Sandra Andrea Huber
Wenn Licht die Nacht durchdringt
(Teil 2)
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Sandra Andrea Huber Wenn Licht die Nacht durchdringt (Teil 2) Dieses ebook wurde erstellt bei
PROLOG PROLOG Feine Flocken fielen stumm und bedächtig vom nächtlichen Himmel, verströmten weißen und kalten Frieden auf dem Erdengrund, welcher jedoch getrübt wurde. Von dem Mädchen, das auf dem Rasen des Spielplatzes lag, die Augen geschlossen, rote Schlieren in das unschuldige Weiß des Schnees verströmend. Schlieren aus Blut. Blut, das aus diversen Schnittwunden am Körper und einer großen auf der Wange entwich und das Mädchen zu einer blassen, fast weißen Gestalt werden ließ, die an einen Geist erinnerte. Aber nur fast, denn auf Haut und Lippen kristallisierten sich blaue Flecken heraus, die die Kälte der Luft, des Bodens und des Schnees deutlich machten und für Farbnuancen auf ihrem weißen Teint sorgten. Der dünne, kaum vorhandene rote Stoff ihres Kleides schützte nicht annähernd vor der Witterung, ebenso wenig wie er ihre Wunden heilen konnte. Ihre Atmung war flach, der Puls kam und ging äußerst zaghaft. Sie war bewusstlos und sie wartete. Wartete im Schwebezustand zwischen Wachen und Träumen auf jemanden, der kommen und sie retten würde. Wartete auf das magische Blau eines Augenpaars, dessen Blick tief in ihr Herz dringen, sie wärmen und heilen würde. Doch würde dieser jemand kommen? Würde er sie retten oder wäre gerade er es, der ihr den Todesstoß versetzte? Oder, hatte er das womöglich längst getan?
EINS
ZWEI
DREI
VIER
FÜNF
SECHS
SIEBEN
ACHT
NEUN
ZEHN
ELF
ZWÖLF
DREIZEHN
VIERZEHN
FÜNFZEHN
SECHZEHN
SIEBZEHN
ACHTZEHN
NEUNZEHN
ZWANZIG
EINUNDZWANZIG
ZWEIUNDZWANZIG
EPILOG
DANKSAGUNG
ÜBER DIE AUTORIN
FÜHL, WAS DU FÜHLST
HEADLINE: LIEBE
Impressum neobooks
Feine Flocken fielen stumm und bedächtig vom nächtlichen Himmel, verströmten weißen und kalten Frieden auf dem Erdengrund, welcher jedoch getrübt wurde. Von dem Mädchen, das auf dem Rasen des Spielplatzes lag, die Augen geschlossen, rote Schlieren in das unschuldige Weiß des Schnees verströmend. Schlieren aus Blut. Blut, das aus diversen Schnittwunden am Körper und einer großen auf der Wange entwich und das Mädchen zu einer blassen, fast weißen Gestalt werden ließ, die an einen Geist erinnerte.
Aber nur fast, denn auf Haut und Lippen kristallisierten sich blaue Flecken heraus, die die Kälte der Luft, des Bodens und des Schnees deutlich machten und für Farbnuancen auf ihrem weißen Teint sorgten. Der dünne, kaum vorhandene rote Stoff ihres Kleides schützte nicht annähernd vor der Witterung, ebenso wenig wie er ihre Wunden heilen konnte.
Ihre Atmung war flach, der Puls kam und ging äußerst zaghaft. Sie war bewusstlos und sie wartete. Wartete im Schwebezustand zwischen Wachen und Träumen auf jemanden, der kommen und sie retten würde. Wartete auf das magische Blau eines Augenpaars, dessen Blick tief in ihr Herz dringen, sie wärmen und heilen würde.
Doch würde dieser jemand kommen? Würde er sie retten
oder wäre gerade er es, der ihr den Todesstoß versetzte?
Oder, hatte er das womöglich längst getan?
„Geh mir aus dem Weg“, blaffte Nikolaj einen nach dem anderen an und steuerte in großen und hastigen Schritten auf Merkas Büro zu. „Ich hab gesagt, geh mir aus dem Weg!“ Er rammte jeden beiseite, der ihm in die Quere kam. Egal ob Kunde, Mädchen oder einer von Merkas Handlangern. „Los, verpiss dich!“
RUMS. Er stieß die Tür so energisch auf, dass sie berstend gegen die Wand knallte. Ein paar Schritte, dann stand er vor dem breiten Mahagonischreibtisch, hinter dem Merkas saß.
