Andrea Hubrich - Der Pakt der sieben Krieger
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Nachdem sie sich einige Schritte von der schneefreien Auffahrt zum Blockhaus entfernt hatten und schweigend nebeneinander her getrottet waren, blieb Sarah plötzlich stehen und sah Jonas an. „Ist was?“, fragte er verwundert. „Du hast doch hoffentlich ein paar Zigaretten mitgenommen, oder? Ich brauche nämlich eine, bevor ich noch Zustände kriege!“ Jonas vermied es mit größter Not, seine Begleiterin darauf hinzuweisen, dass sie kurz vor einer Halsoperation damit aufgehört hatte, sich Stück für Stück ins Grab zu qualmen. Soweit es ihm bekannt war, hatte sie auch bis zum heutigen Tag durchgehalten. Zähneknirschend öffnete er den Reißverschluss seiner Jacke und fischte eine zerdrückte Schachtel aus der Brusttasche hervor. Das Feuerzeug, mit dem er an diesem Morgen die Geburtstagskerze angezündet hatte, trug er immer noch in seiner Hosentasche, und so reichte er ihr beide Sachen. Sie zündete sich eine der Zigaretten an, nahm einen tiefen Zug und seufzte, während sie eine dicke Rauchwolke ausblies: „Ooooh yes! Wunderbar! Und nun, mein geheimnisvoller Retter, würde ich es sehr befürworten, wenn du endlich anfängst, mir reinen Wein einzuschenken! Du hast mir längst noch nicht alles gesagt, und ich habe das komische Gefühl, dass du mir all die Knackpunkte, die uns beide in diese Blockhütte getrieben haben, immer noch verschweigst!“ Sie deutete, während sie sprach, mit einer kurzen Handbewegung hinter sich, bevor sie fortfuhr: „Und ich hasse es, wenn man mich anlügt, oder nur mit der halben Wahrheit abspeisen will!“ Jonas räusperte sich geräuschvoll. Er griff an seine hintere Hosentasche und zog eine kleine, schwarze Brieftasche heraus, aus welcher er wiederum seinen amerikanischen Führerschein entnahm. „Damit du mir auch wirklich glaubst“, rief er und hielt Sarah das Dokument entgegen. Sie konnte darauf sämtliche Daten lesen, die eine Fahrerlaubnis eben beinhaltete. Er hatte nicht gelogen. Sein Name stimmte und sein Wohnort wurde mit St. James, Long Island, Bundesstaat New York, angegeben. Sie gab ihm den Ausweis zurück. Während er ihn wieder einsteckte, fuhr er fort: „Ich habe deinen Vater vor vier Jahren in Boston kennengelernt. Die Wachschutzfirma, für die ich damals gearbeitet habe, wurde damit beauftragt, ein paar hohe Tiere aus der Wirtschaftsbranche vor allzu neugierigen Fragen der Reporter abzuschirmen. Es fand ein zweitägiger Kongress statt, in dem es eigentlich nur darum ging, herauszufinden, wer mit seiner Firma den größten Einfluss auf den Welthandel hat und somit auch der mächtigste, reichste und blasierteste von allen Anwesenden ist. Es hat mich nicht im Entferntesten interessiert und mich durch und durch gelangweilt. Selbst ein Schwanzvergleich ist aufregender. All diese Geldesel ödeten mich an, weil sie meist durch die Bank weg nicht die geringste Ahnung hatten, wer die Fundamente ihrer Unternehmen wirklich bildet und wie es überhaupt außerhalb ihrer Bürozimmer in der realen Welt zugeht. Nun, vor dem Hotel, in dem die Versammlung tagte, kam es zu Demonstrationen. Zumeist waren Gewerkschaften und deren Sympathisanten aufgelaufen. Sie machten nur ein bisschen Krawall und waren an und für sich friedlich. Aber was wäre das Leben, wenn es nicht wenigstens einen Geisteskranken gibt, der auf den Putz hauen muss? Er umging sämtliche Sicherheitsvorkehrungen und schaffte es, als Kellner verkleidet, in den Tagungssaal zu gelangen. Er heftete sich an das echte Personal und marschierte unbehelligt an meinen Kollegen vorbei. Nach seiner Verhaftung fand man heraus, dass er keine einzige Waffe bei sich trug, noch nicht einmal ein Taschenmesser. Aber er stürzte sich auf den nächstbesten Teilnehmer, der wie einer dieser Wirtschaftsbosse aussah, und das war dein Vater.