Norbert Bertelsbeck:
Miteinander statt gegeneinander -
Partnerschaftliches Problemlösen
Impressum
Miteinander statt gegeneinander –
Partnerschaftliches Problemlösen
Norbert Bertelsbeck
Copyright: © 2015 Norbert Bertelsbeck
Druck und Verlag: epubli GmbH, Berlin
www.epubli.de
ISBN 978-3-7375-3102-3
Einleitung
Das partnerschaftliche Beziehungskonzept von Thomas Gordon
Partnerschaftliches Erziehungskonzept
Ein Vortrag zu Thomas Gordons Familienkonferenz: Informationen zu einem partnerschaftlichen Erziehungsstil
Einige handlungstheoretische Überlegungen zu Inhalten des Gordonschen partnerschaftlichen Beziehungskonzepts mit dem Schwerpunkt auf partnerschaftliche Erziehung
Die Einführung von handlungstheoretischen Elementen in das Gordon-Familien-Trainingsprogramm
Das Gordonsche Erziehungskonzept im Vergleich mit STEP und Triple P
Einige Überlegungen zu Erweiterungen und Präzisierungen des Gordonschen Erziehungskonzepts in Bezug auf unannehmbares Kindverhalten
Der Umgang mit unannehmbarem Verhalten in weiteren Beziehungsbereichen
Die adäquate Bewältigung von Führungsaufgaben in Organisationen
Unannehmbares Schülerverhalten, Lehrer-Schüler- und Schüler-Schüler-Konflikt: Eine Darstellung theoretischer Konzeptionen verschiedener Trainingsprogramme
Verbesserung von Paarbeziehungen mittels Trainingsprogrammen
Erweiterungen des partnerschaftlichen Beziehungskonzepts von Thomas Gordon
Das partnerschaftliche Beziehungskonzept von Thomas Gordon
Das Leben in Gruppen, und somit auch zwischenmenschliche Kontakte, hat für Personen eine überragende Bedeutung. Dieses ist ein Sachverhalt, der zum einen von der Soziologie, u. a. in Gestalt der Sozialisationstheorie ( zu nennen ist hier u. a. Talcott Parsons mit seinen Beiträgen in „The Social System“, „Sozialstruktur und Persönlichkeit”, “Family, Socialization and Interaction Process”) und zum anderen aber auch von der Psychologie in Form der Entwicklungstheorie (siehe hierzu u. a. die „Entwicklungspsychologie“ von Oerter und Montada) thematisiert wird:
- Menschen werden in die Familie hineingeboren. Zunächst entsteht ein enger Kontakt zwischen einer Bezugsperson (in der Regel die Mutter) und dem Säugling. Sodann erhöht sich die Zahl der Kontaktpersonen innerhalb der Familie und der Verwandtschaft.
- Nachfolgend tritt das Kleinkind aus der Familie hinaus und besucht den Kindergarten, wo es mit altersgleichen Kindern und Kindergärtnerinnen zu tun hat.
- Schließlich löst die Schule den Kindergarten ab. Hier - und mehr noch in der Schulzeit - entstehen erste Freundschaften.
Im Laufe der ersten Lebensjahre werden, so lehrt die Entwicklungspsychologie, durch Reifung und Kontakt in Primärgruppen soziale Fertigkeiten ausgebildet, die es dem Kind immer besser ermöglichen zu interagieren.
- Die Gruppen, denen Menschen angehören, verändern sich des Weiteren mit dem Eintritt von Jugendlichen in den Ausbildungs- und nachfolgend den Berufsbereich. Schließlich gehen mit dem Erwachsenwerden Personen mit dem anderen oder ggf. auch mit dem eigenen Geschlecht langfristige Beziehungen ein, die begleitet werden von dem Großziehen der eigenen Kinder.
Verlagert sich die Betrachtung von Kontakten vom Lebens- hin zum Tagesablauf, so wird die Bedeutung von Kontakten noch einmal bestätigt. Erwachsene Menschen stehen ggfs. morgens mit einem Partner auf und gehen mit diesem auch abends zu Bett. Daneben ergeben sich Kontakte zu anderen Menschen während des gesamten Tages:
- Ist man berufstätig, so begegnet man nach dem Verlassen der Wohnung auf dem Weg zur Arbeit, bei Benutzung von öffentlichen Nahverkehrsmitteln, anderen Menschen, die gleichfalls zur Arbeit fahren.
- Am Arbeitsplatz arbeitet man mit anderen zusammen.
- Nach der Arbeit trifft man sich mit Freunden oder geht nach Hause, wo möglicherweise schon der Partner auf einen wartet etc.
