Auch Antonia blieb nicht untätig. Ihre Finger glitten unter sein Hemd, spürten die harten Muskeln seines Rückens und strichen über seine glatte Brust. Das genügte ihr aber nicht. Sie nestelte an den Hemdknöpfen. Augenblicke später landete das Kleidungsstück neben der Spülmaschine. Wie von selbst schob sich Antonias Daumen unter Leos Gürtel und umkreiste mit aufreizender Langsamkeit seinen Nabel.
Ein tiefer Seufzer entrang sich Leos Kehle. Mit bebenden Fingern tastete er nach dem Reißverschluss ihres Kleides und zog ihn herunter. Leise raschelnd glitt das trägerlose Modell von ihrem Körper auf den Küchenboden. Ohne den Kuss zu unterbrechen, drängte Leo sie gegen die Wand. Seine Hand legte sich auf ihre Brust und reizte die empfindsame Spitze. Er senkte den Kopf, und seine Lippen lösten seine Finger ab, schlossen sich um die Spitze und saugten daran.
„Leo ...“, stöhnte Antonia, fuhr unkontrolliert mit den Fingern durch sein Haar und presste seinen Kopf gegen ihre Brust.
Wieder suchte sein Mund hungrig den ihren, während seine Hand über ihre warme Haut strich.
Antonia klammerte sich an ihn und wand sich verlangend unter seiner Berührung. Davon ermutigt glitten seine Fingerspitzen unter den Rand ihres Seidenslips und schoben das störende Hindernis herunter. Ein Schauer durchlief sie, als er sie reizte, bis sie glaubte, vor Erregung schreien zu müssen. Ihr Atem ging heftig und ihr Herz schlug so wild, dass sie meinte, er müsse es hören. Ihre Finger zitterten, als sie abermals zu Leos Hosenbund glitten. Sie öffneten den Gürtel, den Knopf, den Reißverschluss und streiften ihm den Stoff samt seiner Boxershorts über die Schenkel. Mit wenigen heftigen Bewegungen schüttelte er die lästige Kleidung vollends ab und drängte sich an sie. Unweigerlich spürte sie, wie sehr Leo sie begehrte. Sie zog ihn an den Schultern noch dichter zu sich und verschränkte die Hände in seinem Nacken.
„Komm ...“, flüsterte sie und rieb ihre Hüften unmissverständlich an seinen Lenden. Mühelos hob Leo sie hoch und küsste sie leidenschaftlich. Während sie die Beine um seine Mitte schlang, drang er tief in sie ein. Schnell fanden sie denselben Rhythmus. Plötzlich hielt Leo inne. Er schüttelte den Kopf und lachte leise, als Antonia ihm atemlos in die Augen schaute.
„Was ist?“, fragte sie verwirrt. „Bin ich zu schwer?“
„Ein Sack Blumendünger wiegt auch nicht mehr“, neckte er sie, worauf sie ihm in gespielter Empörung einen leichten Schlag auf die Brust versetzte.
„Sehr charmant.“
Wieder lachte er.
„Das Ende meiner Abstinenz habe ich mir anders vorgestellt. – Jedenfalls bestimmt nicht mitten in der Küche zwischen schmutzigem Geschirr. Das ist mir nicht romantisch genug.“ Sprachs und trug Antonia ins Wohnzimmer hinüber. Im Vorbeigehen löschte er die Deckenbeleuchtung, so dass nur noch vereinzelte Kerzen sanftes Licht spendeten.
Leo war noch immer in ihr und erregt wie zuvor, als er sie behutsam auf dem Sofa bettete. Nun hatte er die Hände frei. Er wusste, was er damit tun musste, um ihre Lust bis ins Unermessliche zu steigern. Er küsste sie hungrig und wild.
Antonia bog sich ihm entgegen, passte sich seinem Rhythmus an, als er sich immer schneller in ihr bewegte. Fast gleichzeitig erreichten sie den Gipfel ihrer Leidenschaft. Überwältigt flüsterte er ihren Namen, während er spürte, wie sie unter ihm erbebte.
An seine Brust geschmiegt, kehrte Antonia allmählich in die Wirklichkeit zurück. Befriedigt und entspannt kuschelte sie sich enger an Leo und genoss die Geborgenheit in seinen Armen.
„Du bist unglaublich“, murmelte er rau. Seine Lippen streiften ihre Schläfe. „So was Elementares habe ich noch nie erlebt.“
Zärtlich schaute sie ihn an. Seine Augen schienen noch dunkler als sonst. Widerstrebend zwang sie sich, den Blick von ihm zu lösen. Ihre Gedanken begannen sich zu klären. Was jetzt, fragte sie sich. Sie hatte es nicht so weit kommen lassen wollen. Dennoch war sie auf dem besten Weg, sich in Leo zu verlieben.
