genommen und ins Feuer geworfen oder vergraben, so
wäre das Unheil vermieden worden. Natürlich gab es
auch Leute, welche darauf hinaus wollten, Leute mit
bösem Blick hätten es dem Vieh angetan. – Wenn ein
Huhn ins Haus kommt mit einem Strohhalm quer
über den Rücken oder der Strohhalm fällt dem Huhn
vom Hausboden quer über den Rücken und das Tier
trägt denselben fort, so gibts bald eine Leiche im
Hause (Ammerld.), nach andern eine Leichenansage
(Langförden) eines Verwandten. Ist noch eine Ähre
am Halm, wird die Leiche eine Frau, fehlt die Ähre,
ein Mann sein (Visbek). Anderswo deutet die Ähre
den Tod eines n a h e n Verwandten an. Trägt das
Huhn vormittags den Strohhalm mit Ähre über den
Rücken, so wird der Todesfall bald eintreten. Im Ammerlande
deutet die Ähre am Strohhalm auf den Tod
eines jungen Menschen hin. Im Münsterlande gilt
durchweg der Satz: Ein Huhn mit einem Strohhalm
auf dem Rücken meldet den »Doensegger« (Leichenbitter)
an. – Wenn die Hühner des Nachts auf dem
Wiemen sitzen zu »kirren«, so bedeutet das einen To-
desfall. Wenn eine Henne am Tage kräht, gibts einen
Todesfall, kräht sie abends, wird der Todesfall bald
eintreten (Butjadg.). Wenn die Hühner sich plustern,
gibt es Regen; wenn sie abends früh ihr Nachtlager
aufsuchen, ist gutes Wetter für den folgenden Tag zu
erwarten. Wenn die Hühner beim Regen unter ein
Schutzdach laufen, hört der Regen bald wieder auf,
bleiben die Hühner beim Regen draußen, wird der
Regen durch den Tag anhalten. Schreien die Hühner,
kommt Wind und Sturm, baden sie sich beim Sonnenschein
im Sande, kommt Regen. – Schwarzes Huhn
soll man nicht schlachten, damit steht der Teufel im
Bund. – Schwarze Hühner entstehen aus einer Paarung
von Krähen und Hühnern (Münsterld.)
10.
Wo eine S c h w a l b e nistet, bleibt das Unglück
weg. Schwalbennester sichern insbesondere vor Feuersgefahr.
Fällt ein Schwalbennest herab, werden die
Hausbewohner binnen Jahresfrist das Haus verlassen
(Oldenburg.) – Je mehr S e e m ö v e n das Schiff verfolgen,
desto mehr Glück (gutes Wetter) auf der
Fahrt. – Wenn der Brustknochen der ersten gebratenen
G a n s weiß oder bläulich ist, so kommt ein
strenger Winter, wenn braun, ein gelinder. – Wer im
Frühjahr beim ersten Ruf des K i b i t z kein Geld in
der Tasche hat, wird das ganze Jahr nichts erübrigen
(Jeverld.). – Wo ein S t o r c h nistet, gibts Glück, namentlich
reichen Kindersegen. Nistet er auf dem
Hause eines kürzlich getrauten Ehepaares, so bekommt
dieses so viel Kinder, als er Junge hat. – Ein
Storchnest bedeutet Schutz vor Blitz. – Trägt der
Storch sein Nest auf einen anderen Platz, bedeutet
dies, daß das Haus zum Untergange durch Feuer bestimmt
ist. – Nistet der Storch zum ersten Male vorn
auf einem Hause, so gibts einen Toten, nistet er hinten,
so gibts eine Braut oder einen Bräutigam im
Hause. – Wer den ersten Storch fliegend sieht, hat
Glück in dem Jahre, dagegen Unglück, wer ihn zuerst
verschlagen auf dem Felde stehen sieht. Wie andere
(Friesoythe) sagen, wird der erstere das Jahr fleißig,
der zweite faul sein, oder (Oldenbg.) der erstere wird
reisen, der zweite nicht. – Wenn der erste Storch sich
laust (sich putzt), muß man in demselben Jahre sterben
(Vechta) oder wird wenigstens krank (Oldenbg.).
Wenn der Storch vorn auf dem Hause auf einem
Beine steht und ganz traurig aussieht, dann wird einer
im Hause krank, steht er so hinten auf dem Hause, so
stirbt einer. – Wenn der erste Storch klappert, wirft
man das Jahr viel entzwei. – Wenn der Storch mit beschmutztem
Gefieder auf der Wiese steht, so gibt es
Regen. – Kommt der Storch spät, so gibt es ein
schlechtes Jahr.
11.
Wenn beim Anfange einer Reise eine E l s t e r quer
über den Weg läuft, so soll man die Reise nicht fortsetzen,
denn sie fällt unglücklich aus (Münsterld.).
Wenn die Elster hoch im Baume nistet, gibt es einen
nassen Sommer (Münsterland). Wenn fremde Elstern
sich bei einem Hause, in welchem ein Kranker liegt,
einfinden und schackern, wenn sie an die Fenster fliegen,
wenn sie sich auf das Dach setzen und in die
Dach-Heide picken, wenn sie sich beim Hause auf die
Erde niederlassen, so deutet dies auf baldigen Todesfall.
– Ein Landmann erzählte, er habe eine Magd gehabt,
die krank geworden und in einem Zimmer des
Hauses verpflegt sei. Gegen abend habe sich immer
eine Elster eingestellt und vor dem Fenster des Krankenzimmers
ihr Gekrächze verübt. Man habe dann die
durch den Vogel unruhig gewordene Kranke in ein
anderes Zimmer gebracht, das auf der anderen Seite
des Hauses gelegen gewesen. Alsbald habe sich die
Elster dort vor dem Fenster eingestellt. Das Mädchen
sei bald darauf gestorben (Oythe). – Beim Krankenhause
in Löningen wurde ein Sandhügel abgefahren.
Eines Tages machten Elstern in den nahen Bäumen
einen gewaltigen Spektakel. »Mein Gott,« sagte ein
Arbeiter, »wie stellen sich doch die Vögel an, da muß
ja wohl einer sterben!« Am selben Tage wurde ein
junger Mensch von niederstürzenden Sandmassen
verschüttet und erstickte.
»Sprach der Markolf: Weh dem Kranken,
Denn er reitet zu den Toten!
Leidvoll seh ich ihn umflattern
Dich der Hel schwarzweißen Boten.«
(Weber, Dreizehnlinden, 80. Aufl. S. 157.)
Was von der Elster gilt, gilt stellenweise von den
K r ä h e n , D o h l e n , überhaupt von schwarzen
Vögeln; sie gelten dort als Totenvögel (Friesische
Wede). – Das Schreien von K a u z und E u l e verkündet
allgemein Unglück, und insbesondere Todesfall,
wenn sie neben oder hinter einem Hause schreien,
sich auf das Haus setzen oder an die Fenster fliegen.
Wenn der Uhu »huhu« schreit, kommt bald eine
Hochzeit, wenn das Käuzchen schreit: »Komm mit«,
muß bald jemand sterben. – Wenn die R o h r d o m -
m e l ruft (Saterld.), wenn wilde T a u b e n ein Haus
umfliegen (Holle), so bedeutet dies Unglück, vermutlich
Tod. Vor mehr als zweihundert Jahren erschienen
einer armen Frau auf dem Torfmoor im Eversten drei
Tauben, eine blaue, eine rote und eine weiße, und ein
kleines Männchen, das gleichfalls erschien, legte dies
dahin aus, daß die erste eine Pest, die zweite Feuer
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