Michael Siemers - Gefreiter Jablonski

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Die Bundeswehr mit ihrer Hierarchie hat ihre eigenen Gesetze. Alles ist genormt, geregelt, festgelegt und olivgrün. Menschliches Fehlverhalten aber kann diese Ordnung durcheinanderbringen. Ob nach eigenem Kalkül oder vorgegebene Gesetze, kann jeder dem anderen das Leben schwer machen. Diensteifrige Emporkömmlinge und gleichgültige Wehrpflichtige sorgen für ein reges Gegeneinander. Überzeugung und Desinteresse reiben sich aneinander bis zur erbitterten Feindschaft. So nutzt jeder Führungssoldat seine Macht, die ihm die Bundeswehr ermöglicht, dem einfachen Soldaten zu schikanieren. Es liegt an jedem selbst, mit dem Strom zu schwimmen oder regelmäßig anzuecken. Vielleicht aber sind es auch die Reibereien und Umgehungsversuche der Dienstvorschriften, die das Leben in der Kaserne attraktiver gestalten.
Die meisten Begebenheiten und Charakterdarstellungen haben sich tatsächlich in der Hamburger Graf Golz-Kaserne zugetragen. Die Geschichte an sich aber ist fiktiv und hat so nie stattgefunden. Es soll gezeigt werden, dass die Bundeswehr nicht nur ein uniformierter Apparat ist, sondern von Menschen in Uniformen, mit ihren Führungsqualitäten und Schwächen, bis hin zur Borniertheit, geführt wird.
Der Autor selbst hat in den Jahren 1971/72 in der Graf Golz-Kaserne als Sanitäter gedient.

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Michael Siemers

Gefreiter Jablonski

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Inhaltsverzeichnis

Titel Michael Siemers Gefreiter Jablonski Dieses ebook wurde erstellt bei

Vorwort Vorwort Die Bundeswehr mit ihrer Hierarchie hat ihre eigenen Gesetze. Alles ist genormt, geregelt, festgelegt und olivgrün. Menschliches Fehlverhalten aber kann diese Ordnung durcheinanderbringen. Ob nach eigenem Kalkül oder vorgegebene Gesetze, kann jeder dem anderen das Leben schwer machen. Diensteifrige Emporkömmlinge und gleichgültige Wehrpflichtige sorgen für ein reges Gegeneinander. Überzeugung und Desinteresse reiben sich aneinander bis zur erbitterten Feindschaft. So nutzt jeder Führungssoldat seine Macht, die ihm die Bundeswehr ermöglicht, dem einfachen Soldaten zu schikanieren. Es liegt an jedem selbst, mit dem Strom zu schwimmen oder regelmäßig anzuecken. Vielleicht aber sind es auch die Reibereien und Umgehungsversuche der Dienstvorschriften, die das Leben in der Kaserne attraktiver gestalten. Die meisten Begebenheiten und Charakterdarstellungen haben sich tatsächlich in der Hamburger Graf Golz-Kaserne zugetragen. Die Geschichte an sich aber ist fiktiv und hat so nie stattgefunden. Es soll gezeigt werden, dass die Bundeswehr nicht nur ein uniformierter Apparat ist, sondern von Menschen in Uniformen, mit ihren Führungsqualitäten und Schwächen, bis hin zur Borniertheit, geführt wird. Der Autor selbst hat in den Jahren 1971/72 in der Graf Golz-Kaserne als Sanitäter gedient.

Kasernenalltag

Hechlers Erstschlag

Jablonskis kleine Rache

Der Marsch

Die Wache

Die Alarmübung

Beförderung

Die Offiziersbesprechung

Liebherrs Entschluss

Kleiner Empfang

Die Wahrheit

Hechlers Abstieg

Ende gut, alles gut

Impressum neobooks

Vorwort

Die Bundeswehr mit ihrer Hierarchie hat ihre eigenen Gesetze. Alles ist genormt, geregelt, festgelegt und olivgrün. Menschliches Fehlverhalten aber kann diese Ordnung durcheinanderbringen. Ob nach eigenem Kalkül oder vorgegebene Gesetze, kann jeder dem anderen das Leben schwer machen. Diensteifrige Emporkömmlinge und gleichgültige Wehrpflichtige sorgen für ein reges Gegeneinander. Überzeugung und Desinteresse reiben sich aneinander bis zur erbitterten Feindschaft. So nutzt jeder Führungssoldat seine Macht, die ihm die Bundeswehr ermöglicht, dem einfachen Soldaten zu schikanieren. Es liegt an jedem selbst, mit dem Strom zu schwimmen oder regelmäßig anzuecken. Vielleicht aber sind es auch die Reibereien und Umgehungsversuche der Dienstvorschriften, die das Leben in der Kaserne attraktiver gestalten.

Die meisten Begebenheiten und Charakterdarstellungen haben sich tatsächlich in der Hamburger Graf Golz-Kaserne zugetragen. Die Geschichte an sich aber ist fiktiv und hat so nie stattgefunden. Es soll gezeigt werden, dass die Bundeswehr nicht nur ein uniformierter Apparat ist, sondern von Menschen in Uniformen, mit ihren Führungsqualitäten und Schwächen, bis hin zur Borniertheit, geführt wird.

