»Austoben?«, fragte Monja etwas überrascht nach.
»Ja, austoben, Süße. Kondome findet ihr in den Nachttischladen und unter Ines‘ Bett steht unsere Spielzeugkiste«, erklärte ihr Sammy, ganz so, als würde es das Normalste der Welt sein. Ines mischte sich ein.
»Und keine Sorge, alles ist gründlich gereinigt worden.«
Monja konnte das Paar nur mir aufgerissenen Augen anstarren.
»Ich glaube ... Also ich habe nicht vor, Eure Spielsachen ... Was für Spielsachen überhaupt?«, stotterte sie. Im nächsten Moment bereute sie ihre Frage.
Ines legte einen Arm um sie und lächelte sie an.
»Spielsachen von zart bis hart. Handschellen, Feder, Peitsche ...«
»Ok, das reicht schon. Ich will das gar nicht so genau wissen. Das werden wir sicher nicht brauchen.« Monjas Gesicht war knallrot.
»Sie ist wohl nicht ganz so aufgeschlossen, wie ihr beide«, meinte Eric grinsend.
Ines drückte Monja etwas zu sich.
»Schade, ich bin mir sicher, wir hätten viel Spaß. Zu zweit oder auch zu dritt oder viert.«
Monja brachte kein Wort heraus und starrte sie nur perplex an.
»Lass es gut sein, Ines. Ihr überfordert sie gerade etwas«, versuchte Eric schmunzelnd, Monja aus der für sie etwas unglücklichen Lage zu retten. Doch Monja fand ihre Stimme wieder.
»Schon gut, ich bin nur etwas überrascht worden, von eurer ... Offenheit. Wieso seid ihr eigentlich am Abend nicht da?«
»Das willst Du nicht wissen«, warf Eric schnell ein.
»Doch. Ich bin neugierig«, antwortete sie keck.
Mit einem Grinsen im Gesicht meinte Sammy: »Wir besuchen heute einen neuen Pärchenclub. Der soll sehr interessante Zimmer und viel unterschiedliches Publikum haben.«
Monja riss die Augen auf, ihr Mund blieb offen.
Ines ließ sie los, gab ihr noch einen Klaps auf ihren Po und meinte lächelnd: »Du kannst gerne mitkommen, ich würde mich freuen, Dich etwas verwöhnen zu dürfen.«
Hilflos blickte Monja zwischen Ines und den Männern hin und her. Sammy grinste sie mit einem breiten Lächeln an.
»Mach Dir keine Sorgen, Süße. Niemand zwingt Dich zu etwas.«
Als Ines und Sammy außer Haus waren, setzte sich Monja auf die Couch und blickte fragend zu Eric.
»Sag mal, was hast Du denn für Freunde? Zuerst zerlegen die beiden diese Einbrecher quasi so nebenbei, dann kommen sie elegant angezogen her und ihre ... nennen wir es sehr aufgeschlossen Haltung …«
Eric setzte sich mit zwei Gläsern Cola zu ihr.
»Sammy ist mein längster und bester Freund. Er ist einer der wenigen Menschen, denen ich blind und vollkommen vertraue. Ines und er sind seit über fünf Jahren zusammen und die beiden leben einfach ihr eigenes Leben. Du wirst nie erraten, welchen Beruf sie beide ausüben.«
»Ich hätte auf Sexshop Verkäufer oder Punkmusiker getippt, aber so wie die beiden vorher heimgekommen sind ...«
Eric lachte auf.
»Sammy ist Bankberater, spezialisiert auf Kredite und Wertpapiere. Ines arbeitet am Schalter derselben Bank. Jetzt weißt Du, warum sie so angezogen waren und wieso Sammy Dir angeboten hat, Dich wegen Deines neuen Vermögens zu beraten.«
»Aber diese freizügige Art ... Ich meine, Ines hat das doch nicht ernst gemeint mit mir, oder?«
»Doch, ganz sicher.« Eric gefiel es, wie unsicher Monja war. Es lenkte sie jedenfalls von den Schwierigkeiten ab, in denen sie steckten.
»Das heißt, die beiden hätten kein Problem, nur so zum Spaß mit mir ins Bett ... Nein, das ist nichts für mich. Sag mal, hast Du denn ...«, es war ihr sichtlich peinlich, so offen darüber zu reden. Sie war schon wieder hochrot im Gesicht.
Eric hatte Erbarmen und nahm ihr die Frage ab.
»Ob ich auch schon Spaß mit Sammy und Ines hatte? Ja. Wie Sammy gesagt hat, da geht es um Spaß, nicht um Gefühle oder so. Aber ich glaube, Du willst keine weiteren Details wissen, oder?«
»Nein, danke. Können wir das Thema einfach vergessen, bitte?«, flehte sie ihn an.
