>> Stell dich nicht so an, ist ja nur zum locker werden und ich habe aufgepasst. Es ist nicht viel Wodka drin. <<
Meinem Schicksal ergebend, nippe ich am Strohhalm. Ok, das Zeug ist lecker, hat aber doch ein paar mehr Umdrehungen, als sie mir weiß machen will. Ich muss langsam machen und vorsichtig sein, wenn ich nicht in einer halben Stunde schlafend in der Ecke liegen oder betrunken auf der Box stehen will.
>> Hast du zufällig den Typen von vorhin gesehen? Der war echt heiß. <<
>> Welcher Typ? <<
>> Na der vom Eingang, der an uns vorbei ist. Der wäre doch was. <<
>> Du meinst doch nicht den, der uns geschubst hat, oder? <<
Wie kann sie so einen ungehobelten Klotz toll finden?
>> Doch, genau den meine ich. <<
>> Bei dem Verhalten solltest du dir lieber jemand anderen aussuchen. Ich glaube nicht, dass der besonders nett ist. <<
>> Was? Wieso? Der passt schon, der muss nicht nett sein. Ich will ja keine Beziehung, nur ein bisschen Ablenkung. Man, sind hier viele Leute. <<
Jetzt, wo sie es sagt, fällt mir auf wie viele Fremde hier sind. Ich glaube, so voll habe ich den Laden noch nie gesehen. Ich dachte ja erst, hier sind nur Leute, die wir kennen, aber soweit ich mich umsehe, kenne ich nur vereinzelt mal jemanden.
>> Da drüben ist eine fast freie Ecke. Los komm. << Ich trotte hinter ihr her, wobei ich mich frage, was „fast“ bedeuten soll. In der besagten Ecke stehen, oh was für ein Zufall, zwei Jungs, die ich noch nie gesehen habe.
Ella setzt sofort ihre umgarnenden Reize ein und flirtet uns einen Platz an deren Tisch frei. Ich muss zugeben, dass die beiden bei weitem nicht so aussehen, wie das übliche Publikum hier. Sie sehen sich ziemlich ähnlich und sind um die 1,80m groß.
Einer hat dunkle Haare, die ihm bis zu den Ohren reichen und warme braune Augen, die mich an Hundewelpen erinnern. Der andere sieht trainiert aus. Seine Harre sind allerdings Raspel kurz und schwarz, wobei seine Augen durch die blaugraue Farbe ein wenig kälter wirken.
Anscheinend ist nicht nur Ella auf der Suche nach Spaß. Der Erste ist direkt in ein Gespräch mit ihr vertieft und ich wende mich genervt ab. Mein Blick wandert zu seinem Kumpel, oder vielleicht doch Bruder?
Dieser sucht mit wachem Blick die Menge nach jemandem ab, ohne den beiden großes Interesse zukommen zulassen.
Wenn das so ist, sollte es kein Problem sein, wenn ich mich nach Tami umsehe.
Wo bleibt sie nur? Bei dieser Masse an Leuten habe ich keine Chance, dafür bin ich eindeutig zu klein.
Ungewollt schnappe ich auf, dass Ella’s neue Errungenschaft von einer Austauschklasse erzählt, die komplett aus Kerlen besteht. Nächste Woche besuchen sie eine der hiesigen Schulen. Heute Abend, haben sie jedoch frei und wollen Spaß haben.
Na dann, auf geht’s Freundchen. Du hast ein williges Opfer gefunden. Ella ist in Hochstimmung und schmachtet ihn bereits an, als wäre er die Kirsche auf dem Eisbecher.
Herrlich! Vielleicht sollte ich auf die Suche nach meiner Freundin gehen, sie kann uns bestimmt nicht finden. Die Wirkung des Alkohols macht sich bei mir allmählich bemerkbar. Ohne darauf zu achten, habe ich öfter von diesem leckeren Getränk geschlürft, als ich wollte. Wieder gleiten meine Augen zu Elle, die gerade alle Register zieht. Bei dem Tempo wird er ihr nicht mehr lange widerstehen können.
Sein Freund hat bisher kaum ein Wort gesprochen. Er steht noch immer, wie ein suchender Wackeldackel neben ihnen und sieht auf die tanzende Menge hinab. Bevor ich den Rest meines Getränks herunterstürzen kann, entscheide ich mich auch auf die Tanzfläche zu verschwinden.
Zwischen den vielen Menschen schließe ich die Augen und bewege mich zur Musik. So ist es egal, ob jemand bei mir ist den ich kenne, oder wie jetzt viele Fremde um mich herumtanzen. Mit dem leichten Gefühl des Alkohols in meinem Kopf, zieht mich der Takt in seinen Bann und die Bewegungen kommen wie von selbst.
