unter sich aus, wer von ihnen zuerst sterbe, solle dem
anderen mitteilen, wo er geblieben sei, und an der
Stelle, welche das Teufelsmoor heißt, wollten sie sich
treffen. Acht Tage, nachdem der eine gestorben, ging
der andere auf den bestimmten Platz. Dort fand er
einen großen Hund, welcher eine Zeit lang hinter ihm
herlief, dann aber die Gestalt des Verstorbenen annahm
und sagte, er sei an den Platz gekommen, an
welchen alle Lasterhaften kämen. Dann verschwand
er, aber der Hund ist an jener Stelle noch öfter wieder
gesehen.
q.
Im Amte Damme starb eine alte Frau, welche in ihrer
Familie viel Uneinigkeit angestiftet hatte und namentlich
ihrer Schwiegertochter ohne Grund sehr abgeneigt
war. Nach ihrem Tode kam des Nachts immer
ein großer schwarzer Hund in die Seitentür des Hauses,
und wenn die Tür auch mit Steinen, Prullen (Gerümpel)
und Pfählen zugerammt wurde, kam der
Hund dennoch ins Haus, sah ins Bett, in die Wiege,
und legte sich neben der Wiege nieder. Wenn der
Morgen kam, so entfernte der Hund sich schleichend.
Als einst der Herr des Hauses einige Nächte abwesend
war, wurde das Haus noch außerordentlich verriegelt
und so viel vor die Haustür gestellt, bis sie die
Tür sicher glaubten. Als aber die Frau im Bette lag,
kam der Hund dennoch wieder und legte die Pfoten
auf den Seitenrand des Bettes, worüber sie eine
schreckliche Angst aushielt. In der zweiten Nacht
holte sie den Nachbarn zum Gesellschafter; sie ließen
das Licht brennen und setzten sich in der Stube hin.
Jetzt kam der Hund nicht ins Haus, sondern legte die
Pfoten aufs Fenster und sah herein. Die Frau sah ihn
gleich und rief: »Dar is he all wedder!« worauf der
Hund zurückging. Es dauerte aber nicht lange, so war
er wieder am Fenster und machte sich so groß, daß er
mit den Vorderpfoten bis an die oberen Scheiben
reichte. Sie wagten nun nicht weiter hinzusehen. Später
kam er noch jede Nacht wieder ins Haus, wenn
aber jemand fremdes im Hause war, so blieb er draußen.
Am Ende wurde er von einem Geistlichen durch
Beten vertrieben, hat sich auch nachher nicht wieder
sehen lassen.
r.
In der Herrlichkeit Gödens lebten auf einem Landgute
zwei Familien, Vater und Sohn, von denen man
immer sagte, sie hätten es mit dem Bösen zu tun. Die
Frau des Sohnes starb sehr bald aus Kummer, und
Vater und Mutter starben kurz hernach. Der Vater
aber hatte keine Ruhe im Grabe, sondern wirtschaftete
immer abends in und bei dem Hause herum und
wurde oft als ein großer Pudel gesehen. Der Sohn heiratete
wieder, hatte aber Gewissenspein und keine
Ruhe und erschoß sich eines Morgens im Garten. Nun
wurde der Spuk noch schlimmer, denn nun wirtschafteten
alle beide, Vater und Sohn, und irrten allnächtlich
als Hunde herum. Oft auch hörte man sie, ohne
sie zu sehen. Sie liefen in schnellen Tritten die Diele
herauf, dann wurden die Wagen auf und niedergerollt,
das Geschirr zur Erde geworfen, und sie rasselten im
Pferdestall mit Ketten, als wenn der ganze Stall voller
Pferde wäre, und doch war keins darin, denn es war
Sommer. Knechte und Arbeiter wollten zuletzt nicht
mehr im Hause bleiben. Wenn die beiden es gar zu
arg trieben, so ging die Frau auf die Kellerstube, stellte
einen Tisch vor den Spiegel, deckte eine Serviette
darüber, nahm ihre Bibel und setzte sich dem Spiegel
gegenüber und las und betete, worauf es dann ruhig
wurde. Es kam aber nicht eher Friede, als bis alle
Türen versetzt wurden. Die Frau ging aber noch jeden
Abend vor Schlafen auf die Kellerstube und verrichtete
ihr Gebet vor dem Spiegel.
s.
