Gerhard Haase-Hindenberg - Das Mädchen aus der Totenstadt

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Vor den Toren der Millionenmetropole Kairo liegen die Totenstädte – riesige Friedhöfe, in deren Mausoleen und Grabkammern die Angehörigen wohlhabender Familien bestattet werden. Aufgrund der in Kairo herrschenden Wohnungsnot dienen die Grabanlagen zugleich zehntausenden von armen Ägyptern als Wohnstätten. Zwar wird die illegale Besiedlung von offizieller Seite geduldet, die Gesellschaft aber betrachtet deren Bewohner fast als Unberührbare.
Die 20-jährige Mona ist zusammen mit ihren sieben jüngeren Geschwistern in der traditionell-islamisch geprägten Totenstadt Imam Al-Shafi'i aufgewachsen. Als sie eine Stelle in Kairos Zentralbank bekommt, lernt sie westlich orientierte Großstadt mit all den Verlockungen der modernen arabischen Welt kennen. Hin- und hergerissen zwischen Schicksalsglauben und dem Traum von einem selbstbestimmten Leben vertraut Mona ihre Gedanken und Hoffnungen ihrem Tagebuch an.
Anhand dieser Aufzeichnungen, ausführlichen Gesprächen und intensiven Recherchen vor Ort erzählt Gerhard Haase-Hindenberg die Lebensgeschichte von Mona und schildert erstmals die tabuisierte Welt der Totenstädte sowie das Denken und Fühlen ihrer Bewohner.
"Das Mädchen aus der Totenstadt" ist das authentische Porträt eines Mädchens, das zwischen zwei Welten pendelt, beschreibt dessen innere Konflikte und gewährt gleichzeitig zum ersten Mal Einblicke in die unbekannte Welt der bewohnten Totenstädte von Kairo.
Ein Film von Niels Negendank über die Recherchen Gerhard Haase- Hindenbergs in den Totenstädten Kairos:
youtube.com/watch?v=XBbjWkIFRCU

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Mona war nicht überrascht, dass ihr am Morgen ihres achtzehnten Geburtstages niemand gratulierte, denn Geburtstage werden eher selten gefeiert. Laut Gesetz war sie nun volljährig, was innerhalb ägyptischer Familien allerdings kaum Konsequenzen hat. Denn die Söhne und Töchter bleiben so lange im Haus der Eltern wohnen, so lange sie nicht verheiratet sind und ebenso lange haben sie sich auch deren Anweisungen zu fügen. Diese Tradition wird nach wie vor weitgehend befolgt und zwar vollkommen unabhängig davon, ob sich dieses Elternhaus auf einem Grabhof in Imam Al-Shafi’i befindet oder in einer der Stadtvillen im Nobelviertel Zamalek.

Für diesen Nachmittag hatte sich Mona etwas ganz besonderes vorgenommen – eine kleine Seereise, gemeinsam mit ihren Freundinnen Safaa und Rania. Zumindest nannten die Mädchen in ihrer Vorfreude das geplante Abenteuer so. Tatsächlich verbarg sich dahinter eine kurze Rundfahrt mit einem dieser Ausflugsschiffe auf dem Nil. Vielleicht eine halbe, vielleicht auch eine ganze Stunde – je nachdem was es kosten würde, denn das hatte Mona noch immer nicht in Erfahrung gebracht. So war die Hoffnung geblieben, dass das was die Mitschülerinnen aus den vermögenderen Familien ein „billiges Vergnügen“ nannten, auch für sie erschwinglich sein würde.

Vor dem kleinen, an den Rändern schon etwas blinden Spiegel stehend, begab sich Mona auf ein zielloses Suchen in Gesicht und Augen. Immer in der Hoffnung Antworten auf Fragen zu bekommen, die sie sich gar nicht gestellt hatte. Dies war nichts ungewöhnliches, denn auch in der Vergangenheit hatte das Mädchen gelegentlich, meist nachts wenn fast alle Familienmitglieder schliefen, hier im Durchgang zum Hof vor dem Spiegel gestanden. Dann waren dunkle Visionen aufgetaucht, die erst wieder verschwanden, nachdem sie diese in ihrem Heft notiert hatte. Aber sie schrieb auch über ihre Sehnsüchte, die Wunschträume eines ägyptischen Teenagers.

