- Zunächst einmal kann eine Person versuchen, das Auftreten eines unannehmbaren Verhaltens eines anderen zu vermeiden über bestimmte Botschaften oder über eine Veränderung der Umwelt .
- Der o. a. Konfliktbegriff enthält das Wissen einer Person, dass sie eine andere schädigt. Ein derartiges Wissen kann dadurch erworben werden, dass die geschädigte Person eine entsprechende Botschaft sendet. Dass es trotz der Botschaft zu einem Konflikt gekommen ist, kann dann ggf. auf die Art und Weise der Mitteilung zurückgeführt werden: Bestimmte Botschaftsarten vermindern und andere fördern die Bereitschaft, ein bestimmtes Verhalten aufzugeben.
Vermeidung von unannehmbarem Verhalten
(1) Veränderung der Umwelt
Eine in einer bestimmten Art und Weise gestaltete Umwelt kann ein unannehmbares Verhalten fördern:
- So grenzt das Wohnzimmer der Eheleute Müller, in der ein Fernseher steht, direkt an das Arbeitszimmer von Herrn Müller. Dies führt dann dazu, dass Herr Müller Fernsehgeräusche wahrnimmt, wenn er noch Büroarbeiten zu erledigen hat.
- Frau Reding stolpert im Wohnzimmer des Öfteren über herumliegendes Spielzeug ihrer dreijährigen Tochter und benötigt viel Zeit, um dieses wegzuräumen.
- Der Kopierer, den viele Mitarbeiter nutzen, steht in einem Raum, in dem konzentriert gearbeitet werden muss.
In gleicher Weise kann eine anders gestaltete Umwelt unannehmbares Verhalten verhindern:
- Die Eheleute Müller entscheiden sich bei ihrem Einzug, das Arbeitszimmer an die Küche angrenzen zu lassen und haben so das Problem der Belästigung durch Fernsehgeräusche im Arbeitszimmer ausgeschaltet.
- Frau Reding weist ihrem Kind eine Spielecke zu und vermeidet so, dass das Kind in der ganzen Wohnung spielt. So stolpert sie nicht mehr über Spielzeug und benötigt weniger Zeit für das Aufräumen.
- Der Kopierer steht in einem kleinen Raum, der ansonsten nicht genutzt wird. Dadurch kann in dem anderen Raum konzentrierter gearbeitet werden.
Gordon rät bei anstehenden Veränderungen (hier zukünftige Büroarbeit des Ehemannes, Geburt eines Kindes, Anschaffung eines Kopierers) dazu, sich frühzeitig damit zu beschäftigen, wie sich diese auf das zukünftige Zusammenleben auswirken können. Dabei sollten alle die Personen, die von einer möglichen Veränderung betroffen sind, gemeinsam überlegen, wie neue Situationen zur Zufriedenheit aller Beteiligten gestaltet werden können. In diesem Zusammenhang kann dann auch die an anderer Stelle dargestellte Niederlagelose Methode der Konfliktlösung zur Konfliktvermeidung angewandt werden.
(2) Antwortende und Vorbeugende Ich-Botschaften
Neben einer Veränderung der Umwelt lässt sich unannehmbares Verhalten auch über bestimmte Mitteilungen vermeiden, die Aussagen über die eigene Person treffen und mit Ich-Botschaften bezeichnet werden. Zu nennen sind hier Antwortende und Vorbeugende Ich-Botschaften.
Antwortende Ich-Botschaften
Ausgangspunkt einer Antwortenden Ich-Botschaft ist die Frage einer Person nach einem bestimmten Verhalten, das für die befragte Person unangenehm ist:
- Tim fragt seine Mutter im Kaufhaus: „Mama, kannst Du mir den Teddybären kaufen, den mag ich?“ Die Mutter möchte für den Teddybären kein Geld ausgeben, da ihr Sohn schon viele Stofftiere hat und sie das Geld für andere Dinge benötigt.
- Herr Horst fragt seine Frau: „Kannst Du mir heute den grauen Mantel in die Reinigung bringen?“ Frau Horst möchte den Mantel heute nicht zur Reinigung bringen, da sie dadurch am Hausputz gehindert wird.
- Frau Karst fragt ihre Arbeitskollegin, Frau Mahlmann: „Kannst Du für mich morgen früh einen Kunden übernehmen, da ich starke Schmerzen habe und zu dem Zeitpunkt zum Arzt möchte.“ Frau Mahlmann möchte das nicht tun, da sie zur selben Zeit auch Kundenbesuch hat.