Gott, ich brauche dringend etwas Normales zu trinken, mein Körper fühlt sich viel zu heiß an und ich muss mich abkühlen.
Nach einem kurzen Blick auf unsere Ecke, entscheide ich mich dazu, mich zur nächsten Theke durchzukämpfen und mir ein Wasser zu holen. Vielleicht finde ich meine verlorene Freundin irgendwo auf dem Weg.
Die Chancen auf ein Wasser schwinden rapide, als ich an der Theke ankomme. Mir fehlen eindeutig die Fähigkeiten, der Bryte Schwestern.
Nach ein paar vergeblichen Versuchen, die Aufmerksamkeit der Barkeeper auf mich zu ziehen und einigen Bodychecks der Mädels rechts und links, die ihre Konkurrenz auf dem Weg zur Flüssigkeit aus dem Weg schaffen wollen, mache ich kehrt und entscheide mich dafür, in den meist ruhigeren Ü-dreißig Bereich zugehen. Am besten, ich kürze über die Empore ab.
Plötzlich habe ich das Gefühl beobachtet zu werden und lasse meine Augen über die Menschen gleiten, kann jedoch niemanden erkennen.
Ist das nicht Tamara? Wer ist das dort bei ihr?
Es scheint ein interessantes Gespräch zu sein, denn ich habe mich bereits auf einen halben Meter genähert und sie hat noch keinerlei Notiz von mir genommen.
Der blondhaarige Fremde, ist in etwa so groß wie meine Freundin. Vielleicht fünf Zentimeter größer und sieht genauso trainiert aus, wie die Typen, bei denen Ella geblieben ist. Entweder der Kerl, gehört ebenfalls zu dieser Austauschklasse oder hier ist irgendwo ein Nest. Die Kerle sehen aus, als hätten sie von Hüftspeck noch nie etwas gehört. Auf der Stelle macht sich mein Teufelchen Rechts bemerkbar.
>> Das brauchst du nicht. Leg dich lieber in deinen Schaukelstuhl und lies noch ein Buch, während du eine Schüssel Eis und eine Tafel Schokolade verdrückst. <<
Der Engel links widerspricht. >> Sie dir an, wie auch du aussehen könntest. Vital, trainiert, sportlich. Leg dich ins Zeug, morgen gehst du eine Stunde laufen und danach machst du Krafttraining. <<
Ich schupse beide von meinen Schultern und klopfe der untreuen Seele von hinten auf den Rücken. Erschrocken und irgendwie ertappt, sieht sie mich an.
>> Sophiiiee, was machst du denn hier? Ich dachte, Ella ist bei dir und ihr sucht euch ein paar…<<
Sie sieht zu dem Jungen ihr gegenüber und verstummt schlagartig als hätte sie die Worte vergessen.
>> Ich habe dich gesucht. Wo warst du? Und wer ist das? Willst du mich nicht vorstellen? <<
Neugierig, aber dennoch unauffällig, beäuge ich den Fremden mir gegenüber. Es ist eigentlich nicht ihre Art, mir neue Leute nicht vorzustellen.
>> Ähm ja, ähm doch, na klar. Sophie das ist Max, ähm Maxwell. Er ist hier mit seiner Klasse. Ähm einer Austauschklasse aus England. <<
Natürlich gehört er dazu.
Sie wirkt irgendwie unsicher und ich verstehe nicht ganz, wieso sie sich so merkwürdig verhält.
>> Schön dich kennenzulernen Max, ich bin Sophie. <<
Anscheinend hat sie ihren Anstand vergessen. Warum stellt sie mich nicht vor?
>> Tami? Alles klar? <<
Sie wirkt von Sekunde zu Sekunde nervöser, also sehe ich sie mir jetzt genauer an. Leicht gerötete Wangen, große sehnsuchtsvolle Augen, leicht geschwollener Mund. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, sie hat bis vor wenigen Augenblicken geknutscht.
Das ist nicht möglich.
Langsam mustere ich den Mann an ihrer Seite und erkenne ebensolche Merkmale.
>> Was geht hier vor? <<
Sie schweigt. Wieso antwortet sie nicht? Maxwell lächelt leicht verlegen, während Sie beschämt versucht mich nicht anzusehen.
>> Tamara! Was soll das hier? Seit wann kennt ihr euch und das Wichtigste, was ist mit Michael? <<
>> Sophie komm mal runter. Das geht dich Erstens gar nichts an und Zweitens mach hier bitte nicht so eine Welle. Es muss ja nicht gleich jeder alles mitbekommen. Wir reden später darüber. In Ordnung? <<
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