Der Autor selbst hat in den Jahren 1971/72 in der Graf Golz-Kaserne als Sanitäter gedient.

Kasernenalltag

„Die Rotärsche kommen!“ rief einer der Soldaten in halblautem Ton und

kündigte damit das Erscheinen der neuen Rekruten an, die ihr erstes Mittagessen

im Speisesaal der Graf Golz-Kaserne einnehmen durften. Das Geklapper der

Bestecke und das allgemeine Redegewirr verstummten. Kaum, dass der erste

Rekrut den Saal betrat, hämmerten gut 300 Bestecke auf den Tischen und

verursachte einen ohrenbetäubenden Lärm. Zurückhaltend traten die Rekruten

nacheinander ein und sahen sich verlegen um. Steif wie ihre gebügelten Arbeitsanzüge

waren ihre Bewegungen, blass und frisch ihre Gesichter. Jeder trug sein

Namensschild auf der rechten Brust und hatte im Gegensatz zu den anderen

Barettträgern ein Schiffchen auf dem Kopf. Wenn sie auch in einem Panzerbataillon

stationiert waren und den Dienstgrad „Panzerschütze“ trugen, so waren

sie von dieser Einheit noch weit entfernt. Sie hatten erst einmal die

Grundausbildung zu absolvieren, bevor sie hautnah mit der 48-Tonnentechnik

eines Kampfpanzers konfrontiert wurden.

Der Empfangslärm ebbte erst ab, als auch der letzte Rekrut den Saal betrat. Von

ihrem Unteroffizier wurden sie an zwei separate Tischreihen geführt, damit sie

sich langsam in das Bataillonsleben integrierten. So lautete die formelle

Anweisung des hiesigen Bataillonskommandeurs Oberst Fleck. Im Klartext hieß

das nichts anderes, als: „Kein Rotarsch soll sich erdreisten, sich an einen Tisch

mit Reservisten zu setzen.“

Reservisten waren normalerweise Soldaten, die zur Reserveübung eingezogen

wurden. Doch nannten sich auch diejenigen Reservisten, die das letzte Vierteljahr

abzuleisten hatten. Daher wurden die Rekruten mit der aktuellen Tageszahl „89“

begrüßt. Was das zu bedeuten hatte wurde ihnen sehr schnell klar. Mit ihrer

astronomischen Zahl von über „500“ hätten sie nur lockeres Gelächter ausgelöst.

Das Panzerbataillon 174 war in der Graf Golz Kaserne in Hamburg-Rahlstedt

stationiert. Urkundlich tauchte das namensgebende märkische Uradelsgeschlecht

schon im Jahre 1297 auf. Wie sehr es vom militärischen Flair überschattet war,

bewiesen 22 Generale, von denen mindestens vier in die Geschichte eingingen.

Der letzte unter ihnen war Rüdiger Graf von der Golz, General und Kommandeur

jener deutschen Truppen, die Finnland im Jahre 1918/19 von der Roten Armee

befreiten. In dieser Kaserne waren die erste Stabs- und Versorgungs-, die dritte

und vierte Kampf- und die zweite Ausbildungskompanie untergebracht. Die

klotzigen Backsteingebäude waren genauso trist wie das Leben darin. Alles war

gleich: jeder Flur, jede Stube und jeder Keller. Persönliche Gestaltung war

lediglich in den Büros zu finden, wenn man einige Bilder und Blumen so nennen

durfte. Die Stuben der Soldaten, sechs bis acht Betten und Schränke, sowie die

gleiche Zahl Stühle und einen Tisch waren nach dem Architekturschema „F“

gestaltet. Anfang der siebziger Jahre wurden die Blocks renoviert. Unterrichts-und

Sanitätsgebäude waren derzeit die einzigen Neubauten, die sich im Stil von

den übrigen Blocks abzeichneten. Die Steinböden der Flure rochen nach scharfen

Reinigungsmitteln, die sich mit allen möglichen Gerüchen vermischten. Schweiß,

Leder, Chlor und gelegentlich wohlriechende Seifen und Deos durchzogen die

Räume der Kompanien. In der Kasernenmitte breitete sich der riesige, asphaltierte

Exerzierplatz aus, auf dem Appelle, Befehlsausgaben, Begrüßungen, Beförderungen

und Verabschiedungen im großen Stil abgehalten wurden. Rechts vom Exerzierplatz

standen die Hallen der Lkws und die Werkstätten der Instandsetzung. Dahinter reihten

sichkorrekt ausgerichtet die schwerfälligen M48-Kampfpanzer, die in Lärm,

Anfälligkeit und Kraftstoffverbrauch unschlagbar waren. Sie warteten darauf,

durch den modernen Leopard Panzer abgelöst zu werden.

Vorgeschmack war der Bergepanzer Leopard, kurz „Leo“ genannt. Selbst wenn

dieser einen Panzer im Schlepp hatte, so musste der „M-48“ schon eine heiße

Kette hinlegen, um nicht die Schlusslichter entschwinden zu sehen. Es gab

Soldaten, die sich auf zwei Jahre verpflichteten, wenn sie in dieser Zeit den Leo

lenken durften. Man mag darüber denken, was man will, aber eine schöne

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