wurde, wurde die Schildwache erschossen.
Einer der Diebe aber muß wiedergehen. Er zeigte sich
erst im Hause, wurde aber von einem Geistlichen in
das nahe belegene Viehhaus gebannt, und dort spukt
er noch jetzt.
Vgl. 172 f.
b.
Der Sohn eines Holzarbeiters beim Hasbruch hatte
eine Braut, die er sehr lieb hatte, aber ihre Eltern
wollten sie ihm nicht zur Frau geben, wenn ihm nicht
zuvor der Vater Eigentum und Regier seiner Stelle
übertrüge. Der Vater wollte von der Übertragung
nichts wissen, denn er dachte, man soll sich nicht eher
ausziehen, als bis man zu Bette geht. Eines Tages
mußte der Sohn seinem Vater, der im Walde arbeitete,
das Essen hinbringen, und wie er zur Stelle kam, lag
der Vater auf dem Rücken und schlief. Da nahm der
Sohn den Eßtopf, der mit heißem Brei gefüllt war,
und goß den Brei seinem Vater in den offenen Mund.
Der Vater röchelte noch einmal stark und mit schauderhaftem
Gelaute auf und starb. Der Vatermörder
aber muß nach seinem Tode umgehen und erschreckt
die Leute mit denselben gräßlichen Tönen, welche
sein Vater sterbend ausgestoßen hatte. Man nennt das
Gespenst das »schrauend Ding.« (Ganderkesee.)
Vgl. 181 c.
c.
Vor nicht langer Zeit ging einmal ein Küster um Mitternacht
bei Mondschein über den Kirchhof, da hörte
er in der Kirche einen Lärm, wie wenn gekegelt
würde. Er lief zum Pastoren und meldete es ihm, aber
der lachte ihn aus und schickte ihn fort. In der folgenden
Nacht ging der Küster wieder über den Kirchhof
und hörte denselben Lärm. Der Pastor lachte diesmal
nicht, sondern sagte: »Ich kann heute nicht aufstehen,
denn ich bin heiser; höre aber morgen Nacht wieder
zu, und wenn dann gekegelt wird im Gotteshause,
dann wollen wir nachsehen.« Am dritten Abend aber
war der Mond um 12 Uhr nicht aufgegangen, und es
blieb alles ruhig. Beim nächsten Mondschein hörte
der Küster den Lärm wieder, er weckte den Pastor;
dieser ging mit und fand es so, wie der Küster gesagt
hatte. Sie schauten durch das Schlüsselloch und erblickten
zwölf schwarz gekleidete Männer, von denen
sechs mit Totenköpfen kegelten und sechs sich bückten,
als wenn sie die Kegel aufrichteten. Um eins war
alles vorüber. Am folgenden Abend gingen Pastor
und Küster früher hin und sahen nun, wie die zwölf
schwarzen Männer einen Sarg hinter dem Altare herholten,
die Beinknochen und zwei Köpfe herausnahmen
und mit diesen nach jenen kegelten, was wieder
bis 1 Uhr dauerte. Da verordnete der Pastor, der Küster
solle da, wo die Kegel standen, einen Kreis ziehen,
in denselben einen Tisch und einen Stuhl bringen,
auf den Tisch drei Lichter stellen und zwei
Schwerter kreuzweise übereinander legen; dann solle
er eine Bibel nehmen, sich während der Geisterstunde
auf den Stuhl setzen und im Evangelium St. Johannis
lesen. Das tat der Küster. Als es zwölf schlug, kamen
die zwölf schwarzen Männer, holten die Beinknochen
und die Totenköpfe hervor und wollten ihr Spiel treiben;
weil sie aber nicht über den Kreis konnten, stellten
sie die Kugeln vor denselben auf und kegelten. Da
begab es sich, daß ein Totenkopf in den Kreis rollte,
und die schwarzen Männer baten den Küster: »Gib
uns den Kopf heraus.« Der Küster aber antwortete:
»Wollet ihr ihn, so holet ihn,« und las in der Bibel.
Die Männer baten dreimal dasselbe, der Küster antwortete
nicht weiter. Als sie aber zum dritten Male
gebeten hatten, schlug es eins, und alles war verschwunden.
