„Nein, dann wäre Sie unterfordert!“
„Sie kriegt auch die Besenkammer!“
„Ferkel!“
„Was dann?“
„Sie sollte die Küche kriegen!“
„Wir haben keine Küche!“
„Noch nicht mal eine Teeküche?“
„Die wird erst nächste Woche geliefert!“
„Ich habe es! Sie kriegt die Schmerzensschreie !“
„Samt Panzer?“
„Wenn schon, denn schon!“
„Kann Sie den bedienen?“
„Mit etwas Übung!“
„Und was ist mit den Innereien?“
„Damit wird Sie bestimmt fertig! Sie ist Putzfrau!“
„Gut! Sie kriegt die Schmerzensschreie samt Panzer und eine Flasche Domestos!“
„Domestos?“
„Ja, da hilft nur noch Domestos!“
Die unterforderte Putzfrau ging zu dem Panzer mit einer Flasche Domestos. Aber sie kam wieder zurück.
„Und?“, fragte die Sprechstundenhilfe.
„Der Mann mag keinen Domestos!“
„Was will er dann?“
„Lieber Wodka!“
„Moment!“, sagte die Sprechstundenhilfe und ging zum Arzt.
Inzwischen war auch das kollektive Beerdigungsinstitut eingetroffen, samt Bagger und Laster. Sie hoben ein gutes Areal hinter dem Haus aus.
„Was gibt es?“, fragte der Arzt.
„Die Innereien mögen keinen Domestos!“
„Deswegen sollte man den auch nicht trinken!“
„Mache ich auch nicht!“
„Aber?“
„Aber mit Wasser geht es!“
„Sprechen Sie aus eigener Erfahrung?“
„Kündigen Sie mir jetzt?“
„Nein, ich will noch Ihren Knackarsch befummeln!“
„Sie sind ein böser Arzt!“
„Ich weiß, selbst Ärzte haben Fehler!“
„Und davon haben Sie eine ganze Menge!“
„Was machen die Schmerzensschreie ?“
„Die wollen Wodka!“
„Das ist mein Wodka!“
„Sie Egoist!“
„Aber ich bin wenigstens gut verdienend und gut aussehend!“
„Sie Schnösel!“
„Haben Sie keine bessere Beleidigung?“
„Ich habe nicht studiert, so wie Sie! Sie ungehöriges Affenärschlein!“
„Das klang aber niedlich!“
„Ich mag Sie!“
„Ich mag Sie nicht!“
„Oh, das war das Schönste, was mir jemand gesagt hatte!“
„Wollen Sie noch mehr?“
„Ja, bitte!“
„Sie doofe Schnepfe!“
„Meinen Sie das auch ernst?“
„Ja!“
„Oh, danke!“
„Sie blöde Kuh!“
„Oh, wunderbar!“
„Sie beklopptes Moorhuhn!“
„Moorhuhn? Das ist doch ein Computerspiel!“
„Ja, und?“
„Spielen Sie mit mir?“
„Nein, ich will eine feste Beziehung!“
„Mit mir?“
„Nein, mit dem Moorhuhn!“
„Mit dem Moorhuhn?“
„Ja!“
„Also mit mir! Moment! Dann heißt das, Sie lieben mich!“
Der Arzt sagte nichts.
„Oh, er liebt mich! Endlich werden Träume wahr!“
„Aber erst kriegen die Innereien Wodka!“, sagte der Arzt und reichte der Sprechstundenhilfe eine Flasche Wodka.
„Oh, für mich?“
„Nein, für die Innereien!“
„Oh, wie wunderbar!“, sagte die Sprechstundenhilfe und goss sich einen Schluck in ihre Innereien ein.
„Doch nicht für deine Innereien, du blöde Kuh!“
„Oh, er hat es wieder gesagt!“
„Gib endlich dem Panzerfahrer den Sprit!“
„Ja, oh mein Held!“
„Du benimmst dich wie eine Frau!“
„Ich bin eine Frau!“
„Und denk' an die Innereien!“
Die glückliche Sprechstundenhilfe ging mit dem Wodka zum Panzer.
„Hallo?“, fragte die Sprechstundenhilfe durch das offene Turmluk.
„Moment, ich bin noch ohnmächtig!“, sagte der Soldat.
