Trilogie zur Rettung der Liebe von Bernhard Lassahn
TEIL III – DER KRIEG GEGEN DIE ZUKUNFT
Willkommen im Vorgarten
Schlaflose Nächte und Schreie in der Nacht
Die Schrecken der Flut und die Schrecken der Ebbe
Hände hoch! Keine falsche Bewegung!
Männer machen nicht mehr mit
Rotes Licht für die Liebe. Grünes Licht für Sex
Die nackte Lüge
Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose
Die geheimen Träume der Halbweltfrauen
Der böse Blick einer Frau mit Augenklappe
The Winner Takes It All
Bielefeld gibt es. Die Welt dagegen gibt es nicht
Keine Empathie für niemand
Etikettenschwindel, wenn es ans Eingemachte geht
Das Argument der großen Axt
Die Freiheit zu tun, was einem gesagt wird
Das dunkle Geheimnis des Frauenkalenders
Mach mit! Es gibt Geld und ein gutes Gewissen
Der Vergewaltiger im Sammeltaxi
Die Waffe der Ölweiber
Die Empfindlichkeit der Schneeflocken in Zeiten der Erderwärmung
Von »Yeah, Yeah, Yeah!« zu »Nein heißt Nein!«
Die Revolution hat keine Kinder, die sie fressen könnte
Der Blick durch die Tuba
Schuld und Schulden der Vergangenheit
Die Schrift an der Wand
Von der Apo zur Apokalypse zur Fempokalypse
Der Weltuntergang als Kleinkunstprogramm
Kaputte Retourkutschen
Von nichts kommt nicht nichts
Das unfassbare Risiko der Hausfrau und Mutter
Auf der Suche nach dem guten Menschen
Return to Paradise – zurück im Garten
Impressum
Kommen Sie getrost näher, Sie sind immer noch im Vorgarten. Sie können mir nicht mit der Tür ins Haus fallen, und ich kann nicht ausfällig werden und Sie nicht überrumpeln. Ich kann nicht plötzlich mit der Tür aus dem Haus herausfallen, wie ein Ritter, der einen Ausfall aus seiner Burg wagt und dabei die Tür wie ein Schild vor sich herträgt.
Dafür ist der Vorgarten gut. Er schafft eine gewisse Pufferzone für Unentschlossene. Man lernt sich schon ein wenig kennen, ohne sich allzu dicht auf die Pelle zu rücken.
Vorgarten? Wer redet so? Erich Kästner. Der hat geschrieben, der Vorgarten zu einem Haus sei so etwas wie das Vorwort zu einem Buch. Man ist schon fast da. Man bildet sich ein erstes Urteil, eh man weitersieht. Wie sieht der Garten aus? Gibt es Rosen? Gartenzwerge? Einen Fahrradständer? Liegt irgendwo Kinderspielzeug herum? Ist auch ausreichend Unkraut vorhanden? Bekanntlich sollte man einem Garten misstrauen, in dem es kein Unkraut gibt.
Im Vorgarten blühen die Vorurteile. Wer wohnt hier? Ein Mann. Ein alter. Ein weißer. Aha. Also vermutlich ein Feind. Jedenfalls ein Feind in den Augen der hüpfenden Jugend, die jeden Freitag klagt, dass die Alten ihr die Zukunft gestohlen hätten und ein Feind in den Augen der Feministen mit dem bösen Blick.
Hier ist auch die Schwelle, an der wir zurückblicken auf das, was bisher geschah: Es gibt schon zwei Bücher zur Frau ohne Welt , mit den Untertiteln Der Krieg gegen Mann und Der Krieg gegen das Kind – was erstaunlich martialisch klingt für jemanden wie mich, der sich in seiner Jugend gerne als Pazifisten gesehen hat und immer noch das Ende des überflüssigen Geschlechterkrieges herbeisehnt, bei dem es nur Verlierer gibt. Deshalb gibt es den Untertitel: Trilogie zur Rettung der Liebe .
