Sandra Halbe
Als sie Licht ins Dunkel brachte
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Inhaltsverzeichnis
Titel Sandra Halbe Als sie Licht ins Dunkel brachte Dieses ebook wurde erstellt bei
Als sie Licht ins Dunkel brachte Als sie Licht ins Dunkel brachte Sandra Halbe Copyright © 2016 Sandra Halbe Cover Copyright: Sabrina Gleichmann Alle Rechte vorbehalten ISBN: 1537545248 ISBN-13: 978-1537545240 Sämtliche Personen in diesem Buch sind frei erfunden und entstammen nur meiner Fantasie. Jede Ähnlichkeit mit echten Personen, ob lebend oder tot, ist zufällig und von mir als Autorin nicht beabsichtigt.
Prolog Prolog Viele belächeln meine Angewohnheit, nach der Arbeit noch eine Runde laufen zu gehen. „Als wärst Du dort nicht schon genug auf den Beinen“, sagen sie dann und hoffen, dass ich darüber nachdenke und es dann ruhiger angehen lasse. Bei mir löst dieser Satz eher einen „Jetzt erst recht!“-Impuls aus. Niemand schreibt mir vor, wann und wie ich meine Runde zu laufen habe. Außerdem brauche ich diesen einen Moment, diese Zeit, in der ich ganz für mich allein sein kann, in der einfach mal niemand etwas von mir will, kein Stimmengewirr um mich herum wahrzunehmen ist. Nein, hier kann ich einfach vor mich hin laufen und meine Gedanken noch einmal schweifen lassen, nachdem ich mich den ganzen Tag voll konzentriert habe. Noch einmal in mich gehen, bevor der Alltag mich wieder einfängt. Ganz für mich allein. Laufen hat etwas Meditatives, gerade abends, wenn mir nicht alle paar Meter jemand entgegenkommt und der Autolärm um mich herum langsam abebbt. Wenn die Straßen sich leeren und ich mir ein wenig vorkomme wie der einzige Mensch weit und breit. Dann höre ich nur das Geräusch, wenn meine Schuhe auf dem Asphalt aufkommen, dieses monotone Trommeln. Rechts und links. Rechts und links. Hin und wieder höre ich auch ein Schmatzen, wenn ich über Pflastersteine laufe, in deren Lücken sich Erde und vielleicht ein wenig Gras gesetzt hat. Wenn der Boden dann noch nass ist vom letzten Regen, kommt dieses schlürfende Geräusch hinzu, das den Trommelrhythmus ein wenig stört. Manche sagen, sie tragen nur deswegen Kopfhörer und lassen sich von anderen Rhythmen davontragen, damit sie dieses Schmatzen nicht hören müssen. Bei Schnee ist es noch schlimmer, sagen sie. Dann klingt es, als würde morsches Holz unter den Füßen zerspringen. Aber ich sauge lieber alles auf, was um mich herum passiert. Vielleicht kommt noch das Prasseln einiger Regentropfen hinzu oder ein wenig Vogelgezwitscher. Dazu mein Atem, der irgendwann schneller geht, aber schön regelmäßig bleibt, genauso wie das Trommeln meiner Schuhe auf dem Boden. Nein, diese Geräusche sind Musik genug für mich. Ich brauche keine Kopfhörer. Und diese hätten mich auch nicht vor dem geschützt, was ich erleben sollte, als ich an diesem Abend um die Ecke lief.
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Epilog
Impressum neobooks
Als sie Licht ins Dunkel brachte
Sandra Halbe
Copyright © 2016 Sandra Halbe
Cover Copyright: Sabrina Gleichmann
Alle Rechte vorbehalten
ISBN: 1537545248
ISBN-13: 978-1537545240
Sämtliche Personen in diesem Buch sind frei erfunden und entstammen nur meiner Fantasie. Jede Ähnlichkeit mit echten Personen, ob lebend oder tot, ist zufällig und von mir als Autorin nicht beabsichtigt.
