„Stella“ Marie Stern
Steven Berghoff
Stern
Zorro
Stern und Zorro
Sternenhimmel
Nur ein Flirt im Karneval
Verzaubert
Love is in the air
Anfängerfehler
Sehnsucht
Fata Morgana
One-Night-Stand?
Zurück
One-Night-Stella!
Missverständnis
Ernüchterung
Frauengespräche
Elena und Mister X
Schock
The Show must go on
Entschluss
Alte Freundschaft
Endlich
Blickkontakt
Aftershow
Herzstolpern
Prince Charming
Geständnis
Held
Erkenntnisse
Unbekannter Anrufer
Date
Erklärungen
Hitze
Der Kreis schließt sich
Familienbande
Überraschung
Alpha-Männchen
Anfang
Playlist
Über die Autorin
Narrenschicksal
Küsse im Karneval
Ava Lennart
Copyright © 2015 by
Zoch/Kapfhamer, Ava Lennart GbR
Liesl-Karlstadt-Str. 19
82152 Planegg
ava.lennart@gmail.com
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Coverdesign:
AGENTSY, Sylvia Togni
unter Verwendung eines Fotos von fmbackx bei iStockphoto.com
Lektorat/Korrektorat: Kornelia Schwaben-Beicht, ABC-Lektorat
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. Personen und Handlung sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Für André und Daniel
„Ein Narr, der das Schicksal für Zufall hält!“
angeblich Shakespeare,
aber auf jeden Fall Fred Astaire zu Ginger Rogers
Sie starrte auf das hellrosa Gebilde, das sich am Seifenspender quälend langsam zu einem schweren Tropfen entwickelte.
„Komm, komm, tropf schon!“, beschwor sie ihn eindringlich.
Als ob das irgendetwas nutzen würde!
Aber Marie Stern, genannt Stella, hatte mit dem Seifentropfen eine Wette abgeschlossen: Tropfte es, bevor die zehn Minuten um waren, die sie auf das Testergebnis warten musste, würde alles gut werden.
Gut? Was das in diesem Moment genau bedeutete, darüber wollte Stella gar nicht erst nachdenken.
Sie schnaubte ungläubig, als sie sich bewusst wurde, wie sie in ihrer psychotherapeutischen Praxis auf dem Klo saß und auf die Linien wartete. Keine gewöhnlichen Linien. Genau genommen wusste sie nicht einmal, ob sie überhaupt von Linien im Plural reden sollte. Denn eigentlich wäre eine Linie genug. Dann wäre nämlich der Test negativ – das wiederum würde heißen, dass sie nicht schwanger wäre ...
Der zähe Seifentropfen löste sich endlich wie in Zeitlupe und platschte lautlos auf den Waschbeckenrand, wo ihn bereits seine Kumpel der letzten zehn Minuten erwarteten.
Na also, geht doch!, dachte Stella.
Sie atmete tief durch und hielt, pragmatisch wie eine Oberschwester ein Fieberthermometer, das Plastikstäbchen des Schwangerschaftstests vor ihre Augen. Sie starrte eine Weile stirnrunzelnd auf die kleinen Sichtfenster. Als die eindeutige Meldung endlich ihr Gehirn erreicht hatte, rupfte Stella energisch zwei Papierhandtücher aus dem Spender und rubbelte den Seifenfleck weg. Noch zwei Tücher, damit auch wirklich nichts von ihm übrigblieb.
„Verräter!“, murmelte Stella.
Dann erst wagte sie es, sich ihrem Spiegelbild zu stellen. Zu ihrem Erstaunen sah sie immer noch aus wie Stella Stern, obwohl unter ihren blauen, leicht schräg stehenden Augen heute recht dunkle Schatten lagen und ihr auffallend großer Mund einen müden Zug aufwies. Um diesen zu vertreiben, zog Stella bewusst eine Schnute und setzte dann ein übertriebenes Showmaster-Lächeln auf, als ob sie sich selbst den gerade geknackten Jackpot überreichen würde.