Der volle Mond macht die Nacht hell, aber mein Herz bleibt düster bis schwarz. Mir hatte mal jemand gesagt, am achtzehnten Geburtstag sei die Kindheit vorbei. Aber wer war das? Welche Kindheit überhaupt? Hatte ich ihm gesagt, dass ich gar keine richtige Kindheit hatte? Man hat mir die Kindheit gestohlen. Schön war mein Leben nur ganz am Anfang, als ich klein war und als mein Bruder Emad zur Welt kam und wir gemeinsam spielten. Aber dann bekam ich fast jedes Jahr ein Geschwisterchen und ich musste sie alle großziehen. Weil ich die Älteste sei, sagte meine Mutter. Wenn andere Kinder draußen spielten, musste ich meine Brüder und Schwestern baden und ihre Kleidung waschen. Meine Mutter stillte und kochte, das war alles. Warum durfte ich kein Kind sein, wie die freche Aya, die mit dem alten Fahrrad durch die Gegend tobt, das ihr irgendwer geschenkt hat? Oder wie mein Bruder Mahmoud, der oben auf dem Dach steht mit der großen Fahne und dem Eimer an den er mit dem Stock schlägt um Emads Tauben wieder anzulocken, die er zuvor aus ihrem Schlag gelassen hat? Oft sehne ich mich danach, woanders zu sein. Vielleicht bei meiner Teta in der Ewigkeit, wo ich endlich die Mona sein kann, die ich sein will. Vielleicht aber auch als Frau eines lieben Mannes, dem ich hilfreich zur Seite stehen will. Manchmal sehe ich ihn ganz deutlich vor mir: Er wird mein Liebling sein, mein Bruder, mein Sohn – kurz mein Alles. Ich werde ihn bis zum Ende meines Lebens lieben, ich werde ihm die beste Ehefrau sein und die Mutter seiner Kinder. Ich werde das offene Herz sein, das ihm in seiner Trauer oder seiner Not helfen wird. Falls er Ärger in der Arbeit hat und dann traurig oder missmutig nach Hause kommt, werde ich ihn mit einem schönen Lächeln oder einem netten Wort empfangen oder mit einer liebevollen Geste. Ich will ihn dann nicht belasten mit meinen Sorgen, wie es oft in den ausländischen Filmen zu sehen ist. Diese Frauen sind keine Hilfe für ihre Männer, sondern eine Last. Deshalb streiten sich diese Paare und gehen sogar auseinander. Und meinen Kindern will ich die Liebe geben und die Zärtlichkeit, die ich selbst von meiner Mutter fast nie bekommen habe. Ich will sie so erziehen, dass sie wissen, was richtig ist und was falsch und niemand muss sie mit einem Besenstil verprügeln, wie es mit mir geschehen ist. Irgendwann wird das Glück auch zu mir kommen – Insha’Allah! („So Allah es will!“)

Beim Blick in den Spiegel versucht Mona etwas über sich selbst zu erfahren In - фото 8 Beim Blick in den Spiegel versucht Mona etwas über sich selbst zu erfahren. In ihrem Tagebuch taucht dieses Motiv immer wieder auf

An ihrem Geburtstagsmorgen blickte ihr aus jenem Spiegel eine völlig andere Mona entgegen. Es waren diesmal keine traurige Augen in die sie sah und für den Mund, den sie sonst immer als zu groß empfunden hatte, war ihr eine Schminktechnik gelungen, die ihn optisch kleiner erscheinen ließ. Mona war in guter Stimmung, erwartete sie doch an diesem Tag jenes außergewöhnliche Erlebnis, welches sie später ihrem Heft als Reise in eine andere Welt anvertrauen wird. Gleich würde sie Safaa und Rania abholen und mit ihnen gemeinsam für dieses Abenteuer den Besuch der Handelsschule schwänzen. Es waren ohnehin die letzten Wochen einer für Mona eher glücklosen zwölfjährigen Schulzeit, über deren augenscheinliche Erfolglosigkeit sie oft vor dem Spiegel nachgedacht hatte.

