1 ...7 8 9 11 12 13 ...21 "Bin zu spät, Tschuldigung.", sagte Fröthljif knapp und setzte sich dann auf einen freien Stuhl.
"Endlich mal einer, der sich für seinen Fehler entschuldigen kann.", tönte der düstere Magier. Er war mit Fröthljif sehr zufrieden. "Nehmt Euch ein Beispiel an ihm!"
Sofort danach öffnete sich die Tür wie von Geisterhand und ein seltsames Wesen flog hindurch. Es schwebte und war praktisch ein gigantischer Kopf mit vier Gesichtern. Auf jeder Seite befand sich ein Gesicht und zwischen den einzelnen Gesichtern besaß der Kopf scharfe Spitzen und Stacheln. Die gesamte Hautfarbe des Wesens war ein sehr dunkles, schimmerndes Blau. Ohne Zweifel war dies der General der Untoten, den der düstere Magier den Leuten der goldenen Stadt als Kastill beschrieben hatte. Jedes Gesicht des Kastills zeigte eine andere Art von Untoten. Es gab das Skelettgesicht, das verfaulende Ghulgesicht, das ätherische Geistergesicht mit menschlichem Aussehen, aber ohne Materie und das mächtigste, das Lichgesicht. Die Lichs waren die mächtigsten Untoten, die existierten. Auch der Prinz der Untoten war in Gestalt eines Lichs zurückgekehrt. Für gewöhnlich musste man sehr mächtig sein und große Kräfte besitzen, um als Lich zurückzukehren. Der Körper eines Lichs wies grundsätzlich die geringsten Verfaulungsmerkmale auf, so auch das Lichgesicht des Kastills, das noch sehr gut erhalten war, dessen Augen jedoch in einem sehr ungesunden Giftgrün leuchteten. Der Kastill war eine ungefähre Kugel mit dem Durchmesser der Größe des düsteren Magiers. Da er auf Höhe von 1,5 Metern in der Luft schwebte, wirkte der Kastill noch viel größer. Er gab nur ein Zischen von sich und schwebte dann über einem freien Stuhl. Nun blieb nur noch ein Stuhl für die letzten beiden Generäle übrig. Wer würde zuerst erscheinen? Schließlich trat nach einer weiteren Viertelstunde Wartezeit, die für alle Anwesenden lästig war, General Spitzhacke ein. Er war ein groß gewachsener, muskulöser Mann mit kurzem, schwarzem Haar. Von Rüstungen schien er nichts zu halten, denn er trug nur ein braunes Hemd, eine violette Hose und schwarze Stiefel. Doch das Verstörendste an ihm war definitiv sein Arm. Man mochte sich fragen, warum er General Spitzhacke hieß, doch bei einem Blick auf ihn, wusste ein jeder Bescheid. Statt seines rechten Arms besaß er nämlich an seinen Oberarm anschließend eine Spitzhacke mit hölzernem Schaft und matter, schwarzer Hacke. Wie man es von einem menschlichen Räuber, Söldner oder Dieb gewohnt war, die er ja alle anführte, gab er einen extra dämlichen Spruch von sich, der allen Anwesenden nur höllisch auf die Nerven ging.
"Was ist denn hier los, sind wir hier bei einer Beerdigung oder was soll die Trauerstimmung?"
"Wenn Ihr Euch nicht hinsetzt und still seid, wird es noch Eure Beerdigung.", sagte der düstere Magier ruhig und leise, aber mit spürbarem Zorn hinter der Anmerkung. General Spitzhacke gehorchte. Nun blieb nur noch ein General übrig, der fehlte.
"Verdammt, wo ist dieser Haufen Schrott von den Machuv'Thal. Ich bringe ihn um." Der düstere Magier erhob sich vom Thron. "Ich bringe ihn um!", rief er nun laut. Alle blickten ihn an. Schließlich öffnete sich die Tür ein letztes Mal. Eine normalgroße Gestalt mit humanoiden Proportionen, aber vollkommen aus Kupfer bestehend, trat ein. Die Gestalt besaß große, runde Schulterplatten, die jeweils einen nach Innen gebogenen Stachel besaßen. Am Kopf trug das Wesen einen Helm, dessen Spitze sich wie ein kleiner Turm erhob und schließlich in einer V-förmigen Formation endete. Während die Hände der Gestalt aus spitzen, scharfen Stacheln als Fingern bestanden, befanden sich die Beine wie standhafte Säulen auf dem Boden. Zwischen Beinen und Füßen gab es hier keine Abtrennung, sie gingen einfach ineinander über und waren nur Teil der Säulen. Vom Beginn der Beine bis zum Boden dehnten sich diese säulenartigen Konstrukte ein wenig aus. Im Gesicht sah das Wesen so aus, wie ein Mensch, jedoch besaß es nur die Kupferfarbe und nichts Anderes. Lediglich die Augen leuchteten in einem satten Blau. Der Körper des Wesens war teilweise mit schönen Verzierungen überzogen. Da stand er nun, der letzte General. Der düstere Magier ging auf ihn zu und wollte schon damit beginnen, ihn anzugreifen. Dann begann der General der Machuv'Thal zu sprechen.