“ Sarah sah auf. „Wurde er verletzt?“, fragte sie Jonas. „Nicht, dass es mich wirklich etwas angehen würde, aber ...“ „Nein“, antwortete er. „Ich stand in unmittelbarer Nähe zu ihm und konnte den Angreifer ohne große Anstrengung ausschalten. Deinem Vater war nichts passiert, doch er bat mich, nach dem Ende des Kongresstages zu ihm zu kommen. Ich nahm seine Aufforderung an und besuchte ihn in seinem Hotelzimmer. Er kam auch gleich zum Punkt und bot mir einen Job in seiner Firma an. Ich sollte das Team seiner persönlichen Leibwächter in seiner Firma leiten und dessen Leistungsfähigkeit optimieren. Die Lansink Transport & Containerdienst Gesellschaft kannte ich bis zu diesem Zeitpunkt bestenfalls nur aus den Wirtschaftsnachrichten. Ich zögerte, denn was sollte ich in Deutschland? Ich fühlte mich in meiner Heimat wohl, denn dort hatte ich alles, was ich brauchte. Lansink kam mir entgegen. Egal, was ich bei meiner alten Firma verdiente, er würde das Gehalt verdoppeln. Meinen Hauptwohnsitz durfte ich behalten, ich würde, wenn nötig, einen saftigen Feiertagszuschuss bekommen, und würde auch beinahe jedes Wochenende im Jahr bei meiner Familie sein.“ Sarah blieb stehen. „Ich wollte dich eigentlich nicht danach fragen“, begann sie. Sie hatte aufgeraucht und warf die Kippe in einen der letzten Schneereste des Winters. „Du ... du trägst keinen Ehering, aber ich habe ...!“ Jonas unterbrach sie. „Das ist auch nicht mehr nötig“, rief er streng. „Unsere Ehe bestand schon damals nur noch auf dem Papier. Anja zog es vor, sich einen dieser reichen Immobilienhaie zu schnappen und nach Miami zu verduften. Ich weiß nicht, was sie unseren Kindern erzählt hat, aber sie haben bisher nicht ein einziges Mal von sich aus bei mir angerufen, seit Anja kurz vor meinem Auftrag in Boston endgültig die Scheidung eingereicht hat. Wenn ich mich bei Jenny und Ken melde, verhalten sie sich bis heute kalt und abweisend. Manchmal streiten wir uns auch und ich lege auf, bevor die Situation eskaliert. Die Trennung war übrigens auch der ausschlaggebende Grund, warum ich bei deinem alten Herrn zugesagt habe. Das Geld, was er mir bot, konnte ich gut zum Schulden abbauen gebrauchen, denn Anja bekam fast den gesamten Verkaufserlös für unser Haus zugesprochen, beinahe die gesamte Einrichtung, das Auto und unseren Hund. Laut der Scheidungsrichterin war ich nämlich der alleinige Verursacher der Scheidung gewesen, weil ich meine Frau zu oft mit den Kindern allein gelassen habe. Die Unterhaltszahlungen, zu denen ich für Anja und die Kinder verdonnert wurde, haben sich gewaschen. Dabei wusste meine Frau von Anfang an, auf was sie sich einlässt, denn als wir geheiratet haben, war ich noch beim Secret Service. Du kannst dir hoffentlich vorstellen, dass ich mehr gearbeitet habe, als bei meiner Frau gewesen zu sein. Sie hatte für alles Verständnis, zog Jenny und Ken quasi im Alleingang auf und hielt mir bedingungslos den Rücken frei. Ich war ungeheuer stolz auf Anja, und dass ich sie sehr geliebt habe, muss ich dir wohl nicht erzählen. Ken und Jenny sind Zwillinge, und sobald sie aufs College gingen, begann Anja, sich zu verändern. Ich schob es auf eine Midlifecrisis, das würde sich schon geben. Aber es wurde immer schlimmer. Plötzlich musste ich mir Vorwürfe anhören. Ich sei ein Rabenvater, der noch nicht einmal wüsste, was sich seine Kinder wirklich zu Weihnachten oder zum Geburtstag wünschten. Daraufhin quittierte ich meinen Dienst beim Secret Service und heuerte bei einer großen Sicherheitsfirma in New York an, die auch den Auftrag in Boston bekam, denn dort lag auch deren Hauptsitz. Ich arbeitete also für die New Yorker Außenstelle und wurde nur für Dauer des Kongresses nach Bean Town abberufen. Es gibt noch eine in Columbus in Ohio und eine in Dallas, Texas. Wie dem auch sei, von da an war ich zwar beinahe an jedem Abend zu Hause, dafür aber meine Frau nicht mehr. Sie zog um die Häuser, lernte Miami Boy kennen, und der Rest ist Geschichte.