Am andern Tage ließ der Pastor den Sarg
öffnen, da fand sich eine Rolle, auf der stand geschrieben:
»Hier ruhen zwei unschuldig gerichtete
Männer, und diese sind bei Gott. Die zwölf Richter
jedoch, die sich haben bestechen lassen, sollen so
lange bei Mondenscheine mit den Köpfen der beiden
Männer kegeln, bis sie durch Gottes Wort verscheucht
werden.« Und es geschah also. Wo aber die
Seelen der zwölf ungerechten Richter geblieben sind,
das weiß kein Mensch. (Ostfriesl.)
d.
Der Schwichtler-Brok im Kirchspiel Kappeln war
lange Zeit Gegenstand eines Prozesses zwischen zwei
Bauern von Schwichtler gewesen. Endlich kam einer
der Streitenden zum Eide und gewann durch einen
Meineid Prozeß und Bruch. Nach dem Tode des
Meineidigen ging dessen Sohn einst abends durch den
Bruch zu seiner Braut. Er war guter Laune und wollte
den Weg singend zurücklegen, auf einmal begann
eine Stimme wiederholt zu rufen: »Dat
Schwichtler-Brok is min!« Der junge Bauer stand erschrocken
still, nahm sich jedoch zuletzt ein Herz und
antwortete: »Dat is nich wahr, dat Schwichtler-Brok
is min;« aber die Stimme wiederholte fortwährend:
»Dat Schwichtler-Brok is min,« und kam immer
näher. Der Bauer bekam Angst und floh. In der Nähe
der Wohnung seiner Braut fiel ihm etwas Schweres
auf die Schulter, und die Stimme rief gleichzeitig vor
seinem Ohre: »Dat Schwichtler-Brok is min!« Da
stieß der Bauer einen furchtbaren Schrei aus und fiel
ohnmächtig zusammen. In dem Bruch soll die Stimme
noch manchmal nachts sich vernehmen lassen.
e.
In Roenkarken hett fröher n' olen Mann wahnt, de hett
nägen un nägentig falske Ede swaren, un as he noch
een maal sweeren wullt hett, do is em de Hand stief
wurden. Disse Hand liggt noch in sin Keller uppn
Roenkarker Karkhoff in de Noordwesthöörn. Dar sitt
towilen ok'n swarten Bolz up sin Sark. Tüsken
Roenkarken un Knappenborg geit he um uppn Hamm
Land, de em fröher tohört hett.
f.
Bei den Ihorster Tannen, Ksp. Holdorf, hört man oft
des Nachts Klagetöne. Sie kommen von einem Schäfer,
der für eine Speckseite vor Gericht falsch geschworen
und nun verdammt ist, mit einer brennenden
Speckseite auf dem Rücken bei Nacht umzugehen.
Viele können die Klagetöne nicht verstehen, einige
haben deutlich die Worte: »O weh, o weh!« vernommen.
– Auf der Trentlage bei Essen geht ein Mann
nachts umher und ruft: »Trentlage, Bentlage, sammete
Buchsen he, he!« Der Wiedergänger hat einst wegen
der Grenze daselbst einen Meineid geschworen und
dafür eine sammete Hose erhalten. Dafür muß er nun
bis zum jüngsten Tage die Schnat begehen.
g.
In dem Gehölze, welches zwischen Norddöllen, Goldenstedt
und Lutten liegt, hört man oft einen des
Nachts rufen: »Hoho!« und manchmal auch Hundegebelle.
Dort war nämlich einst ein Jäger, welcher lange
Zeit nichts treffen konnte. Zu diesem gesellte sich
einst ein anderer unbekannter Jäger, welcher sich für
einen Förster ausgab, der kürzlich bei einem Adeligen
in der Nähe angestellt war. Wie sie nun zusammen
gingen, bemerkte der erstere, daß der neue Jäger alles
treffen konnte, und mußte mit Verwunderung sehen,
daß er garnicht fest zu zielen brauchte. Zuletzt fragte
er ihn, wie er doch alles so leicht treffen könne, und
erzählte von seinem Unglück, das er in der letzten
Zeit gehabt. Da sagte der andere: »Wenn du Lust
hast, alles zu treffen, so kann ich es dich wohl lehren,
wenn du nur tun willst, was ich dir sage«. Als jener
versprochen und ihm die Hand darauf gegeben, fuhr
der Fremde fort: »So gehe in den nächsten Tagen zum
Abendmahl, nimm aber die Hostie gleich wieder aus
dem Munde, komme damit hier in den Wald, wo du
allein bist, nagle die Hostie an einen Baum und
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