sodaß er bei sich dachte: »Wer mag das sein?« konnte
ihn aber bei der Dunkelheit nicht erkennen. Als sie in
die Stadt und zu dem Hause jenes Kaufmanns kamen,
der sich selbst getötet hatte, trat der Mann unter dem
Schirme weg, bestieg die Treppe, öffnete die Tür und
ging hinein. Der Müller blieb stehen, um das weitere
zu beobachten. Er sah, wie der Mann Licht machte, in
sein Kontor ging und unter Papieren kramte, und jetzt
erkannte er deutlich den Selbstmörder. Wie betäubt
ging der Müller nach Hause und sank ohnmächtig zu
Boden. Als er sich erholt hatte, erzählte er sein Begegnis,
verfiel aber hernach in eine Krankheit, an der
er auch bald darauf starb. (Delmenhorst).
d.
Ein Mann ging nach seinem Tode wieder, sodaß die
Leute im Hause keine Ruhe vor ihm hatten. Da ging
die Frau zum Pastoren und fragte ihn um Rat, was
dabei zu machen sei. Der Pastor fragte entgegen, was
für Zeug der Mann anhabe, und als die Frau erwiederte:
»Einen grauen (grisen) Rock,« da sagte der Pastor,
dann lasse sich nichts dabei tun. (Butjadgn.) –
Vgl. über die weißen und schwarzen Gewänder 173
a, c, e, h, 176 c, 182 c, i, l, n, 184 p.
e.
Im Hahner Busche, Ksp. Rastede, nahe bei der Hahner
Bäke, sieht man oft des Nachts ein Flämmchen.
Als nämlich einst das Gesinde auf dem Hahner Dobben,
einer Wiese, beim Heumachen war, begab sich
eins der Mädchen in den Busch und gebar ein Kind,
das sie in die Erde verscharrte. Dort nun, wo das Kind
begraben ist, zeigt sich die nächtliche Flamme.
f.
Eine Mutter saß mit ihren sechs erwachsenen Kindern
am Weihnachtsabend um den Tisch. Die Rede kam
auch darauf, wer unter ihnen am ersten sterben müsse,
und die Mutter sagte: »Sterbe ich zuerst und kann es,
so will ich euch erscheinen, wenn ihr alle wieder so
beisammen seid wie heute.« Die Töchter mahnten ab,
sie würden sich sehr erschrecken, aber die Mutter
sagte: »Natürlich würde ich euch nicht in solcher Gestalt
erscheinen, daß ihr darüber erschrecken müßtet.«
Im Laufe des Jahres starb die Mutter, und am Weihnachtsabend
waren die Kinder wieder alle um den
Tisch versammelt. Da kam ein helles blaues Flämmchen
hüpfend daher und flog dem einen Sohne an den
Arm. Ein Jahr darauf war er tot. (Elsfleth.)
g.
Einst lebte in Schwei ein Mann, der seinem Ehegelübde
wenig treu blieb: fast jedes Jahr wurde von seinen
Dienstmädchen eins entlassen, welches von dem
Herrn schwanger war. Das kostete ihn viel Geld, und
dennoch hatte er vor seinem Tode nicht für alle seine
unehelichen Kinder sorgen können. Als er nun gestorben
war, kam er des Nachts wieder, ging vor das Bett
seiner Frau, dann an den Geldschrank und verschwand
endlich in Gestalt einer Feuerflamme. Später
hat er sich auf einem Wege bei Schwei noch manchmal
gezeigt. Er begleitete die Vorübergehenden und
hat einmal einen Schneidermeister so geängstigt, daß
dieser Jahre lang nachher kränkelte.
Vgl. 183 m, 184 o.
h.
Bei Dinklage hatten zwei Heuerleute ihre Bauern auf
Anstiften eines Verwandten desselben, welcher die
Stelle erben wollte, ermordet. Sechs oder sieben Jahre
später ging ein Meister mit seinem Gesellen an der
waldigen Mordstelle vorüber. Da zeigte der eine Gesell,
welcher eben erst aus der Fremde zugereist und
mit dem Geschehenen ganz unbekannt war, auf einmal
eine große Angst. Auf Befragen erzählte er, er
habe gesehen, daß ein weißgekleideter Mann von
zwei glühenden Männern nach tapferer Gegenwehr
getötet und um die Ecke des Busches geschleift sei –
ganz so, wie die Sache sich früher zugetragen hatte.
i.
In der Nähe von Ovelgönne lassen sich am Sieltief
sieben feurige Kerle sehen, falsche Landmesser, die
im Grabe keine Ruhe haben.
