Samantha:
Okay. Wenn du noch weißt, wo ich wohne, triffst du mich ab 6 dort.
Ich:
Gut. Bis dann. Freu mich.
Selbstverständlich hatte ich mir ihre Adresse gemerkt, notiert, gespeichert und archiviert. Vorher würde ich noch die restlichen Geschenke besorgen und sie gnädig stimmen.
Matthew unterbrach meine Gedanken: „Wäre es recht, wenn ich mich ausklinke? Müsste auch zu Hause mal anrufen, weil meine Frau sich sonst Sorgen macht. Ich werde ihr mitteilen, dass wir nicht einem Nazi in Uniform begegnet sind.“
Kurz lachte ich: „Hahaha. Natürlich. Wir treffen uns morgen um sechs Uhr im Hotel bei mir?“
Dann kam mir eine wirklich verwegene Idee. Ich recherchierte sofort das Einkaufszentrum am Leipziger Platz und ließ mich dort zu einem Kauf hinreißen, der mich später wieder einholen würde. Zumal ich in einem der angesteuerten Läden noch etwas wirklich Passendes zu meinen Tüten aus London fand. Ich musste grinsen. Frech waren meine Geschenke schon. Deshalb hatte ich mir diese niedlichen Dinge ausgesucht, ihr Dessous gekauft. Glücklicherweise gab es eine größere Auswahl. Ich entschied mich für zwei seidene Sets, eines in Schwarz und eines in dunklem Rot. Kaum stolzierte ich mit den beiden Sets aus dem Laden, erblickte ich ein Negligé, bei dem mir Stielaugen wuchsen. Welch ein Glück, dass ich mit Samantha damals zusammen einkaufen gewesen war. Daher kannte ich ihre Kleidergröße. Sie dachte wohl, ich würde mir das nicht merken. Ich kniff meine Augen zusammen, um mir Samantha im ausgestellten Negligé vorzustellen. In meinem Blickfeld tauchte eine lächelnde Verkäuferin auf, die entspannt und abwartend mir zusah.
Sie fragte mich auf Deutsch: „Guten Tag. Für ihre Freundin?“
Ich hob eine Augenbraue und fragte auf Englisch: „Hallo. Entschuldigen Sie, wie bitte?“
Sie wiederholte ihre Frage breit lächelnd, als habe sie ein Schätzchen gefunden, nun in meiner Sprache.
Ich antwortete zufriedenen: „Sie ist mehr als nur eine Freundin, wissen Sie.“
„Wow!“, hauchte sie beinahe dahin schmelzend.
Ihre Reaktion verstand ich erst nicht, warum meine Aussage so bewundernd zu sein schien. Bis ich mitbekam, dass sie ein Faible für mich verbarg. Ihre Wangen leuchteten leicht rosa. Mich alten Papa von drei Kindern? Komische Welt. Kurz musterte ich diese perfekt aber zurückhaltend gestylte Blondine. Seit Samantha in meinem Leben tanzte und diese Probleme uns bedrängten, nahm ich mehr wahr, was um mich herum passierte.
Jetzt aber schnell!
Ich bezahlte mit meiner Kreditkarte. Sogar niedlich verpackt bekam ich meinen delikaten Einkauf in einer neutralen Einkaufstüte überreicht. Artig bedankte ich mich bei der Verkäuferin, die wirklich einen tollen Job erledigt hatte. Beim Verlassen versicherte ich ihr, wiederzukommen. Sie sah mir hinterher, das spürte ich im Nacken. Mit all meinen Geschenktüten schaute ich mich nach einem Taxi um und ließ mich zu Samantha fahren. Im Nachhinein fragte ich mich, ob ich nicht mit einem kleinen Flirt etwas mehr in dem Laden für Wäsche für mich herausholen hätte können. Nein, die Zeit stand mir auf den Füßen.
Hervorragend, es war zehn vor sechs, als ich in der Straße eintraf. Ein Haus reihte sich an das nächste, ohne auch nur einen Hauch von Einerlei darzubieten. Zehn Minuten zu warten, um genau pünktlich zu sein, fand ich nur schwer zumutbar.
Ich könnte doch gleich klingeln. Oder lieber doch nicht?
Somit erkannte sie vielleicht, dass ich es nicht aushielt, auf sie zu warten. Bevor ich das Für und Wider austariert hatte, bemerkte ich meinen Zeigefinger in der Mulde des Klingelknopfes.
Verdammt. Zurückhaltung bei Samantha tendierte zu einem Nichts.
Es summte. Wie ein kleiner Junge raste ich zum Fahrstuhl. Dauernd fragte ich mich, wie wir uns begegnen würden. Vielleicht in Schürze und Pantoffeln? Blöderweise sah ich auf die Tasche mit den Dessous. Oder in einem tollen Kostüm. Nicht diese bunten englischen, sondern in einer dieser italienischen oder französischen eleganten Kombinationen. Hach, wie schön war unsere erste kleine Einkaufstour in London gewesen. Schwelgen führte sofort zu einem Lächeln meinerseits. Ungeduldig zählte ich die Etagen mit, die der Fahrstuhl emporfuhr. Das Dachgeschoss piepte mich erlösend an.
