»Du bist der geborene Pessimist«, hatte er gesagt. »Wie bringst du es fertig, mir jetzt einen solchen Schwachsinn von Vorahnung einreden zu wollen? Was soll denn noch dazwischen kommen?« Es war kein Schwachsinn, das wusste sie nur in dieser Nacht noch nicht.
Das Frühstück mit Jens gehörte nach ihren seltenen Nächten zu den schönen Momenten ihres alltäglichen Einerleis, das in den Hallen des Kombinates herrschte und dem sie nicht entkommen konnte.
Sie war es gewohnt, dass ihr Liebster am Abend nicht viel redete und dass er am Morgen nicht so lange bleiben konnte, wie sie bei der Spätschicht für ihn Zeit hätte. In dieser Nacht hatte er eine merkwürdige Ausnahme gemacht, weil er wusste, dass sie ungestört bleiben würden. Schon als er gekommen war, gab es spürbare Anzeichen, und bald war ihr klar geworden, dass er es nicht erwarten konnte. Sie war einfach nur sprachlos geblieben, hatte seiner Lust nachgegeben und sich kaum Zeit für einen letzten Imbiss genommen. Begehrlich hatte sich sein Körper enger an ihren gedrückt und ihrer sich dankbar an seinen. Eng umschlungen hatte er sie schon in ihrer unromantischen Küchennische ekstatisch geküsst. Auch hatte er nicht zugelassen, dass ihre Hand schnell noch ein paar Krümel beiseite wischte, ein Töpfchen in die Spüle legte. Wie eine zweite Haut hatte er sich fest an sie geschmiegt, hatte seinen Körper an ihrem gerieben und langsam begonnen, ihre Bluse aufzuknöpfen, ihren Rock hochzuschieben und ihre Schenkel zu massieren. Zum ersten Mal spürte sie bei sich selbst diese Ungeduld. Sie hatte sich ihrer Bluse entledigt und mit ihrer Blöße kokettiert. Es kümmerten sie nicht, wohin die Bluse fiel. Jens küsste erst ihren Nacken und dann ihre Brüste. Seine Finger hatten die Träger ihres BH heruntergestreift und seine Küsse waren gierig über ihre nackte Haut gewandert, dass sein Begehren ihm beinahe den Atem verschlagen hatte. Sie hatte ihren Kopf in den Nacken gelegt und mit ihrem heißen Hauch zu erkennen gegeben, dass auch sie kaum erwarten konnte, was er sich so sehr erhofft hatte. Als seine Finger zwischen ihren Slip geglitten waren, ging sein Atem noch schwerer und irgendwie glaubte sie, sein leises Jauchzen zwischen den Atemstößen gehört zu haben.
Als sie später nebeneinander in ihrem Bett lagen, schweißgebadet und atemlos von der unbändigen Lust, konnte er noch immer nicht davon ablassen, ihren Körper mit unzähligen Küssen zu bedecken. Sie redeten nicht, sie liebten sich noch einmal. Zum Reden hatten sie noch so viel Zeit.
An diesem denkwürdigen Tag dachte sie noch, man kann auch durch Liebe erfahren, was es zu sagen gibt. Jens war der beste Mann, den sie je haben konnte, wenn auch nicht mit vielen Worten gesegnet.
Irgendwann waren ihr seine Küsse zu viel geworden. Sie hatte ihn noch einmal auf sich gezogen. So überrascht er auch von ihrer ersten Initiative war, er konnte seine Leidenschaft nicht zügeln. Ihr Körper hatte sich seinem entgegen gestoßen, wild und unnachgiebig. So oft er tief in sie eingedrungen war, klangen die kleinen Schreie ihrer Lust, als habe es niemals etwas anderes gegeben. Ihre Körper hatten sich so rhythmisch im Einklang bewegt, dass es für Rosi unmöglich geworden war, auf ihre lustvollen Töne zu achten, die ganz neu an ihr waren.
Noch in dieser Minute, als sie Jens sehnsuchtsvoll hinterher schaute, war ihr egal, ob ihre Lust vielleicht die Nachbarn gestört hatte. Sie würden es sie ohnehin einmal spüren lassen. Weniger die polnischen Frauen, vielleicht die anderen Mädchen. Hoffentlich nicht die polnischen Kerle.
Es war eine der wenigen Nächte zwischen den beiden Liebenden, von denen man glauben konnte, es wäre die letzte Nacht. Wohl deshalb war es, als wollte es jeder dem anderen nur recht machen, und wenn sie zum Höhepunkt kamen, dann war es sogar, als gäbe es nur diesen einen Höhepunkt in ihrem Leben, keinen anderen mehr.
Die nächsten Minuten waren — was keiner wissen konnte — nicht nur die schlimmsten, auch die letzten ihres Lebens. Nach einem riesigen Schreck und einer tödlichen Erschütterung hatte sie keine Zeit mehr, an ihre rosige Zukunft mit Jens zu denken, dem sie noch vor Stunden viel mehr als ihre ganze Liebe geschenkt hatte. Sie sah keine Straße mehr, die noch vor ein paar Minuten ihren Jens davongetragen hatte. Sie sah keine Sonne und keinen Schatten. Sie wusste nicht, ob es Tag oder schwarze Nacht war. Sie spürte nur die heiße Druckwelle und dachte an nichts anderes als: weg von hier! Aber der Punkt, den sie erreichen musste, der Leben bedeutete, der Ruhe und Kühle versprach, entschwand immer weiter. In der letzten Sekunde ihres Lebens erfasste sie eine Sehnsucht nach allem, was sie bisher verteufelt hatte, Hauptsache sie blieb am Leben. Mit ihrem heißen Atemluft entwichen die letzten Worte: Ich wusste, dass etwas passiert….
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