Maxi Hill - Eine verteufelte Ironie - Schicksal

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Die Wege der vom Leben verwöhnten Denise und der gestrauchelten Lydia treffen nur einmal direkt aufeinander und doch bedingen sich beide Schicksale.
Als Lydia nach einer langen Odyssee endlich das Ehepaar Denise und Luc Abelius findet, wartet sie unerkannt auf einen gewissen Moment, ohne den sie niemals zurück in ihr altes Leben gehen wird. Doch da macht sie eine erschreckende Entdeckung, die ihren Plan durchkreuzt. Sie hat keine Wahl, muss einen neuen Anlauf wagen…

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Maxi Hill

Eine verteufelte Ironie - Schicksal

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Inhaltsverzeichnis Titel Maxi Hill Eine verteufelte Ironie Schicksal Dieses - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Maxi Hill Eine verteufelte Ironie - Schicksal Dieses ebook wurde erstellt bei

LICHT AM ENDE DES TUNNELS

DENISE EBENTHEUER

FREUNDE ?

LUC ABELIUS

LYDIA

MEINE LIEBE —DEINE LIEBE

EIN SOMMERGEWITTER IM HERBST

DAS ANDERE MILIEU

GEMEINSAM STATT EINSAM

KLARE VERHÄLTNISSE

SCHATTENSEITEN DES LEBENS

DAS LEBEN IST EIN MIESER VERRÄTER

EINE SCHWIERIGE ZEIT

ZUCKERBROT UND PEITSCHE

EIN NEUES LEBEN

DER SCHOCK

DIE DIAGNOSE

EINE UNGEAHNTE GEFAHR

DAS DRITTE IM BUNDE

NICHT DER LETZTE VERSUCH

EIN BITTERES ENDE

MAXI HILL

Impressum neobooks

LICHT AM ENDE DES TUNNELS

»Verdammt, habt ihr es mir schwer gemacht!« Lydia stößt heiße Luft von sich, bleibt aber hinter der Hecke stehen, den Blick streng auf das kleine Mädchen gerichtet, das da in der Sonne spielt. Weiß schimmern die Mauern durch das dichte Grün, bunt die Rutsche und die Schaukel links neben dem Gehöft. Der Vater sitzt bei dem Mädchen, ein aufgeräumter Typ mit dunklem Haar und braungebrannten Armen. Geduldig spielt er mit dem Kind, und Lydia kann genau sehen, beide Augenpaare leuchten zufrieden.

Zufrieden! schreit es in ihr…

Zufrieden!

Wie sollte sie ahnen, dass diese Leute hierher in den hintersten Winkel des Spreewaldes gezogen sind? Dasselbe hatte sie sich noch gestern gefragt, aber da war sie noch nicht sicher, ob es diese Familie Abelius auch wirklich ist, die genau dieses Kind hat. Jetzt ist sie sicher.

Sie sieht das Haus mitten im Grün mit einigem Neid. Es hat alles, was ein Kind gesund aufwachsen lässt. Alles, was sie nicht zu bieten hat. Sie lebt in einem kargen, lichtlosen Hinterhof in Berlin, mehr schlecht als recht — nein, sie vegetiert!

Sie sieht den Spielplatz, den die Familie mit viel Liebe — und fraglos auch mit viel Geld — angelegt hat; für ein einziges Kind. Sie kennt viele Kinder, die nicht einmal ein ordentliches Bett haben…

Lydia Zwegert steht wie versteinert da und träumt sich in ihre Zeit zurück, als sie noch Kind war. Es ist nicht in erster Linie die beruhigende, fast einschläfernde Umgebung, die ihr diesen Hauch von Versenkung gibt. Sie ist mit sich zufrieden. Sie hat es schließlich doch noch geschafft…

Das Haus ist bescheiden, aber es stehen immerhin zwei Autos in der Garage, deren automatische Tore weit offen stehenden. Dass diese Leute nicht arm sind, wusste sie schon vor mehr als zwei Jahren, und es hat sie sogar gefreut. Gewöhnlich hadert sie mit denen, die im Wohlstand leben. Ihre satten Bäuche und ihre daunengepolsterten Betten und die seidenen Kissen lassen sie zu oft vergessen, wie hart das Leben sein kann für viele von ihrer, Lydias, Spezies. Einer wie ihr wird das Leben, das einmal an eine große Hoffnung geknüpft war, verdammt schwer gemacht. Nur in diesem einen Falle hatte sie der Wohlstand dieser Leute, den jedermann als bescheiden ansehen würde, ausnahmsweise gefreut.

Sie stellt fest, dass der Vater des Mädchens sehr dunkles Haar trägt, das Kind aber blond ist wie sie selbst. Die vielen Locken spielen weich um das Köpfchen und sogar die Sonne hat ihre helle Freude daran.

