Hermann Brünjes
Eine Frage der Macht
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Hermann Brünjes Eine Frage der Macht Dieses ebook wurde erstellt bei
Prolog
Mittwoch, 4. Mai
Donnerstag, 5. Mai
Freitag, 6. Mai
Samstag, 7. Mai
Sonntag, 8. Mai (Muttertag)
Montag, 9. Mai (Europatag)
Dienstag, 10. Mai
Mittwoch, 11.Mai
Donnerstag, 12. Mai
Freitag, 13. Mai
Samstag, 14. Mai
Sonntag, 15. Mai
Montag, 16. Mai
Dienstag, 17. Mai
Mittwoch, 18. Mai
Epilog
Wichtigste Personen
Autor, Hinweise zum Buch und weitere Bücher
Impressum neobooks
Eine Frage der Macht
Ein Jens Jahnke-Krimi
von Hermann Brünjes
Gewidmet
jenen Menschen in Dorf und Region,
die nach Wegen und Lösungen suchen,
um mit Wölfen und Schafen,
aber auch in Parteien, Kommunen, Kirchen und Familien
den Lebensraum zu teilen.
Ihr seid mir Inspiration und Freude.
Danke.
1. Auflage 2021
Verlag: neobooks/epubli
Kontakt: hbruenjes@t-online.de
Info: www.hermann-bruenjes.de
Umschlag, Texte: © Hermann Brünjes
Prolog
Was sein muss, muss sein.
Er spürt, wie sich von seiner feuchten Stirn eine Schweißperle löst und vorbei am rechten Augenlid über den Abzugsfinger gleitet. Er hält die Luft an. Jetzt nur nicht bewegen und kein Geräusch!
Drüben an der Eiche bewegt sich etwas.
Jetzt ist es wieder still. Sein Gegner lauscht vermutlich wie er selbst ins Dämmerlicht des Waldes, ist misstrauisch und wittert die Gefahr.
Eine Mücke summt um sein Ohr. Blödes Vieh. Nicht ausgerechnet jetzt! Jetzt geht es um Alles oder Nichts. Dieser Schuss muss sitzen. Er oder ich – einen Kompromiss wird es nicht geben.
Das Gewehr liegt sicher auf. Gern hätte er ein größeres Kaliber benutzt, etwa eine Mauser oder seine geliebte R8. Aber so passt es besser. Er hat sich gut vorbereitet. Der Hochsitz schützt ihn vor Enttarnung. Unbeweglich visiert er das Etwas neben der Eiche an. Sobald er freies Schussfeld hat, wird er ohne Skrupel abdrücken. Wenn er leben und in diesem großartigen Land auch in Zukunft frei atmen will, muss sterben, was sich dort drüben bewegt.
Das gehobelte Holz, auf dem sein Arm liegt, duftet nach Harz und Kiefer. Wie versteinert starrt er suchend durch das Zielfernrohr. Es hat geregnet. Leichter Dunst steigt auf. Aber das Licht reicht für einen guten Schuss. Das Objektiv von Zeiss ist enorm lichtstark. Der Jäger wird zum Gejagten.
Da! Wieder hat sich etwas bewegt. Er steht noch dort, genau neben dem Stamm der Eiche. Jäger, ob Tier oder Mensch, sind vorsichtig. Zu Recht!
Er braucht Geduld. Dieses Wild ist schlau und gefährlicher als alles, was er je im Visier hatte.
Jetzt scheint er in Adrenalin zu baden. Nicht nur Hände und Arme an der Waffe oder sein Auge sind angespannt wie ein Bogen kurz vor dem Loslassen des tödlichen Pfeils. Sein ganzer Körper fühlt sich an wie unter Strom.
Wann endlich tritt er aus der Deckung?
Die Mücke nervt weiter. Er ist versucht, sie zu erschlagen. Stichst du mich, so stirbst du! Er muss innerlich schmunzeln. Ja, genauso sehe ich das!
Aber er hat sich unter Kontrolle. Er wird sich diesen Schuss nicht nehmen lassen. Auch diesmal wird er treffen und töten. »Homo homini lupus«, der Mensch ist des Menschen Wolf, hat Thomas Hobbes zum Umgang zwischen Staaten und Menschen gesagt und dabei ein altes römisches Zitat benutzt. Dass er sich gerade jetzt an seinen politischen Unterricht erinnert, ist schon seltsam. Doch es stimmt. Auch er ist ein Wolf.
