Die Basis allen sogenannten esoterischen Lehrens sei, dass die gewöhnliche Realität eine Illusion ist. Eine gute Quelle für diese Lehre ist nach Vallée Lynn Thorndikes Werk „History of Magic and Experimental Science“. Die Behauptung, dass die Realität eine Illusion sein, war eine revolutionäre Aussage, in der wissenschaftlichen Sprache des 19. Jahrhunderts, aber eine, die Kernphysik und Quantenmechanik sogar ersetzte.
Jedoch fügen diese esoterischen Schulen hinzu, dass die Realität von denen, die diese als „höhere“ Natur verstehen, manipuliert werden könne. Das sei eine Möglichkeit, mit der sich die heutige Wissenschaft bisher noch nicht beschäftigt habe. Oft würde unglücklicherweise gesagt, dass die tatsächlichen Techniken zur Manipulation geheim gehalten werden müssten und so eine „okkulte Überlieferung“ entstehe. Die Schwäche der esoterischen Philosophie läge in der Tatsache begründet, dass sie nicht ihre Grundsätze für eine kritische Prüfung übermittelt oder übermitteln könne . Sie würde nur auserwählten Eingeweihten zugänglich gemacht, die folglich komplett von der Gnade derjenigen abhängig sind, die sie als unbekannte „Vorgesetzte“ ansehen.
Okkulte Glaubensvorstellungen hatten von Zeit zu Zeit immer wieder einen Einfluss auf die Geschichte ausgeübt, stellt Vallée fest, von den Kreuzzügen über die Französische Revolution und dem Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg bis hin zu Nazi-Deutschland. Ob solche Einflüsse zufällig oder grundlegend waren, sei eine heikle Frage für die Historiker und es sehe nicht so aus, als ob sich dies in absehbarer Zeit ändern könne.
Diese Frage wurde zusätzlich verkompliziert durch in jüngster Zeit vermehrt stattgefundener Attentate, politische Erpressungsversuche und Verschwörungen wie Watergate. Eine weitere Komplikation sei die Tatsache, dass auch hier Spionage-Vertretungen okkulte Gruppen zum Verschleiern benutzen. Vallée stellt nun die Annahme in den Raum, dass eine oder mehrere Gruppen tatsächlich physikalische Vorgänge durch Mittel erlernt hätten, die unter normalen Erfahrungen als „Magie“ bezeichnet würden.
Hier bringt Vallée ein Beispiel, nach welchem okkulte Gruppen zufällig auf eine Methode gestoßen waren, die Vorstellung zur Produktion von Bildern mental zu kontrollieren, möglicherweise hätten sie gelernt, das menschliche Bewusstsein auf einen Raum außerhalb des Körpers auszudehnen oder örtliche Verzerrungen des Raumzeit-Kontinuums zu erschaffen. Sie hätten einen Weg entwickelt, Schauplätze auf eine Entfernung zu projizieren, und psychokinetische Anlagen des Menschen zu kontrollieren und zu verstärken oder Wesen zu kreieren, ähnlich den Tulpa 3aus der Tibetanischen Folklore.
Alexandra David-Néel bezeichnet sie in ihrem Buch als materialisierte Wesen, mit denen sie Experimente durchführte. Vallée weist darauf hin, dass Nazi-Deutschland etliche wissenschaftliche Untersuchungs-einrichtungen, ungefähr ein Jahrzehnt lang in dieser Richtung betrieb und dass mindestens zwei moderne Nationen, nämlich die ehemalige Sowjetunion und die Vereinigten Staaten, dafür bekannt seien, aggressive Untersuchungsprogramme in der gleichen Richtung zu verfolgen bzw. verfolgt zu haben. Die Geldmittel, die dazu nötig sind, seien so gering, dass private Organisationen und sogar unabhängige wohlhabende Personen bedeutsame Forschungen finanzieren könnten, die unvorhersehbare Durchbrüche ergäben. Vallée fragt sich: „Haben solche Durchbrüche tatsächlich stattgefunden? Und sind UFOs die Ergebnisse ihrer Anwendung?“
Eine solche Gruppe könnte international operieren und das unabhängig von den jeweiligen Regierungen. Sie könnte die Ressourcen von führenden Unternehmen beteiligen. Sie könnte versuchen, öffentliche Meinungen für ihre eigenen Zwecke zu manipulieren. Die Wissenschaft könne sie nicht kontrollieren, aber sie könne sie sicherlich beeinflussen. Und sie könne Effekte von UFOs erklären, wie deren Materialisierung. Die Personen, die solch eine „pysochotronische“ Technologie kontrollierten, könnten bereits Kontakt mit anderen Bewusstseinsformen haben und die wahre Natur des UFO-Phänomens kennen, oder sie könnten andere davon überzeugen, dass sie dies tun.