“ Sarah und Jonas hatten inzwischen jene Sitzgruppe erreicht, von der er vorhin gesprochen hatte. Sie bestand aus vier Holzbänken und zwei langen, grob gehauenen Tischen und lag direkt am Wegesrand. Die beiden Menschen setzten sich so hin, dass sie ihrem Gesprächspartner unmittelbar gegenüber saßen. „Das tut mir leid“, rief Sarah und fuhr fort: „Anja ist ein deutscher Name, richtig?“ Jonas nickte zustimmend. „Ja. Ihre Eltern stammten aus West-Berlin und sind gegen Ende der 1970er in die USA ausgewandert. Anja war damals noch ein Kleinkind, aber sie ist zweisprachig erzogen worden. Sie begann schon nach unserem ersten Date, mir Deutsch beizubringen. Ich denke, es hat ganz gut funktioniert.“ Sarah lächelte. Sie beobachtete ein Eichhörnchen, welches nach seinem Winterschlaf auf Nahrungssuche war. „Ja, das hat es.“ Nach einer kurzen Pause fragte sie: „Du hast meinem Vater also zugesagt. Wie ging es dann weiter?“ „Nun, da mir auch meine Kinder die kalte Schulter zeigten und Lansink mir wirklich gute Konditionen bot, kündigte ich bei meiner alten Firma und stieg bei ihm ein. Er ist ein gerissener Hund und hat sich Informationen über mich besorgt. Mein Lebenslauf, den ich bei ihm vorlegen musste, hat ihm wohl nicht ausgereicht. Nach ungefähr einem halben Jahr als Leiter seiner Security kam er erneut auf mich zu und fragte mich, ob ich bereit für eine neue Herausforderung sei. Ein Mitarbeiter habe seinen Auftrag abgegeben, und so wurde eine Stelle im Außendienst frei. Ich fragte ihn, um was es ging. Als ich zögerte, köderte er mich wieder mit Geld. Ich nahm den Auftrag an und lernte dich so vor dreieinhalb Jahren kennen.“ Sarahs Gesichtszüge verfinsterten sich schlagartig, als sie die letzten Sätze vernahm. „Du willst mir aber nicht gerade beibringen, dass du nicht der Erste und Einzige bist, der mir hinterher spioniert hat, oder habe ich etwas nicht richtig verstanden?“ „Meinem Vorgänger wurde sein Job zu langweilig. Er ist einer der Typen, die ständig Action brauchen, um sich wohl zu fühlen. Zwar hat er für Lansink herausgefunden, dass du den Mädchennamen deiner Mutter angenommen hattest, nachdem du abgehauen bist, ebenso, wie er herausbekommen hat, wohin es dich verschlagen hatte. Doch alles Weitere wurde ihm einfach zu eintönig. Er ließ sich für andere Aufgaben einteilen.“ „Wie, in Gottes Namen, kommt man bloß an jede x-beliebige Adresse, die man haben will? Ich habe mir aus gutem Grund keinen Internetzugang angeschafft und niemals einen Handyvertrag abgeschlossen! Für wie blöd will mich mein Alter denn verkaufen?“ „Nun, Lansink kommt nicht gerade auf der Wurstbrühe daher geschwommen. Er hat nach deiner Flucht aus seinem goldenen Käfig bereits geahnt, dass du den Geburtsnamen deiner Mutter annehmen würdest, denn natürlich merkte er auch, wie sehr du ihn zu hassen begannst. Nun ließ er dich nicht unter dem Namen Lansink, sondern unter Kossin suchen. Um an eine Adresse heranzukommen, braucht man auch kein Internet. Es ist wirklich ziemlich einfach, an die Daten fremder Menschen zu gelangen. Wenn der Gesuchte darüber nicht Bescheid weiß, tappt er voll in eine Falle, ohne es zu ahnen.