Der dritte Versuch
Elfen und Menschen
Fantasy-Roman
Norbert Wibben
Der dritte Versuch
Elfen und Menschen
Der dritte Versuch, Band 3
Für Monika,
einen lieben Menschen und aufmerksamen Lektor!
In Erinnerung an viele schöne Vorleseabende mit meinen Kindern verpacke ich auch diese Geschichte in den bekannten Dreizeiler:
Ein Huhn und ein Hahn – …
Umstellt
Für unseren König
Connors Angriff
Auf der Insel der Elfen
Dean kehrt um
In den Süden
Zur Burg der Fairwings
Es ist Cian!
Die alte Königsstadt
Die Genesung Cians
Eine Anleitung
Ein wichtiger Fund
Spurenlesen
Für den Osten!
Maßnahmen
Ein magisches Artefakt
Rückkehr
Beratung
Dunkle Flüche
Ein Hinterhalt
Ein bitterer Sieg
Ainsley
In Munegard
Hoffnung
Ein Erfolg
Vorbereitungen in der Königsstadt
Ankunft
Kampf um die Königsstadt
Ein Traum wird wahr
Änderung der Pläne
Hilfe für Cian
Die Herausforderung
Der Ring
Der Auftrag
Dean trifft Connor
Eine Teufelei
Ein Attentat?
In der Drachenschmiede
Die Raben kommen
Das Ende des dritten Versuchs
Ein Ausblick
Zaubersprüche
Danksagung
Ein Huhn und ein Hahn – die Geschichte fängt an
Robyn und Shane ducken sich hinter ein Birkengebüsch. Sie umfassen entschlossen ihre fingerdicken Stöcke und beobachten den Reiter, der sich aus dem Schemen am Horizont gebildet hat. Sie wollen sich auf keinen Fall fangen lassen. Der junge Shane ist der Thronfolger des Ostreichs, und Robyn seine Tante. Sie haben vor einigen Tagen die Anführer eines Heeres der Dubharan belauscht und konnten ihnen mit viel Glück entkommen. Sie waren bereits von einem ihrer Magier gestellt worden, griffen diesen aber trotz seiner Schutzglocke mit ihren Messern an. Ihre wiederholten Attacken mit den von Elfen gefertigten Waffen ließen zu ihrem Erstaunen die Glocke zusammenbrechen. Der Zauberer hatte in seiner Überheblichkeit nicht damit gerechnet und floh erschrocken. Bevor dieser mit weiteren Magiern zurückkehrte, versteckten sich die beiden erfolgreich. Seitdem schliefen sie im Blattwerk von Bäumen oder hasteten von einem Buschwerk zum nächsten, um von möglichen Feinden nicht entdeckt zu werden. Da sie ihre Pferde an das nordwärts ziehende Heer der Dubharan verloren haben, blieb ihnen auch nichts anderes übrig, als zu laufen, um zu den Menschen des Ostreichs zu kommen. Sie beabsichtigten zuerst, die Mittelelfen zu informieren, dass die Dubharan mit einem großen Heer die alte Königsstadt im Norden angreifen wollen. Doch diese hatten ihr Gebiet verlassen, weshalb Robyns Hoffnung, dort Pferde zu bekommen, schwand. Aus den Spuren schlossen sie, dass die meisten von ihnen in Richtung der Ostelfen aufgebrochen sind, ein kleiner Truppenverband jedoch gen Norden. Tante und Neffe schlossen daraus, dass die Dubharan den Kampf um die Macht begonnen haben. Sie wissen, eines der drei Heere zieht Richtung Norden, während eines sicher im Süden agieren wird. Wie der Bauer berichtete, der ihnen in der letzten Nacht eine Schlafstelle und Verpflegung geboten hatte, ist das dritte der von Finn und Ryan beobachteten Truppenverbände durch das Gebiet des Ostreiches gezogen. Robyn hat seitdem darüber nachgedacht, was es bedeuten mag, dass die Dubharan dabei offenbar ihre Taktik geändert haben. Zuerst haben sie Orte und Anwesen überfallen, doch dann sind sie ohne Tote, Schutt und Asche zu hinterlassen, durch das Areal des ehemaligen Ostreiches gezogen. Plötzlich erkennt sie einen möglichen Grund. Die Dubharan sind schon immer erbitterte Feinde der Elfen gewesen. Beabsichtigen sie, so schnell wie möglich tief in deren Gebiet einzudringen, um sie zu vernichten? Ahnen die Ostelfen nichts davon, oder sollten sie ihre Freunde, die Mittelelfen um Hilfe gebeten haben, was deren verlassenen Wald erklären würde. Robyn weiß, auf jeden Fall ist Eile geboten, wenn sie und Shane mit Erfolg in die Auseinandersetzung eingreifen wollen. Hoffentlich kommen ihre Warnungen früh genug, damit die Elfen eine Chance in der bevorstehenden Schlacht haben werden. Robyn will ihre Überlegungen dem Neffen mitteilen und stößt ihn leicht an.
