Manuela Tietsch - Die flüsternde Mauer

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Immer wieder zog es Alanis an dieselbe Stelle und jedesmal hatte sie das Gefühl, es käme ein Flüstern aus der Mauer. Bis zu dem Tag, an dem ihre Neugier siegte und sie, die vor Jahren gefundene geheinmisvolle neuneckige Holzscheibe, in die passende Öffnung schob. Dass es Magie wirklich gab, hätte sie sich niemals träumen lassen, doch sie muss mit Haut und Haar erleben, wie sie sich anfühlt.

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Manuela Tietsch

Die flüsternde Mauer

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Inhaltsverzeichnis Titel Manuela Tietsch Die flüsternde Mauer Dieses ebook - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Manuela Tietsch Die flüsternde Mauer Dieses ebook wurde erstellt bei

Gedanken Gedanken Solange Menschen denken, dass Tiere nicht fühlen, müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken. (Verfasser unbekannt)

Prolog

Allein im Dunkel

Sorgen

Nicht allein

Die geheime Tür

Unauffindbar

Nicht von dieser Welt

Seyd gegrüsset

Ein Scherz?

Neue Welt

Sarwiga

Das Schwein

Wo bist du?

Falsche Richtung

Unterwelt

Ein Rätsel

Neun Steine

Wieder in der Höhle

Was für ein Leben?

Der Magier

Auf dem Weg zu Sarwiga

Die wilden Schweine

Sarwigas Rache

Was für eine Frouwe?

Kein Hinweis

Sunhild

Askwins Burg

Misstrauen

Hoffnungslos

Genugtuung

Das zweite Leben

Das Zeichen

Über Manuela Tietsch

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Impressum neobooks

Gedanken

Solange Menschen denken,

dass Tiere nicht fühlen,

müssen Tiere fühlen,

dass Menschen nicht denken.

(Verfasser unbekannt)

Prolog

Askwin hielt einen Augenblick inne, nahm die Hand von der Holzbank fort. Er täuschte sich nicht, sie war hinter ihm her und sie würde ihn finden, egal wo er sich versteckte. Wenigstens war der Stein in der Holzscheibe hier sicher versteckt, so sicher, wie er eben in der Eile versteckt sein konnte. Die Bank war das Beste, was er auf die Schnelle finden konnte und es war so offensichtlich, dass niemand ein Versteck darin vermuten würde! Er lehnte sich an die Mauer und starrte auf die Tür zur Halle.

Sein Körper zuckte zusammen, als Sarwigas Stimme vermeintlich zärtlich neben ihm zu säuseln begann. Wie war sie unbemerkt neben ihn getreten? Er wandte sich erschrocken um und starrte in die kalten Augen der schönsten Frau, die er jemals gesehen hatte. Unwillkürlich begann sein Körper zu zittern. Hatte sie gesehen, wie er die Scheibe versteckt hatte? Er betete inständig es möge nicht so sein.

„Nun, Askwin, wollet ihr mir nicht zumindest meynen Steyn wiedergeben? Wenn ihr meynen Reyzen nicht geneyget seyd, gut, das könnt ich gar nicht ändern, doch meyn Eygentum, das wollt ich zurückhaben!“

Wenn er ihr den Stein zurückgab, hatte er kein Druckmittel mehr. Er musste ihr viel bedeuten, viel mehr, als er geglaubt hatte. Um sein Leben zu retten, musste er ihn hüten wie seinen Augapfel. Er schüttelte den Kopf verneinend.

„Ihr meynet ihr könnet mich eynschüchtern?“ Sie lächelte höhnisch, überheblich. „Das hätten schon mehr getan und fraget nicht, wo diese sich inzwischen befinden!“

Sicher waren sie tot, daran zweifelte er nicht einen Augenblick! Nur mit Mühe brachte er schließlich die Worte heraus: „Ich werde ihn gar verwahren. Ihm sollt nichts geschehen, doch zu meyner Sicherheyt, sollet ihr ihn erst wieder zurückerhalten, wenn ich sicher seyn könnt, dass ihr mir keynen Schaden mehr antun wollet!“

„Euch Schaden? Askwin, ich wollt doch ganz anderes von euch, das wisset ihr doch?“ Sie trat noch näher, dass er ihren kalten Atem an seinem Hals spürte und strich mit ihrem Daumen, dessen Fingernagel beinahe halb so lang war wie der Daumen selber, unter seinem Kinn entlang. Er fragte sich in diesem Augenblick, weshalb ihr Atem kalt war und nicht heiß, wie er hätte sein müssen.

