Michael Schenk - Zwerge der Meere
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Michael Schenk
Zwerge der Meere
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Inhaltsverzeichnis
Titel Michael Schenk Zwerge der Meere Dieses ebook wurde erstellt bei
01 Die Stadt auf dem Meer
02 Ein altes Schiff, ein alter Freund
03 In letzter Sekunde
04 Benderskart
05 Am Hof des Reiches Telan
06 Ein bemerkenswerter Fund
07 Massaker in Benderskart
08 Verhängnisvolle Begegnung
09 Ein weiser Rat
10 Des Königs Admiral
11 Ein Ort des Todes
12 Der zweite Name
13 Die Sendar
14 Ihrer Majestät Schlachtkreuzer Envaar
15 Rettung in Sicht
16 Im Sturm
17 Waffentest
18 Beutestücke
19 Der Seefalke
20 Ein Gespräch unter Männern
21 Die Heilerin
22 Das treibende Wrack
23 Wünsche und ein offener Schädel
24 Eine katastrophale Fehlfunktion
25 Gefährlicher Landausflug
26 Die Jäger
27 Kampf um das Zwergenschiff
28 Der einsame Seefalke
29 In der Admiralität des Reiches Telan
30 Das Herz eines Zwerges
31 Die Säule aus Kristall
32 Die Envaar im Gefecht
33 Die Überlebende
34 Zwergenwerk
35 Die Unbarmherzigen
36 Landgang
37 Zu Gast in der schwimmenden Stadt der Zwerge
38 Der Rat des Clans
39 Das Können der Zwerge
40 Die Herrin der Sendar
41 Eine Stadt wird verlegt
42 Feind in Sicht
43 Das fremde Schiff
44 Unerwartete Freunde
45 Der Zwerge Mut und Findigkeit
46 Atempause
47 Eine Frage der Ehre
48 Die Schlacht
49 Eine letzte Ehre
50 Rechenschaft
51 Erfüllung
52 Hinweis: Zwerge der Meere 2 – „Velara“
53 Weltkarte „Zwerge der Meere“
Impressum neobooks
01 Die Stadt auf dem Meer
Die Zwerge der Meere
Fantasy
von
Michael H. Schenk
© Michael H. Schenk 2010
Printausgabe Arcanum Fantasy
© Michael H. Schenk 2018
Erstmalige e-Book-Ausgabe
Varnum nahm seine beiden Bartzöpfe nacheinander in die Hände und folgte aufmerksam jeder Flechtung des Haarverlaufes, bis hinunter zu den kleinen Lederbeuteln, welche die Enden verhüllten. Er war stolz auf seine Zöpfe. Trotz seiner Jugend reichten sie ihm bereits bis zu den Knien, genau das richtige Maß für einen Zwergenmann. Nur die blassen Spitzen an den ansonsten tiefroten Haaren verrieten, das Varnum gerade erst an der Schwelle stand, ein richtiger Mann zu werden. Wenn sie gleichmäßig tiefrot gefärbt waren, dann konnte er damit rechnen, Eindruck auf die Frauen und Mädchen zu machen. Tiefrote Zöpfe und den zweiten Namen, das brauchte er, um im Rang aufzusteigen und eine Frau suchen zu dürfen. Gefunden hatte er sie eigentlich schon. Besana, die hübsche junge Zwergin, die in der Heilerstube arbeitete. Sie ahnte wohl auch, dass Varnum mehr als nur ein Auge auf sie geworfen hatte, doch es war ihm noch nicht gestattet, sich ihr ernsthaft zu nähern. Man legte Wert auf die Traditionen des Zwergenvolkes, im Clan der Eldont´runod.
Er seufzte leise und legte die Zöpfe in den Nacken, um sie dort sorgfältig zu verknoten.
Oldrum, sein Freund, hatte das leise Seufzen gehört. Besorgt runzelte er die Stirn. „Ist alles in Ordnung? Oder müssen wir schneiden? Ich habe ein gutes Messer.“
„Ich habe selbst ein gutes Messer“, erwiderte Varnum und legte die Hand unbewusst an den Griff der stählernen Klinge, die in der rechten Beinscheide steckte. „Nein, Oldrum, alles ist in Ordnung.“
„Na schön, es ist deine Luft, um die es geht.“ Oldrum strich über einen seiner eigenen Zöpfe. „Ich pumpe ja nur und du weißt, du kannst dich auf mich verlassen, aber wenn deine Zopfhaare in das Atemventil geraten…“
„Ich weiß. Ich tauche ja nicht zum ersten Mal.“
„Heute Morgen scheinst du ein bisschen gereizt, Varnum. Wenn du dich nicht wohl fühlst…?“
„Es ist alles in Ordnung“, bekräftigte Varnum. Entschuldigend sah er seinen Freund an und lächelte. „Wirklich. Ich habe schlecht geschlafen, das ist alles.“
Oldrum nickte und stützte sich auf den Schwengel der großen Luftpumpe, die am Rand der Taucherplattform stand. „Du musst ausgeruht sein und dich konzentrieren können.“ Er sah Varnums Gesicht und grinste breit. „Schon gut, ich weiß, alles ist in Ordnung.“
„So ist es.“ Varnum prüfte die Schnallen und Dichtungen seines Tauchanzugs. Er tat das, wie alles, was mit dem Tauchen zusammenhing, sehr sorgfältig. Sein Leben hing davon ab und nicht nur seines, denn sie würden in der Gruppe „unten“ sein und schürfen.