„Woran denkst du?“, fragte er mit einer Spur von Unsicherheit in der Stimme. „Bereust du schon, dass du dich mit einem Gärtner eingelassen hast?“
„Und du?“, antwortete sie vorsichtshalber mit einer Gegenfrage. „Überlegst du gerade, wie du möglichst heil aus die Nummer rauskommst?“
„Im Gegenteil“, verneinte er mit sehr ernster Stimme. Er wusste, er musste zu seinen Gefühlen stehen, sonst würde er sich das nie verzeihen. „Seit ich dich kenne, sehne ich mich wieder nach Nähe und Zärtlichkeit. In Amsterdam habe ich dich so sehr vermisst, dass ich einfach früher zurückkommen musste. Ein sicheres Zeichen, dass ich in dich verliebt bin.“
„Das ist ja eine schöne Bescherung“, kommentierte sie und schaute ihm wieder in die Augen. „Ausgerechnet wir zwei beziehungsfeindlichen Singles müssen Gefallen aneinander finden. Jetzt haben wir ein Problem.“
Sich zur Ruhe zwingend, hielt er ihrem Blick stand.
„Wirst du mir nun schonend beibringen, dass das eben für dich nur unverbindlicher Sex war? Dass du nicht wie ich empfindest, wir aber Freunde bleiben können?“
„Glaubst du, das würde funktionieren?“
„Nein, jetzt nicht mehr.“ Mit zusammengepressten Lippen richtete er sich auf. „Ich sollte besser gehen.“
Rasch legte Antonia die Hand auf seine Brust, um ihn am Aufstehen zu hindern.
„Du kannst jetzt nicht einfach verschwinden, Leo. Wovor fürchtest du dich? Traust du deinen eigenen Gefühlen nicht? Oder denkst du wirklich, dass ich nur mit dir geschlafen habe, weil es sich eben so ergab? - Oder um meinen Freundinnen zu erzählen, wie sensationell der Sex mit so einem Prachtexemplar von Mann tatsächlich ist?“
Ungläubig runzelte er die Stirn, doch dann hellte sich seine Miene auf.
„Ich bin ein Idiot, nicht wahr?“
„Ein bisschen schwer von Begriff bist du schon. Hast du denn nicht gespürt, wie wohl ich mich bei dir fühle? Würde ich nichts für dich empfinden, hätte ich mich in deinen Armen nicht ganz fallen lassen können.“
Erleichtert zog er sie wieder dicht an sich. Sanft küsste er sie auf die rechte Schulter. Seit langem hatte er sich nicht so vollkommen zufrieden gefühlt: herrlich entspannt und trotzdem unglaublich lebendig. Diese wundervolle Frau hatte es durch ihre natürliche, unaufdringliche Art geschafft, ihn aus seinem Schneckenhaus zu locken, in das er sich vor mehr als einem Jahr verkrochen hatte, um sich vor Verletzungen und Enttäuschungen zu schützen. Er war wieder glücklich. Dennoch fürchtete er sich vor der Zukunft. Würde auch Antonia eines Tages genug von ihm haben? Wie würde sie reagieren, wenn sie die Wahrheit über ihn wüsste? Der Gedanke, sie könne ihn deshalb verlassen, ließ ihn frösteln. Antonia bemerkte es und schlug einen Standortwechsel in ihr Schlafzimmer vor. Dicht aneinander gekuschelt schliefen sie bald in dem breiten Bett ein.
Die Sonnenstrahlen fielen ungehindert ins Zimmer. Wohlig streckte sich Antonia unter der leichten Decke. Sie tastete neben sich und schlug enttäuscht die Augen auf, als ihre Hand ins Leere griff. In Leos Armen hatte sie sich geborgen gefühlt. Sie wünschte, er wäre nicht einfach gegangen. Es wäre schön gewesen, neben ihm zu erwachen. Für ihn bedeutete das aber vermutlich zu viel Nähe. Allerdings gestand sie sich ein, wie ungewohnt auch für sie diese neue Situation war. Mehr als hin und wieder ein kurzes Intermezzo für eine Nacht hatte sie in den letzten Jahren nicht gewollt. Nun war sie im Begriff, sich wieder ganz auf einen Mann einzulassen. Noch vor einiger Zeit hätte ihr dieser Gedanke überhaupt nicht behagt. Plötzlich sah sie jedoch keinen Grund mehr zur Beunruhigung. Sie freute sich darauf, Leo besser kennenzulernen, empfand es als spannend, immer wieder etwas Neues an ihm zu entdecken.
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