Ein kalter Schauer überlief seinen Rücken und seine Hände wurden eiskalt. Und wenn sie noch so schön war, einen noch so anziehenden Körper besaß, er würde ihren Reizen nicht erliegen. Er schüttelte erneut den Kopf.

Ihre Gesichtszüge, die bis eben noch schmeichelnd, freundlich gewesen waren, veränderten sich schlagartig. Ein gefährlich drohender Ausdruck erschien in ihren Augen. Ihre Lippen verzogen sich zu einem dünnen Strich. Sie hob drohend den Arm und spreizte ihre Finger.

Die Tür zur Halle öffnete sich, Farald und seine Mutter traten in den dunklen Gang. Farald hielt die Fackel nach vorne, um seiner Mutter zu leuchten. Askwin überfiel Angst. Wenn Sarwiga ihnen etwas antun würde, er würde es nicht ertragen. Doch er versuchte seiner Gefühle wieder Herr zu werden, so schnell wie sie gekommen waren, damit Sarwiga ihn nicht durchschaute.

Sarwiga war einen winzigen Augenblick verwirrt, doch sie fing sich schnell wieder. Sie sah zu den beiden, dann wieder zu ihm, und ein gemeines Grinsen überzog ihre Lippen.

„Glaubet ihr gar, die beyden könnten euch helfen?“ Sie lachte auf.

Askwin schaute zu seiner Mutter und seinem Bruder, die inzwischen beinahe bei ihnen angekommen waren. Farald lächelte und fragte nach: „Askwin?“

Sarwiga wandte sich wieder um. Sie hob beide Arme und spreizte die Finger der linken Hand, während sie die rechte zur Faust ballte, als hielte sie etwas darin. Sie wischte in der Luft herum, wedelte mit den Armen umher.

Ihm wurde schlecht. Er sah wie sein Bruder und seine Mutter die Augen kurz verdrehten und daraufhin die Lider schlossen, ehe sie nebeneinander auf den Boden fielen. Was hatte Sarwiga ihnen angetan? Er versuchte an ihre Kehle zu kommen. Er würde sie mit seinen bloßen Händen erwürgen! Plötzlich musste er innehalten. Seine Hände und seine Arme, sein ganzer Körper gehorchten ihm nicht mehr. Erschrocken sah er in Sarwigas gehässiges Gesicht.

„So du nicht tuest, was ich wollt, wirst du fühlen, was es heißt, Sarwiga zu trotzen!“ Sie spreizte die Finger beider Hände erneut, soviel nahm er noch wahr, unfähig zu einer einzigen Bewegung. Am Boden lagen Farald und seine Mutter. Sein Herz klopfte heftig.

„Du wirst slafen, solange ich es wollt! Und du wirst slafen unter den Augen derer Menschen, die dir wichtig seyn und denen du wichtig seyst! Doch glaub mir, meyn Guter, niemand wird dich gar sehen, noch erretten können, soviel der Liebe gäb es gar nicht!“ Sie kreischte ohrenbetäubend. Ihm wurde schwarz vor Augen, doch seltsamerweise spürte er trotzdem, was sie ihm antat. Er spürte jeden Stein, der sich um ihn festigte, als würde er damit beworfen werden. Trotzdem brachte er nicht einen einzigen Schreckensschrei über die Lippen. Die Einsamkeit umfing ihn.

Allein im Dunkel

Ein eisiger Lufthauch zog durch die Dunkelheit. Ich umarmte mich zitternd, trotzdem wurde mir nicht wärmer. Ich musste mich in einem Keller befinden oder in einem geheimen Gang? Völlige Finsternis, ich konnte nichts erkennen, nicht einen winzigen Lichtstrahl. Die Luft roch – und schmeckte muffig, abgestanden. Ich brauchte die Pilze, Sporen und Keime nicht zu sehen, um zu wissen, dass sie da waren. Selbst der Fußboden war glitschig feucht und stank. In diesem Raum hatte sich sicher seit Jahrhunderten kein menschliches Wesen mehr aufgehalten. Ich befühlte die Beule an meinem Kopf.

Der Sturz war heftig und die Landung noch mehr. Wie lange war ich wohl bewusstlos gewesen? Das Zeitgefühl war wie weggeflogen.Verdammmt, warum hatte ich mein Handy im Zelt gelassen? Meine Knochen taten weh, morgen hatte ich sicher überall blaue Flecken. Vermutlich hatte ich sie auch jetzt schon? Ich legte den Kopf in den Nacken, oben müsste doch die Öffnung zu sehen sein, durch die ich gefallen war? Nichts, nur Dunkelheit und Stille. Unheimliche Stille. Ich streckte die Arme aus und tastete suchend nach meinem Rucksack, er lag neben mir. Schritt für Schritt ging ich weiter vorwärts.

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