sie soweit überein, daß die Grafen das Land noch mit
einer Saat besäen und noch einmal das Wachsende
ernten sollten. Die Grafen säeten Eicheln, und die
Jungfern starben, ehe die Ernte vom Lande geholt
war, was auch ja noch heute nicht geschehen ist.
Wegen dieses Betruges spuken die drei Jungfern noch
immer unter der Strikenrienbrücke, die in dem Bokkhorner
Wege im Holze liegt.
k.
Aehnliches wird vom Harmer Holz in der Gemeinde
Bakum berichtet. Wo jetzt das Harmer Holz steht, befand
sich früher eine Pächterei des Gutes Harme. Zuletzt
lebten in dem Hause nur noch zwei alte Tanten,
die die Arbeit nicht mehr verrichten konnten. Die
Herrschaft kündigte deshalb und überwies den alten
Frauen ein kleines Häuslein beim Schlosse. Die beiden
Tanten baten um noch eine Aussaat, dann wollten
sie ihr altes Heim verlassen. Im darauffolgendem
Jahre sah man, daß der ganze Acker mit Eicheln besäet
worden war. Die Frauen sind dann in der Folge
alle Tage zu ihrer Pflanzung gegangen, haben dort gesungen
und Gottes Segen auf den Eichelkamp herabgefleht.
Auch nach dem Tode haben sie sich dort als
Geister eingefunden und gesungen. Weil die Eichen
gut gediehen, wurden dabei größere Flächen angepflanzt,
und so entstand des Harmer Holz.
173.
Auch die Sehnsucht nach den zurückgelassenen Verwandten,
die Sorge um das Eigentum, zumal wenn
nicht nach den Wünschen und Anordnungen des Verstorbenen
damit verfahren wird, rufen den Geist wieder
zur Erde. Verborgene Schätze werden von den
Verstorbenen gehütet. Ja die bloße Gewohnheit, und
wie es scheint das Unbehagen an der Gesellschaft im
Grabe sind Gründe des Wiedergehens.
a.
Eine kränkliche Frau zu Jader-Außendeich wurde auf
Anraten des Arztes nach Dangast ins Seebad geschickt,
aber der Aufenthalt dort führte nicht zur Besserung.
Sie fühlte, daß ihr Ende nahe sei, und verlangte
sehnlichst, noch einmal mit ihrem Manne zu sprechen,
aber ehe dieser anlangen konnte, starb sie. Später
wurde eines Abends in ihrem Hause an die Haustür
gepocht. Die Magd ging, um zu öffnen, und wie
sie die Tür öffnete, sah sie eine weiße Gestalt vor sich
stehen. Die Magd rief: »Goden Abend!« erhielt aber
keine Antwort. Sie rief nochmals so, und als sie auch
jetzt noch keine Antwort erhielt, so sagte sie: »Spräk,
oder ick hol der de Fork in!« Jetzt sprach die Gestalt
mit leiser Stimme: »Nun, laß ihn nur, kommen.«
Rasch schlug das Mädchen die Türe zu, ging in die
Stube und erzählte, was vorgefallen. Der Mann stieg
aus dem Fenster, und als er endlich wieder kam, sagte
er zu der Magd: »wenn dir künftig so etwas wieder
passiert, so sei nicht wieder so grob, sondern sei
freundlich und bescheiden, denn es tut dir nichts zu
Leide.« Die Magd hat aber später dergleichen nicht
wieder gesehen.
b.
In Elsfleth starb eine Frau mit Hinterlassung eines
kleinen Kindes, das nun einer anderen zur Pflege
übergeben werden mußte. Diese Pflegemutter hatte
aber ihr eigenes Kind lieber und versäumte darüber
das angenommene ein wenig. Da fühlte sie einst in
der Nacht, wie eine kalte Hand auf dem Bette herumtappte,
bald sie selbst berührte, bald das angenommene
Kind streichelte. Sie wurde darob von Grauen erfaßt,
dachte sich aber bald, daß es die Mutter des angenommenen
Kindes sein möge, ermannte sich und
rief dieselbe bei ihrem Namen an und sagte zu ihr:
»Habe in Gottes Namen Ruhe in deinem Grabe; ich
will dein Kind noch lieber haben als mein eigenes.«
Darauf verschwand der Geist, und da die Frau ihr Gelübde
gehalten hat, ist er auch nicht wieder erschienen.
c.
