Sigrid Jo Gruner
Dem Glück auf der Spur Band 3
Bittersüße Geschichten, wie das Leben sie erzählt.
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Inhaltsverzeichnis
Titel Sigrid Jo Gruner Dem Glück auf der Spur Band 3 Bittersüße Geschichten, wie das Leben sie erzählt. Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1: Überraschungsgäste oder Eine Hausfrau aus dem Bilderbuch
Kapitel 2: Familienbande
Kapitel 3: Wissen Sie vielleicht, wer ich bin?
Kapitel 4: Ein Gut in Holstein
Kapitel 5: Mein Ex drängte sich zwischen mich und die Jungs
Kapitel 6: Gute Mutter - schlechte Mutter?
Kapitel 7: Vater wider Willen
Kapitel 8: Viel Liebe – Deine Britta!
Kapitel 9: Bei Männern ging ich lieber auf Distanz
Kapitel 10: Brunos religiöser Wahn brachte unser Baby in Lebensgefahr
Infobox vegane Ernährung
Infobox Sekte
Impressum neobooks
Kapitel 1: Überraschungsgäste oder Eine Hausfrau aus dem Bilderbuch
Franziska ist eine gelassene Hausfrau, auch zu Terminplanung und Organisation hat sie eine eigene Einstellung. Allerdings kocht sie leidenschaftlich gerne. Nun soll der Chef ihres Mannes Christian nebst Gattin zu Besuch kommen, dafür plant sie ein schönes Essen. Es steht auch einiges auf dem Spiel, denn es ist eine Art Testessen. Christian hat gute Chancen befördert zu werden, und das würde das knappe Finanzbudget der jungen Familie, die sich vor drei Jahren in das Abenteuer eines Hauskaufs gestürzt hat, sehr erleichtern.
"Tobi, mach schnell, wir müssen nachhause!" Franziska hatte die Zeit verschwatzt. Auf dem Markt war es wieder rappelvoll. So sehr sie es auch liebte, zwischen den farbenfrohen Ständen voller Frühlingsgemüse, den ersten Erdbeeren und wilden Kräutern herumzuschlendern und mit den Marktfrauen, die in ihrer satten Fülle hinter ihrer Ware thronten, über das bevorstehende Stadtteilfest oder die steigenden Spargelpreise zu reden, mit dem zweijährigen Tobi zusammen war es kein wirkliches Vergnügen. Er quengelte an ihrer Hand und zerrte an den Einkaufstüten. Franziska hatte eine angeborene Distanz zum Putzen und war kein Freak von Wäschewaschen. Doch Kochen konnte sie, das gab selbst Christian, ihr kritischer Ehemann, neidlos zu. Sie hatte eine Fähigkeit, die sie in der Küche einfach unschlagbar machte, sie konnte improvisieren.
Heute allerdings hatte sie eine sorgfältig erstellte Einkaufsliste abgearbeitet. Ein Perlhuhn sollte es sein, dazu einheimische Champignons, Spargelspitzen, frische Artischocken vorweg, neue Kartöffelchen, die Franziska zusammen mit Rosmarin im Backofen schmoren wollte, Limonen, Minze und Sahne für das Sorbet zum Nachtisch. Auch an einen dicken Bund Narzissen hatte sie gedacht. Alles ein wenig zu kostspielig für ihre immer knappe Haushaltskasse, aber es hing schließlich einiges vom Gelingen des morgigen Abends ab
Nun machte Franzi noch rasch einen Boxenstopp bei ihrer Nachbarin Vera, um sich bei einer Tasse Tee den letzten Tratsch aus dem Viertel zu holen, denn auf Vera war Verlass, sie ... nun ja, sagen wir es so: sie interessierte sich sehr für ihre Mitmenschen. "Was gibt’s denn morgen Wichtiges, dass du so einen Aufstand machst?" fragte sie Franziska, die ihre Beine hoch gelegt hatte und genüsslich an einem Muffin kaute.
Tobias machte sich gerade am Herd zu schaffen. "Vorsicht", grummelte Franziska mit vollem Mund, "willst du deine Finger braten?" Tobias drehte sich um und strahlte seine Mutter aus blauen Augen an. Er sprach noch nicht viel, das hat er von Christian, pflegte Franziska immer zu spötteln.
"Du hast wirklich die Ruhe weg", meinte Vera mit neidvollem Unterton.
"Ach, was kommen soll kommt, meinte meine Omi immer", feixte Franziska.
"Nun sag endlich", drängelte die Freundin.
