Gerhard Haase-Hindenberg - Das Mädchen aus der Totenstadt

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Vor den Toren der Millionenmetropole Kairo liegen die Totenstädte – riesige Friedhöfe, in deren Mausoleen und Grabkammern die Angehörigen wohlhabender Familien bestattet werden. Aufgrund der in Kairo herrschenden Wohnungsnot dienen die Grabanlagen zugleich zehntausenden von armen Ägyptern als Wohnstätten. Zwar wird die illegale Besiedlung von offizieller Seite geduldet, die Gesellschaft aber betrachtet deren Bewohner fast als Unberührbare.
Die 20-jährige Mona ist zusammen mit ihren sieben jüngeren Geschwistern in der traditionell-islamisch geprägten Totenstadt Imam Al-Shafi'i aufgewachsen. Als sie eine Stelle in Kairos Zentralbank bekommt, lernt sie westlich orientierte Großstadt mit all den Verlockungen der modernen arabischen Welt kennen. Hin- und hergerissen zwischen Schicksalsglauben und dem Traum von einem selbstbestimmten Leben vertraut Mona ihre Gedanken und Hoffnungen ihrem Tagebuch an.
Anhand dieser Aufzeichnungen, ausführlichen Gesprächen und intensiven Recherchen vor Ort erzählt Gerhard Haase-Hindenberg die Lebensgeschichte von Mona und schildert erstmals die tabuisierte Welt der Totenstädte sowie das Denken und Fühlen ihrer Bewohner.
"Das Mädchen aus der Totenstadt" ist das authentische Porträt eines Mädchens, das zwischen zwei Welten pendelt, beschreibt dessen innere Konflikte und gewährt gleichzeitig zum ersten Mal Einblicke in die unbekannte Welt der bewohnten Totenstädte von Kairo.
Ein Film von Niels Negendank über die Recherchen Gerhard Haase- Hindenbergs in den Totenstädten Kairos:
youtube.com/watch?v=XBbjWkIFRCU

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Nicht ohne Grund hatte sie sich nach dem Einstieg in Quena auf die rechte Seite des Waggons gesetzt. Zum einen hatte sie von hier aus fast während der gesamten Strecke einen herrlichen Blick auf das „Meer“, den Nil also. Zum anderen aber würde sie von dieser Seite aus jenen Teil der Riesenstadt Kairo sehen, der sich so vollkommen unterschied von dem Viertel in dem sie lebte. Dann nämlich wenn der Zug das gewaltige Stahlgerüst der Eisenbahnbrücke überquert, welches den Stadtteil Imbaba auf der Giza-Seite mit Shubra in Kairo verbindet. Denn nur der Blick nach Süden garantiert die Sicht auf jene beeindruckende Skyline der ägyptischen Hauptstadt.

Mona sah zu den imposanten Gebäuden hinüber, von denen sie nicht wusste, dass es sich dabei um die Shopping-Mall der Cairo Plaza Towers, die Fernsehstudios und das Hochhaus des Ramses-Hilton handelte. Mona blickte hinunter auf die beiden Nil-Arme in deren Mitte die Insel „El Zamalek“ mit einigen der vornehmsten Wohnadressen der Stadt lag. Sie hatte keine Vorstellung von diesem gänzlich anderen Teil der ägyptischen Gesellschaft, der dort nur wenige hundert Meter von ihr entfernt Realität war – auf der schattigen Pool-Terrasse des Marriott, in der weitläufigen Anlage des exklusiven Gezira-Sportclubs und in den Gängen und Hallen des neuen Kairoer Opernhauses. Aber sie war auch eher an den Nilschiffen interessiert. Nicht so sehr an den am Zamalek-Ufer vertauten Restaurant-Schiffen und auch nicht an den bunt beleuchteten Ausflugsdampfern der Touristen. Sie hatte gehört, dass es dort unten einfache Fahrgastschiffe geben soll, die für eine Stunde oder länger auf dem Nil kreuzen. Auf deren Unterdeck könne man in einer Diskothek zu arabischer Popmusik tanzen. Mitschülerinnen aus begüterten Elternhäusern, die mit ihr die Handelsschule besuchten, haben einander davon erzählt. Normalerweise hielt sich Mona von diesen Mädchen fern, aber das, was sie da erzählten, hatte sie neugierig gemacht. Als sie nun vom Zug aus auf diese Schiffe hinunterblickte, hätte sie gar nicht sagen können, worauf sie eigentlich neugieriger war – auf das Gefühl von Freiheit, welches sich sicher einstellt, wenn man rundherum von Wasser umgeben ist oder auf die Diskothek im Unterdeck. Beides würden für sie neue Erfahrungen sein. Denn als sie damals davon hörte, hat sie sofort die Idee entwickelt, in wenigen Wochen zu ihrem achtzehnten Geburtstag ihre beiden Freundinnen Safaa und Rania dorthin einzuladen. Zuvor aber musste sie in Erfahrung bringen, wie viel solch eine Fahrt kostet. Die anderen Mädchen hatten davon gesprochen, dass dies ein „ausgesprochen billiges Vergnügen“ sei. Aber Mona wusste gar nicht, was darunter zu verstehen war.

