20. Oktober, Sonntag. Meinen schlimmsten Gegner Mohammed- Bey Ibrahim hat man zum Mudir von Bór ernannt. Ich habe mit den Engländern die Reise besprochen.
21. Oktober, Montag. Stets reife und gute Ernte. Heute Fest für Alt-England!
22. Oktober, Dienstag. Neue Sämereien verteilt und gesät. Abends Komödie und Besuch bei Mohamed Efendi en-Ncheli. Prüderie der Engländer.
23. Oktober, Mittwoch. Früh kühl. Seit gestern wiederholt Regen.
24. Oktober, Donnerstag. Früh starker Südweststurm mit Gewitter.
25. und 26. Oktober, Freitag und Sonnabend. Ankunft Nur-Rey's, des abgesetzten Kommandeurs, Pourparlers der sehr unentschlossenen Engländer, die gar vor Mtesa zu Kabrega gehen und sich so selbst den Weg sperren wollen.
27. und 28. Oktober, Sonntag und Montag. Seit einigen Tagen regnerisch und trübe mit Sonne wechselnd. Täglich neue Skandalgeschichten, selbst vor Morden entblöden sich die hiesigen Herren nicht.
29. und 30. Oktober, Dienstag und Mittwoch. Immer noch vorbereitet und — nicht fertig geworden. Heute ist ganz plötzlich Bachit-Bey mit acht Soldaten hier angekommen, obgleich ich ihm zweimal schriftlich befohlen, nach Rohl zu gehen — also Deserteur! Ich weiß absolut nicht, was ich mit den Leuten beginnen soll! Nicht weniger als zweiundvierzig Sklaven und Sklavinnen sind mit ihnen gekommen.
31. Oktober, Donnerstag. Was aus dieser Uganda-Mission werden soll, begreife ich nicht recht, zweifle auch, ob die Herren selbst wissen, was sie wollen. Jedenfalls ist es wieder eine englische Denquichottichde mehr!
1. November, Freitag. Morgen endlich soll es fortgehen. Herr Buchta bleibt zurück.
2. November, Sonnabend. 7 Uhr vormittags ab von Ladó, nach guter Fahrt um 1 Uhr nachmittags Gondókoro erreicht, wo wir zur Nacht bleiben, weil Holz genommen werden soll. Die Saaten stehen prächtig. Meine Gäste haben promeniert. Ein kleiner Elefant erregt viel Aufsehen bei den Negern, ebenso die großen Khartum-Schafe.
3. November, Sonntag. 5:40 vormittags ab von Gondókoro, und um 3 Uhr nachmittags Redjáf erreicht, weil die Strömung furchtbar stark ist und kaum das Dampfboot vorwärts lässt. Noch immer überschwemmt, das Wasser sehr trübe und voll Gras und Schilf, ein Zeichen, dass es weiter oben noch stark regnet. Auch die Stauung bei Schambé mag das ihre ein. Nachmittags zwei Stunden lang sehr starker Gewitterregen.
4. November, Montag. Redjáf. Meine Gäste einquartiert; erste Gepäcksendung, Wageinda, Elefant usw. geordnet und expediert. Meine Position für Rubóga (Mtesa‘s Residenz). 0° 22' 10" und 32° 45' 35" östl. L.:
Linant‘s: 0° 21‘ 19" und 32° 44' 30'' östl. L.
Spekers: 0° 24' 00" und 32° 49‘ 00" östl. L.
Stanley's: 0° 45" 00" und 32° 57‘00" östl. L.
(Die englische Generalstabskarte von 1905 hat etwa 0° 18‘ nördl. Br. und 35‘ östl. Länge für Kampala, das nahe dem einstigen Ruboga liegt.)
5. November, Dienstag. Redjáf. Zweite Expedition vorwärtsgesandt. Getreide für Ladó eingeschifft.
6. November, Mittwoch. Redjáf. Holz genommen, Post nach Süden beendet und zur Abreise vorbereitet.
7. November, Donnerstag. 6 ¾ h Uhr vormittags Abreise von Redjáf, wo die Herren noch bis zum Montag bleiben werden. Pearson ist von seinen Kenntnissen zu eingenommen. Felkin sehr lieb, aber sehr jung, und Lichtfield mir nicht nähergetreten. Buchta hat seine Eigenheiten — dafür ist er Deutscher, aber herzensgut. Nur einmal aufgesessen und um 10 ½ Uhr vormittags in Gondókoro angekommen, wo ich einige Leute einzuschiffen habe. Noch immer sind die Zitronenbäume voll behangen! Nach halbstündigem Aufenthalt Abreise nach Ladó, wo wir um 1 Uhr nachmittags anlangen. Dampfer „SCHIBBIN“ ist vorgestern abgereist. Eine Menge Geschäfte.