Der Tauchanzug ähnelte einer Rüstung, die den Oberkörper vollständig umhüllte. An der Hüfte und den Armen befanden sich breite Ledermanschetten, die gut gefettet waren und mit Riemen eng geschlossen wurden. Es schnitt ein wenig ins Gewebe, aber nicht so, dass es besonders schmerzhaft gewesen wäre oder gar den Blutkreislauf unterbrochen hätte. Jeden Tag mussten die Teile überprüft werden. Eine Undichtigkeit konnte fatale Folgen haben. Natürlich ließ sich das nie ganz ausschließen, denn man musste sich ja in den Tauchanzügen bewegen. Meist waren es nur wenige Schlucke Wasser, die in den Helm sickerten, bis das Leder in der Nässe ausreichend gequollen war. Im Süßwasser war das unproblematisch. Wenn es nicht zu viel wurde, konnte man es vielleicht aufsaugen. Im Salzwasser hingegen musste man den kleinen Schwamm benutzen, der vor dem Kinn befestigt war. Ein paar Tropfen Wasser im Helm musste man einfach hinnehmen. Wurde es wirklich zu viel, dann blieb einem nur die Möglichkeit aufzutauchen und es erneut zu versuchen. Natürlich war das zeitraubend und umständlich, von der Gefahr einmal ganz abgesehen, und so versuchten die Zwergentaucher dieses Risiko so gering wie möglich zu halten. Dafür gab es die „Tonne“, die Varnum bald benutzen würde.
„Warte, ich helfe dir.“ Oldrum packte den schweren, mit Metall gefassten, gläsernen Kugelhelm und hob ihn auf die Schultern des Freundes. „Moment, deine Zopfenden… Alles klar.“
Eine leichte Drehbewegung im Halsring, das metallische Schnappen der Scharniere und der Helm saß fest. Ab diesem Augenblick musste Varnum auf die Handreichungen des Freundes verzichten, denn nun war er auf die Luftzufuhr des Schlauches angewiesen.
Oldrum packte den Pumpenschwengel, begann ihn langsam auf und ab zu bewegen. Durch den dicken, noch aufgerollten Schlauch, drang ein Schwall abgestandener Luft. Es schmeckte nach Gummi, der in der Sonne aufgeheizt war. Dann wurde die Luft kühler und frischer.
Varnum zeigte dem Freund die Faust, zum Zeichen, dass alles funktioniere und ging an die Tonne.
Neben ihm traten noch fünf andere Zwerge an ebensolche Behälter, schritten die wenigen Stufen der Leitern hinauf und ließen sich langsam in die engen und hohen Fässer hinein gleiten. Das Wasser schlug über ihren Köpfen zusammen. Dunkles, gefärbtes Wasser, das ihnen sofort die Sicht nahm. Schon mancher Anfänger, der zu seinem ersten Tauchgang angetreten war, scheiterte an dieser Prüfung. Die Dichtigkeit der Helme hätte man auch im Meer prüfen können, nicht jedoch die Eignung zur Arbeit in ewiger Dunkelheit. Einige Zwerge hielten die Enge und Dunkelheit nicht aus und tauchten dann aus der „Tonne“ auf, rissen sich panisch den Helm vom Kopf. Nein, die Arbeit unter Wasser war nicht jeden Zwerges Sache.
Der Helm schien dicht zu sein, aber Varnum hatte inzwischen Erfahrung genug, dass sich das letztlich erst in größerer Tiefe herausstellen würde. Sobald der Wasserdruck stieg, würden die Dichtungen und Anschlüsse erheblich belastet werden. Varnum drehte sich in der Tonne, kam nahezu zeitgleich mit den anderen Schürfern ans Tageslicht zurück. Erneut zeigte er Oldrum die Faust und trat dann, endlich, an den Rand der Plattform.
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