Da atmen beide erschrocken ein. In der Ferne kommen mehrere Reiter, die jetzt mit etwas Abstand zu dem ersten erscheinen. Sie folgen hintereinander, bilden dabei eine Linie und kommen auf sie zu. Die Augen des jungen Mannes sind besser als die seiner Tante, darum kommentiert er, was er sieht.
»Das sind bewaffnete Kämpfer, die uns aber nicht bemerkt zu haben scheinen. Sie reiten auf den widerstandsfähigen Pferden des Nordens, doch ihre Kleidung ähnelt der der Menschen des Ostens. Ihr vorderster Mann, der ihnen ein gutes Stück voraus ist, sucht das Gelände immer wieder mit forschendem Blick ab.«
»Das wird ihr Späher sein, zu dem die Folgenden zu meiner Verwunderung aber keinen großen Abstand halten. Bei Gefahr können sie ihm zwar sofort beistehen, dagegen vermag er nicht, sie rechtzeitig vor einem Angriff zu warnen. Sollte er ein wichtiger Mann sein? – Kannst du erkennen, aus welcher Region die Krieger stammen und wie viele es sind? Mir scheint, die Anzahl der Nachfolgenden nimmt nicht ab.«
»Bisher kommen immer noch mehr, das stimmt. Meine Schätzung ergibt bis jetzt mindestens fünfzig Reiter. Wenn das Feinde sind, und sie uns entdecken, wird unsere unzureichende Bewaffnung nicht nur wenig Eindruck auf sie machen, sondern uns auch nichts gegen sie nützen. – Ob es Männer der Dubharan sind, erkenne ich nicht. Sie haben zwar kleine Schilde an ihren Sätteln befestigt, auf denen sind aber keine Wappen oder Symbole zu sehen. Sie tragen lediglich den üblichen Buckel in der Mitte, der aus Messing sein wird.«
»Das sind Schilde, die oft von Reitern zu ihrer Verteidigung genutzt werden, da sie auf dem Rücken der Pferde gut handhabbar sind. Aber kommt da nicht ein Reiter mit einem Wimpel an seiner Lanze, die er wie eine Standarte hält? Vielleicht erkennst du ein Symbol oder Zeichen darauf, das uns Aufschluss über die Zugehörigkeit der Krieger gibt.«
»Dafür ist die Entfernung noch zu groß. Ich hoffe, dass sie uns nicht so nahekommen, dass ein Symbol darauf zu identifizieren ist. Wir müssen aber davon ausgehen, dass es Feinde sind. Das Heer der Dubharan, das die Königsstadt erobern will, ist weit hinter uns und zieht gen Norden. Dies könnten Verbündete sein, die ihnen folgen, quasi als Nachhut.«
»Das mag sein, allerdings scheint mir die Richtung dieser Krieger mehr nach Osten zu weisen. Wir sollten uns vorsichtshalber in das Wäldchen zurückziehen.« Das machen sie sofort, während der vorderste Reiter immer näherkommt. Ganz langsam, um die jungen Bäume nicht zu erschüttern, bewegen sie sich tiefer in das Gebüsch. Es sind aber nicht die hoch aufgeschossenen Birken, da deren Zweige kaum hin und her schwingen, die Tante und Neffe verraten. Plötzlich fliegt laut krächzend ein Schwarm Dohlen in die Höhe, den sie nicht bemerkt und somit aufgescheucht haben. Der vorderste Reiter stößt einen lauten Warnruf aus. Auf galoppierenden Tieren stürmen die Krieger zum Wäldchen und schließen es überraschend schnell ein. Alle halten gespannte Bogen in Händen, die Pfeile sind aufs Gebüsch gerichtet.
»Wer immer sich hier versteckt, komm heraus!« Die schroffe Stimme hat einen bekannten Akzent. Shane schüttelt entschieden den Kopf und auch Robyn ist nicht bereit, der Aufforderung zu folgen. Ihre Blicke suchen verzweifelt nach einem Ausweg. Da sie über keine magischen Kräfte verfügen, führt der Weg nur zu Fuß aus dem Wäldchen. Wie sie dem Hufgetrappel entnehmen konnten, umstellten die Reiter aber das komplette Gebüsch. »Wenn ihr herauskommen wollt, solltet ihr das jetzt tun. Wenn ich hereinkommen muss, werden euch die Auswirkungen sicher nicht gefallen!« Neffe und Tante schauen sich an. Sollen sie folgen? In dem dichten Buschwerk helfen ihnen die langen Stöcke nicht, da sie nicht auszuholen und zuzuschlagen vermögen. Ihre Elfenmesser sind gegen ein Schwert oder abgeschossene Pfeile klar im Nachteil. Ist es da nicht besser, auf freiem Gelände die Entscheidung im Kampf zu suchen? Die fremde Stimme droht. »Wir kommen jetzt. Wagt es nicht, uns anzugreifen!« Robyn lugt zwischen den dünnen Stämmchen und dem Blattwerk nach draußen. Der Späher und zwei weitere Männer steigen aus ihren Sätteln. Mit gezogenen Schwertern wollen sie ins Innere eindringen. Robyn entscheidet sich sofort.
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