Das Khakumon erreichte den Waldsaum, verlangsamte ohne Maleshas zutun, suchte geschickt den Weg zwischen Baumstämmen, Farnwedeln und dichten Sträuchern. Das Ptack-Ptack zahlreicher Ptackas erklang, eine Gruppe Babysaurier schauten von der Mahlzeit an einem Talquijehain auf, aufgeregt muhten die kleinen Brontos, blieben hinter Khakumon und Reiterin zurück.
Die Spuren waren ein Problem, nicht zu vermeiden die furchigen Abdrücke der Klauen im Waldboden. Ein Wasserlauf fehlte zum Glück. Die Jikaila war bekanntlich mit den tüchtigen Schwestern, und da hörte Malesha schon das Plätschern in der Nähe, leicht links.
Sanfter Schenkeldruck lenkte Sakasha dorthin, das Tier setzte über einen Strauch, aufgeregtes „Mupp! Fuwupp!“ erklang, zwei Fuwupp-Mupps, bei intimem Beisammensein gestört, gaben ihrer Empörung Ausdruck.
Da war das kleine, munter dahin fließende Flüsschen, weiße, ragende Steine zeigten sich über der Oberfläche des klaren Wassers. Mit einem Satz war das Khakumon im seichten Flusse, von Malesha nach rechts dirigiert, nun langsamer werdend. Die Fenlora setzte sich auf, schüttelte ihre langen braunen Locken zurück und ließ Sakasha einfach ungesteuert durchs Wasser staksen.
Baumeistermieps, eine Rasse der kleinen Saurier, die aus Treibgut gewaltige Nester an Wasser baute, beäugten misstrauisch das Khakumon samt Reiterin. Sakasha beugte den Kopf und soff.
Die Fenlora lauschte auf ihre Verfolger. Nur das Plätschern des Wassers, der Ptackas Laute und angeregte Diskussionen der ansässigen Fuwupp-Mupps drangen an ihr Ohr. Sie konzentrierte sich einen Moment, und begann dann zielgerichtet mit den lederumhüllten Fingern an den Knoten zu arbeiten, die ihre Handgelenksfesseln am Sattel hielten.
Schnell lösten sie sich. Seil, zumal weißes, sah ansprechend auf der schwarzen Lederkleidung fenlorischer Soldatinnen aus, war aber viel leichter zu lösen als dünne Lederriemen, von Klebeband, an Effektivität unübertroffen, ganz zu schweigen. Eine weitere dieser typisch männlichen Dummheiten.
Einige Minuten dauerte es wohl, Malesha unterbrach sich immer wieder um intensiv zu lauschen, doch nichts deutete auf die beiden Terkonnier hin, dann waren die Seile um Handgelenke und Oberkörper gefallen. Rasch löste die Schöne mit der caramelfarbenen Haut das Tuch im Nacken, zerrte es herab. Der aufgequollene Knebel wollte ihren Mund nicht verlassen, wütend schnaubend zerrte sie ihn mit spitzen Fingern hinaus und ließ ihn ins Wasser fallen. Tat das gut, frei durchzuatmen. Sie bewegte den verspannten Kiefer, zugleich nach den Banden greifend, die ihre Beine an die Steigbügel banden.
Als auch diese gelöst, stieg sie ab, reckte sich und beugte sich zum Flusse, schöpfte Wasser mit den Händen, netzte ihr Gesicht, trank.
So weit, so gut. Jetzt hieß es, die Phallokraten zu finden, sie zu töten und ihnen die Waffen abzunehmen. Entschlossen war sie, ihre Kameradinnen zu befreien und alle Terkonnier zu ihrem großkotzigen Lorn zu schicken.
Sie führte Sakasha aus dem Fluss und band, hinter Sträuchern versteckt, ihre Zügel an den Ast einer mächtigen Ollvone. Die Jagd konnte beginnen. Sicher war sie, dass die beiden Verfolger nicht aufgeben würden. Stur und hartnäckig waren die Männer, das lag ihnen im Blut.
Viel hätte sie gegeben für eine Zigarette, diese jedoch trugen die Kerle bei sich. Ein Grund mehr, die beiden Holzköpfe zu finden.
Einige Minuten schlich die Legilalita durch den Wald, immer in Deckung von Farnen oder Gesträuch, dann hörte sie das Schnauben eines Khakumons in der Nähe. Sie wartete geduldig, und siehe da, die Jikaila war erneut mit ihr. Genau an ihrem Versteck vorbei führte der Weg der beiden Krieger. Vorsichtig waren sie, hatten Pfeile aufgelegt, musterten die Umgebung und den Boden, nach Spuren ihres schönen Wildes spähend.