Eine bejahrte Mutter in Nordenholz, Ksp. Hude, sagte
zu ihrem einzigen Sohne: »Gern will ich sterben, aber
die Hochzeit mit deiner künftigen Braut möchte ich
vorher mit ansehen.« Ihr Wunsch ward indes nicht erfüllt,
denn sie starb bald darauf. Wenige Jahre nachher
suchte sich der Sohn eine Braut und hielt Hochzeit.
Vor mehreren späten Hochzeitsgästen her ging
des Abends vom Huder Kirchhofe langsam eine weiße
Gestalt über Nordhaide nach Nordenholz in das
Hochzeitshaus, stellte sich in einer Ecke hinter der
Vordertür und sah der Trauung zu und kehrte am
Schlusse derselben ebenso langsam nach dem Huder
Kirchhofe zurück.
d.
In Bardenfleth is mal Kinnerlähr wäsen, un is na de
Karktied wäsen, so dat'r nüms mehr in de Karke
wäsen is, as de Pastohr un de Köster mit sin Kinner.
As de Pastohr knapp'n paar Fragen dahn hett, so fangt
de groten Därens an to flüstern, stöt sick an un kikt
ümmer na de Priecheln. Den Pastohr fallt dat up, he
kikt 'r ok hen, un do sitt dar'n old Minsk mitn swart
Bindke vor de Stirn. He spreckt lise mitn Köster un
seggt to de Kinner, se schullen man na Hus gahn. Do
sünd de Pastohr un de Köster mit'nanner 'nup wäsen
un hebbt dat o! Minsk fragt, wat se dar to sitten deh.
Un do hett se seggt, se harr dar ok 'n Kind mit sitten.
Dat hett awer jedereen wußt, dat dat ol Minsk all vor
länger Jahren sturwen weer. (Nach einer anderen Erzählung
ist die Verstorbene Mutter eines Kindes gewesen,
das der Prediger nicht mit seinen Altersgenossen
hat konfirmieren wollen, und hat durch ihre Bitte
die Zulassung des Kindes zur Konfirmation erreicht.)
e.
Einer Frau im Kirchspiel Dinklage war der Mann gestorben.
Eines Nachts schreien die Hühner, sie steht
auf und sieht Wasser durch das Hühnerloch fließen.
Sie erschrickt und sucht schleunigst das Bett wieder
auf. Bald schreien die Hühner wieder. Beim Aufstehen
sieht sie wieder Wasser durch das Hühnerloch
fließen. Am andern Morgen ist die Tenne mit Stroh
bestreut, obwohl sie in der Nacht rein gefegt gewesen.
Sie glaubte, ihr verstorbener Mann habe das angerichtet.
f.
Die hochbetagte Frau eines wohlhabenden Landmanns
zu Oldenbrok war verstorben. Ihre Stelle nahm
kurz darauf eine sehr junge Person ein. Eines Nachts
schlief die Mutter der letzteren in dem Hause ihres
Schwiegersohnes auf der Kellerstube, und vor ihr
lagen auf zwei Stühlen die beiden Schoßhunde der
Verstorbenen. Da ward sie durch ein Gewinsel der
Hunde, die zu ihr aufs Bett sprangen, geweckt, und
als sie die Augen aufschlug, stand vor ihr und über sie
hingebeugt die verstorbene Frau, just so absonderlich
gekleidet, wie sie stets im Leben war, und sah ihr drohend
ins Gesicht, ballte ihr die Faust entgegen und
schwebte dann, die Augen unverwand auf die Liegende
gerichtet, rückwärts zur Tür und verschwand.
g.
In Nordloh, Ksp. Apen, gingen drei Knaben hin, um
Äpfel zu stehlen. Der eine kletterte in den Baum und
schüttelte, die anderen suchten auf. Der auf dem
Baume sah hinunter und erblickte unter dem Baume
drei, die suchten, und wie er nun genauer zusah, bemerkte
er, daß eine Frauengestalt darunter war, der
Geist der kürzlich verstorbenen Frau des Hauses,
wohin die Äpfel gehörten. Voll Angst und Schrecken
liefen die Knaben davon. Am folgenden Abend wollte
der eine, ein Schiffer, zu seinem Schiffe und nahm einige
von den Äpfeln mit. Als er nun wieder an dem
Hause vorbei kam, gesellte sich der Geist der Frau
abermals zu ihm. Schleunigst nahm er das Tuch mit
den Äpfeln, schüttete es aus und machte, daß er wegkam.
h.
Bei einem Bauer in Bardewisch diente eine Magd,
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