Von glaubwürdigen Beobachtern gemeldete UFO-Sichtungen blieben manchmal wochenlang liegen. Als jedoch von einer Fülle von hellen Objekten im Mittleren Westen der USA berichtet wurde, sprang der gleiche Mann, der das Projekt Bluebook leitete, Major Quintanilla, um vier Uhr morgens aus dem Bett, ordnete die Sperrung des Sichtungsgebietes an und wies eine gründliche Durchsuchung des ganzen Waldes nach möglichen Trümmern an. Das gesichtete Objekt war ein sowjetischer Raumflugkörper, von dem erwartet worden sei, dass er in den USA wieder in die Atmosphäre eintreten würde.
Das Aufspüren von fremden Satelliten war Quintanillas oberster Auftrag bei der Foreign Technology Division. Er nahm anscheinend nur dann am Projekt Bluebook teil, wenn es keine Sputniks gab, über die man sich Sorgen machen musste, schreibt Vallée. Er wundert sich darüber, dass der gleiche Offizier überaus tüchtig war, wenn es sich um Bruchstücke von Satelliten handelte, jedoch äußerst leichtfertig, wenn es um UFOs ging.
Vallée wörtlich: „ Wenn Bluebook eine Tarnung für irgendeinen Vertuschungsplan war, wäre dieser offensichtliche Widerspruch erklärbar. “ ( Vallée 1979/2008, S. 227-228, Hervorhebung durch Vallée). Für den Wissenschaftler ist von besonderem Interesse, dass Quintanilla 1964 für das internationale CIA-Magazin einen wohlüberlegten Artikel über UFOs schrieb.
Vallée begründet weiter, warum die Martians-Verschwörungs-Hypothese Sinn macht und sagt, dass die Infiltration ziviler UFO-Gruppen durch Personen, die mit dem Geheimdienst verknüpft sind, durch sie erklärt werden könne. Bei Organisationen wie NICAP (National Investigations Committee On Aerial Phenomena) sei ebenso wie bei Projekt Bluebook oder dem Condon-Committee eine erfolgreiche Irreführung unerlässlich, weil sie die Angelegenheit entschärfen würde, in dem sie ein Ausweichventil für den Enthusiasmus seien und den Manipulatoren erlauben würden, das Ausmaß ihres eigenen Fortschritts zu kontrollieren. 2
Der frühere CIA-Chef Admiral Hillenkoetter sagte: „Es ist unumgänglich, dass wir lernen, was UFOs sind und woher sie kommen“, und trat dem Aufsichtsgremium des NICAP bei. Es verlieh Vallée zufolge der Theorie von den außerirdischen Besuchern mehr Glaubwürdigkeit, wenn er sie nach außen hin vertrat. Weitere bekannte Geheimdienst-Operateure bei NICAP seien Bernhard Corvalho, Nicholas de Rochfort und Colonel Joseph Ryan gewesen.
Vallée kommt nun auf die hohe Zahl der UFO-Landungen zu sprechen und sagt: „Wenn wir annehmen, dass die Nahbegegnungen nur deshalb konstruiert wurden, weil Zeugen anwesend sind, die sie beobachten und berichten konnten, haben wir nicht solch eine große Anzahl von Vorfällen zu erklären.“ Das Produzieren eines Durchschnitts-Falles sei eine Problematik in der Generation von Spezial-Effekten und läge innerhalb der Möglichkeiten Hollywoods.
Vallée führt noch weitere Punkte an, die die Martians-Hypothese stützen: So sei z. B. das Verhalten der Kontaktler verdächtig, die möglicherweise eine im Auftrag der Verschwörung übergebene Rolle spielten, nämlich in vielen Ländern zu erklären, dass sie Abgesandte außerirdischer Besucher seien. So zollte der bekannteste alle Kontaktler, Georg Adamski, vier Wissenschaftlern der US-Regierung Anerkennung für den Beginn seiner Karriere als Botschafter der „Space-Brothers“. Diese Wissenschaftler kamen vom Point Loma Naval Electronics Laboratory nahe San Diego und von einer „ähnlichen Einrichtung“ in Pasadena.
Angeblich fragten sie ihn, ob er in einem gemeinsamen Versuch, Fotografien seltsamer Fahrzeuge, die durch das Weltall fliegen, zu erstellen kooperieren würde. Vallée zufolge war Adamskis Hauptbefürworter im Ausland ein früherer Geheimdienstoffizier der Britischen Armee mit einem ingenieurwissenschaftlichen Abschluss von der Cambridge University, der nun in Mexiko lebte. Während seiner Reisen nach Australien reiste Adamski mit einem speziellen Pass, der ihm besondere Privilegien einräumte.