Vallée sieht allerdings selbst einige Mängel in dieser Hypothese. Der Größte sei, dass sie davon ausgeht, dass menschliche Manipulatoren viel klüger seien, als es für die menschliche Rasse typisch ist. Was wir in den esoterischen Gruppen oft sähen, ist entweder ein Bild von Richtungskämpfen und unfähiger Arroganz oder das Aufrechterhalten von autoritären Praktiken - ein hoher Preis für individuelle Freiheit. Eine bittere Konkurrenz unter diesen Sekten sei genauso gegeben, wie innerhalb der Wissenschaft, wo man sich um Verträge, Zuschüsse und Nobelpreise streitet. Viele wohlhabende Personen, die durchaus in der Lage seien, ein oder zwei Millionen Dollar pro Jahr für ein solches Projekt zu gewährleisten, existierten und hätten ein Interesse an solchen Grenzthemen.
Allerdings seien sie gewöhnlich motiviert durch impraktikable Visionen oder unbewusste psychologische Bedürfnisse. Ältere Industrielle strebten nach Unsterblichkeit, und wohlhabenden älteren Damen ginge es darum, Geister fernzuhalten. Von Sponsoren mit derartigen Vorstellungen gäbe es mehr in der psychischen Forschung als pragmatische Unternehmer, die bereit seien, realistische Forschungspläne zu finanzieren und zu handhaben. Für Regierungen gelte das Gleiche, da der Großteil der psychischen Forschung, die in den USA und der damaligen UdSSR betrieben wurden, in Richtung auf kurzfristige militärische oder Spionage-Anwendungen ausgerichtet waren und diese durch Bürokraten erledigt wurden.
Die Hypothese vom esoterischen Eingriff ist eine Verschwörungstheorie, meint Vallée, und leide demzufolge, wie alle dieser Art von Theorien, an der Schwäche, dass sie nur vordergründig ansprechend ist. Historische Verschwörungen existieren Vallée zufolge, allerdings gewöhnlich nur in Form einer Vielzahl anstelle einer einzigen zu einer gegebenen Zeit, doch sie scheiterten entweder schnell oder erreichen ihre Ziele und verändern sich deshalb nach Art und Zweck. Als de Gaulle 1958 in Frankreich wieder an die Macht kam, gab es ein Dutzend verschiedener Verschwörungen, deren Betreiber sich untereinander um die Kontrolle der Regierung stritten, doch sie bildeten sich sehr schnell, von einem Tag auf den anderen, bis zu ihrem historischen Höhepunkt, schreibt Vallée.
In beiden Hypothesen hat Vallée gezeigt, dass keine von ihnen alle Fakten erklären kann, und er hat damit recht, dass wir – wie er schreibt – davon auszugehen haben, dass beide Thesen letztlich auf menschliches Handeln zurückzuführen sind. Der erste Teil der These vom okkulten Eingriff basiert zwar auf altem esoterischen Wissen, scheint aber anzudeuten, dass dieses nur von Menschen angewandt wird, sodass sie nach der „Martianer-These“ zu einer zweiten Verschwörungstheorie wird. Doch, was ist, wenn, wie z. B. Keel behauptet, diese alten „magischen“ Kräfte nicht von Menschen, sondern von anderen Intelligenzen genutzt werden, die „über der lokalen Physik“ stehen? Wesen, die oberhalb unserer Welt, in der unsere Physik gilt, stehen?
Doch kommen wir jetzt zu Vallées dritter Hypothese, der des spirituellen Kontrollsystems, die er in neueren Publikationen zu bevorzugen scheint, wo er die anderen beiden Hypothesen gar nicht mehr erwähnt. Vallée glaubt, dass das UFO-Phänomen die Manifestation einer Realität ist, die unser gegenwärtiges Verstehen der Physik übersteigt. Er schreibt: „Es ist nicht das Phänomen selbst, sondern der Glaube, dass es geschaffen worden sei und durch menschliche Gruppen für ihre eigenen Ziele manipuliert wird.“ (Vallée 1979/2008, S.)
Vallée nimmt Bezug auf sein früheres Buch Passport to Magonia, in dem er bereits darauf hinwies, dass es UFO-Sichtungen auch in früheren Zeiten gab. Ähnliche Effekte wurden beschrieben und selbst die UFO-Besatzung“ wirkte identisch mit den Bewohnern des mittelalterlichen Magonia 4. Das legt eine Realität des Verstands nahe, jenseits einer wie auch immer gearteten Technologie, die UFO-Energie aktiviert.
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