Warum nur hatte ich bei Prüfungen immer Bauchschmerzen und diese komischen Schwindelgefühle? Warum verstand ich die Fragen des Lehrers mit einem Mal nicht mehr, wenn er mich im Unterricht dran nahm? Obwohl ich zu Hause gelernt hatte. Wenn ich neben der ganzen Hausarbeit überhaupt dazu gekommen war. Warum geriet ich jedesmal in Panik, wenn mich der Lehrer nur ansah? Nur weil ich damit rechnen musste, dass er mich gleich etwas fragt? Weil ich dann aufstehen musste und alle zu mir blickten? Schrecklich! Ich weiß noch, als der Englischlehrer uns einmal zwanzig englische Worte und die Übersetzung ins Arabische abschreiben ließ. Die sollten wir auswendig lernen. Er nannte diese Worte „Vokabeln“, glaube ich. Die hatte ich auch gelernt, jeden Tag, immer wieder. Dann aber hatte er mich nach vorn geholt und wollte mich vor der ganzen Klasse abfragen. Plötzlich hatte ich das Gefühl, dass ich einen Stein in meinem Kopf habe. So ging es mir immer. An der Handelsschule wurde ich mal gefragt, wie viel neunmal sieben ist. Sofort hatte ich wieder diesen Stein im Kopf. Dann fragte mich der Lehrer, wie viel zehnmal sieben ist und ich sagte: „Siebzig“. Das wusste ich auch trotz des Steins. Und dann wiederholte er die Frage wie viel neunmal sieben ist. Ich blickte in die Gesichter meiner Mitschülerinnen, von denen manche spöttisch schauten und manche mitleidig. Ich war völlig blockiert. Und dann rief ausgerechnet die dicke Zahra dazwischen, die keiner leiden konnte. Nicht weil sie dick war, sondern weil sie eine Streberin war, die sich immer nach vorn drängte und den Lehrern gefallen wollte. „Da musst du nur von den Siebzig sieben abziehen“, rief sie. Der Lehrer schaute mich erwartungsvoll an und ich dachte über das nach, was Zahra gesagt hatte. Wieso sollte ich denn von den Siebzig sieben abziehen, die Aufgabe war doch völlig anders … Als ich mich wieder setzte, hat mir meine Freundin Rania erklärt, was Zahra gemeint hatte. Wahrscheinlich hätte ich es auch selbst gewusst, wenn ich nicht da vorn gestanden hätte und von allen angegafft worden wäre und deshalb diesen Stein im Kopf gehabt hatte. So konnte man natürlich keine guten Noten bekommen. Aber wir Kinder aus den Grabhöfen hatten keine Eltern, die uns bei den Hausaufgaben helfen konnten. Mein Vater kann nicht mal lesen. Meine Mutter auch nicht. Aber sie geht jetzt noch mal zur Schule, wo sie es lernt. Obwohl sie ja keine junge Frau mehr ist, hat sie sich mit einer Nachbarin dort angemeldet. Die Ehefrau unseres Präsidenten schickt Lehrerinnen in die armen Gebiete, damit sie erwachsenen Frauen das Lesen und Schreiben beibringen. Ich bin sehr stolz auf meine Mutter und ich freue mich, wenn sie uns etwas vorliest, auch wenn sie dazu noch ziemlich lange braucht. Auch mein Vater wollte zu diesem Kurs, aber der wird nur für Frauen angeboten. Unsere Nachbarin hat gesagt, endlich würde auch mal was unternommen von der Regierung, was nur für die Frauen ist. Und dann haben wir gelacht – die Nachbarin, meine Mutter und ich.

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