Wie lange brauchst du denn noch, um diese blöde Deckung zu verlassen? Im Anschluss habe ich noch viel zu erledigen. Ich kann nicht ewig hier hocken. Er spürt seinen linken Arm, auf dem der Schaft des Gewehres ruht, kaum noch. Aber er wird durchhalten. Das weiß er. Seine Ausbildung hat sich gelohnt, auch die Zeit bei der Bundeswehr und dann die vielen Schießübungen. Er ist ein Profi.
Jäh werden seine Gedanken unterbrochen. Wie aus einem Reflex wird er ruhig, sein Gehirn macht Pause und sein Finger wird eins mit dem kleinen stählernen Abzug.
Dann knallt es.
Gleich darauf noch einmal.
Jeder Knall scheint gegen seine Schulter zu schlagen. Als würde die leichte Waffe ihn freundschaftlich boxen.
Und dann entspannt er sich. Was er sieht, macht ihn vielleicht nicht glücklich, aber zufrieden.
Der Wolf, der ihn bedroht, ist tot.
Seine wurstigen Finger fuchteln vor unseren Nasen herum. Florian ist unübersehbar sauer.
»Und ihr? Ihr säuselt Süßholz, streckt eure blassen Gesichter in die Maisonne und verpasst völlig den Anschluss ans wahre Leben!«
Florian Heitmann ist unser Chef. Er hebt den Daumen und er senkt ihn. Jetzt sind beide unten. Aus seiner Sicht hat das ganze Team versagt. Die Lüneburger Zeitung war schon wieder mal schneller.
»Wie kommen die an ihre Fotos und ihr wisst noch nicht mal, wie man Wolf buchstabiert? Wo seid ihr, wenn was passiert? Jens, ja, dich meine ich vor allem. Warst mal auf Zack. Bist vielleicht doch langsam zu alt. Jetzt laufen wir der Konkurrenz hinterher!«
Was soll ich sagen? Ich war tatsächlich mal jünger.
Vor uns liegt die aktuelle Ausgabe der Lüneburger Zeitung. »Der 4. Abschuss!« titelt sie stolz und darunter steht: »Wolfssterben im Süsing.« Ich frage mich wie alle am Tisch, wie die Kollegen der Nachbarstadt an diese Fotos kommen und an die Infos dazu. Vermutlich sind sie einfach besser in die Förster- und Jägerszene vernetzt als wir. Ärgerlich ist nur, dass die Fundorte der illegal geschossenen Wölfe allesamt in unserem Landkreis liegen.
Mein Online-Kollege, der sonst auf alles eine Antwort hat, Sportredakteur Steini, der immer mitredet, auch ohne dass er etwas weiß, die zwei jungen und noch unerfahrenen Regionalredakteure und auch ich als gewissermaßen Reporter-Urgestein der Kreiszeitung senken unsere Blicke wie Schüler, die von ihrem Lehrer der völligen Ahnungslosigkeit überführt wurden.
Nur unsere hübsche Kollegin aus Ostfriesland versucht eine Erklärung. Sie hat echt Mut, die hübsche Blonde aus dem Norden.
»Chef. Die haben vermutlich bessere Kontakte als wir.«
Elske schaut mit ihren funkelnden blauen Augen sogar ein bisschen frech ins zornrote Gesicht unseres Vorgesetzten. Und sie setzt noch eins drauf.
»Und, Chef, mach mal halblang. Vielleicht müssen die Kollegen dort auch nicht zu jedem Feuerwehr- oder Schützentreffen, müssen sich die Abende nicht in langweiligen Sitzungen oder immer ähnlichen Konzerten vertreiben und auch nicht hundertmal ihre Abrechnungen nach unten korrigieren!«
Der Hammer, was sie sich traut! Unsere Blicke richten sich zaghaft auf das Gesicht unseres Chefs. So mit ihm zu reden, traut sich nur Elske, unser überaus charmantes »Küken«!
Florian Heitmann starrt sie an. Man sieht es in ihm arbeiten. Über den dichten Augenbraunen pulsieren die Adern. Seine fleischigen Hände liegen wie eingefroren auf dem Tisch. Er erinnert mich an einen Feuerwerkskörper vom Vorjahr. Gerade entzündet, wartet man gespannt darauf, ob und wann er explodiert.
Doch genau das passiert nicht.
Florian entspannt sich plötzlich. Er nickt Elske versöhnlich zu und lehnt sich zurück.
»Elske, du hast natürlich recht. Über die Sache mit den Aufträgen reden wir später – aber du hast recht mit der Vernetzung der Konkurrenz. Wir sind stark in Sachen Vereine und Veranstaltungen. Die sind stark, was die Vernetzung in Berufsgruppen und so was angeht. Kein Wunder. Ihre Redaktion ist ja auch mehr als doppelt so groß als unsere.«
Читать дальше