8. November, Freitag. So sind denn all meine Mühen unnütz gewesen! Von Station Kissúga aus hat man Kabrega's Leute angegriffen, viele von ihnen getötet, und auch von unseren Soldaten sollen mehrere getötet und gefangen sein. Meine an ihn gesandten Briefe sind zurückgewiesen, und jede Verbindung mit uns ist abgebrochen sowie das Bestehen unserer Stationen im Sudan neuerdings in Frage gestellt! Und das alles meinen Ordern zum Trotz! Meine Hände sind gebunden durch Gordon's unsinnige Order (Gordon hatte Befehl gegeben — wahrscheinlich schon bei Emin's Ernennung oder in einem der erwähnten späteren Briefe —, alle Stationen südlich von Dufild aufzugeben, also auch Lazuka. Emin demonstrierte gegen diesen Befehl, so dass Gordon (Nach Vita Hassan I, 42) Gessi beauftragte, die Räumung zu bewerkstelligen. Sobald Gordon den Dienst verlassen hatte, sollen nach Vita Hassan die Stationen wieder besetzt worden sein.) für mich, nicht weiter als bis nach Dufilé südwärts zu gehen. Übrigens hat auch hier wieder Kabrega seine bona fides bewährt, weil er die Soldaten, die doch in seiner Hand waren, ungehärmt nach Magúngo zurückgesandt, statt sie, wie Mtesa wahrscheinlich getan hätte, zu töten. Ich bin hier recht überflüssig...
9. November, Sonnabend. Neue Skandale; heute von einem Offizier Ibrahim-Bey's (Moh. Feradj), der nachts um 12 Uhr die ganze Seriba seiner Frau wegen aufstört. Ich wünsche dem Glück, der mach mir in dies Wespennest greift. Von den Makraka-Leuten sind drei entflohen. Bachit-Bey ist unsichtbar und wohl vor seiner eigenen Tollheit erschrocken. Ich habe beschlossen, seine Leute von hier zu Lande nach Makraka zurückzusenden, aus Furcht, sie entfliehen zwischen Schambé und Rohl, weil Bachit-Bey (Bachit-Bey hatte als Sergeant den mexikanischen Feldzug mitgemacht. Über ihn vergleiche Junker I, 426. Er war lange Chef in Makaka, 1883 ward er nach Khartum gesandt (Junker III, 333).) sein Möglichstes getan, sie zu erschrecken. — Abends 9 Uhr kommt Dampfer „SCHIBBIN“ von Bór, mit ihm der neue Militärchef Zurur-Efendi, ein elendes Subjekt, das eben nur bei Gordon's Unwissenheit Gnade finden kann.
10. November, Sonntag. Massen von Arbeit. Surur-Efendi hat gerade siebenunddreißig Frauen und einige Diener mitgebracht; wo die Leute zu essen finden werden, ist mir unklar. Übrigens muss er selbst einige Scham gefühlt haben, denn er hat alle des Nachts ausgeschifft und in den Häusern seiner sudanesischen Mitbrüder versteckt.
11. November, Montag. Gestern habe ich Bücher usw. nach Redjáf gesandt für Buchta, Felkin und Pearson. Heute gehen Leute nach Makraka ab. Abreise „SCHIBBIN“ vorbehalten. Nachmittags starker Regen.
12. November, Dienstag. „SCHIBBIN“ mit etwa sechzig von hier entlassenen ägyptischen Soldaten und dem famosen Mohammed Efendi Feradj abgereist. Holz für „SÁFICH“ vorbereitet.
13. November, Mittwoch. Ich selbst bin an multiplen Abszessen krank. Von Felkin Brief — wäre auch besser und lieber bei mir geblieben!
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Kapitel zwei – Gegen die Flussverstopfungen – Verunglückte Reise nach Khartum und Rückkehr nach Ladó – 14. November bis 4. Dezember 1878
Kapitel zwei – Gegen die Flussverstopfungen– Verunglückte Reise nach Khartum und Rückkehr nach Ladó– 14. November bis 4. Dezember 1878
Über die „Strombarren des Bahr el-Gebel“ berichtete Emin in Petermann’s Mitteilungen 1879, S. 273, mit einer Kartenskizze.
https://Archive.org/dasails/bub_gb_QYhQAAAAYAAJ/page/n21/mode/2up
14. November, Donnerstag. Endlich bin ich fertig und um 7 Uhr vormittags im Dampfer „SÁFICH“ von Ládó fortgereist, Vielleicht und wahrscheinlich auf immer, und doch hätte ich so gern einige Jahre hier gewirkt! Seit gestern ist der Fluss wieder bedeutend gestiegen, und wir müssen um jeden Preis die Verstopfung beseitigen. Tritt oben die neue Regenzeit ein, ehe hier das Wasser gefallen, so gehen unsere Seriben zugrunde. Wie gewöhnlich war auch heute die Maschine in Unordnung, und wir mussten im Bach drei Stunden liegenbleiben, um zu bessern, gingen dann sehr langsam vorwärts und beobachteten im Bach Kirschambé, weil, wie der Kapitän behauptete, er in den Windungen nachts nicht fahren könne.
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