»Okay, aber es ist schön, wenn Du auf andere Gedanken kommst.«
Den restlichen Abend verbrachte sie vor dem Fernseher, wobei Monja nicht lange durchhielt. Sie kippte auf Eric Schulter und schlief tief und fest. Soweit es ihm möglich war, machte er es sich auf der Couch bequem und schlief ebenfalls bald ein.
Monja wachte auf und blickte ratlos herum. Es dauerte einige Sekunden, bis sie sich zurechtfand und ihre Erinnerung einsetzte. Sie lehnte an Erics Schulter, der den Arm um sie gelegt hatte. Er war schon munter und tippte einhändig auf einem Laptop herum. Neben ihm lag die Postkarte von Wien.
»Morgen, Princesa. Gut geschlafen?«, fragte Eric sie und strich über die lockigen Haare.
Monja nickte, sie war noch nicht munter genug, um zu sprechen.
»Ich habe zwar überlegt, Dich ins Bett zu tragen, aber Du hast so süß geschlafen, da wollte ich es nicht riskieren, Dich zu wecken.«
»Das ist lieb von Dir, danke«, sagte Monja leise.
»Außerdem, wenn Du in der Früh in einem fremden Bett aufgewacht wärst und ich liege neben Dir … Ich glaube, das wäre nicht so gut angekommen«, meinte Eric mit einem breiten Schmunzeln.
Monja setzte sich auf und rieb sich die Augen.
»Und? Schon etwas gefunden, was uns weiterhelfen kann?«, erkundigte sie sich mit müder Stimme.
»Nicht wirklich. Dieses Denkmal von Kaiser Maximilian steht immer noch, gleich beim Eingang zum Schlosspark Schönbrunn. Der Bezug zu Mexiko ist auch offensichtlich …«
Mit einem Grinsen unterbrach Monja ihn. Trotz ihrer Müdigkeit, ihr Gehirn lief schon auf Hochtouren.
»Genau, denn er war immerhin der Kaiser von Mexiko. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde er vom französischen Kaiser zum neuen Kaiser von Mexiko ausgerufen. Er hielt sich aber nicht lange und wurde letztendlich in Mexiko erschossen.«
»Wikipedia ist ganz Deiner Meinung. Ich habe aber nichts über Steine aus Obsidian oder eine Maya-Legende gefunden. Geschweige denn, dass die Zahlen auf der Karte einen Sinn ergeben würden.«
Eric stand auf und verschwand in der Küche. Mit Kaffee, Brot und Butter, Wurst und Käse kam er wieder.
»Fangen wir den Tag doch mit etwas Erfreulichen an.«
Nach der Stärkung studierten sie erneut die Postkarte und versuchten herauszufinden, welches Geheimnis sich dahinter verbarg.
Bis Sammy und Ines am frühen Nachmittag heimkamen, waren sie nicht viel klüger geworden.
Kaum umgezogen setzten sich das Pärchen zu ihnen.
»Und, wie sieht es aus? Seit ihr schon weiter gekommen?«, erkundigte sich Ines.
»Leider nicht. Kaiser Maximilian war nicht lange in Mexiko, aber es gibt einige Exponate aus dieser Zeit. Darunter der Penacho, dieser Federkopfschmuck. Er wird im Völkerkundemuseum ausgestellt.« Monja hielt das Prospekt hoch.
»Vielleicht kann Euch dort jemand etwas über einen Stein der Maya erzählen«, schlug Sammy vor.
»Ich habe mit Sammy heute über Euch beide gesprochen«, warf Ines ein, »und wir sind der Meinung, ihr solltet gut aufpassen, wenn ihr außer Haus geht.«
»Ja, aber wir können uns ja nicht tagelang oder noch länger hier verstecken«, meinte Monja.
»Ich weiß, aber wir hätten da eine andere Idee«, meinte Ines schmunzelnd, »Du musst mir nur ein bisschen vertrauen.«
Monja blickte zu Eric. Dieser grinste sie an.
»Ines hat immer die besten Ideen, wenn sie auch manchmal etwas verrückt sind.«
25. Jänner
Auf dem verschneiten Platz vor dem Völkerkundemuseum waren um die Mittagszeit keine Personen im dichten Schnee unterwegs.
Ein Pärchen stand vor dem Museum, in dicke Wintermäntel gehüllt und die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen.
Hand in Hand betraten sie das Museum und nahmen ihre Kopfbedeckungen ab.
»Soweit ich es sagen kann, dürfte uns niemand gefolgt sein.«
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