Eigentlich kann sowas nicht funktionieren. Oder der Kommunismus in der UdSSR. Wieso hat das nicht geklappt? Ich denke nach und dann kommt mir der Gedanke woran es lag. Diese Systeme waren eigentlich Diktaturen, den Begriff sozialistisch oder kommunistisch haben sie nur auf dem Papier genüge getan und das ist ja bekanntlich sehr geduldig.
Vielleicht wäre die Sache anders gelaufen, wenn Hitler die USA angegriffen hätte und nicht die Russen. Wenn die Sowjets nach dem Krieg die rote Armee abgeschafft hätten... wer weiß. Aber es ist auch egal was gewesen wäre wenn. Aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen ist wohl der einzige Trost der einem bleibt wenn man zurück sieht. Ich gehe sogar noch weiter und behaupte das es nötig ja unumgänglich war, das Hitler und Stalin an die Macht kamen.
Dann gehe ich an den Arbeitstisch und schnappe mir den Laptop. Ich schalte ihn an und warte. Alles ist hier auf Französisch, etwas ungewohnt aber kein Problem. Ich öffne ein Textverarbeitungsprogramm und krame meine Notizen aus der Tasche. Dann lese ich sie und korrigiere Fehler und schlechte Formulierungen. Für meine Königin ist das Beste gerade gut genug und deshalb mache ich mir auch die Mühe. Mit flinken Fingern fange ich an den Text abzutippen. Die Zeit vergeht wie im Fluge. Ich lehne mich ab und zu zurück und lese mir alles mehrmals durch. Meine Augen werde müde und ich reibe sie mehr als einmal. Die Story baue ich so real wie möglich auf, damit ich mir weniger aus den Fingern ziehen muss. Dass vereinfacht die Sache aber keineswegs.
Ich muss ständig neue Personen einbauen und auch noch witzig sein. Eine Scheißarbeit ist das manchmal, dann wenn ich eine schwierige Passage gemeistert habe geht es wie von alleine weiter
Je weniger ich versuche krampfhaft überzeugen zu wollen und einfach ich selbst bin, desto leichter fällt es mir die passenden Worte zu finden und aufzuschreiben.
Irgendwann bin ich müde und speichere den Text. Als mich der Computer frägt unter welchem Namen ich das Buch speichern möchte fällt mir erst gar kein würdiger Name ein.
Was könnte man da nehmen: „der längste Liebesbrief der Welt“, „der dritte Weltkrieg und die Zeit danach“, „wie erschaffe ich Utopia?“, „mein Kampf gegen die Realität“, ... ich habe Dutzend Ideen und keine ist wirklich brauchbar. Es muss kurz und prägnant sein. Ich nennen es dann einfach „Buch I“ und speichere es auf der Festplatte. Mir wird schon noch ein passender Titel einfallen. Kommt Zeit kommt Rat!
Jetzt lege ich mich aufs Bett und spiele in Gedanken durch, wie es wohl sein wird. Wie diese Aliens wohl aussehen und wie ihre Basis aussieht. So mitten im Urwald an einem Fluß gelegen und von Bäumen umgeben. Aber so richtig vorstellen kann ich es mir nicht. Dazu fehlen mir einfach die Impressionen und Erinnerungen. Ich muss ständig an die vielen Toten denken und das ganze Elend, das diese „Arschlöcher“ hier veranstaltet haben. Es grenzt an ein Wunder, dass überhaupt jemand überlebt hat und jetzt soll ich hier den Friedensstifter mimen und alles wieder ins Lot bringen.
Ich denke nach und stelle fest, dass meine Neugier stärker ist als meine Rachsucht. Die Möglichkeit mit etwas so neuartigem in Kontakt zu treten ist faszinierend und erhebend zugleich. Was die alles wissen müssen.
Mitten in meine Träumerei platzt mein Zimmerkumpel herein.
„Hallo, na ist der Dienst jetzt zu Ende!“
„Ja,.. endlich. Ich freue mich schon auf mein Bett. Wie ich sehe wurde es auch schon angewärmt“.
„Hmmh.. dann muss ich es wohl räumen?“
„Ja tut mir Leid aber ich will mich jetzt hinlegen. Sie können sich ja etwas im Sportraum austoben oder im Freizeitraum Schach spielen oder lesen. Wir haben hier nicht nur effektive Waffen, wir haben auch einiges um die Zeit tot zu schlagen“
„Hahaha“: muss ich lachen, „O.k. ich werde mich mal umsehen. Gute Nacht“.
Ich verlasse den Leutnant und stehe wieder auf dem Gang. Ein paar Crewmitglieder gehen ebenfalls mit müden Augen in Richtung ihres Quartiers. Ein typischer Schichtwechsel an Bord eines U-Bootes.