„Wie lange wird das ungefähr dauern?“
„Was dauern?“
„Bis Sie aus Ihrer Ohnmacht wieder erwacht sind!“
„Keine Ahnung, aber ich arbeite daran!“
„Beeilen Sie sich gefälligst!“
„Moment mal, ich bin von einer Granate getroffen worden! Da darf man doch wohl mal etwas ohnmächtig sein!“
„Ich lackiere mir solange meine Fußnägel!“
„Warum nicht die Fingernägel?“
„Die sind schon lackiert!“
„Ach so! Sind Sie möglicherweise eine doofe Ganz?“
„Nein, ein beklopptes Moorhuhn! Außerdem bin ich schon vergeben!“
„An wen?“
„Sage ich nicht!“
„Warum nicht?“
„Könnte Kreise ziehen!“
„Krisen gibt es immer wieder!“
„Ich sagte nicht Krisen , sondern Kreise !“
„In meinen Ohren klingt das alles gleich! Wissen Sie, ich fühle mich so, ich könnte die leckersten Sachen essen, aber alle schmecken wie Haferbrei!“
„Haben Sie eine Depression?“
„Wissen Sie, ich habe zu wenig Wissen, um das an mir diagnostizieren zu können! Ich weiß nur, ich fühle mich sehr auseinander genommen! Aber warten Sie, ich glaube, ich komme gerade aus der Ohnmacht wieder raus!“
„Fein, meine Fußnägel sind auch fertig! Ich komme dann runter!“
„Fein!“
Die Sprechstundenhilfe kletterte in den Panzer hinein. Da sah sie Bescherung.
„Jetzt verstehe ich Sie!“, sagte sie.
„Weswegen?“
„Dass Sie sich so auseinander genommen fühlen!“
„Ja, stimmt, da ist nichts mehr an seinem Platz!“
„Aber das kriegen wir wieder hin!“
„Man darf halt nicht so viel Krieg spielen!“
„Besonders nicht mit Bomben!“
„Es war eine Granate!“
„Tut mir leid!“
„Sie traf mich!“
„Das verstehe ich!“
„Wieso?“
„Na, wie es hier aussieht! Übrigens, ich habe Wodka mitgebracht!“
„Ah, endlich! Die Putzfrau wollte mich schon mit Domestos wegwischen!“
„Da ist doch Wodka viel besser!“
„Als Putzmittel?“
„Ja, der reinigt das ganze Gedärm! Übrigens, wo ist Ihr Kopf?“
„Folgen Sie der Stimme!“
„Okay, aber sagen Sie was!“
„Ich will Wodka, ich will Wo...!“
„Ich habe ihn!“
„Wunderbar!“
„So, jetzt Mund auf!“
Der Soldat öffnete den Mund, und die Sprechstundenhilfe goss von dem Wodka hinein.
„Oh Mist!“, sagte die Sprechstundenhilfe.
„Was ist denn?“
„Der gute Wodka fließt unten aus Ihrem Kopf wieder raus!“
„Was sagt man dazu?“
„War wohl eine heftige Granate!“
„Eine 7, 62 cm-Granate!“
„Ist das viel?“
„Kommt drauf an!“
„Worauf?“
„Wenn man ein Panzer ist oder nicht!“
„Und was waren Sie zu der Zeit!“
„Kein Panzer!“
„Wo explodierte die Granate?“
„In meinem Solar Plexus!“
„Tat es weh?“
„Ich habe nichts gespürt! Ich denke, das ist so eine Reaktion des Körpers, dass man erst mal nichts spürt!“
„Ich denke, ich hole mal einen Schlauch!“
„Warum?“
„Der Wodka muss ja irgendwie zur Leber kommen!“
„Stimmt auch wieder!“
„Bin gleich wieder da, und laufen Sie nicht weg!“
„Ich warte solange!“
Die Sprechstundenhilfe eilte zur Praxis und suchte einen Schlauch. Unterdessen war das Massengrab ausgehoben. Jedoch beschwerten sich die Patienten, denn sie wollten ihren Lebensabend nicht in dem Grab verbringen. Der Arzt vermochte, alle zu beruhigen. Sie bekamen eine Spritze.
Die Sprechstundenhilfe kam mit mehreren Plastikschläuchen wieder zurück zum Soldaten.
„Das sind ja mehrere Schläuche!“, meinte der Soldat.
„Ich denke, ich muss mehrere Leitungen legen!“
„Warum?“
„Wegen dem heillosen Durcheinander hier!“
„Ich sehe nichts!“
„Ich hebe mal Ihren Kopf hoch!“
Das tat die Sprechstundenhilfe, und der Soldat sah.
„Oh!“, meinte der Soldat, „Da haben Sie aber viel zu tun!“
„Das mache ich nicht zum ersten Mal!“
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