Der reiche Ratsherr Muhle zu Oldenburg ist auf
plötzliche Art zu seinem Reichtum gekommen. Wie
das zugegangen ist, weiß man nicht, aber man weiß
gewiß, daß er vorher ein armer Zimmergesell war,
und nachher war er so reich, daß er in seinem Garten
an jeden Stachelbeerenbusch einen goldenen Adler
hing. Wegen der Sünden die er begangen hat – er soll
auch seine Frau schlecht behandelt haben – muß er
nach seinem Tode umgehen, und das sowohl in seinem
Hause, das an der Achternstraße stand, und später
dem Weinhändler Bollmann gehörte, als auch in
seinem Garten, der an der Alexanderstraße lag und
später in den Besitz des Orgelbauers Schmidt überging.
In dem Garten hat man noch einen schwarzen
Hund umhergehen sehen. Wenn dieser Hund an eine
Bank unter einem Birnbaum, den Lieblingsplatz des
alten Muhle kommt, so stemmt er die Vorderpfoten
darauf, und dann verwandelt sich sein Gesicht in das
des alten Muhle. Auch sagen einige, der Hund, der
nachts in den Straßen der Stadt läuft, sei Muhle.
t.
In Visbek wohnte in früheren Jahren ein Vogt
Schwietering, welcher ganz willkürlich handelte, von
den Einwohnern viele Geschenke erpreßte und viele
Ländereien mit Gewalt und Unrecht an sich brachte.
Lange Jahre hatte er ohne alle Religion gelebt und die
Sakramente nicht empfangen. Als er nun krank wurde
und die Seinigen darauf drangen, daß ein Pastor geholt
würde, bei dem er beichten und sich bekehren
möchte, wollte er anfangs von dem alles nichts wissen;
doch zuletzt, als er seinem Ende nahe war, willigte
er ein und versprach zu beichten, aber nur bei
einem bestimmten Pater, welcher damals grade in
Emstek sich aufhielt. Rasch wurde Anstalt gemacht,
diesen Pater zu holen, und der Fuhrmann erhielt den
Befehl, doch so schnell als nur möglich zu fahren.
Aber sowie das Fuhrwerk mit dem Pater auf dem Erlter
Sandbrinke war, ging der Wagen ganz auseinander,
und die beiden, die darauf saßen, fielen zur Erde.
Da soll der Pater gesagt haben: »Jetzt geht der Teufel
mit dem Vogt los!« Als sie nun in aller Eile zu Fuße
ankamen, war der Vogt tot und war grade zu der Zeit
gestorben, als der Pater das gesagt hatte. Nach der
Zeit ist der Vogt wieder gekommen und hat in Visbek
und der Umgegend viel Schrecken verbreitet. Viele
haben ihn bald hier bald dort gesehen, und die Leute
haben eine solche Angst vor ihm gehabt, daß sich
kaum einer getrauen durfte, des Nachts durch Visbek
zu gehen. Als einst ein Mann aus Halter eines Abends
spät von Visbek nach Hause ging und vor Zeller
Averbeks Hause vorüber war, kam etwas hinter ihm,
und sowie er sich umsehen wollte, sprang es ihm auf
die Schultern und hielt ihn fest umklammert, sodaß er
es nicht los werden konnte, und es war auch sehr
schwer, sodaß er es kaum tragen konnte. Er glaubte
nun, daß es Schwietering sei, und erlitt davon soviel
Angst und Schrecken, daß er davon gleich, als er zu
Hause ankam, starb. – Ein andermal gingen zwei
Jünglinge des Nachts von Norddöllen nach Hogenbögen.
Als sie vor dem Dorfe waren, kam ein sehr großer
schwarzer Hund zu ihnen und begleitete sie eine
Zeit lang. Auf dem Rückwege fand sich der Hund
wieder in und blieb auf der nämlichen Straße stets
neben ihnen. Nicht lange nachher kamen sie in der
Nacht wieder desselben Weges, begegneten abermals
dem Hunde und wurden von ihm begleitet. Da fragte
der eine, wer er sei, und eine rauhe Stimme antwortete:
»Schwietering.« – Auch an den Markengrenzen
soll Schwietering gehen, weil er dieselben verrückt
hat, und mancher ist des Nachts an den Grenzen vor
ihm geflohen.
Die Familie Herzog, früher zwischen Dinklage und
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