Möchte jemand dem Wunsch eines anderen nicht nachkommen, so kann dies wie folgt geschehen: Dem anderen wird mitgeteilt, dass man einem Wunsch nicht nachkommen möchte. Zudem wird dieses begründet.
- So sagt die Mutter zu Tim: „Ich möchte Dir keinen Teddybären kaufen, da Du schon so viele andere Stofftiere hast und ich das Geld für andere Dinge benötige.“
- Frau Horst entgegnet ihrem Mann: „Ich möchte Deinen Mantel heute nicht zur Reinigung bringen, da ich mir für heute den Hausputz vorgenommen habe.“
- Frau Mahlmann sagt zu Frau Karst: „Ich kann morgen mit Deinem Kunden nicht sprechen, da ich selbst morgen früh Kunden erwarte.“
Zur Wirkung von Antwortenden Ich-Botschaften
Werden Antwortende Ich-Botschaften gesandt, so kann die Person, die einen bestimmten Wunsch geäußert hat, sich mit der Ablehnung ihres Wunsches zufrieden geben oder aber auch nicht:
- Tim kann weiter quengeln („Kauf’ mir doch den Teddy.“) oder seine Aufmerksamkeit im Kaufhaus auf andere Dinge lenken („Mama, guck’ mal, da ist ein Elefant.“)
- Herr Horst kann die Ablehnung akzeptieren („Okay, ist nicht so schlimm.“) oder seiner Frau Vorwürfe machen („Du bist überhaupt nicht hilfsbereit.“)
- Frau Karst findet es in Ordnung, dass Frau Mahlmann die Vertretung nicht übernimmt („Okay, ich frage mal die Seiters.“) oder ist darüber eingeschnappt („Du kannst ja trotzdem noch meinen Kunden übernehmen. Soviel Zeit bleibt schon.“).
Ob eine Antwortende Ich-Botschaft akzeptiert wird, hängt davon ab, ob sich die geäußerten Wünsche auch anderweitig befriedigen lassen:
- Tim entschließt sich, seine Oma, die morgen zu Besuch kommt, zu fragen, ob sie ihm nicht einen Teddybären kauft.
- Herr Horst ist auf die sofortige Reinigung des grauen Mantels nicht angewiesen. Er kann auch den schwarzen anziehen.
- Frau Karst entschließt sich, Frau Seiters zu bitten, morgen einen Kunden zu übernehmen, da sie ihr in der Vergangenheit schon öfters geholfen hat.
Vorbeugende Ich-Botschaften
Eine Vorbeugende Ich-Botschaft wird übermittelt, wenn eine Person von einer anderen sich ein bestimmtes Verhalten wünscht und damit verhindern will, dass diese Person in der Zukunft ein unerwünschtes Verhalten zeigt:
- Frau Hauptmann bekommt heute Nachmittag Besuch von ihrer Freundin. Sie wünscht sich von ihrem Sohn, dass er sich in dieser Zeit ruhig verhält. Mit der Äußerung des Wunsches möchte sie verhindern, dass ihr Sohn, wie sonst üblich, die Musikanlage laut aufdreht.
- Herr Steiner hat zum Abend seine Freunde eingeladen. Seine Frau wünscht sich, dass er nach dem Treffen aufräumt. Damit möchte sie vermeiden, dass ihr Mann sich nach der Verabschiedung seiner Freunde gleich ins Bett legt, ohne sich ums Aufräumen zu kümmern.
- Herr Kuhn ist erkältet und wünscht sich von seiner Arbeitskollegin, die morgens vor ihm im Büro ist, dass sie schon bei ihrem Eintreffen die Heizung anmacht. Damit möchte er verhindern, dass die Arbeitskollegin, wie es sonst immer der Fall ist, sich nicht um das Aufdrehen der Heizung kümmert.
Eine Vorbeugende Ich-Botschaft besteht dabei aus den Elementen:
- Was wird von einer Person gewünscht?
- Begründung des Wunsches
° So sagt Frau Hauptmann zu ihrem Sohn: „Wenn meine Freundin Petra heute Nachmittag kommt, möchte ich, dass Du Dich ruhig verhältst, weil ich mich mit ihr unterhalten möchte.“
° Frau Steiner sagt zu ihrem Ehemann: „Wenn Deine Freunde gegangen sind, wünsche ich mir von Dir, dass Du noch aufräumst, weil ich morgen früh das Haus verlassen muss und so selbst keine Ordnung schaffen kann.“
° Herr Kuhn sagt zu seiner Arbeitskollegin: „Es wäre schön, wenn Du morgen früh schon gleich bei Deinem Eintreffen im Büro die Heizung anmachen könntest, weil ich derzeit stark erkältet bin.“
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