„Na, herzlichen Glückwunsch, liebe Mama Stella! So hattest du dir das eigentlich nicht vorgestellt.“
Sechs Wochen zuvor:
„Das ist nicht dein Ernst, Stella!“ Bernds Mund stand vor Empörung leicht offen. „Du kannst doch am nächsten Tag im Flieger schlafen. Es sagt ja auch keiner, dass du versacken musst. Aber so gar nicht Karneval feiern ... Jetzt hör aber auf! Wozu hast du dir denn sonst während der Zeit Urlaub genommen?“
Stella betrachtete nachdenklich ihren besten Freund. Bernd Richter war ihr persönliches Goldstück, ihr Sandkastenfreund und Praxiskollege.
„Man kann ja wohl einmal Karneval nicht feiern. Das wird mir sonst zu viel. Ich muss packen, und außerdem habe ich sowieso kein Kostüm.“
„Wer bist du, und was hast du mit meiner Stella gemacht? Die Stella, die ich kenne, tanzt immer als Erste an Weiberfastnacht auf den Tischen. ‚Zu viel’ – du bist doch noch keine neunzig? Und was das Kostüm angeht, lass das mal meine Sorge sein.“
Bernd wusste, wie er Stellas wunden Punkt, das langsame Älterwerden, am besten triezte. Und Bernd hatte recht.
Als Urkölnerin mochte Stella das wilde Treiben während des Karnevals und freute sich jedes Jahr mit einem unruhigen Kribbeln auf den „Wieverfastelovend“, die Weiberfastnacht am Donnerstag. In ihrer Jugend und der Studienzeit hatte sie wirklich wilde Partys in den Kölner Kneipen erlebt. Als gefragte Psychologin war ihr Alltag mittlerweile bis ins kleinste Detail durchgeplant. Und daher genoss Stella es insgeheim, sich beim Tanzen und Mitsingen wenigstens einmal im Jahr gehen zu lassen und Teil einer gutmütigen, wogenden Menge zu werden.
„Muss ich mir das vor meiner Reise wirklich antun?“
„Stella, ausruhen kannst du dich doch im Urlaub. Wozu macht man schließlich Wellness? Es kann doch nicht sein, dass du dich vor deinem zweiwöchigen Urlaub auf Elba noch ausruhen musst!“
Bernd schüttelte gespielt fassungslos den Kopf.
Stella rollte die Augen konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Trotzdem wandte sie ein: „Aber mein Flieger geht so früh! Und dann sind Julia und ich erst einmal eine Nacht in Zürich. Ich kann doch nicht vollkommen fertig dort ankommen. Ich habe Julia ewig nicht gesehen und möchte einfach jede Sekunde mit ihr auskosten. Da wäre es blöd, wenn ich erst mal zwei Tage meinen Rausch ausschlafen muss.“
Stellas Freundin Julia war vor zwei Jahren der Liebe wegen in die Schweiz gegangen und dort geblieben. Seitdem vermisste Stella schmerzlich die schwesternhafte Vertrautheit und die spontanen Treffen. Sie freute sich wahnsinnig auf die Freundinnenzeit auf der Mittelmeerinsel.
Julia Sandhagen war es auch gewesen, die ihr den Spitznamen „Stella“ verpasst hatte. Julia befand sich damals in ihrer „italienischen Phase“, wie sie es selbst bezeichnete. Was hauptsächlich bedeutete, dass sie nach ihrer Rückkehr aus dem Familiensommerurlaub in Italien unsterblich in Angelo, den Sohn der Pensionsbesitzerin, verknallt war. Dabei war es Julia völlig gleich gewesen, dass Angelo schon achtzehn war, sie im ganzen Urlaub mit Angelo gerade mal drei Sätze wechselte und sie ihn niemals wiedersehen würde. Jedenfalls hatte Julia damals schnell herausgefunden, dass Maries Nachname Stern dem italienischen „oberromantischen“ Wort „Stella“ entsprach.
Die damals zwölfjährige Marie fand Julias Tick zuerst nervig, insbesondere, weil Julia bei der Nennung von „Stella“ in den ersten Tagen immer in Seufzen ausbrach. Aber mit Wegfall von Julias Seufzer fand Marie den Namen gar nicht so schlecht. Sie genoss es sogar, dass die anderen Klassenkameraden sie auch mehr und mehr Stella riefen. Bald war sie selbst dazu übergegangen, sich nur noch Stella und nicht mehr Marie zu nennen.
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