„Wenigstens ist das Essen wie auf einer Kreuzfahrt!“
„Ja natürlich. Wir Franzosen wissen wie man lebt. Savoir vivre!“
„Wann fahren wir denn eigentlich los?“
„Wir fahren seit sie an Bord sind. Den Hafen haben wir längst verlassen!“
„Man merkt gar nichts. So ruhig wie das Schiff liegt!“
„Das ist Absicht. Je unauffälliger wir voran kommen ums o besser. Ein lautloser Jäger der Meere! Mit diesem Schiff hätten wir jedes Gefecht gewonnen. Lautloses anschleichen und blitzschnelles zuschlagen um danach wieder sang und klanglos abzutauchen“.
„Sind wir unter Wasser?“
„Noch nicht. Sobald wir die offene See erreicht haben gehen wir auf Tiefe“.
„Wie viel hält das Boot denn aus?“
„Das soll ihnen der Captain sagen, er mag es nicht wenn jemand Außer ihm etwas ausplaudert. Er ist halt der Captain!“
„Aber sie sollen mir doch das Schiff zeigen und so. Hat der Captain befohlen!“
„Na schön. Laut Handbuch können wir 2000 Meter tief tauchen“.
„Was! So tief!“
„Ja. Es war eine der Grundforderungen, so tief abzutauchen um unerkannt abzuhauen. Wir haben damit zwei Möglichkeiten um uns in Sicherheit zu bringen. Einmal der SK-Antrieb und dann die enorme Tiefe. Kein Gegner würde uns in dieser Tiefe vermuten oder bekämpfen. Das ist ja der Trick. So tief abzutauchen das man für tot erklärt wird...“
„...um dann wieder aufzutauchen wo es niemand erwartet. Da habt ihr euch ja mal was einfallen lassen! Wie schnell läuft das Boot jetzt?“
„Jetzt ist der normale Antrieb in Betrieb. Das ist der Nachteil. Wir müssen um stabil zu bleiben kleine Flossen ausfahren und können mit maximal 21 Knoten fahren. Auch dauert es sehr lange bis wir eine vollständige Wende gemacht haben!“
„Man kann eben nicht alles haben, aber ich denken die Vorteile überwiegen die Nachteile bei weitem!“
„Ja auf jeden Fall. Die Engländer haben die Klasse als „the rubber“ bezeichnet, den Radiergummi. Das ist beinahe noch besser als „Unicorn“- Einhorn. Mit diesem Boot kann man sich mit einer ganzen Armada anlegen und versenken. Stellen sie sich mal vor, einen Angriff mit K-Torpedos aus fast 2 km Tiefe. Noch bevor das feindliche Sonar überhaupt peilt was da auf sie zukommt, schlägt der Aal ein und versenkt das ganze Schiff mit einem Treffer!“
„Irgendwie ist das schon seltsam. Wir benutzen das mit Abstand kampfstärkste U-Boot auf dem Planeten um auf eine Friedensmission zu gehen, von der vielleicht das Schicksal der Menschheit abhängt. Ist das nicht paradox!“: sage ich dann.
„Na ja ich sag mal so.... Ein Schäfer der seine Herde nicht beschützen kann ist nicht viel wert. Ohne das Potential hart zuzuschlagen wäre er den Wölfen unterlegen!“
„Deswegen muss es ein Tiger sein... aber einer der kein Fleisch frisst sondern Gras!“
„Wie meinen. Warum Gras fressen. Das raucht man doch!“
Wir lachen beide, aber ich glaube mein Gegenüber weiß gar nicht welche Bedeutung seine Worte in meinen Ohren haben. Ein Raubtier als Hirte. Ein Raubtier das sich umgestellt hat auf Gras. Das werde ich auf jeden Fall in mein Buch einbauen.
Ich esse mein vegetarisches Menü auf und dann zeigt Leutnant Backes mir das Schiff. Direkt hinter der Messe liegt der mittlere Torpedoraum. Auf der mittleren Ebenen. Je schwerer etwas ist, desto weiter unten liegt es. Ganz unten sind die beiden Reaktoren. Sie liefern laut den Angaben meines Führers je 217 MW Leistung. Natürlich darf ich da nicht hin. Ist alles mit Blei verkleidet und automatisch gesteuert. Die Torpedos sehe ich auch nicht. Backes meint es wäre nicht so wichtig. Ich sehe nur Schaltpulte und Monitore. Niemand redet hier. Eine angenehme Abwechslung zum Kasernenhofgeplärre beim deutschen Heer. Wir gehen weiter und kommen zu den Raketensilos. An der gepanzerten Tür stehen zwei Wachen mit Famas Sturmgewehren und sichern diesen Bereich.