Ich begebe mich auf Wanderschaft durch das Boot und suche mir einen Platz zum „Zeit totschlagen“
Nach etwa 20 Minuten komme ich am Ziel meiner Suche an, der Freizeitraum.
Fünf Matrosen sitzen hier und vertreiben sich die Zeit. Eine Pokerrunde hat sich an einem runden Tisch platziert und frönt ihrem Spieltrieb.
Ich stelle mich dazu und werde von einem Offizier angesprochen.
„Bonjour Monsieur est ce que vous voulez jouer avec nous?“
„Oh non merci. Je n’aime pas cet jeux. Merci!“
Ich hatte noch nie viel übrig für solche „Glücksspiel“ und außerdem macht Poker nur Spaß wenn man etwas setzt was auch von Wert ist. Ein paar Streichhölzer oder Plastikchips sind da denkbar ungeeignet. Wo soll da auch der Reiz liegen, ein Spiel zu spielen bei dem es nichts zu verlieren gibt kann man auch nicht wirklich gewinnen. Der Reiz kommt doch erst dann auf wenn man wirklich etwas verlieren kann. Ich frage deshalb nach was denn der Einsatz sei. Als Antwort kommt nur ein Schulterzucken und der Matrose hält mir einen Chip vor die Nase.
AH ha also nur zum Spaß, hab ich mir gleich gedacht. Ich sehe mich also weiter um und beobachte einen Offizier dabei, wie er versucht ein Buch zu finden, das ihn interessiert. Scheinbar keine leichte Aufgabe, wenn man schon viel gelesen hat. In einem Nachbarraum befindet sich der Trainingsraum. Ich höre schon durch die Tür wie sich jemand dahinter betätigt. Als ich sie öffne, erkenne ich die Quellen des Geräuschs. Es sind zwei junge Sportler und einer mittleren Alters. Die beiden jungen machen Liegestütze und Dehnübungen. Ich begrüße sie und sehe zu.
Ich erkenne dann auch eine Holzpuppe, wie man sie in Kampfsportschulen benutzt. An dieser macht der altere von den dreien einige Übungen. Er wird immer schneller und das Holz knackt und klappert unter der Wucht der Schläge. Ich erkenne einige Bewegungen aus meinem Wing Tsun Kurs.
Prima hier kann ich also weiter üben. Als der Mann fertig ist wendet er sich mir zu und begrüßt mich.
„Bon jour Monsieur, Sie müssen der Major sein, unser wichtiger Passagier!“
„Ja stimmt. Sie können ja auch Deutsch!“
„Ich war als junger Mann öfters in Deutschland, meine Verwandten wohnen in Baden-Baden. Dort gibt es eine berühmte Kampfsportschule in der Nähe von Heidelberg. Da habe ich es gelernt!“
„Was denn. Deutsch oder Wing Tsun?“
„Beides. Zur selben Zeit! Kennen sie Wing Tsun?“: will er wissen.
„Etwas. Ich kann nur die 1. Form. Die Siu Nim Tau und etwas von der zweiten!“
„Wollen sie mit uns trainieren?“
„Gerne. Ich würde gerne etwas von Ihnen lernen!“
„O.k. Dann machen sie sich mal warm. Kettenfauststöße und ein paar Dehnübungen!“
Ich lege alles ab bis ich nur noch im Unterhemd, Hose und Schuhen dastehe. Beim WT kann man die anbehalten, zumindest bei den Übungen, die ich kenne. Während ich ablege beginnen die beiden jüngeren mit Chi Sau, die effektivste Übung die man machen kann. Wer diese Übung regelmäßig durchführt verändert dadurch seine neurologischen Reaktionen. Statt mit den Augen zu arbeiten, verlässt man sich auf seinen Tastsinn. Die Impulse aus den Händen gehen dann direkt ins Rückenmark und nicht ins Gehirn. Dadurch verkürzt sich die Reaktionszeit um einiges.
Mir wird ganz schwindlig nur vom Zusehen. Die beiden geben richtig Gas und steigern das Tempo immer mehr. Dann beginne ich damit mich warm zu machen und zu dehnen. Der Sifu ( Lehrer ) kommt zu mir und sagt:„ Ich möchte mich erstmal vorstellen. Ich bin Jean Leduc, ich bin hier an Bord einer von den Ingenieuren. Sie sind Major Schneider!“
„Ja aber eigentlich, ach egal ja o.k. ich bin das. Mein Vorname ist Stephan. Sagen sie mal welchen Grad haben sie eigentlich?“
Читать дальше