“ Jonas unterbrach sich. „Hey“, rief er und ergriff Sarahs Hände, so, wie er es an diesem Morgen schon einmal getan hatte. „Ich weiß, dass du alles Mögliche unternommen hast, um unerkannt zu bleiben.“ „Aber wenn es nicht gereicht hat, dass ich mich im hintersten Winkel Deutschlands und unter einem anderen Namen versteckt habe, dann erkläre mir doch bitte, was ich falsch gemacht habe“, rief Sarah niedergeschlagen und wütend zugleich. „Nichts“, antwortete Jonas. „Du hast gar nichts verkehrt gemacht. Du hast dich während deiner Anmeldung auf dem Einwohnermeldeamt deiner jetzigen Heimatgemeinde nur nicht ausreichend informiert.“ Sarah stutzte. „Wie meinst du das?“, fragte sie und kehrte in Gedanken an jenem Tag vor fast fünf Jahren zurück, als sie bei Rebecca und Florian Finck im Wohnzimmer gesessen und den Mietvertrag für ihre kleine, möblierte Wohnung im Obergeschoss unterschrieben hatte. Sarah hatte das Ehepaar gebeten, so schnell wie möglich bei ihnen einziehen zu dürfen und tischte ihnen ein geradezu unglaubliches Märchen auf, indem sie behauptete, ihre Eltern seien kurz zuvor nach Eritrea gegangen, um Entwicklungshilfe zu leisten. Die junge Frau war siebzehn gewesen, also noch nicht volljährig. So benötigte sie eigentlich bei jedem Vertragsabschluss die Unterschrift von mindestens einem Elternteil. Um sich lästige Fragen vom Hals zu schaffen, erklärte Sarah den verdutzten Vermietern, dass sie und ihre Eltern nicht im Guten auseinandergegangen seien und ihnen die Aufbauhilfe in Afrika wichtiger sei, als das Wohl ihrer Tochter. Zum Glück ließen es Becky und Florian dabei bewenden und erklärten sich bereit, Sarah bei sich aufzunehmen. Zum entscheidenden Punkt gehörte auch jener Umstand, dass sich Sarah sehr gut auf den Zeitraum nach ihrer Flucht vor ihrem Vater vorbereitet und sich schon im Vorfeld um einen Ausbildungsplatz bemüht hatte. Sie fand eine Lehrstelle in der Hohenhausener Bäckerei und konnte Florian und Becky folglich einen Einkommensnachweis vorlegen. Der wiederum gewährleistete den Fincks einen regelmäßigen Mieteingang. Mit dem gerade unterschriebenen Mietvertrag begab sich Sarah auf das Einwohnermeldeamt, füllte das gebräuchliche Anmeldeformular aus und ließ sich ihre neue Adresse auch auf dem Personalausweis eintragen. So weit sich Sarah erinnern konnte, lief alles reibungslos und ohne Probleme. „Dich hat niemand nach einer Auskunftssperre gefragt, richtig?“, fragte Jonas und holte somit seine Begleiterin in die Gegenwart zurück. „Was ist denn das nun schon wieder?“, lautete die unverzügliche Gegenfrage. „Eine Auskunftssperre, und das wissen die Wenigsten, kann man immer dann beantragen, wenn zum Beispiel eine Gefahr für Leben, Leib und Seele besteht. Mit Inkrafttreten dieses Formulars wird jeder, der nach deiner Adresse fragt, bei dir namentlich gemeldet. Dann entscheidest ganz allein du, ob die Mitarbeiter deine Daten weitergeben dürfen, oder nicht. Ohne dieses Formular genügt eine einfache Anfrage auf jedem willkürlich ausgewählten Bürgeramt, und gegen eine geringe Schutzgebühr bekommt man alles, was man wissen will. So einfach ist das.“ Sarah schluckte und erhob sich. Sie begann zu frieren, weshalb sie Luft in ihre hohlen Hände blies und sie aneinander rieb. Sie lief um die Tischgruppe herum und blieb vor Jonas stehen. Er hatte sich ebenfalls herumgedreht und lehnte nun mit dem Rücken an der Tischkante, während er seine langen Beine ausstreckte und übereinanderschlug. „So geisteskrank kann man doch gar nicht denken“, stieß sie hervor und rieb sich fortwährend ihre kalten Hände. „Seit wann weiß mein Alter, wohin es mich verschlagen hat?