„Warum bewachen sie eigentlich die Raketen mit bewaffneten Posten?“
„Sie dürfen sich geehrt fühlen. Die sind NUR wegen Ihnen hier. Vertrauen ist gut – Wächter sind besser. Wer weiß ob sie wirklich der sind, für denn sie sich ausgeben!“
Eine Wache läuft hinter uns und behält mich im Auge.
„Im Ernst?“
„Nein. Ich mache nur Witze. Wir bei der französischen Kriegsmarine sind doch überall bekannt für unseren englischen Humor! .... Klar meine ich es ernst. Seit wann ist denn der Krieg ein Spaß. Ihr Deutschen tstststs!“
Unter der Bewachung meiner bewaffneten Eskorte, durchqueren wir also diesen sensiblen Bereich.
Es sind nur 12 Raketensilos. Etwas wenig für ein U-Boot.
„Warum habt ihr nur 12 Raketen?“
„Mehr Platz hat man nicht gehabt. Aber es ist besser 12 Volltreffer zu landen als 24 Raketen auf den Grund des Meeres versenkt zu bekommen“.
Ich nicke und muss an Rambo III denken: „Es ist besser fünf Löwen zu schicken als fünfhundert Schafe!... wie wahr!“
„Warum hat man eigentlich ein so neues Boot, schon in der Erprobungsphase, mit Raketen bestückt!“
„Das war ein Teil des Test in der zweiten und dritten Phase! Wegen des Schwerpunktes. Der musste erst ermittelt werden. Man kann das Gewicht und vor allem die Verteilung nicht 100% simulieren. Deshalb hat man uns nach der ersten Probefahrt scharfe Waffen mitgegeben. Damit wir die richtige Balance ermitteln können“.
„Und waren sie erfolgreich?“
„Wie sie sehen. Sonst würden sie jetzt auf der Decke gehen. Oben wäre unten“.
Wir erreichen das Ende des Raketenbereiches und Backes klopft per Knopfdruck an der Panzertür an. Nach ein paar Sekunden öffnet sich die Tür und wir drei durchschreiten die Schwelle. Ein Soldat überprüft uns mit einem Geigerzähler und notiert die Werte in einem Protokoll.
„Damit mir merken ob sich ihre Werte erhöhen!“: erklärt mir der Leutnant. Mein Bewacher stellt sich zu seinen Kameraden und wartet dort auf meine Rückkehr. Soviel Vorsicht finde ich schon fast beleidigend, aber gut... ich bin ja auch nur Gast und habe meine Reise bald hinter mir. So oft wollte ich ja auch nicht mit Nuklearwaffen flirten.
Dann kommen wir in den Maschinenraum. Auch hier sehe ich fast nichts außer Konsolen und Monitore auf denen man das Boot sieht. Als Schema und nur angedeutet. Die Reaktoren laufen mit 1/3 ihrer Leistung und man hört fast nichts. Bis eine Meldung auf dem oberen Rand des Displays erscheint. Auch über den Schotts leuchtet die Schrift.
„Boot klarmachen zum Tauchen. In 60 Sekunden 59 58....!“
Über Kopfhörer bekommt der Leitende Ingenieur seinen Befehl vom Captain. Der LI wiederum macht einige Einstellung mit einem Lightpen auf dem Bildschirm vor sich. Backes sieht mich an und meint:„ Wir vermeiden jedes unnötige Geräusch! Das macht es umso schwerer uns zu entdecken!“.
„Das bin ich gar nicht gewöhnt!“: flüstere ich bedächtig. Keiner sagt mehr etwas. Man hört fast nichts. Vielleicht ein ganz leichtes Rauschen.
„Hören sie das Rauschen?“
„Ja. Woher kommt das?“
„Unsere Spezialisten vermuten das es das Blut ist, das durch ihre Ohren strömt.... Könnten aber auch einige Geräte hier sein“: flüstert er grinsend.
Ich versuche darüber nachzudenken und sehe dem Countdown zu. Jetzt höre ich etwas. Das Wasser das in die Ballasttanks hinein strömt. Das Boot neigt sich zum Bug hin und ich bemühe meinen Gleichgewichtssinn um nicht umzufallen. Auf dem Bildschirm sehe ich wie sich die Tanks füllen und die Reaktoren hochgefahren werden. Das Boot neigt sich nach vorne und die Geschwindigkeit erhöht sich. Der LI stellt alles per Lightpen ein. Kein Geschrei wie in den U-Boot Filmen. Alles geschieht digital und ohne viel Wind zu machen. Wie eine Raubkatze auf der Jagd.
Auf dem Bildschirm sehe ich unsere Tiefe. 32,33,34,35....72,73,74, Meter dann wird ausgependelt Tiefe 75 Meter, Geschwindigkeit 17Knoten, Kurs 260 °,Reaktor I läuft mit 42,3% Nr. II mit 40,9%. Das war es. Jetzt ist erst mal wieder Warten angesagt.
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