„Ist gebongt!“ Mavis hielt seinem Freund die Hand hin und der schlug ein.
„Geil! Einmal Fresse polieren für Vilo!“ flötete Mavis, während er sich umdrehte und weiterging.
Vilo konnte nur noch die Augen verdrehen und ihm grinsend folgen.
Wenige Augenblicke später hatten sie das Cockpit erreicht und mit einem kurzen Blick hinein die Situation dort erfasst. Es gab drei Männer: Der Copilot saß auf seinem Sitz, ein zweiter Mann stand neben ihm, hatte sich zu ihm herabgebeugt und redete leise mit ihm. Mavis und Vilo nahmen an, dass es der Pilot war. Die dritte Person stand keine zwei Meter von ihnen entfernt, hatte ihnen jedoch den Rücken zugedreht, weil sie einige Instrumente kontrollierte.
Das muss der Maschineningenieur sein. Mavis überlegte kurz, wie sie vorgehen sollten. Nach zwei Sekunden drehte er sich zu Vilo. „Der Copilot ist für dich, ich nehme die anderen beiden!“ flüsterte er und sein Freund nickte. Daraufhin packte Mavis die Waffe, die er Yunok abgenommen hatte fester und visierte damit den Piloten an. „Hey!“ rief er laut auf. Während sich der Maschinen-Ingenieur zu ihnen herumdrehte, stoppte der Pilot die Unterhaltung und schaute zu ihm herüber. In diesem Moment schleuderte Mavis die Waffe mit aller Kraft in seine Richtung, während Vilo an ihm vorbei ins Cockpit stürmte. Einen Lidschlag später krachte die Pistole mit einem hohlen Knall frontal gegen die Stirn des Piloten, er schrie auf und sackte dann bewusstlos zur Seite. Zu diesem Zeitpunkt war auch Mavis schon unterwegs und stürmte auf den Maschinen-Ingenieur zu, der ganz sicher nicht wusste, wie ihm geschah. Während er Mavis mit weit geöffneten Augen erstaunt ansah, hob der Commander seine rechte Hand, spreizte sie weit auseinander, klatschte sie frontal in das Gesicht seines Gegenübers und hämmerte so seinen Hinterkopf kurz, aber knallhart gegen die Konsole hinter ihm. Der Mann schrie erstickt auf, dann verlor auch er das Bewusstsein.
Vilos Weg war viel länger und der Copilot ließ sich nur einen kurzen Wimpernschlag von den Aktivitäten der Angreifer ablenken, dann schon zuckte seine Hand zum Funkgerät. Doch er hatte gerade erst den Knopf gedrückt, da stand sein Widersacher auch schon neben ihm und schnalzte mit der Zunge. Der Sergeant drehte sich unwillkürlich in Vilos Richtung und starrte ihn mit großen Augen an.
„Böser Junge!“ meinte der Commander aber nur und schaute sein Gegenüber finster an.
Der Copilot erschrak für einen winzigen Moment sichtbar, dann aber schien ihm klar zu sein, dass er eigentlich nur sprechen musste, um durch den geöffneten Funkkanal eine Warnung nach Kimuri absetzen zu können. Allerdings kam er gerade einmal dazu, seinen Mund zu öffnen und einen abgehakten Ton von sich zu geben, da krachte bereits Vilos Faust blitzschnell und sehr hart in einem Abwärtshaken gegen sein Jochbein und er ging augenblicklich bewusstlos zu Boden.
*
„Wir müssen hier raus!“ sagte Malawi leise und schaute die anderen mit großen, durchdringenden Augen an.
Kendig, Rimbo, Jorik und Idis, die ihr gegenübersaßen, starrten im ersten Moment überrascht und beinahe entsetzt zurück.
Doch dann nickte ihr Mann. „Sie hat Recht!“ Er blickte zu den anderen. „Wir müssen damit rechnen, dass es Narrix gelingt, Mavis und die anderen ebenfalls gefangen zu nehmen!“
„Und wenn er erst einmal alle von uns zusammen hat...!“ fügte Idis finster an.
„…steht unserer Hinrichtung wahrlich nichts mehr im Wege!“ endete Rimbo mit einem Nicken und einem verächtlichen Lacher.
„Wenn es uns aber gelingt, hier auszubrechen…!“ sagte Malawi.
„…steht er womöglich wieder genau da, wo er jetzt steht!“ Auch Jorik schien der Gedanke logisch.
„Also machen wir es, oder wie?“ Malawi blickte in die Runde und alle nickten zögerlich.