“, fragte sie und sah zu Jonas herab. „Seit ziemlich genau dem Tag, an dem deine neuen Daten im Zentralrechner eingetragen wurden“, antwortete er leise. Die junge Frau erschrak. „Das ist einfach nicht zu fassen“, entfuhr es ihr. „Er hat aber auch nichts anbrennen lassen! Und sowas nennt man Datenschutz? Soll ich mich jetzt etwa noch geehrt fühlen, weil sich dieser Halunke endlich mal um mich kümmert? Ich bin ja absolut begeistert! Soviel Zuwendung hätte ich ihm gar nicht zugetraut!“ Jonas erhob sich. Er vergrub seine Hände in den Hosentaschen, denn auch ihm fröstelte ein wenig. „Es bringt nichts, sich darüber aufzuregen, Sarah“, versuchte er, sie zu trösten. „Es wissen nicht viele, dass das Erfragen der Daten so simpel ist und die Herausgabe dieser Informationen nicht dem Datenschutzgesetz unterstehen, solange keine Auskunftssperre erwirkt wurde. Dabei sind die Polizei und die Behörden natürlich ausgeschlossen.“ „Das, Jonas, das hilft mir nun auch nicht mehr weiter! Aber warum, verdammt noch mal, will dein Boss auf einmal wissen, wie es mir geht? Es hat ihn doch sonst auch nicht interessiert! Noch nicht einmal zu Weihnachten! In den seltensten Fällen hat er sich auch für meinen Geburtstag Zeit genommen! Bis zu meinem Weggang war mein Kindermädchen der einzige Mensch gewesen, der mich als eine eigenständige Persönlichkeit wahrgenommen, mich sogar wie sein eigenes Kind getröstet hat. Einmal habe ich sie dabei erwischt, wie sie meinen Alten in seinem Büro angerufen und ihn daran erinnert hat, dass sein lästiger Bastard zuhause vor einer Torte mit zehn Kerzen sitzt und sich nichts Sehnlicheres wünscht, als nicht auch noch ihren Vater zu verlieren!“ Sarah Empörung schien keine Grenzen zu kennen. Sie sah Jonas an, der nichts weiter unternahm, als vor ihr zu stehen und ihr zuzuhören. „Und du erzählst mir nun, genau dieser Mensch schickt mir einen Schutzengel, einen Aufpasser, von dem ich zwar erst seit einer Woche weiß, der mir aber seit dreieinhalb Jahren unsichtbar zur Seite steht?“ Sarahs Bestürzung war so außerordentlich, dass sie nicht merkte, wie sie an einem dicken Kloß in ihrem Hals schlucken musste, während sie sich ihren Frust von der Seele schimpfte. „Wo warst du denn, als ich so krank gewesen bin, dass ich mich kaum noch auf den Beinen halten konnte? Als ich mich trotzdem auf Arbeit geschleppt habe, weil ich ungeachtet meiner knapp dreihundert angesammelten Überstunden so wenig verdient habe, dass ich zum Monatsende manchmal kaum etwas zu Fressen im Kühlschrank hatte? Wo bist du gewesen, als mich mein erster Kerl einfach sitzen gelassen und der Zweite mich wochenlang mit so ziemlich jedem Weibsbild betrogen hat, was noch keine achtzehn Jahre war und bei Drei nicht auf den Bäumen gewesen ist? Eine von diesen Querfotzen hat er sogar geschwängert, um Gott und der Welt beweisen zu können, dass neben Lügen erzählen nur noch Minderjährige knallen das Einzige ist, was er in seinem lächerlichen Dasein zustande bringt!“ Sarah zitterte am ganzen Körper, während sie davon sprach, wie sehr sie hintergangen und gekränkt wurde. Ihre Ausdrucksweise spiegelte in ganzer Bandbreite die tiefe Verletzung ihrer Seele wider. Das, was ihr angetan wurde, hatte die junge Frau selbst nach zwei Jahren noch nicht verarbeiten können. „Ich sagte doch, dieses Thema ist erledigt! Sie werden dir nie wieder wehtun“, warf Jonas ein und bekam eine prompte Antwort: „Natürlich! Und wie hast du das angestellt? Hast du solange mit deiner Knarre vor ihnen herumgefuchtelt, bis diese feigen Drecksäcke schreiend davongerannt sind? Entschuldige, wenn ich bei der bloßen Vorstellung daran nicht lachen kann, denn ich habe mich nach dem zweiten Beziehungsdesaster ernsthaft gefragt, ob es für mich noch einen Sinn ergibt, mich mit jemandem einzulassen, der vorn heraus einen Rüssel mit sich herumschleppt!