„Ich werde es mal ins Auge fassen. Danke sehr sie dürfen gehen!“
Er gibt Backes einen Wink und der bringt mich wieder zurück in unsere Kabine.
„Wollen sie mich wieder einsperren? Oder darf ich mich frei bewegen?“
„Sie dürfen sich in den Freizeiträumen aufhalten und werden gebeten die Arbeitsbereiche zu meiden!“
„Ich will ja nicht motzig werden aber ich dachte ich wäre hier Gast?“: beschwere ich mich.
„Sind sie auch, nur erfordern die Umstände eben sehr viel Vorsicht und Fingerspitzengefühl. Stellen sie sich mal vor was passiert wenn wir Ihnen jetzt alle unsere Pläne verraten und sie das dann brühwarm ihren Alienfreunden erzählen. Deshalb müssen wir sie weitestgehend von allen taktischen Informationen fernhalten. Sind sie jetzt zufrieden?“: erklärt er seine Gründe.
„Ja ich verstehe, es ist eben nun mal meine Natur neugierig zu sein... So ich gehe jetzt in den Freizeitraum und werde dort weiter arbeiten!“
„Einverstanden. Wenn es etwas neues gibt wird der Captain es sie wissen lassen“.
Ich nicke und gehe in den Freizeitraum. Zum Schreiben hab ich eigentlich keine Lust. Lesen kann ich nicht, zumindest keine französischen Bücher und zum Kartenspielen fehlt mir die Muße. Also gehe ich wieder in mein Quartier und lege mich aufs Bett. Nicht mal PinUps hängen an der Wand. Ich würde jetzt wahnsinnig gerne mit Carina schmusen und die Zeit totschlagen, aber leider ist sie nicht hier. Doch meine Phantasie kann sich lebhaft vorstellen wie toll es jetzt mit ihr wäre. Also gehe ich an den Laptop und baue ein paar „heiße Szenen“ in mein Manuskript ein. Als ich das hinter mir habe, fange ich noch an ein „Logbuch“ zu führen. Ich vermerke darin alles was mir auffällt und so passiert.
Zu den Schiffen im Ärmelkanal fällt mir aber wirklich nicht viel ein. Keine Ahnung was das jetzt zu bedeuten hat. Wahrscheinlich sind es irgendwelche Leute, die den Krieg überlebt haben und jetzt ausschwärmen um sich eine neue Heimat zu suchen. Ich will mich mit solchen „Kleinigkeiten“ gar nicht erst rum ärgern, sondern überlasse das dem Captain. Soll der sich drum kümmern. Ich bin in ein paar Tagen am Amazonas und alles andere ist jetzt erstmal zweitrangig.
So vergehen die Stunden und ich langweile mich zu Tode. Ich ziehe mich irgendwann um und mache etwas Sport. Meine Wing Tsun Kumpel treffe ich nicht an und muss mein Training daher alleine durchführen. Danach dusche ich mich und gehe einen Happen essen.
Dieser Ablauf wiederholt sich tagein tagaus bis ich nach 4 Tagen zum Captain gerufen werde.
Er unterstellt mich Leutnant Backes, damit dieser mir zeigt wie ich aus dem Boot raus komme.
Es folgen drei Tage lang Unterweisungen. Ich bekomme erklärt wie man das Miniboot steuert. Eine
Einweisung zu Thema tauchen und noch ein paar Typs zu den Tücken der Technik.
Dann am Ende des dritten Tages komme ich zum Captain und werde verabschiedet.
„So Mr. Schneider. Wir haben unser Ziel erreicht und jetzt müssen sie leider aussteigen. Bis zur Basis sind es noch etwa 5 km. Das sollte zu schaffen sein. Wir werden sie in genau zehn Tagen wieder hier abholen. Leutnant Backes hat Ihnen ja erklärt wie wir das in etwa bewerkstelligen und mir bleibt eigentlich nichts weiter als Ihnen viel Glück zu wünschen und das sie ihre Mission erfolgreich beenden werden!“
„Na vielen Dank für alles und bis dann in zehn Tagen. Ach ja bevor ich es vergesse, was für Schiffe waren es denn nun im Kanal?“
„Wir wissen es nicht- noch nicht, auf dem Rückweg werden wir es bestimmt erfahren!“
„O.k. dann mach ich mich jetzt mal auf den Weg!“
„Wir werden sie noch begleiten bis in den vorderen Torpedoraum. Wie es dann weitergeht wissen sie ja“.
Ich nicke und wir gehen dann zusammen Richtung Ausgang.