"Kiostos, seines Zeichens Kupfergeneral, meldet sich hiermit zum Dienst. Ich bin bereit, Euch zu dienen. Wie lauten Eure Befehle?"
"Meine Befehle?!", schrie der düstere Magier sofort. Er ignorierte, dass sich der Kupfergeneral formal und vollkommen angemessen gemeldet hatte.
"Was hat so lange gedauert, dass Ihr nicht früher auftauchen konntet?"
"Verzeiht, aber es ging nicht schneller. Die Wolfram-Armee ist nicht die schnellste Delegation der Machuv'Thal. Dafür sind sie aber sehr widerstandsfähig und umso mächtiger. Also, Eure Befehle?"
"Mein Befehl lautet: Tötet Euch selbst. Dann muss ich das nicht tun. Na los, worauf wartet Ihr?"
"So, das ist also der Dank dafür? Ich reise mit einem Großteil unserer Delegation den ganzen weiten Weg von Gentrav hierher und dann muss ich mir Wutausbrüche anhören, wie von einem kleinen Kind. Lernt erst einmal, zu akzeptieren, dass nicht alles nach Euren Vorstellungen laufen kann, Bürschchen. Dann könnt Ihr ja noch einmal versuchen, die Machuv'Thal um Hilfe zu bitten. Was mich angeht, ich werde Kaiser Hirion Bescheid sagen, wie lausig Ihr sein Volk behandelt und wie wenig Ihr seine Geste zu schätzen wisst. Die anderen Machuv'Thal, die später eingetroffen wären, werde ich ebenfalls informieren, dass sie sich den Weg sparen können. Euch ist hoffentlich bewusst, dass unser Kaiser Hirion das mächtigste Wesen auf der Erde ist. Wenn auch Ihr das endlich verstanden habt, wird Euch vielleicht klar, was für einen kolossalen Fehler Ihr gerade begangen habt. Möge Euch Eure Arroganz im Halse stecken bleiben."
"Schön, dann verschwindet doch! Ich brauche Euresgleichen nicht! Sagt Hirion ruhig, dass ich auf seine verfluchte Armee scheiße! Ich erobere die goldene Stadt auch ohne euch Machuv'Thal. Also los, verpiss dich, Knecht!"
Kiostos würdigte den düsteren Magier nicht einmal mehr eines Blickes und verließ einfach den Raum. Anschließend zogen die 10 000 Wolframkrieger ab, die er bisher mitgebracht hatte. Innerhalb kürzester Zeit hatte sich die maximale Größe der Armee des düsteren Magiers von 75 000 auf 50 000 verringert. Als er sich schließlich beruhigt hatte, erkannte er, was er eigentlich getan hatte.
"Verdammt, das ist nicht gut. Jetzt ist meine Armee um ein Drittel geschrumpft. So eine Scheiße!" Der düstere Magier sprang wütend in der Luft herum und trat gegen seinen Thron, während die verbliebenen Generäle ihm dabei zusahen. Schließlich sprach Katokuin:"Wir können trotzdem noch gewinnen. Wer braucht denn schon diese metallenen Spinner? Die sind doch überflüssig. Wir Dunkelelfen werden Euch zum Sieg verhelfen."
"Ist das Euer Ernst?", fragte der düstere Magier hoffnungsvoll.
"Ja, das ist es. Auch wenn wir beide uns nicht gut verstehen, so bin ich dennoch Teil Eurer Armee und einer Eurer Generäle. Und ich kenne meinen Auftrag. Er lautet, meine Dunkelelfen als Teil Eurer Armee zum Sieg zu führen. Wenn ich dabei versagen würde, wäre mein Meister sicher nicht erfreut. Deshalb werde ich alles geben und ich bin überzeugt, alle anderen hier werden ähnlich verfahren. Richtig?"
Alle anderen stimmten mit einem lauten "Aye!" ein. Das heiterte den düsteren Magier auf. Er begann nun, zu glauben, dass er auch mit lediglich 50 000 Kriegern und fünf Generälen siegreich sein konnte. Dann machte er sich eben ein wenig selbst die Finger schmutzig. Besser, als zu verlieren. Seine Stimmung hellte sich wieder auf und er wurde zuversichtlich, dass ihm der Sieg schon bevorstand.
"Wer braucht schon die Machuv'Thal. Ich werde Hirion eigenhändig töten, sobald Anthem Gows mir gehört."
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