"Also, stell dir vor, Krischans Chef will mich kennenlernen und unser trautes Heim dazu“. Franziska blies die aufgeregt geröteten Wangen auf. "Es geht um eine Beförderung, Krischan hat gute Chancen, aber da gibt’s noch zwei andere, die beim Chef herumschleimen."
„Holla die Waldsfee!“ Vera staunte. „Lohnt es sich denn?"
"Allerdings! Der Job ist wesentlich besser bezahlt, ein richtiger Quantensprung, er hat nur einen Haken - Krischan müsste dabei viele ausländische Gäste betreuen und auch mal zu uns einladen", grübelte Franziska.
"Na und?" Veras Stimme hatte jetzt eine leicht spitze Note.
"Na ja, du kennst mich doch, Organisation und Ordnung sind nicht gerade meine starken Seiten." Beim Schlag der Standuhr sprang Franziska auf. "Himmel, schon sechse! Gleich kommt Christian. Wir wollen uns heute einen gemütlichen Abend machen, morgen früh nehme ich dann die Zimmer in Angriff, damit sie abends glänzen!"
"Mensch Franzi, schaffst du das, putzen und ein Drei-Gang-Menü kochen, und das alles an einem Tag?" meinte Vera zweifelnd.
"Und Haare waschen und Tobias schrubben und dann entspannt Konversation machen", meinte Franziska kichernd. "Weiß Gott, ein Großkampftag."
"Soll ich dir am Vormittag zur Hand gehen?"
"Ja, würdest du?"
Franzi freute sich und fand endlich den Absprung in die eigenen vier Wände. Dort sah es deutlich weniger ordentlich aus als bei der Super-Hausfrau Vera, aber das kratzte Franzi wenig. Legosteine auf dem Sofa, ein kleiner Tretroller umgekippt neben dem Fernseher, ein invalider Teddy mit nur einem Bein auf dem Fußabtreter, verklebte Schokospuren auf dem Glastisch, manana! Sie ließ Tobi im Wohnzimmer das Chaos vergrößern und suchte im Kühlschrank die Reste des Hackbratens vom Vortag zusammen. Dazu Gürkchen und Vollkornbrot, dachte sie, eine Hähnersuppe aus der Dose vorweg, das musste reichen. Dafür würde es ja morgen ein Festessen geben!
„Hi Liebling!“ Krischan begrüßte seine Frau mit einem Kuss auf die Wange. "Im Esszimmer stehen ja schon Blumen .. aber kalt ist es dort noch."
"Reicht doch, wenn ich morgen Nachmittag heize", meinte Franzi.
"Franzi, hast du an den Wein gedacht?"
"Nein, mache ich morgen."
"Morgen, morgen..!“ Christian betrachtete seine Frau kopfschüttelnd. "Morgen darf wirklich nichts schief gehen, Süße!"
"Vera wird mir helfen", beschwichtigte ihn Franzi.
"Na, ich geh erst mal duschen." Christian verzog sich.
Im Schlafzimmer schlüpfte Franziska in ihren Morgenmantel und begutachtete ihr volles Haar. Nach einigem Suchen fand sie ihr Lieblingsshampoo ohne Verschluss und daher ausgelaufen hinter der Waschmaschine. Franzi buchte es auf das Konto "Nun mal geschehen, nicht zu ändern" und verschob die Verschönerungsaktion auf "morgen."
"Läuft die Serie schon auf Kanal 7?" rief sie nach unten. Ihr Krischan antwortete nur mit einem Grunzton, weil er sich gerade eine Bierdose an den Mund setzte.
Gerade als Franziska sich in den Ohrensessel geflegelt und die Beine hochgehievt hatte, läutete es an der Haustür. "Wer kann das sein? Vielleicht Vera?" murmelte sie und erhob sich seufzend. Im Guckloch sah sie zwei bejahrte, sorgfältig gekleidete Herrschaften, von denen der Mann mit einem Blumenstrauß bewaffnet schien, die Frau mit einem breitkrempigen, gefederten Hut und einem stählernen Lächeln. Franzi öffnete zögernd, sandte ein "Hallo" in die frische Abendluft und setzte eine neutrale Miene auf.
"Guten Abend, Sie müssen Frau Hansen sein?" fragte das Paar fast unisono. Jetzt erst bemerkte Franziska, dass die beiden sie erst erwartungsfroh und auffordernd angrinsten und dann ihren Blick über Franziskas Outfit wandern ließen. "Gestatten Sie, Wiederhut, Direktor Wiederhut, und das ist meine Gattin. Vielen Dank für Ihre Einladung."
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