Lydia spürt, wie nach vielen Monaten der Suche, in denen sie eine Odyssee durch halb Berlin hinter sich gebracht hat, eine Zufriedenheit in sie kommt und wie die Angst von ihr weicht. Zugleich ist da eine unbestimmte Wehmut, die ihr sagt, es kann immer noch misslingen, was sie vorhat…

Sie hat keine Wahl. Erfolglos darf sie niemals zurück zu Tobias fahren. Er würde sie in spätestens zwei Monaten vor Wut womöglich erschlagen. In seinen Augen macht sie seit langem alles falsch. Dabei erhofft sie sich nichts sehnlicher, als wieder die Frau zu sein, die er sich wünscht. Dieser Traum darf nicht zum Scheitern verurteilt sein. Das Leben mit ihm ist verdammt mühsam geworden. Seine Liebe ist ihr allzu rasch abhanden gekommen, wohin auch immer und aus welchem Grund auch immer. Irgendetwas muss geschehen sein, warum er nur noch aggressiv und gereizt ist. Alleine um das Kind kann es doch nicht gehen…?

Er zeigt ihr seit Monaten, wie unfähig sie ist, ihr Leben zu gestalten. Wüsste er, wo sie jetzt ist und was sie vorhat, er prophezeite ihr mit schallendem Lachen ein Fiasko, und bisher hatte er immer Recht.

Sie hatte ihn angerufen und gesagt, er solle bei den Tschechen Bescheid geben. Sie habe eine Panne und komme später. Was weiß er schon von den Spuren, die immer wieder kalt waren, die man ihr in guter Absicht zwar angedeutet hatte, die aber nicht zum Erfolg geführt haben. Manchmal spült der Fluss des Lebens auch für eine wie sie einen Strohhalm heran. Inzwischen ist es nicht mehr nur ein Halm, inzwischen ist es ein handfester Ast, an dem sie sich festklammern muss, so weh es auch tun wird. Nicht sofort. Dieses Wochenende wird sie in ihrer Absteige warten, bis die beste Gelegenheit kommt. Immerhin hat sie von der Mutter noch keinen Zipfel zu sehen bekommen.

Anfangs drängte es sie, die Sache sofort in Angriff zu nehmen, vielleicht könnte sie es beim Einkauf wie unverhofft arrangieren, aber hier in diesem Kaff gibt es keinen Einkaufstempel. Vielleicht könnte sie am Hoftor läuten und …

Das alles erschien ihr nicht als die beste Option. Erst wollte sie mehr wissen — mehr von dem Kind. Mehr von dem Leben der Familie, und eigentlich wartet sie auf einen Moment, wo nur die Frau mit dem Kind zu Hause ist, nicht der Mann.

Lydia übt sich in Geduld, was wahrlich nicht mehr ihre Stärke ist, seit Tobias sie beherrscht. Und das Beherrschen ist nicht übertrieben.

Sie hatte ihn am Morgen noch einmal angerufen, um ihn zu beruhigen. Es gehe mit der Maschine langsam voran, aber am Wochenende arbeite eben keiner. Sie möchte sich nicht ausmalen, was passiert, wenn er sie aufspüren und hier aufkreuzen würde. Mit seiner Art, die Dinge zu regeln, würde er alles wieder zunichtemachen.

Mit schwer zu unterdrückender Erregung hatte sie gesagt: »Ich habe einen Monteur bestochen, der wird es hoffentlich richten…« Dann hatte sie die Luft angehalten und auf seine Reaktion gewartet, wie sie immer die Luft anhält, wenn er zu Schlägen ausholt. Tobias schien verschlafen oder verkokst oder wer weiß was zu sein. Er antwortete nicht sofort. Irgendwann lallte er: »Wenn du mir das Geschäft versaust, Gnade Gott. Mach dich endlich auf den Acker oder beweg deinen Arsch hierher. Wie lange willst du noch unser Geld verschwenden…«

Unser Geld? Das meiste bringt sie inzwischen ein, während er mit der Clique herumhängt und nichts als Ärger macht. Zweimal war sie schon seinem Zugriff entkommen, aber die Clique hat ihre Ohren überall. Und leider nicht nur ihre Ohren, auch die Fäuste und mehr…

Wie oft schon hatte sie tagelang wartend zugebracht, bis ihre Wunden verheilt, die Prellungen von seinen Schlägen und Tritten abgeklungen waren, sodass sie halbwegs wieder unter Menschen gehen konnte?

Seine Ausraster sind nicht neu, aber seine Anweisungen lassen an Deutlichkeit nichts mehr vermissen. Was wird passieren, wenn sie wieder zu Hause ist… Zu Hause?

Ihr Herz schlägt bis zum Hals, aber sie genießt den Anblick von Vater und Kind, auch wenn ihre Lauerstellung hinter der Hecke unbequem ist. Sie fällt nicht auf. Hier flanieren immerzu Touristen. Sie könnte sich zur Bank auf die andere Straßenseite begeben, aber dort wird sie gesehen und fällt vielleicht auf. Auch kann sie von da das Kind nicht sitzen sehen. Also bleibt sie hier stehen…

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