und Krieg, die dritte eine Friedens- und Gnadenszeit
bedeute (Winckelmann, Wunderhorn S. 16). – So oft
die erste W a c h t e l schlägt, so viel Taler kostet das
Jahr der Malter Roggen (Münsterld.), so viel Kopfstücke
zu 5 Groschen der Scheffel (Wardenbg.,
Osternbg.); je öfter sie schlägt, heißt es vielerwärts in
allgemeiner Form, desto teurer wird der Roggen.
12.
Von a n d e r e n T i e r e n . Wer im Frühling den ersten
F r o s c h im Trockenen sieht, hat Glück
(Butjadgn.). Frösche im Hause bedeuten einen Todesfall
(Wangerooge). – Wenn ein H a i f i s c h tagelang
das Schiff verfolgt, bedeutet das einen Todesfall oder
Unglücksfall mit tötlichem Erfolge. Der Haifisch
weiß, daß ihm ein Opfer in Aussicht steht. – H e i m -
c h e n im Hause bedeuten Wohlergehen, auch sagt
man: In einem Hause, wo die Heimchen schreien,
gehts glücklich zu. – Wenn Kinder L ä u s e haben,
so ist das ein Zeichen von Gesundheit: »Jung, hest
Lüse, kannst noch mal 'n groot Beest wärn« (Oldenburg).
– S p i n n e n , namentlich die kleinen roten
oder schwarzen, bedeuten Glück, wenn sie sich von
oben auf Hand, Gesicht usw. niederlassen. Andere
Spinnen, besonders die großen, bedeuten am Abend
Glück, am Morgen Unglück.
Spinne am Abend erquickend und labend,
Spinne am Morgen bringt Kummer und Sorgen.
Trägt die schwarze S c h n e c k e Sand auf dem
Schwanze, so gibt es trockenes Wetter (Friesoythe).
13.
Von P f l a n z e n . Wenn ein O b s t b a u m , namentlich
ein Apfelbaum, im Herbste blüht oder auch frische
Blätter treibt, verkündet dies den Tod eines
Hausgenossen, zunächst des Hausherrn (Friesische
Wede, Dinklage). Das Blühen einer weißen Rose im
Herbste bedeutet in Butjadingen Tod im Hause, einer
roten Hochzeit, anderswo zeigt das Blühen einer Rose
im Herbst überhaupt einen Todesfall an (Stedingen).
Das Herauswachsen von Laub aus einer Rosenblüte,
oder das Herauswachsen einer zweiten Blüte aus einer
ersten verkündet für das nächste Jahr eine Braut im
Hause. – Viele B r o m b e e r e n oder viele E i -
c h e l n im Herbste versprechen für das kommende
Jahr eine gute Roggenernte (Saterld.). In Löningen
verkünden viele Brombeeren und Eicheln einen harten
Winter, in Vechta und Umgegend viele S c h l e h e n ,
anderswo wieder schließt man aus vielen H a s e l -
n ü s s e n auf einen strengen Winter. – Der Faulbeerbaum
trägt zugleich Blüten und reife und halbreife
Furcht; je mehr reife Früchte sich frühzeitig zeigen,
desto früher muß die Aussaat des Roggens erfolgen
(Saterld.).
14.
Ist zwischen grünen und weißen E r b s e n eine mit
roter Blüte, so bedeutet das Krieg (Oldenburg). Wenn
sich während der Erbsenblüte ein gelbes nicht etwa
welkes Blatt an den Erbsen findet, so muß bald jemand
im Hause sterben. Dasselbe sagt man von den
B o h n e n (Viets-, Garten-, Pferdebohnen); in Dinklage
heißt es, eine weiße Bohne innerhalb der übrigen
bringt Glück. – Ist eine Pflanze unter dem braunen
K o h l , deren Blätter in der Mitte (Herzblätter) weiß
und nur am krausen Rande grün sind, so gibts bald
einen Todesfall, sind aber die Herzblätter rosa oder
lila gefärbt, so wird das Haus bald eine Braut sehen
(Oldenburg, Friesische Wede). Wenn im Flachs eine
Kohlpflanze steht, so kommt der Flachs auf den
Brautwagen (Dinklage). Wer im Frühjahr beim Pflanzen
von G e m ü s e ein Ende einer Reihe unbepflanzt
läßt, d.h. weil er es vergessen hat, wird das nächste
Frühjahr nicht erleben (Friesische Wede).
15.
Eine Zwillingsähre am R o g g e n ist glückbedeutend.