Im Torpedoraum ziehe ich meinen Taucheranzug an und schultere die Luftflaschen. Ich ziehe mir die Maske über und die Flossen. Ein letzter Test... alles funktioniert. Dann gebe ich allen noch einmal die Hand und kletterte dann in das enge Rohr. Besser gesagt ich werde geschoben. Dann beginnt der Ausstieg. Während ich in die Röhre eindringe höre ich noch wie es von draußen zu mir hinein schallt.
„Ausstiegstiefe erreicht, Tiefe, 15m. Boot steht in der Strömung, Richtung 270°. Alles bereitmachen zum Ausstoß!
Dann fällt die Luke zu und ich bin alleine. Es ist dunkel aber warm. Nach etwa 10 Sekunden wird geflutet. Das warme Wasser strömt von unten und füllt die Röhre innerhalb weniger Sekunden.
Jetzt atme ich ruhig und sachte durch meinen Lungenautomaten. Es ist eine Spezialanfertigung für Kampftaucher. Das ausgeatmete Gas wird durch eine Kalipatrone geschickt und mit Sauerstoff angereichert. Dadurch verhindert man das Aufsteigen von verräterischen Luftblasen.
Als die Röhre gefüllt ist beginne ich im Wasser zu schweben, kurz danach öffnet sich die Mündungsklappe und ich sehe ganz schwaches Licht. Das Wasser ist etwas getrübt und strömt mir entgegen. Ich wedele mit den Beinen auf und ab und hangele mich mit den Armen aus dem Torpedorohr heraus. Als ich es geschafft habe, greife ich an meinem Gürtel und ziehe ein Messer heraus. Ich muss aufpassen dass ich mich an der Mündungsklappe festhalte um nicht von der Strömung vorgetrieben zu werden. Mit dem Knauf des Messers klopfe ich gegen das Boot und warte. Nach ein paar Augenblicken öffnet sich die Mündungsklappe des darunter gelegenen Torpedorohres. Dort ist mein Boot drin. Ich ziehe es an einer Leine aus dem Rohr und „sattle“ auf. Ich klopfe noch einmal mit dem Messer auf die Außenhaut und dann gebe ich Gas. Der Elektromotor springt an und ein Wasserstrahl strömt aus der Antriebsdüse. Ich werde merklich beschleunigt und fange an mit dem Ruder zu spielen. Der U-Wasserjet kommt auf Touren und bringt mich gut voran. Irgendwelches Grünzeug kommt mir entgegen und verfängt sich kurz in meinem Gesicht. Ich drücke den Steuerhebel nach hinten und steige auf. Es wird schnell heller und dann tauche ich auf. Mein Boot und ich springen kurz aus dem Wasser und dann geht es auch gleich weiter.
Jetzt sehe ich wo ich bin. Mitten auf dem riesigen Fluss, um mich herum ist nur Wasser und ich erkenne unscharf das Ufer. Die Wellen platschen gegen mein Visier und ich drossele etwas das Tempo. Jetzt kann ich mich besser orientieren und blicke mich erstmal um. Von der Avignon ist nichts zu sehen, überall nur der Amazonas und der Urwald. Am Himmel sehe ich Vögel, aber sie sind weit weg. Über dem Wald liegt noch etwas Nebel der durch den Wind zerfranst wird, wenn er über die Gipfel der Bäume bläst.
Ich bin also wirklich kurz vor meinem Ziel. Jetzt sehe ich nach vorne um eventuell etwas von meinem Ziel zu sehen. Doch die Sicht ist zu sehr vom morgendlichen Nebel versperrt. Es muss kurz nach Sonnenaufgang sein. Ein kurzer Handgriff am Gashebel und schon rausche ich davon. Immer tiefer und tiefer in die Mündung des Flusses. DuPont hatte mir gesagt es wären nur 5 Kilometer bis zum Außenposten der Aliens. Da ich keinen Kilometerzähler habe, bleibt mir nichts anderes übrig als einfach immer weiter zu fahren. Meine Geschwindigkeit kann ich nur schätzen vielleicht 20/25 km/h.
Ich fahre also ziemlich mittig auf dem Fluss und setze ab und zu mal ab um mir einen Überblick zu verschaffen. Nach etwa einer ¾ Stunde sehe ich den Ort meiner Bestimmung. Ich bin überwältigt. Über dem Fluss ist eine riesige Stadt entstanden. Ich erkenne sie schon von weitem. Zuerst war ich getäuscht, weil ich dachte das weiße, silbrig glänzende wäre noch der Rest des Morgennebels. Aber bei näherer Betrachtung erkenne ich das es etwas künstliches ist. Ich fahre immer näher heran und erkenne nach und nach die Details. Ich sehe so etwas wie eine Satellitenschüssel und Antennen. An den Seiten sitzen Lasertürme und Sensoren. Man müsste mich eigentlich längst entdeckt haben, denke ich mir.
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