Der Krieg ist nicht vorbei, »the war is not over« , sagt jemand, der in dieser Frage – und neuerdings auch in Umweltfragen – Zuständigkeit und weltweites Gehör beansprucht. Wer tut das? Emma Watson, die wir in der Rolle der Hermine in den Harry Potter -Filmen liebgewonnen haben und die später als UN-Sonderbotschafterin für Frauen- und Mädchenrechte die HeForShe -Kampagne entwickelt hat, die viel gelobt wurde – doch nicht von allen. Kritik kam von den PoC, den people of colour , von Schwarzen, die ihr den Vorwurf machten, eine privilegierte Weiße zu sein. Es scheint also noch mehr Kriegsschauplätze zu geben, nicht nur zwischen Männern und Frauen.
Im ersten Band hatte ich Leonard Cohen zitiert, der singt, dass es einen Krieg zwischen Männern und Frauen gibt und einen zwischen Weißen und Schwarzen, »a war between the black and white, a war between the man and the women« , außerdem einen zwischen Armen und Reichen und zwischen Linken und Rechten. Das reicht nicht. Wir müssen noch einen Krieg berücksichtigen, den Cohen nicht besungen hat: den Krieg zwischen den Generationen, zwischen Alten und Jungen.
Es kämpft jedoch nicht jeder gegen jeden, wie es sich Thomas Hobbes in seinem berühmten Albtraum über ein höllisches Zusammenleben vorgestellt hat, in dem der Mensch dem anderen Menschen gegenüber zum Wolf wird – homo homini lupus – vielmehr stellt sich eine Gruppe gegen die nächste, ein Rudel gegen ein anderes. Es kämpfen Gruppen, die sich selbst gebildet haben, gegen Gruppen, in die andere einsortiert wurden, ob sie wollten oder nicht. So entstand die so genannte Identitätspolitik, eine politische Orientierung, bei der die Zughörigkeit zur Gruppe zum ausschlaggebenden Kriterium aufgestiegen und zur Trumpfkarte bei jeder Diskussion geworden ist.
Der Einzelne zählt nicht mehr, es kommt lediglich auf die Gruppenzugehörigkeit an, auf das richtige Rudel. Es gibt auch keine Einzelmeinungen mehr, nur noch Konsens. So sind Vorurteile entstanden und haben sich zu Verallgemeinerungen verfestigt, die für den Kampf gegen das feindliche Rudel unerlässlich sind. Sie gewährleisten den Gruppenzusammenhalt, der ohne ein starkes Feindbild nicht vorhanden wäre.
Tribalismus wirkt wie ein Turbo: Der Graben zwischen »wir« und »denen« – us and them – wird tiefer, der Ton lauter, die Stimmung feindlicher. Gruppen sind gnadenlos, ein Rudel gibt kein Pardon, ein Rudel kennt keine Dankbarkeit. Die Gruppenzugehörigkeit wirkt als Durchlauferhitzer für Aggressionen und wühlt Instinkte auf, die bisher unter Kontrolle waren.
Wir haben Zustände wie vor einem Bürgerkrieg – einem Krieg, den wir so noch nicht kannten; einem Geschlechterkrieg, in dem künstliche Gruppen ohne wirklichen Zusammenhalt, die aus wenigen Kriegstreibern und vielen ahnungslosen Mitläufern bestehen, an zwei Fronten gleichzeitig gegeneinander antreten, in einem sinnlosen Krieg zwischen Mann und Frau und zwischen Eltern und Kindern – damit gegen die Zukunft.
Davon handelt das Buch. Ich versuche, einen Lagebericht zu geben und will an Einzelbeispielen, in denen ich Muster erkenne, aufzuzeigen, was der vierzigjährige Krieg angerichtet hat. Ein Kultur-Krieg, der aufs Ganze geht.
Er hat seltsame Zwischenwesen geschaffen: Männer, die nicht männlich sein dürfen, weil Männlichkeit verdammt ist und als toxic masculinity angesehen wird, und Frauen, die diese verdammten Rollen übernehmen, die dann – wie durch ein Wunder – nicht mehr als toxisch gelten. Die idealen Zwischenwesen von heute sind neutral, sie sind geschlechtslos, sie sind inter oder trans und sehen in dem Gender-Sternchen ihren neuen Stern am Horizont aufsteigen, dem sie bedingungslos folgen. Frauen wollen heute keine Mütter mehr sein, sie fürchten ein Morgen und geben sich jünger, als sie sind. Männer wiederum leiden unter dem Peter-Pan-Syndrom und weigern sich erwachsen zu werden.
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