Claudia Rimkus
Uhlenbrock
Kriminalroman
Blutige Rache Vor Jahren war er Opfer, jetzt ist er Täter. Ein Serienkiller arbeitet in Hannover seine ganz persönliche Todesliste ab. Jeden, den er für sein Schicksal verantwortlich macht, will er zur Rechenschaft ziehen. Medienwirksam inszeniert er die Leichen an besonderen Plätzen der Stadt, sodass er bald »der Regisseur« genannt wird. Auch in Charlotte Sterns Senioren-WG sind die Morde Gesprächsthema. Nicht nur, weil die Polizei Professor Philipp Thaler hinzuzieht, um ein Täterprofil zu erstellen. Mitbewohnerin Anneliese hatte mit allen Opfern beruflichen Kontakt. Da Charlotte fürchtet, dass die Freundin in Gefahr ist, hilft sie ihr, die Identität des Verbrechers aufzudecken. Eine Spur aus der Vergangenheit führt sie zur Psychiatrischen Klinik Uhlenbrock. Laufen dort alle Fäden zusammen? Bevor sich der Verdacht erhärtet, verschwindet Anneliese spurlos. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt …
Claudia Rimkus wurde 1956 in Hannover geboren, wo sie noch heute lebt und arbeitet. Die Autorin ist mit ihrer Heimatstadt eng verbunden. Deshalb ist die Leinemetropole oft Schauplatz ihrer Geschichten. Diese sind trotz aller Dramatik immer mit Humor gewürzt. Ihre ersten Erzählungen wurden erfolgreich als Fortsetzungsromane in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung und den angeschlossenen Lokalzeitungen veröffentlicht. Danach folgten mehrere Kurzgeschichten und Romane. Wenn sie nicht schreibt, ist sie gern mit der Kamera unterwegs. Ihre Fotos haben schon mehrere Preise gewonnen. Auch das genaue Beobachten ihrer Umwelt inspiriert sie zu ihren Geschichten.
Personen und Handlung sind frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen
sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
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Alle Rechte vorbehalten
Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt
Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht
Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart
unter Verwendung eines Fotos von: © Sebastian Grote / shutterstock.com
ISBN 978-3-8392-7002-8
Für Katharina und Christian
In Liebe
Mit Blaulicht und Martinshorn raste Hauptkommissar Bremer in Hannover über die Kreuzung am Königsworther Platz. Er hielt sich links Richtung Westschnellweg, um gleich darauf nach rechts in die Jägerstraße abzubiegen, der er mit hoher Geschwindigkeit bis zum Wilhelm-Busch-Museum folgte. Normalerweise konnte man von dort aus nicht in den Georgengarten fahren, aber an diesem Morgen war die Sperre aufgehoben, sodass er mit dem Wagen auf dem Spazierweg bis an die rot-weißen Bänder der Polizeiabsperrung gelangte. Beim Aussteigen fragte er sich, warum man ihn so oft an seinem freien Wochenende frühmorgens aus dem Bett holte. Er war kein junger Spund mehr. Mit Mitte fünfzig brauchte er nach einer anstrengenden Woche ein bisschen Zeit und Ruhe, um die Energietanks aufzuladen.
Ein Kollege von der Schutzpolizei hob das gestreifte Trassierband an, um ihn durchzulassen. Hannes Bremer nickte ihm mit einem gemurmelten Gruß zu und verschaffte sich einen ersten Überblick. Buntgefärbtes Laub an alten, hohen Bäumen, ein Teich, in dem sich eine gebogene steinerne Brücke spiegelte.
Der Tote saß mit ausgestreckten Beinen auf einer mit farbenfrohem Graffiti besprühten Bank. Ein schwarzer Hut beschattete vollständig das Gesicht. Es schien, als hätte der Mann diesen Platz gewählt, um ungehindert zum Leibniztempel hinüberzuschauen, der nun im Licht der weiträumig aufgestellten Scheinwerfer erstrahlte.
Der korpulente Rechtsmediziner Horst Fleischmann war, über den Toten gebeugt, mit der ersten Leichenschau beschäftigt.
Kriminaltechniker sicherten in großem Umkreis Spuren. Einige suchten die nähere Umgebung der Augustenbrücke ab, andere schauten sich drüben auf dem kleinen Hügel zwischen den zwölf ionischen Säulen des Tempels um. Alle trugen weiße Overalls und einen Mundschutz. Die ungewohnte Betriebsamkeit schien die Enten und Teichhühner auf dem Wasser nicht zu stören. Unbeirrt zogen sie ihre Bahnen. Nur die Möwen flatterten aufgescheucht über der Szenerie.
Hannes sah seine jüngere Kollegin auf sich zukommen. Mit jedem ihrer Schritte wippte der Pferdeschwanz im Takt, zu dem sie ihr langes blondes Haar gebunden hatte.
»Moin«, grüßte sie knapp und reichte ihm einen Becher.
Skeptisch betrachtete er das rote Coffee-to-go-Gefäß, das mit einer schwarzen Hannover-Skyline bedruckt war.
»Hannoccino«, erklärte Pia Wagner. »Mehrwegpfandbecher. Die werden wir ab sofort immer benutzen.«
»Warum?«
Sie deutete auf den überquellenden Papierkorb neben einer der Bänke.
»Der Umwelt zuliebe. Wir produzieren viel zu viel Müll.«
Darauf hätte er auch selbst kommen können. Lustlos nippte er am Kaffee. Das Koffein weckte nur langsam seine Lebensgeister.
»Wo steckt eigentlich Martin?«
Vage zuckte sie die Schultern. Sie hatte den Teamkollegen nicht erreicht. Wahrscheinlich war sein Handy stummgeschaltet, weil er an diesem Wochenende seine Beziehung retten wollte.
»Ist er nicht mit seiner Freundin an die Ostsee gefahren?«
»Kann sein.«
»Soll ich ihm eine Nachricht schicken?«
»Damit warten wir. Sonst bin ich schuld, wenn sie ihm den Laufpass gibt.« Hannes wusste aus Erfahrung, wie begeistert Frauen darauf reagieren konnten, wenn man zu allen möglichen Tages- oder Nachtzeiten zurückgepfiffen wurde. Er drehte sich zum Chef der Kriminaltechnik herum. »Wissen wir, wer der Tote ist?«
»Er hatte keine Papiere bei sich – auch kein Handy.«
»Wer hat ihn gefunden?«
Benno Winkler streifte seine Kapuze ab und deutete zur Absperrung.
»Da drüben, die beiden Jogger. Die sind hier jeden Samstagmorgen unterwegs.«
Als der Rechtsmediziner nun seinen Alukoffer schloss und den Mundschutz entfernte, gingen Pia und Hannes zu ihm hinüber.
»Moin, Horst. Was haben wir?«
»Männliche Leiche … zwischen 65 und 70 …« Der Schwergewichtige schnaufte wie ein Marathonläufer auf der Zielgeraden. »Ziemlich übel zugerichtet.«
»Todesursache?«
»Keine Ahnung.«
»So genau wollte ich es gar nicht wissen.«
»Keine Einschusslöcher, keine Stichwunden, keine Würgemale. Wären da nicht die Gesichtsverletzungen, würde ich sagen, der Mann ist friedlich auf der Bank entschlafen.« Er zog einen kleinen Zellophanbeutel hervor, den er dem Kommissar übergab. »Das hatte er in seiner rechten Hand.«
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