Wenn Menschen mit anderen zusammen sind, so verbringen sie mit ihnen zeitweise sowohl eine harmonische als auch konfliktreiche Zeit. Letzteres begründet sich daraus, dass Menschen häufig unterschiedliche Interessen/Bedürfnisse haben. Es stellt sich dann die Frage, in welcher Weise man mit Verschiedenheit umgeht. Je nachdem, wie dies geschieht, werden Beziehungen als belastend oder bereichernd erlebt. In der Regel bekommen Personen durch ihre „Primärsozialisation“ nicht das Ausmaß an sozialer Kompetenz mit, um zwischenmenschliche Probleme konstruktiv zu lösen: Es fehlt häufig an familiären Vorbildern, und zumindest für frühere Zeiten gilt, dass die Schule hier nicht aufgrund ihrer fast ausschließlichen Wissensorientierung helfend einspringt.
Wenn nun soziale Kompetenz nicht in den unmittelbaren Lebensvollzügen im ausreichenden Ausmaß erworben werden kann, stellt sich die Frage nach alternativen Erwerbsmöglichkeiten:
- Wie man mit unannehmbarem Verhalten Dritter in geeigneter Weise umgeht ist u. a. Gegenstand von Beratung auf wissenschaftlicher Grundlage, so z. B. die Veränderung von unerwünschtem Kindverhalten auf verhaltenstherapeutischer Grundlage (vgl. z. B. Belschner, Wilfried et al: „Verhaltenstherapie in Erziehung und Unterricht“).
- Neben dem professionellen Beratungsbereich existiert jedoch auf dem Büchermarkt eine „Ratschlagsliteratur“, die sich auf verschiedene Lebensbereiche bezieht und dem Leser Möglichkeiten aufzeigen will, wie er auf unannehmbares Verhalten Dritter besser reagieren kann.
- Neben einer auf Ratschlägen basierenden Wissensvermittlung bieten bestimmte Autoren zusätzlich auch Trainingsprogramme an: Zum Beispiel liegen für den Erziehungsbereich verschiedenartige Trainingsprogramme für Eltern und Pädagogen vor, ebenfalls für Paare und für den beruflichen Bereich. Die Programme unterscheiden sich dann u. a. darin, ob eine Verhaltensänderung partnerschaftlich erfolgen soll, wie in dieser Arbeit von Thomas Gordon (aber auch von anderen Autoren) vertreten wird, oder aber nicht.
Dem Bereich der „Ratschlagsliteratur“ (einschließlich eines Anbietens von Trainingsprogrammen) zugehörig ist nun das Partnerschaftliche Beziehungskonzept von Thomas Gordon, das für unterschiedliche Lebensbereiche auf der Grundlage bestimmter Wertvorstellungen (Haltungen) partnerschaftliche Methoden des Umgangs mit unannehmbarem Verhalten Dritter anbietet.
Die nachfolgende Aufsatzsammlung hat nun das Ziel, dem Leser Vorstellungen von Thomas Gordon näherzubringen. Zugleich werden Themen im Umfeld des partnerschaftlichen Beziehungskonzepts behandelt:
Zunächst wird über das Gordonsche Beziehungskonzept in allgemeiner Weise informiert (1.). Rekurriert wird hierbei vornehmlich auf Adams/Lenz „Beziehungskonferenz“ sowie auf Thomas Gordons „neue Beziehungskonferenz“. Die Darstellung wird dabei ergänzt durch zusätzliche Informationen hinsichtlich der verschiedenen Themen, es werden zudem neue Themen hinzugefügt, und letztlich wird die Darstellung des Beziehungskonzepts durch zahlreiche eigene Beispiele angereichert.
Thomas Gordon wendet das Beziehungskonzept vornehmlich auf Beziehungen an, in denen Personen eine unterschiedliche Machtfülle haben. Dies gilt dann im einzelnen für die von ihm in Form unterschiedlicher „Konferenzen“ dargestellten Bereiche der Familie, Schule, Medizin und Beruf. Ansprechpartner sind dabei die mächtigeren Personen wie Eltern, Lehrer, Ärzte, Führungskräfte:
- Von den gerade angesprochenen Bereichen wird in dieser Arbeit überwiegend die Familie zum Gegenstand partnerschaftlichen Verhaltens gemacht (2.) Hier liegt dann auch der thematische Schwerpunkt von Gordon, nimmt man die Anzahl der Veröffentlichungen zum Indikator, die bezüglich der verschiedenen Lebensbereiche vorliegen.
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