Ein »gläuniger Kerl«, Priggenpiel genannt, kam
nachts von Suhle nach Hemmelte (Gem. Lastrup) herunter,
ging durch Ahrens Kaven am Wege nach Kneheim
zum Hemmelter Moor, in welchem er verschwand.
In Ahrens Kaven kroch er jedesmal durch
das Dach, eine große Oeffnung zurücklassend. Ahrens
mußten zuletzt den Schafstall abbrechen, weil sie das
Dach nicht dicht halten konnten. Die Leute hielten ihn
für einen Wiedergänger.
k.
Dar is mal'n Fro wäsen, de is ut wäsen un kummt lat
wedder na Hus. As se'n Flagg gahn is, do sütt se mitn
mal 'n lütjet Spoklecht vor sick updanzen. Se fat ähr
Schort apen un lett't dar henindanzen. As se in Hus is,
liggt ähr Mann all uppen Bette un se seggt: »Ich
heww di ok wat mitbrocht.« Mit dem lett se ähr
Schort los, un dar fallt wat up de Aer un klätert. As se
awers äben uppen Bedde is, kricht se so viel Kälte,
dat steckt un präkelt ähr an'n ganzen Liwe, dat se
ganz nich liggen kann. Se steit wedder up un steckt
Lucht an un do sütt se, dat dat, wat ähr ute Schorte
fullen is, 'n Minskenribbe is. Do seggt ähr Mann: »Nu
mößtu se wedder in de Schorte nähmen un bringen se
wedder up de Stä, war du se krägen hest.« Dat deit se,
un as se up de Stä is, makt se de Schörte apen, do
danzt 't ähr wedder as'n lütjet Spoklecht ute Schörte.
Un as se do wedder nan Bedde geit, kann se geruhig
liggen (Moorriem).
l.
Auf dem Löninger Esch vor Burlagen Fuhrenkamp
geht des Nachts ein glühender Pflug. Es hat einer dort
vor Zeiten fremdes Land abgepflügt und muß nun mit
dem Pfluge wiedergehen. – An einem Wege in Markhausen
liegt unter großen Bäumen ein Mutterschwein
mit fünf glühenden Ferkeln.
m.
In Vielstedt, Ksp. Hude, sieht man nachts auf dem
Felde einen Pflüger. Mann, Pflug und Roß sind feurig.
Der Mann ist ein früherer Bauer, welcher nun so
umgehen muß, weil er bei seinen Lebzeiten seinen
Nachbarn Land abpflügte. – Ein Bauer, welcher die
Grenzpfähle versetzt hatte zu Lebzeiten, muß im
Esche zwischen Westerbakum und Büschel nachts
von einem Pfahl auf den anderen springen, bis die
Pfähle wieder an der rechten Stelle stehen. – Ein Priester,
sagt man im Saterlande, der seinen Obliegenheiten
im Leben nicht nachgekommen, muß nach seinem
Tode in seiner früheren Kirche nachts zwischen 12
und 1 Uhr die Messe feiern. Um 1 Uhr muß er fertig
sein, dann ist der Bann gelöst. Er wird aber nie fertig.
Einmal fehlt dies, das andre Mal das. Darüber schlägt
es 1 Uhr und er verschwindet.
Vgl. 181 a, 184 n.
n.
Zwischen Norddöllen und Visbek in der Kibitzheide
soll im siebenjährigen Kriege ein hannoverscher Dragoner,
welcher zu Norddöllen einquartiert gewesen,
seine Frau umgebracht haben. An dieser Stelle geht
des Nachts ein großer schwarzer Hund, welcher von
vielen gesehen ist. Die Stelle wird daher nachts möglichst
gemieden.
o.
Ein reicher Mann war im Besitze eines fluchbeladenen
Erbes und zwar in Folge eines falschen Eides seines
Vaters oder Großvaters. Sobald er nach Sonnenuntergang
außerhalb des Hauses war, ward er von
einem großen schwarzen Hunde auf Schritt und Tritt
verfolgt. Er hielt sich deshalb meist zu Hause, aber
nun fiel er bald auf ein langes schmerzliches Krankenlager,
auf welchem er endlich starb. Während seiner
Krankheit fand sich der Hund wieder ein und wich
nicht von dem Bette des Kranken. Erst als dieser den
letzten Atemzug tat, schlich er aus dem Sterbezimmer
und verschwand.
p.
Zwei Freunde in Reitlande, Ksp. Seefeld, machten
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