Stella war verblüfft. Wie seltsam. Dann zuckte sie mit den Schultern. Was sollte es? Sie war ja schließlich nicht die einzige Stella auf der Welt. Sie schüttelte den Kopf über ihren irrwitzigen Wunsch, der Ruf wäre von Steven gewesen. Wie sollte er sie abholen können? Er wusste doch noch nicht einmal ihren Ankunftstermin.
Oh nein, jetzt meinte sie auch noch, Steven in einem Mann zu sehen, der mit dem Rücken zu ihr Richtung Waschräume strebte. Hör sofort auf, Stella!, ermahnte sie sich. Resigniert über ihr kindisches Verhalten lief sie zu den Gepäckbändern.
Steven erkannte durch das papageienhafte Gekreische des Jungen, wie lächerlich es war, was er gerade tat. Kopfschüttelnd wandte er sich ab und begab sich zu seinem Gate. Es war höchst unwahrscheinlich, dass er Stella wirklich gesehen hatte. Weshalb hätte sie ausgerechnet heute zum Flughafen kommen sollen, um ihn zu treffen? Das war doch irre! Er musste endlich kapieren, dass sie ihn nicht mehr sehen wollte.
Er holte tief Luft und hatte einmal mehr das dringende Bedürfnis, allein zu sein. Erst ein Schwall kaltes Wasser in einem der Waschräume ließ seinen beschleunigten Puls abebben. Während Steven Mut sammelte, sich wieder zu den tausend imaginären Stellas nach draußen zu begeben, betrachtete er kopfschüttelnd sein gequältes Gesicht im Spiegel.
Nun wusste er auch, weshalb er sein Einsiedlerdasein vorzog. Wenn das so weiterging, würde er noch einen Herzinfarkt erleiden. Was für ein Nervenbündel war nur aus ihm geworden?
Als Steven in den Flieger nach Toronto stieg, war er unglaublich erleichtert, der Stadt und seinen Erinnerungen für die nächsten zwei Wochen zu entfliehen.
Zurück in Köln war alles wie in eine trostlose Decke gehüllt. Selten war Stella die Stadt so trist und stinkend, waren ihr die Menschen so unfreundlich und hässlich erschienen. Zu allem Überfluss lag überall schmutziger Schneematsch, der ihre Füße rasch in nasse, frierende Klumpen formte.
Resigniert fragte Stella sich, wie es sein konnte, dass ein Mensch, den man nur so kurz, oder besser, gar nicht kannte, eine solche Wirkung auf das eigene Leben haben konnte. Es konnte doch nicht sein, dass ihre Lebensfreude durch diese eine Nacht völlig verschwunden war?
Auf dem Rückweg vom Flughafen saß sie verloren in der Straßenbahn, bemerkte die mit Graffiti besprühten Scheiben und starrte lange auf die schmierigen Ränder um das Gestänge der Sitze am Boden. Was, um alles in der Welt, war ihr jemals an einer Straßenbahnfahrt romantisch vorgekommen?, fragte sie sich.
Einen Tag später, am Sonntag, hielt sie es nicht aus und fuhr tatsächlich zu Stevens Adresse. Im Zeitlupentempo rollte ihr Auto an der Auffahrt zu seinem Haus vorbei. Nichts war zu sehen. Aufgewühlt hielt sie fünfzig Meter weiter an und atmete tief durch. Sollte sie aussteigen und klingeln? Sie traute sich einfach nicht. Die Verletzung saß zu tief. Er sollte nicht denken, eine selbstbewusste Frau wie sie habe es nötig, ihm hinterherzulaufen. Sie wendete und steuerte ein zweites Mal am Haus vorbei, das immer noch still dalag. Ihre Augen brannten, als sie die Dreißigerzone im überhöhten Tempo verließ.
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