Eigentlich habe ich noch nie in meinem Leben etwas als billig empfunden. Meine Familie ist eine sehr arme Familie. Das ist mir erst auf der Handelsschule klar geworden, weil es dort Mitschülerinnen gab, die von ihren Familien jeden Monat mehr Taschengeld bekamen, als mein Vater verdiente. Und er musste davon seine Frau und viele Kinder ernähren. Ich habe mich oft gefragt, warum Allah ausgerechnet den armen Familien so viele Kinder schenkt und denen, die mehr Geld haben, höchstens zwei oder drei. Billig war nichts in meinem Leben, kein Kaugummi und auch keine Kugel Eis beim alljährlichen Fest für den Imam Al-Shafi’i rund um die Moschee. Ich bekam höchstens etwas umsonst. Von meiner Tante Samira, die immer wenn sie für ihre Tochter Shaimaa etwas kaufte, automatisch für mich dasselbe kaufte, weil Shaimaa und ich im selben Jahr geboren wurden. Deshalb war ich schon immer etwas besser gekleidet als meine Schwestern und deshalb hatte ich Hefte und Schreibzeug um die Handelsschule besuchen zu können. Aber durfte ich Tante Samira davon erzählen, dass ich Safaa und Rania an meinem Geburtstag auf ein solches Schiff einladen will? Nein! Aber nicht wegen des Geldes, was dieses Vergnügen kostete, sondern deshalb, weil natürlich auch junge Männer dort tanzen würden. Selbst wenn man als Mädchen allein tanzt oder mit einer Freundin, so tanzen die Jungens ja gleich daneben. Das habe ich auf Hochzeitsfesten in unserem Viertel mehr als einmal beobachtet. Und manchmal haben die, die zufällig nebeneinander getanzt haben, später sogar geheiratet.

Auf dem Bahnsteig der Ramses-Station wartete eine Überraschung, die aber, wie ihr das Lächeln von Tante Samira verriet, nur für sie eine Überraschung war. Plötzlich nämlich stand ihr Onkel Imam da, der Bruder ihrer Mutter, der ein eigenes altes Taxi hatte. Normalerweise verdiente er damit sein Geld. Nun aber fuhr er darin Nichte und Schwägerin nach Hause. Das war ein wahrer Luxus für Mona, die im Bus Nr. 50 häufig zwischen lauter großen, meist auch dicken und fast immer unangenehm riechenden Männern eingepfercht war. Zumindest bis zu dem Platz Midan Sayeda Aisha unterhalb der Autobrücke, wo die meisten von ihnen ausstiegen. Dann nämlich bog der Bus auf jene Straße ab, die quer durch die Gräberstadt bis zur Moschee Imam Al-Shafi’i führte. Nur wenige Meter vor dem Hof von Monas Familie, direkt am Postamt für die Grabhof-Bewohner, hielt der Bus. Diesmal aber konnte Mona in aller Ruhe betrachten, was es auf dem Weg dorthin alles zu entdecken gab. Ihr Onkel machte sie sogar auf dieses und jenes aufmerksam. Auf die Schlachthöfe unterhalb der alten Stadtmauer zum Beispiel. Und auf die Gerbereien daneben, wo auf riesigen Gestellen die Felle der Hammel, Ziegen und Rinder hingen. Oder auf die antike Wasserleitung in Form von Aquädukten, die aus der römischen Epoche stammen sollen. Seit dem Unterricht bei Herrn Sabri weiß Mona in etwa auch, um was es sich dabei handelt – um jene Zeit, in der sich Kleopatra in Cäsar verliebt hatte. Als sie dieses Wissen zum Besten gab, fingen Onkel Imam und Tante Samira laut zu lachen an.