Auch die Tätigkeit von lautstärkeren Skeptikern könnte nach Vallée durch diese Hypothese erklärt werden. Die größte Gefahr eines Irreführungs-Plans wäre die Entlarvung durch qualifizierte seriöse und kritische Wissenschaftler, die das UFO-Phänomen untersuchen. „Was geschieht“, so schreibt Vallée, wenn sie entdecken, dass einige der Phänomene durch menschliche Trickserei entstanden sind?“ und weiter: „Um die Organisierung einer derartigen wissenschaftlichen Studie zu verhindern, ist es einzig nötig, einen sicheren Grenzbereich der Rätsel um das Phänomen aufrechtzuerhalten. Dies kann in ausreichendem Maße mühelos durch ein paar einflussreiche Wissenschaftler unter dem Deckmantel von ‚Humanismus’ oder ‚Rationalismus’ geschehen. UFO-Forscher würden mit „falschen Wissenschaftlern gleichgesetzt“, deshalb schaffen sie eine Atmosphäre von Schuld, die für jeden unabhängigen Wissenschaftler tödlich sein würde.
Wenn die Gruppen der Gläubigen in der gleichen Weise manipuliert sind, können die Skeptiker auf die gleiche Weise manipuliert werden. Ich schlage vor, dass engagierte Untersucher von ihrer endlosen UFO-Jagd wegsteuern und auf die Hintergründe, Verbindungen und Leistungsbereitschaft der lautstärkeren „Skeptiker“ nach Anhaltspunkten für einen solchen Einfluss achten.“ (Vallée 1979/2008, S. 229)
Zu dieser These ist allerdings zu sagen, dass sie – wenn überhaupt – nur einen Teil der UFO-Sichtungen erklären kann. Wenn ich jetzt von „UFO-Sichtungen“ oder dergleichen spreche, meine ich das, was ich in meinem Buch Sie sahen aus wie Untertassen als „UFO-Restphänomen“ bezeichnet habe. Erklärte UFO-Sichtungen sind dann quasi schon herausgerechnet. Es ist aber definitiv so, dass es UFO-Sichtungen seit Menschengedenken gibt. Das moderne UFO-Phänomen, von dem man seit Kenneth Arnolds bekannter Sichtung spricht, ist in Wirklichkeit nur Teil eines Phänomens, das schon lange besteht. In der Antike gab es UFO-Sichtungen, im Mittelalter sowie vor und nach dem Ersten Weltkrieg. Damals gab es zwar den Begriff „UFOs“ noch nicht, doch das Phänomen war weitgehend das gleiche.
Vallées zweite Hypothese ist die vom „Esoterischen Eingriff“. Der Wissenschaftler weist darauf hin, dass ein paar Untersucher wie Ray Palmer, John A. Keel und Salvatore Freixendo sowohl in öffentlichen Statements als auch in privaten Gesprächen mit ihm nahegelegt hätten, dass es eine Verbindung zwischen UFO-Ereignissen und „okkulten“ Phänomenen gäbe. Auf den ersten Blick störten sich Wissenschaftler an der Vorstellung einer solchen Verbindung, sagt Vallée. Jedoch haben die Vorfälle, die in Messengers of Deception beschrieben werden, tatsächlich Überlappungen zwischen okkulten Gruppen, Sekten und Organisationen, die in die UFO-Szene involviert sind, enthüllt und bestätigt.
Viele der Phänomene, die von Zeugen berichtet werden, einschließlich des Poltergeist-Phänomens inklusive Levitation, psychischer Kontrolle, Heilung und außerkörperlichen Erfahrungen scheinen tatsächlich mit jenen, die in der okkulten Literatur vorkommen, verwandt zu sein. Diese würden ausführlich in Werken des 19. Jahrhunderts in Werken von Dr. Encousse, Baron Reichenbach, Eliphas Levi, Camille Flammarion und einigen europäischen Autoren beschrieben. Man könne sie auch in den Lehren des Rosenkreuzer-Ordens in Aleister Crowleys O.T. H. (Der Ordo Templi Orientis) und in den verschiedenen Ablegern des Hermetic Order of the Golden Dawn finden, die nicht nur die Wiederbelebung der Hexerei inspiriert haben, sondern auch die gegenwärtige Generation „hellsichtiger“ Schreiber und viele der heutigen „wissenschaftlichen Parapsychologen“ hervorgebracht hätten, obwohl Letztere schnell abstreiten, mit diesen Quellen etwas zu tun zu haben.
Weiter gibt es Vallée zufolge eine Verbindung zwischen UFOs und okkulter Thematik in Begriffen gesellschaftlicher Auswirkungen, obwohl es keine physikalische Verbindung gibt. „Könnte diese Verbindung real sein und was bedeutet sie?“, fragt Vallée.
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