Viele belächeln meine Angewohnheit, nach der Arbeit noch eine Runde laufen zu gehen. „Als wärst Du dort nicht schon genug auf den Beinen“, sagen sie dann und hoffen, dass ich darüber nachdenke und es dann ruhiger angehen lasse. Bei mir löst dieser Satz eher einen „Jetzt erst recht!“-Impuls aus. Niemand schreibt mir vor, wann und wie ich meine Runde zu laufen habe. Außerdem brauche ich diesen einen Moment, diese Zeit, in der ich ganz für mich allein sein kann, in der einfach mal niemand etwas von mir will, kein Stimmengewirr um mich herum wahrzunehmen ist. Nein, hier kann ich einfach vor mich hin laufen und meine Gedanken noch einmal schweifen lassen, nachdem ich mich den ganzen Tag voll konzentriert habe. Noch einmal in mich gehen, bevor der Alltag mich wieder einfängt. Ganz für mich allein.
Laufen hat etwas Meditatives, gerade abends, wenn mir nicht alle paar Meter jemand entgegenkommt und der Autolärm um mich herum langsam abebbt. Wenn die Straßen sich leeren und ich mir ein wenig vorkomme wie der einzige Mensch weit und breit. Dann höre ich nur das Geräusch, wenn meine Schuhe auf dem Asphalt aufkommen, dieses monotone Trommeln. Rechts und links. Rechts und links. Hin und wieder höre ich auch ein Schmatzen, wenn ich über Pflastersteine laufe, in deren Lücken sich Erde und vielleicht ein wenig Gras gesetzt hat. Wenn der Boden dann noch nass ist vom letzten Regen, kommt dieses schlürfende Geräusch hinzu, das den Trommelrhythmus ein wenig stört. Manche sagen, sie tragen nur deswegen Kopfhörer und lassen sich von anderen Rhythmen davontragen, damit sie dieses Schmatzen nicht hören müssen. Bei Schnee ist es noch schlimmer, sagen sie. Dann klingt es, als würde morsches Holz unter den Füßen zerspringen. Aber ich sauge lieber alles auf, was um mich herum passiert. Vielleicht kommt noch das Prasseln einiger Regentropfen hinzu oder ein wenig Vogelgezwitscher. Dazu mein Atem, der irgendwann schneller geht, aber schön regelmäßig bleibt, genauso wie das Trommeln meiner Schuhe auf dem Boden. Nein, diese Geräusche sind Musik genug für mich. Ich brauche keine Kopfhörer.
Und diese hätten mich auch nicht vor dem geschützt, was ich erleben sollte, als ich an diesem Abend um die Ecke lief.
Philip
„Guten Abend!“, rief ich freudig, als ich meine Wohnungstür aufmachte und meinen Besuch begrüßte. „Hallo Rotschopf“, lächelte ich, als Franzi hereinkam.
„Hey!“ Scheinbar entrüstet knuffte sie mir in die Seite, bevor sie an mir vorbei in die Küche stürmte, um dort ganz ungeniert in die Töpfe und Pfannen zu spähen. In der Zwischenzeit begrüßte ich Jan, der genauso wie ich ungläubig im Flur zurückgeblieben war, während Franzi mit einem genüsslichen „Hmmmm“ einen Löffel aus der Besteckschublade fischte, um die Soße zu probieren.
„Wer bist Du und was hast Du mit Franzi gemacht?“, fragte ich. Ich weiß nicht genau, ob ich damit sie selbst oder Jan meinte. Auch er schüttelte ungläubig den Kopf, als wäre Franzi, die nun ganz freimütig den Küchentisch für uns drei eindeckte, eine Wildfremde für ihn.
„Wie geht es ihr?“, schob ich leiser hinterher.
Seit damals hatten wir uns alle angewöhnt, bei Jan nachzuhaken, ob alles in Ordnung war, wann immer Franzi sich kurz außer Hörweite befand. Damals. Als Franzi ihren langjährigen Freund Tobias erstach, nachdem dieser ihr zahlreiche Misshandlungen hinzugefügt hatte. Als sie nach dem Messer griff, damit er sie nicht umbringen würde. Damals, als sie ein nervliches Wrack war und nach der Tat nicht einmal mehr sprechen konnte. Als ein Richter sie für unschuldig befand und sie nur langsam, ganz langsam ins Leben zurückfand. Als ein Frankreich-Aufenthalt und vor allem Jan ihr wieder auf die Beine halfen. Das Ganze war nun fast drei Jahre her. Und eigentlich sahen wir alle, dass es Franzi gut ging und wie glücklich die beiden miteinander waren.
Anfangs waren wir noch auf Zehenspitzen um sie herumgeschlichen, als könnte jedes laute Geräusch oder jedes falsche Wort sie in eine neue Krise stürzen.
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