*
Mavis stand auf der hinteren Laderampe und schaute zum Ufer des Mioli auf das Buschwerk, in dem sie sich noch vor wenigen Minuten vor den anstürmenden Soldaten versteckt hatten.
Diese – jetzt jedoch gut verschnürte Gefangene – wurden gerade von Captain Tibak, Leira und Lobos Leuten in das Innere des Schiffes geschafft.
Vilo, Captain Cosco und Sergeant Dek befanden sich im Cockpit der Talura und bereiteten ihren Start vor.
Mavis wartete mit auf dem Rücken verschränkten Armen auf Admiral Lobos, der mit den anderen zum Fluss gegangen, bisher aber noch nicht zurückgekehrt war. Auch fehlte noch einer seiner Leute.
Doch Mavis blieb gelassen und den Umständen entsprechend entspannt. Lobos wusste, dass sie nicht mehr viel länger hier verweilen durften. Feindliche Fliegerstaffeln waren auf dem Weg zu ihnen, ebenso eine verdammte Anomalie. Nur ihr Start und ihre Flucht nach Westen würde ein weiteres Annähern verhindern.
Außerdem würde sicherlich schon bald eine Statusanfrage aus Kimuri hier eingehen und dann wollte Mavis sehr gern schon in der Luft sein.
Er atmete einmal tief durch und einen Augenblick später konnte er den Admiral tatsächlich aus dem Busch hervorkommen und auf das Schiff zulaufen sehen. Dass er allein war, registrierte er wohl, doch blieb er ruhig, bis der Admiral das Schiff erreicht hatte.
„Alles klar?“ fragte er dann.
Lobos nickte. „Ich habe Pilas zurück in die Höhlen geschickt, damit er den anderen berichten kann, dass wir zumindest unser erstes Etappenziel erfolgreich hinter uns gebracht haben. Außerdem sollten Vorkehrungen für die feindlichen Fliegerstaffeln oder gar die Anomalie getroffen werden – für den Fall, dass sie nicht abdrehen, wenn wir gleich von hier verschwinden!“
Mavis sah den Admiral einen Augenblick ausdruckslos an, dann nickte er. Lobos Anweisungen und Gedanken waren logisch und gut.
„Wie weit sind wir hier?“
„Fertig!“ erwiderte Mavis, ging mit Lobos gänzlich ins Innere des Schiffes und betätigte dort den Schließmechanismus für die Laderampe. Während sie in die Höhe fuhr, stellte er über Headset eine Verbindung zum Cockpit her. „Vilo?“
„Ja?“
„Wir sind soweit! Ihr könnt starten!“
Und noch bevor die Luke vollständig geschlossen war, spürte Mavis, wie die Triebwerke hochgefahren wurden und das Schiff vom Boden abhob.
*
„ Das ist der Plan?“ Rimbo schaute mit gerunzelter Stirn in die Runde.
„Was fragst du denn so blöd?“ raunte seine Frau sofort zurück. „Du hast doch daran mitgearbeitet!“
Rimbo sah sie mit einem leichten Grinsen an, lachte heiser auf und schüttelte dabei den Kopf. „Wir werden alle sterben! Ihr wisst das?“
„Ach was!“ wehrte Kendig ab. „Wir hätten schon so oft tot sein müssen, wir werden auch das überstehen!“
„Sieh es doch mal so!“ meinte Malawi. „Totgeglaubte leben eben bekanntlich länger!“
„Also ich finde den Plan…!“ Alle wirbelten herum, denn das war Eshas Stimme gewesen. Sie klang schwach, rau und krächzend. Als sie sahen, dass sie wach war, waren alle sichtbar froh und auch Esha konnte sich ein müdes Lächeln nicht verkneifen. „…optimistisch!“ beendete sie ihren Satz. Irgendwie schien das die anderen eher zu betrüben, deshalb fügte sie an. „Aber Optimismus ist geil. Ich bin auf jeden Fall dabei!“
„Na also!“ Idis grinste breit und schaute Rimbo direkt an, der daraufhin zunächst zerknirscht zu sein schien, dann aber ebenfalls lächelte.
„Aber nur…!“ Esha drehte ihren Kopf so, dass sie Shamos ansehen konnte, der noch immer schräg hinter ihr saß und ihren Kopf streichelte. „…dass das klar ist!“ Sie sah ihm direkt in die Augen und ihr Blick wurde todernst. „ Ich werde Narrix töten!“
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