Zu Fuß würde ich mich selbst empfangen. Himmel, beherrsche dich mal, Lord George!
Fahrstuhltür auf. Nahezu ungestüm schritt ich direkt auf ihre Tür zu. Kaum kam ich davor zum Stehen, öffnete Samantha. Verschwand aber sogleich im Bad. Was hatte sie da an? Einen Bademantel etwa? Ihren Hintern erfasste ich, gerade noch bevor er im Bad verschwand. Ein Piepsen, gefolgt von einem schnellen Hüpfen ihrerseits brachte mich zum Kichern. Manchmal kam mein spitzbübisches Benehmen wieder durch. Aber es reizte mich viel zu sehr, sie zu necken.
„Du ungezogener Junge“ , entrüstete sie sich humoristisch.
„Tut mir leid, aber ich konnte keine zehn Minuten vor dem Haus herumlaufen“, versuchte ich, ihr Wohlwollen zu ergattern.
Mittlerweile entledigte ich mich meines Mantels und meiner Schuhe. Denn dort standen Füßlinge für mich bereit. Ich schaute mich um. Was ich erblickte, gefiel mir, hatte Stil. Samantha kehrte nach einer gefühlten Ewigkeit aus dem Bad zurück. Es verschlug mir die Sprache. Frisch geduscht mit leicht feuchten Haaren, schritt sie in einem bunten Bademantel lässig auf mich zu. Das erste Mal sah ich sie ungeschminkt. Diese dunklen Wimpern umrahmten diese schimmernden graublauen Augen. Ihre Haut war leicht gerötet und roch herrlich blumig. Gerade setzte ich an, um etwas zu sagen, da öffnete sich zwar mein Mund, jedoch entfuhr kein einziges Kompliment meinem Kopf. Wie lange dieser Zustand anhielt, konnte ich nicht mehr nachvollziehen, jedoch meldete sich derweil dieser kleine Begleiter da unten zu Wort. Zumal ihr Bademantel halb geöffnet war und dadurch der Brustansatz anzüglich glänzte.
Oh Mist, ihr Blick haftete kurz auf meiner Beule. Peinlich? Nein, aber unpassend. Ich muss mich maßregeln!
Meine sexy Hausherrin gab mir schmunzelnd einen Kuss auf meinen Mund. Frech aber ermutigend klopfte Samantha mit ihren beiden flachen Händen auf meine Brust. Immer noch paralysiert starrte ich sie an, von oben bis unten und zurück. Dann bot ich ihr wortlos meine Einkaufstüten an, die sie ignorierte.
„Hey, Nasenbär, setze dich ins Wohnzimmer. Was ist denn los mit dir?“, wies sie auf eine Tür.
Endlich kam mein Hirn wieder in Fahrt und plärrte beinahe ungehobelt: „Du bist los!“
Abrupt blieb sie stehen und wandte sich wieder mir zu: „Wie bitte?“
„Weißt du eigentlich, wie schön du bist?“ , stammelte ich verlegen und sie errötete postwendend.
„Aber George, ich … Geh du doch bitte schon ins Wohnzimmer, bin gleich bei dir, ja?“, schlug sie mir mit heiserer Stimme und etwas schüchtern vor.
„Ich würde gerne zu Hause anrufen“, tat ich mein Vorhaben kund.
Sie antwortete: „Sieh mal an die Tafel, da hängt der WiFi-Zugang.“
Neugierig erkundete ich wie in Trance das Wohnzimmer, legte meine Geschenke ab und setzte mich auf die grüne Couch. Nebenan hörte ich sie Schranktüren öffnen und schließen. Es raschelte, dann eine Pause. Sie huschte draußen noch einmal ins Bad. Ich konnte eine rot-schwarze Bluse und einen roten Rock erkennen. Kaum schwebte diese Kombination in meinem Kopf, sah ich uns irgendwo tanzen. Leider hatte das zur Folge, dass ich mein Sakko dezent über meinen Schoß legen musste. Langsam wurde es wirklich peinlich. Um mich abzulenken, wählte ich telefonisch mein Heim an. Leider ging niemand ans Telefon. Ein leichter blumiger Duft erfasste meine Nase. Gerade schaute ich auf, da erinnerte ich mich an diese tollen Beine. Der elegante Rock umschmeichelte ihre Oberschenkel. Betonte ihre Figur perfekt. Diese Bluse aus roter Seide und schwarzer Spitze oberhalb des Dekolletés hielt meinen besten Freund bei bester Laune. Diese Stoffe kamen mit Sicherheit aus asiatischer Hand.
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