Der Glatzkopf mit dem höhnischen Grinsen ritt voran, der dunkelhaarige Muskelberg folgte hinterdrein.
Ein Plan musste her, und rasch, bevor sie vorbei waren. Sie würde beim Muskelberg aufspringen, ihm das Genick mit der tödlichen Kante brechen, und, den toten Körper als Deckung vor des Glatzkopf Pfeilen nutzend, die Zügel ergreifen, des Kadavers Gladion ziehen und Grinsemann erledigen.
Die Jikaila half auch den Mutigen, und an Mut mangelte es der schönen Amazone wahrlich nicht.
Allein lehrte frau an den Akademien der Krosuamon die jungen Offizierinnen, die Malesha immer zu belächeln pflegte, dass kein Plan den ersten Kontakt mit dem Feind überlebt, und so verhielt es sich auch mit ihrem.
Schnell verließ sie ihre Deckung, gelangte in raptoremgleichen Satz auf das sich erschreckt bäumende Khakumon, die Linke zum tödlichen Schlag gehoben. Doch der Terkonnier zeigte keine Überraschung, reagierte mit den Instinkten eines Kriegers. Pfeil und Bogen ließ er fahren, der rechte Ellbogen rammte nach hinten, hart wie ein Schmiedehammer fuhr er Malesha in den Magen. Würgend krümmte sie sich, ihre Handkante traf nur die gepanzerte Schulter des Hünen.
Auch der Glatzkopf reagierte rasch, brachte Abstand zwischen sie, hob den Bogen.
Die Fenlora war hart im Nehmen, ihr vermeintliches Opfer jedoch ließ ihr keine Zeit, sich zu fangen. Während sie leicht vorgebeugt durch den üblen Magentreffer noch hinter ihm war, ihr Gesicht über seiner linken Schulter, riss der Terkonnier die linke Faust hoch. Sterne sah sie und verlor den Halt, als der Schlag sie an der Stirne traf.
Benommen landete sie auf dem Rücken, kämpfte gegen die Bewusstlosigkeit an – und siegte. Als dieser Sieg jedoch errungen und ihr Blick sich klärte, waren zwei Bögen samt Pfeilen aus sicherer Entfernung auf sie gerichtet.
Oh, wie gerne hätte sie den beiden Mistkerlen das selbstgefällige Grinsen aus den Gesichtern geprügelt.
Der Glatzkopf steckte den Bogen weg, kramte in einer Satteltasche. Gleich darauf flogen ein frischer Packen Stoff und ein weißes, zusammengefaltetes Tuch zu ihr hinunter.
Immer noch widerlich grinsend, befahl ihr der Glatzkopf:
„Knebel Dich wieder, Schätzchen, Ordnung muss sein.“
Nein, sie würde keinen hysterischen Anfall kriegen, ganz bestimmt nicht. Mit aller Würde, die sie aufbringen konnte, griff sie nach den Knebelutensilien.
Kaserne der Ingantos, Troko-Enpp, 4.Juli 2.325, 13.Stunde
„Du verzeihen viel Hi-Shi, er Dich fragen wo Maastor von Kochort sein zu finden, bitte viel.“
„Ohh, Mastor, hihi, was möchtet ihr?“
Die beiden Sklavinnen in den weißen Kochschürzen, auf der Hintertreppe der großen Garnisonskantine sitzend und Banieis schleckend, kicherten, gingen aber artig auf die Knie. Zu komisch sprach der gelbhäutige fremde Maastor.
Klein war er für einen Mann, und irgendwie rundlich, ohne dick zu sein, nicht die V-Form der terkonnischen Krieger hatte sein Oberkörper, auch sein Gesicht war nicht scharf geschnitten, kantig und männlich, sondern weich und rundlich wie der volle Mond.
Sein schwarzes Haar sah aus, als wäre ihm ein Topf aufgesetzt und einmal rundherum abgeschnitten worden. Was für ein merkwürdiger Kerl.
Ein schwacher Maastor war er auch, das hatten sie gleich gedacht und richtig gelegen. Denn eindeutig galt ihr respektloses Kichern ihm, er jedoch strafte sie nicht, lächelte nur freundlich wie ein argloses Fuwupp Mupp und wiederholte seine Frage wortreich. Sein Akzent trug wenig dazu bei, der Lumas Respekt zu erhöhen. Sehr komisch und leicht lispelnd war er, ein freundlicher SingSang, der das majestätische, gewichtige Terkonnisch irgendwie putzig wirken ließ.
Eine der Beiden rief sich zur Ordnung, immerhin konnte jederzeit ein echter Maastor auftauchen, und brachte hervor:
„Uhh, Maastor, geht nur hier hinein, der Maastor der Küche ist der große Mann mit dem roten Zopf und dem großen Kochlöffel, dem Größten.“
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