“ „Nun krieg’ dich mal wieder ein, ja? Vielleicht habe ich mich heute Morgen nicht deutlich genug ausgedrückt, aber ich wollte dich wachrütteln! Nicht nur, was deine Enttäuschungen angeht! Ich weiß ganz genau, dass du dir für keine noch so schwere Arbeit zu schade bist, aber hast du jemals darüber nachgedacht, was du dafür bekommen hast? Dabei rede ich nicht nur von deinem lächerlichen Lohn in der Bäckerei! Um dir vor zwei Jahren die Medikamente gegen deine chronische Mandelentzündung leisten zu können, bist du an halbwegs guten Tagen im Hotel kellnern gegangen und hast nicht nur Marie gepflegt, sondern auch zwei weitere Senioren! Du hast sie gefüttert und gewindelt, hast sie in ihren Rollstühlen spazieren gefahren, nebenbei noch den Hund aus eurem Haus mitgenommen und bist mit ihnen einkaufen gegangen! Dabei bist du mit Sack und Pack bis ins Nachbardorf gelaufen, weil du dir vor lauter Geldnot noch nicht einmal einen Führerschein, geschweige denn, ein Auto leisten konntest! Mit diesem schwer verdienten Geld hast du auch gleich noch die kleine Apotheke im Nachbarort geplündert und innerhalb von sechs Monaten sechzig Antibiotika-Tabletten geschluckt, weil dein Körper nach der zweiten Packung eine Resistenz gegen diese Stoffe aufgebaut hat und sich dein Hausarzt keinen weiteren Rat wusste, als dir immer und immer wieder eine andere Sorte zu verschreiben! Ich weiß auch, dass du dir das Krankenhaustagegeld nicht leisten konntest und nur deswegen eine bitter benötigte Operation hinausgezögert hast! Wer hat dir letzten Endes aus der Patsche geholfen, Sarah?“ Nun reagierte auch Jonas immer gereizter, denn das, was er damals mit eigenen Augen und Ohren erlebt hatte, konnte er immer noch nur schwer begreifen. „Es war Marie gewesen, die sich dieses Drama nicht länger mit ansehen konnte, weil es gut sein konnte, dass du deine Krankheit nicht überleben würdest“, fuhr er fort. Sarahs Augen füllten sich mit Tränen. „Woher weißt du nur davon?“, schluchzte sie. „Marie hat mir versprochen, mit keiner Menschenseele darüber zu sprechen!“ „Sie hat sich auch daran gehalten und nimmt euer kleines Geheimnis nächste Woche Donnerstag mit ins Grab! Ihr seid spazieren gewesen. Ihr habt euch in den Biergarten des kleinen Hotels am Waldrand gesetzt, weit genug weg von den anderen Gästen, von denen dich fast jeder angestarrt hat, weil du vor Schmerzen und Fieber kaum noch aufrecht stehen konntest! Ich war dabei gewesen, offen und ohne jegliche Deckung. Ich saß nur ein paar Tische von euch entfernt und konnte jedes einzelne Wort verstehen! Du hast mich nur nicht registriert, weil du zu sehr damit beschäftigt warst, nicht zusammenzuklappen!“ Sarah schüttelte mit dem Kopf. „Es sollte niemand wissen“, stammelte sie verstört. „Hast ... hast du meinem Vater davon erzählt?“ Jonas schnaubte missmutig: „Nein, natürlich nicht! Zuerst wollte ich es, aber dann besann ich mich, weil du Marie geradezu angefleht hast, niemandem von deiner ausweglosen, schwierigen Situation zu erzählen! Und, weil ich es nicht verstehe, wie so etwas Unbegreifliches, wie das, was du durchgemacht hast, im angeblich sozialsten Staat Europas geschehen konnte! Ich kann es übrigens immer noch nicht fassen!