Mona hätte noch stundenlang mit ihrem Onkel in dessen Taxi durch die Stadt fahren können, aber als er schließlich in die Totenstadt einbog, verspürte sie das angenehme Gefühl von Heimat. Sie war überrascht, dass sie sich auf ihre Mutter freute, die sie auch jetzt nicht in den Arm nehmen und auf ihren Vater, der diesmal keinen Grund für jenen strafenden Blick haben würde, der seit einiger Zeit an die Stelle der Prügelstrafe getreten war. Emad würde nicht zu Hause sein, Mona wird Sabrins schrille Stimme ertragen und in Hodas traurigen Augen eine gefühlsmäßige Übereinstimmung spüren. Aya wird sich ziemlich sicher mit Mahmoud streiten oder sie werden erfolglos versuchen, einander bei den Hausaufgaben zu helfen. Vielleicht wird Mona ihnen mal wieder sagen, das sei so, als ob ein Blinder einem Tauben die Umgebung beschreibt und dann über deren fragende Mienen lachen. Der kleine Karim ist wahrscheinlich wieder in einen der ebenerdigen Hühnerställe gekrabbelt, wie er es regelmäßig tut, seit er herausgefunden hat, dass deren eigentlichen Bewohner dort Eier legen, aus denen ihm Sabrin ein schmackhaftes Omelett machen kann.

Es war schon dämmerig, als Mona vor dem Grabhof aus dem Taxi ihres Onkels stieg. Und als sie durch die Tür trat, hat sie alles genau so oder so ähnlich vorgefunden, wie sie es sich zuvor ausgemalt hatte. Dann war sie auf direktem Wege in den hinteren Teil des Grabhofes gelaufen, dorthin wo der Kaktus neben der Marmortafel mit dem Namen des toten Jungen steht und hat mit den Fingern geprüft, ob die Pflanze während ihrer Abwesenheit gegossen worden war.

Der Grabhof auf dem Mona aufwuchs mit ihren Eltern Nassra und Hamdi sowie - фото 7 Der Grabhof auf dem Mona aufwuchs – mit ihren Eltern Nassra und Hamdi, sowie den beiden jüngsten Geschwistern

Man hat mir die Kindheit gestohlen…

Es gibt nur wenig Feste, die in der Totenstadt groß gefeiert werden. Hochzeiten aber gehören in aller Regel dazu. Für eine solche Feier geben manche Familien an zwei Tagen mehr Geld aus, als sonst in zwei Jahren. Dann gibt es das Opferfest, den „großen Bairam“, welches alljährlich am neunten Tag des islamischen Monats Zul Hega begangen wird. Inwieweit es hinter den Grabmauern von Imam Al-Shafi’i als Fest gefeiert wird, hängt allerdings von den Besuchern aus Kairo ab. Kommen die Grabbesitzer heraus, so bringen sie den Bewohnern ihrer Grabhöfe oftmals entweder ein großes Stück Hammelfleisch oder aber in jüngerer Zeit stattdessen einen Geldbetrag. Überall sitzen an diesem Tag Frauen mit ihren Kindern vor den Grabhöfen, um auch von dem einen oder anderen der übrigen Passanten einen Obolus zu bekommen. Außerdem wohnen viele Familien ja auch auf Höfen für die es gar keine Besitzer mehr gibt oder diese im Ausland leben. Die Besucher der Totenstadt wiederum, soweit es sich um Muslime handelt, werden von ihrer Religion dazu verpflichtet, nicht nur an diesem Tag die Sadaqa (Armensteuer) zu leisten. Denn die Umma – die Gesamtgemeinde der Muslime – wird seit Mohammeds Zeiten als eine Solidargemeinschaft aufgefasst, in der einer für den anderen einzustehen hat. Geburtstage hingegen werden auf den Grabhöfen in der Regel nicht gefeiert. Außer natürlich der des Sheikhs Imam Al-Shafi’i. An diesem Tag werden rund um die Moschee Karussells und Schiffsschaukeln aufgestellt, Eis und Süßigkeiten angeboten und eine Fahrt mit dem Pferdekarren, auf dem sich – weil es kaum etwas kostet – die Kinder drängeln. Es sind auch viele Fremde, die hierher kommen, um den Geburtstag des Sheikhs, der als Begründer einer der vier sunnitischen Rechtsschulen fast wie ein Heiliger (die der Islam nicht kennt) verehrt wird, zu begehen. Schon am Abend zuvor wird gläubigen Muslimen, die aus allen Teilen des Landes angereist sind, von den Torabi Übernachtungsplätze in leer stehenden Grabhöfen angeboten.

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