Der schwarzhaarige Sesant zog den Blick von dem Buch in seinen Händen ab und sah ihn in einer Mischung aus spöttischer Erwartung und unterdrückter Wut an.
„Wo ist sie?! Sie ist hier, hab ich recht?“ Nikolaj stützte seine bebenden Hände auf der Tischplatte ab, ehe er ein zweites Mal, diesmal gepresster und durchdringender, fragte: „Wo – ist – sie?“
Merkas Augen funkelten. Nach einigen stummen Momenten klappte er das Buch zu, nicht ohne seelenruhig, als wäre er allein, die aktuelle Seite zu markieren, lehnte sich in seinen Stuhl zurück und hob die Stimme. „Sieh mal einer an, wer sich da blicken lässt. Der goldene Ritter, pardon, Ex-Ritter höchstpersönlich. Ich hatte mich schon gefragt, wo du abgeblieben bist. Immerhin warst du es doch, der die unschuldige Schönheit in unsere Welt gebracht hat, oder?“ Er lächelte, dunkel und wissend.
Nikolaj biss sich auf die Zunge, konnte den metallischen Geschmack von Blut in seinem Mund schmecken, der ihn nur noch mehr anstachelte. Mit der flachen Hand schlug er auf das Holz. „WO – IST – SIE?!“
Merkas antwortete nicht.
Er gab ein dunkles Knurren von sich, wand sich um und hastete aus dem Zimmer. Gedämpft nahm er wahr, dass Merkas irgendeinen Befehl abgab und sich Schritte an ihn hängten, nicht von einer einzigen Person, sondern von mehreren.
Er hastete durch die roten, von Neon- und Schwarzlicht beleuchteten Korridore und lief gerade um eine Biegung Richtung der marmornen Treppe, als jemand in ihn hineinlief und ihn leicht nach hinten stieß. Gerade als er, wen auch immer, von sich stoßen und wüst anblaffen wollte, stockte ihm der Atem, sodass jegliche Äußerung in Stummheit erstickte.
Es war Gwen. Das Gesicht kreidebleich, eine Schnittwunde auf der Wange, aus der Blut hervorquoll, die Augen geweitet und seltsam transparent, als wäre sie nur zur Hälfte an diesem Ort. Ohne den Blick zu senken, erkannte er, dass ihr Körper, der in einem aufreizenden Hauch roten Nichts steckte, über und über mit feinen Schnittwunden übersäht war.
Sie stand vor ihm, war verletzt, zitterte und ihr Blick, wie sie ihn ansah. Er glaubte nicht, dass er diesen Moment, diesen Ausdruck auf ihrem Gesicht je wieder vergessen würde. Noch während er das dachte, zerriss etwas in seinem Inneren - noch mehr, als bereits geschehen. Er fühlte, wie es zerbarst und es ihn schmerzhaft danach verlangte, sich zusammenzukrümmen.
„Nikolaj!“ Merkas Stimme drang widerhallend, die im Hintergrund laufende Musik übertönend, an seine Ohren.
Hastig sah er über seine Schulter. Es dauerte nur einen Sekundenbruchteil, dann waren seine Gedanken klar. So klar, dass er wusste, was zu tun war.
Er öffnete ein Portal, sah Gwen ein letztes Mal in die Augen, ehe er sie rücklings durch das Portal stieß und nur noch er, der Schmerz in seinem Inneren und Merkas Rufe zurückblieben.
Als Gwen verschwunden war, drehte er sich langsam in die Richtung um, aus der Merkas und seine Männer kamen. Sein Blick durchbohrte den älteren Sensaten voller Hass, obwohl er gleichzeitig durch ihn hindurchsah, weil er nichts richtig sah, außer Gwens Gesicht, das sich auf seine Netzhaut gebrannt hatte.
„Ja, du hast sie hierhergebracht. Und nun bist du auch noch derjenige, der sie wieder fortgebracht hat“, spie Merkas mit bohrendem Unterton aus, während er ein Stück weit vor ihm haltmachte. „Hier“, er tat eine ausladende Geste mit den Armen, „befindest du dich auf meinem Territorium. Sie hat sich auf meinem Territorium befunden. Wann und ob sie wieder von hier fortgeht, liegt bei mir. Einzig bei mir . Daran hättest du denken sollen, bevor du sie in unsere Welt bringst und von der Leine lässt. Oder wolltest du sogar, dass ich sie finde? Du kannst wohl kaum behaupten, du hättest nicht damit gerechnet, dass jemand von uns sie findet, wenn du sie auf unserem Grund und Boden aussetzt, wie ein kleines Hündchen?“
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