“ „Daran solltest du dich aber gewöhnen! Das Thema der Geldnot trotz Vollzeitjob wurde von den Politikern in unserem schönen Land jahrelang ignoriert und heruntergespielt! Dabei bin ich noch nicht einmal arbeitslos gewesen! Und komme mir bloß nicht auch noch mit der Frage, warum ich keine staatliche Unterstützung beantragt habe! Der Grund ist derselbe, aus dem ich kein Internet und auch keinen Handyvertrag habe! Das ist meine Wahrheit, Jonas! Das ist das wahre Leben, von dem Leute wie du und mein Alter nicht die leiseste Ahnung haben! Ich habe es mir vor fünf Jahren freiwillig ausgesucht, weil ich für das, was ich mir mühevoll aufgebaut habe, aufrecht und ehrlich gewesen bin!“ „Im Gegensatz zu deinem Erzeuger“, ließ Jonas vernehmen und sprach weiter: „Ich bin nur froh, dass du deine Charakterzüge augenscheinlich von deiner Mutter geerbt hast, und nicht von ihm ...“ Plötzlich und unverhofft klingelte sein Handy. „Wenn man vom Teufel spricht“, rief er, nachdem er das Mobiltelefon aus seiner linken Jackentasche genommen und auf das Display geschaut hatte. Sarah war sofort alarmiert und legte sich hastig den rechten Zeigefinger auf den Mund. So gab sie Jonas zu verstehen, dass er von dem, was Sarah und er seit diesem Vormittag besprochen hatten, nicht eine Silbe andeuten sollte. Sie wischte sich eine Träne des Zorns aus dem Gesicht und gab sich gefasst, obwohl ihre Nerven angesichts des klingelnden Telefons zum Zerreißen gespannt waren. „Mr. Lansink“, rief Jonas in das Handy, packte Sarah an der Schulter und bedeutete ihr, im auf seinen Weg zurück in die Blockhütte zu folgen. „Ja, ihr geht es gut ... Nein, sie ist nicht in dem Haus gewesen ... Ich weiß nicht, wo sie jetzt ist, ich habe sie seit ein paar Stunden nicht mehr gesehen ... Natürlich, Mr. Lansink ... Nein, ich brauche noch ein paar Tage hier draußen!“ Jonas gab sich wirklich große Mühe, Sarahs Erzeuger nach Strich und Faden zu belügen. Sie konnte nicht in ihn hineinsehen, aber Sarah glaubte zu spüren, wie unwohl er sich dabei fühlte. „Nein, Mr. Lansink. Ich habe Ihre Tochter zuletzt dabei beobachtet, wie sie in das kleine Hotel gegangen ist. Sie wird dort beim Aufräumen helfen ... Ja ... Auf Wiederhören!“ Jonas unterbrach die Verbindung und steckte sein Handy wieder in die Jackentasche zurück. Er wollte Sarah gerade erzählen, was ihr Vater mit ihm besprochen hatte, doch Sarah hob abwehrend ihre Hände. „Ich will es gar nicht hören“, rief sie. „Lass uns lieber weitergehen. Ich bin müde und habe Hunger.“ Die beiden Menschen nahmen ihren Rückweg wieder auf und liefen schweigend nebeneinander her. Erst, als sie wenig später in ihrer warmen Behausung am Tisch saßen und einen heißen Tee tranken, fand Sarah ihre Sprache wieder. „Danke“, sprach sie und nippte an ihrer Tasse. Jonas zog die Augenbrauen hoch. „Wofür?“, fragte er überrascht, wobei er seinen Teebeutel aus der Tasse nahm und ihn mit einem Löffel ausdrückte. „Dafür, dass du meinen Alten angelogen hast. Dass du ihm nicht erzählt hast, was wirklich los ist.“ „Nun, ich fürchte, meine Täuschung werden wir nicht mehr lange aufrecht halten können.“ „Wieso nicht? Mein Vater ist zwar zu allem fähig, aber ich glaube nicht, dass er hellsehen kann.“ „Das muss er auch nicht.“ Jonas trank einen Schluck Tee und fuhr fort, als er in das verwirrte Gesicht seines Gegenübers sah. „Die Hubschrauber, Sarah, weißt du noch? Sie sind von Montag bis Mittwoch Dutzende Male über euer Dorf hinweggeflogen und haben die kleinsten Regungen registriert. Ich habe nicht jeden Einzelnen zuordnen können, aber es waren zumeist deutsche, tschechische und polnische Fernsehsender gewesen, welche die gegenwärtige Lage in die Welt hinausgetragen haben. Sie werden auch heute noch über Hohenhausen hinwegfliegen, allen voran der Hubschrauber, in dem Lansinks dümmlicher Assistent sitzt und vor lauter Flugangst wahrscheinlich den ganzen Innenraum vollkotzt ...!