Wenn ein Schoof Stroh von der Hille fällt (Saterland)
oder aus der Bodenluke (Balkenhol) auf die Tenne
(Lindern), muß bald jemand im Hause sterben (weil
der Tote zuerst auf Stroh gebettet wird). Wenn auf
dem Wege, den man morgens zuerst betritt, ein paar
Strohhalme in Kreuzesform liegen, so bedeutet dies
Unglück, namentlich einen Todesfall in naher Verwandtschaft.
Doch heißt es auch (Jever), Stroh auf
dem Fußboden bedeute Besuch. – In Löningen sagt
man, zwei kreuzweise übereinander liegende Strohhalme
auf einem rein gekehrten Hausflur kündigen
einen Todesfall an. – In Löningen wird auf den Dörfern
der Pfahlt (Düngerstätte vor der Einfahrtstüre)
bei Beerdigungen mit Stroh belegt, damit die Leute
die Füße trocken halten oder um den Dung den Augen
der Leidtragenden zu verbergen, bei Hochzeiten dagegen
mit weißem Sand bedeckt. Wird bei einer Hochzeit
arglos statt des Sandes Stroh gestreut, so deutet
dies Unglück in der Ehe an. – Ein vierblättriges
K l e e b l a t t , ungesucht gefunden, bedeutet Glück.
Ein fünfblättriges Unglück (Oldenbg.). – Wenn man
auf B l u m e n riecht, die auf einem Grabe gepflückt
sind, so verliert man den Geruchsinn.
16.
Von a n d e r e n M e n s c h e n . Wem beim Ausgange
am Morgen ein K i n d , sei es junges Mädchen
oder Knabe, begegnet, hat Glück für den Tag, dagegen
Unglück, wem ein altes Weib begegnet, um so
schlimmeres, je hexenmäßiger dieses aussieht. Der
Jäger, der in der Ferne eine alte Frau sich entgegenkommen
sieht, glaubt sich noch geborgen, wenn er
nur vor der eigentlichen Begegnung noch einen Seitenweg
einschlagen kann, und wer ihr wirklich begegnet,
kann sich wenigstens vor größerem Unglück bewahren,
wenn er eben nichts Wichtiges unternimmt
(Oldenbg.). Wenn aber liebenswürdige Nachbarn veranstalten,
daß jemanden beim ersten Ausgange eins
ihrer Kinder begegne, so sagen sie sich selbst, daß sie
damit wohl weniger geradezu dem Manne nützen, als
ihm eine Freude mit auf den Weg geben (Ovelgönne).
Begegnet einem am Neujahrstage zuerst eine alte
Frau, so bedeutet dies Unglück für das ganze Jahr. In
Wangerooge ist es das weibliche Geschlecht überhaupt,
das Unglück bedeutet, ohne Rücksicht auf das
Alter, nur ganz kleine Mädchen etwa bis zu drei Jahren
gelten noch für unschädlich (Ehrentraut, Fries.
Arch. II. S. 19, 20). – Wenn am Weihnachts- oder
Neujahrsmorgen oder in der Neujahrsnacht die Kinder
glückwünschend von Haus zu Hause ziehen, und zuerst
Mädchen in ein Haus kommen, so bedeutet dies
einen Sterbefall im Hause (Wangerooge). – Wenn
Kinder vor einem Hause tanzen und singen und dabei
etwas auf dem Rücken tragen, so wird jemand in dem
Hause sterben (Westerstede). – Fürchten sich kleine
Kinder vor jemand, bei dem das sonst nicht der Fall
war, so wird er nicht lange mehr leben (Friesische
Wede). – Kinder, welche gern vom lieben Gott und
den Engeln sprechen und für ihr Alter ungewöhnlich
klug sind, leben nicht lange (Stedingen). – a. Es war
ein alter Wangerooger Schiffer, der wollte Frühjahrs
seine erste Ausflucht machen mit seinem Schiffe und
hatte seinen Sack mit Sachen auf dem Rücken, um
zum Strande hinabzugehen. Da ging ein Weib vor
ihm über. Er kehrte wieder um nach Hause. Andern
Tags ging er abermals hinab, da kam wieder eins vorüber,
und wieder kehrte er um. Am dritten Tage denkt
er, er will hinter der Düne und hinter all den Gärten
herum und so hinunter aufs Watt und zu seinem
Boote, und spricht zu seiner Frau: »Mir ist bange,
mich befällt diese Reise ein schweres Unglück, zweimal
sind sie schon vor mir übergestrichen, zum dritten
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