"Sicher. Zumindest so lange, bis diese Aufgabe unter Umständen auch wieder drückt oder an Reiz verliert."
"Oh Gott, ja. Wenn man immer wüsste, was das Leben einem bereit hält. An so etwas will ich jetzt noch nicht denken." Ich hakte mich bei ihr unter, und wir stapften langsam zurück zum Lagerfeuerplatz. "Jetzt freue ich mich erst einmal auf ein schönes Haus, auf einen wundervollen Garten. Jetzt will ich genießen, all das hier langsam wachsen sehen. Ich habe nicht vor, mir über solche Eventuell-Und-Vielleicht-Dinge jetzt schon den Kopf zu zerbrechen."
"Schon gut, schon gut", sagte Leonie und betätschelte beim Gehen meinen Atm, "ich wollte dich nicht verunsichern. Ich mache mir halt meine Gedanken. Schließlich kenne ich dich inzwischen eine ganze Weile. Ich denke, du bist ein Mensch, der sich den ewigen Frühling wünscht. Kannst wenig anfangen mit dem Herbst, was? Mit dem Winter schon gar nichts. Der ist dir zu tot, dauert dir viel zu lange und kommt dir viel zu statisch vor."
"Geht das nicht allen Menschen so?"
"In gewissen Ausprägungen schon. Doch bei dir, meine ich, ist alles eine Nuance extremer. Dein Enthusiasmus beim Anblick einer geschlossenen Rosenblüte. Deine Melancholie, wenn die Blätter fallen. Ich glaube, die Ernte ist dir im Grunde nicht wirklich wichtig. Im Gegenteil, sie macht satt, und du fürchtest dich davor, satt zu sein. Ein wenig Hunger, ein wenig Vorfreude muss immer bleiben, damit du nicht die Lust verlierst, hab ich Recht? Pflanzen und wachsen sehen. Gebären - und dann? Bist du sicher, dass du glücklicher wärst, wenn es geklappt hätte damit?"
"Du meinst: Bekommen aber nicht haben - werden aber nicht sein? Denkst du, dass ich so bin?" Nachdenklich entzog ich Leonie meinen Arm und blieb stehen. "Ich weiß nicht. Vielleicht. Robin jedenfalls scheint mich ähnlich einzuschätzen. Er sagte neulich, wenn dieser Hof schon jetzt das wäre, was ich aus ihm machen möchte, hätte mich das Ganze gar nicht interessiert."
Langsam folgte ich Leonie, die schon einige Schritte weiter war, ihr Glas vom Boden hob, den Inhalt ins Gras kippte, nach Stephanies Blumen griff und nickte. "Ja, auch er scheint dich recht gut zu kennen."
"Sicher, es stimmt schon. Etwas beginnen, etwas aufbauen, das liegt mir einfach eher, als etwas zu erhalten, zu pflegen. Ich meine, ich mach dann zwar weiter, was erledigt werden muss, aber eben nicht mehr so gern, und ich werde unruhig und schiele nach etwas Neuem." Ich lachte ein wenig verlegen. "Wenn ich bedenke, wie oft ich in meinem Leben schon etwas begonnen habe, wie viele erste Spatenstiche ich hinter mir habe. Dabei wäre es auch schön, irgendwann einmal unter einem selbst gepflanzten, großen, alten Baum sitzen zu können." In dieser Weise hatte ich über mich bisher niemals nachgedacht. Ich wollte solche Gedanken im Grunde auch nicht weiter vertiefen. Zumindest nicht in diesem Augenblick. "Ich weiß auch nicht", wich ich daher der unangenehmen Konfrontation mit mir selbst aus. "Was meinst du, sollten wir nicht mal schauen, wie weit unsere Männer mit ihrer Arbeit sind?"
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