“ Sarah erstarrte. „Bajic?“, rief sie entgeistert. „Milo Bajic leckt meinen Alten immer noch am Arsch?“ „So ist es“, bestätigte Jonas und fragte: „Aber woher kennst du ihn? Er ist zwar schon seit fast zehn Jahren in der Firma deines Vaters tätig, aber damals ...“ „... Aus dem Fernsehen“, spie Sarah angewidert aus und unterbrach ihren Retter. „Ob ich nun will oder nicht: Wenn er meinen Vater vertritt und öffentliche Stellungnahmen abgibt, komme ich leider nicht umhin, seine Hackfresse ansehen zu müssen, bevor ich die Fernbedienung finde und umschalten kann. Ich bin ihm nie persönlich begegnet, aber ich … ich kann ihn nicht leiden.“ Schulterzuckend bekräftigte sie ihre Meinung, indem sie hinzufügte: „Ich kann dir nicht sagen, warum, aber ich hasse Milo Bajic, seitdem ich ihn als Jugendliche zum ersten Mal in einem Interview gesehen habe und er als Lansinks Stellvertreter vorgestellt wurde. Das war etwas über ein Jahr, bevor ich nach Hohenhausen ging, glaube ich.“ Jonas ließ einige Sekunden vergehen, bevor er antwortete. Sarahs respektlose Meinung über die rechte Hand ihres Vaters schien einen bleibenden Eindruck bei dem Personenschützer hinterlassen zu haben. „Vor über sechs Jahren“, murmelte er leise und grüblerisch. Es schien, als würde er in seinen Gedanken Sarahs Informationen sortieren und versuchen, sie in ein bestimmtes Bild einzufügen. So kurz, wie der Moment des Nachdenkens auch war, umso bestimmter fuhr Jonas nun fort: „Dieser Idiot kriecht Lansink seit dessen Aufstieg zum alleinigen Firmenboss wie ein treuer Dackel hinterher. Er macht wirklich alles, was er aufgetragen bekommt und würde sogar aus dem Fenster springen, wenn dein Vater es ihm befiehlt. Lansink hat mir nur eines hoch und heilig versprochen“, bemerkte er und sah Sarah in die Augen, während er fortfuhr: „Bajic hat von ihm nie erfahren, wo du bist, wie du heißt und was du machst, denn dies, so begründete ich mein Anliegen, könnte meinen Auftrag gefährden. Alle Gespräche, die dein alter Herr und ich geführt haben, spielten sich hinter verschlossenen Türen ab. Ich habe es ihm nahegelegt, denn auch ich konnte Bajic von Anfang an nicht ausstehen. Irgendwas ist faul an diesem Burschen, und ich bin gerade dabei, herauszufinden, was es ist. Ich hoffe nur bei Gott, dass dein Vater ihn ohne weitere Kommentare hier rauf geschickt hat. Dass er ihm irgendeinen Scheingrund erzählt hat, der seinen Ausflug ins hinterste Nimmerland gerechtfertigt.“ „Er wird mich finden! Wenn er mich nicht im Hotel antrifft und meine Kollegen ihm erzählen, dass ich nie dort aufgekreuzt bin, wird mein Alter alles in Bewegung setzen, um mich aufzustöbern! Du hättest ihn wohl doch nicht anlügen dürfen!“ „Wir sind hier sicher, Sarah“, beruhigte Jonas seinen Schützling. „Diese Hütte liegt zu weit draußen, um entdeckt zu werden. Zur Sicherheit werde ich das Auto nachher mit Reisig und Laub bedecken, um die Möglichkeit zu minimieren, es aus der Luft erkennen zu können.“ Sarah gab sich mit dieser Antwort nicht zufrieden. Sie schwieg jedoch und gähnte zerschlagen. „Ich glaube, wir sollten etwas essen“, rief Jonas und stand auf. Sarah folgte ihm zur Küchenzeile, um ihm beim Kochen zu helfen. Nach dem Essen, es war bereits früher Abend geworden, verabschiedete sie sich von ihrem Retter und legte sich Schlafen. Sie war noch immer völlig erschöpft gewesen, und die Gespräche mit Jonas hatten ihr mehr abverlangt, als sie sich eingestehen wollte. Entgegen Sarahs Befürchtung gestaltete sich ihr Schlaf dennoch tief, lang und erholsam.
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