Oliver Stapel - Orest im deutschen Herbst

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Orest im deutschen Herbst: краткое содержание, описание и аннотация

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Die Pubertät gehört zu den euphorischsten und kläglichsten Wegstrecken in dem Prozess, der Individualisierung und Sozialisierung in einem unmöglichen Spagat abschließt. Otto Rest ist der vaterlos Heranwachsende, der sich von seiner Mutter befreien will und dafür mit dem Verlust der Identität bezahlt. In diesem Spannungsfeld zwischen Konformität und Selbstfindung bewegt sich die Handlung, die mit dem Tod der Mutter ihren Höhepunkt findet. Die Handlung spielt in den Jahren 1976 und 1977, also zu einer Zeit, in der die in den 68er Jahren begonnene Identitätskrise der deutschen Gesellschaft mit dem deutschen Herbst ihren gewaltsamen Abschluss fand.

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Ab und zu mußte ich den Topf wieder nachfüllen, dann schütteten sie wieder Salz nach, sie würgte und zuckte und litt, aber das war ja nichts Neues, ich sah zu, wie das Wasser aus dem Trichter durch den Schlauch in ihren Hals lief, wieder und wieder, irgendwann wurde ihr Zucken stärker, sie drehten sie zu zweit über den Eimer und ließen einen eklig riechenden Brei auslaufen, jedesmal, wenn sie sie über den Eimer gehalten hatten, machte der zweite Sanitäter ein Kreuzchen in die Strichliste, so ging das eine ganze Zeit lang, schließlich war die Flüssigkeit, die aus ihrem Magen kam, nur noch das Wasser, das sie ihr vorher reingeschüttet hatten, ich mußte nochmal Wasser bringen, sie machten Aktivkohle rein und schütteten es ihr in den Schlund, „Des is jetzt zum Neutralisieren,“ sagte der Sanitäter, sie zogen ihr den Schlauch aus dem Hals, „Wo hat Ihre Mutter denn ihr Bett?“ fragten sie mich, „Ähm, hinter Ihnen,“ antwortete ich. Sie trugen sie in ihr Schlafzimmer und legten sie hin, ein alter Kleiderschrank stand auf der linken Seite, ihr Bett, ein Doppelbett, direkt gegenüber, sie legten sie hin und schoben ihr das Kopfkissen unter den Kopf, der Sanitäter nahm noch einmal ihren Puls, dann stoben sie aus der Wohnung. „Ab und zu mal checken, wenn nochmal was ist bitte gleich anrufen,“ hörte ich sie noch sagen, dann fiel die Tür hinter ihnen zu, Stille breitete sich aus, ich sah die Abdrücke ihrer Stiefel auf dem Boden und einen Abdruck an der Tapete, in ungefähr fünf Zentimeter Höhe, wo der Absatz des Stiefels längere Zeit dagegen gedrückt hatte, ich sah in ihr Zimmer, sie lag da und atmete reglos, ab und zu hörte ich klickende oder schmatzende Geräusche, es war unheimlich. Ich drehte mir eine Zigarette und ging durch die Küche auf den Balkon, wo ich fröstelnd rauchte, es war schon fast dunkel, die Kippe hatte einen faden Geschmack auf der Zunge, selbst der Tabak roch nicht mehr gut, ich drehte mir eine zweite, ich mußte noch Hausaufgaben machen, ich ging zur Tür ihres Zimmers und sah hinein, sie lag da wie zuvor, sie atmete, ich ließ die Tür auf und drehte überall die Heizkörper hoch, nach einiger Zeit fing die Heizung an zu klopfen, ich ging in die Küche und sah im Brotkasten nach, es war noch ein kleines Stück Brot übrig, ich ging an den Kühlschrank, es gab noch Margerine und etwas Aufschnitt, lustlos schmierte ich mir ein Brot, sie sagte etwas, „Otto,“ hörte ich sie schwach sagen, ich ging kauend in ihr Zimmer, sie versuchte sich aufzurichten, ich bemerkte, dass ihre Strickweste an einigen Stellen übel versabbert war, „Otto,“ sagte sie wieder, „ich habe es nicht mehr weit, bald habe ich diesen Kelch ausgetrunken, Gott sei Dank!“ kauend sah ich sie an, sie versuchte, sich zuzudecken, es klappte nicht sonderlich gut, „Bitte hilf mir mal!“ befahl sie, ich deckte sie zu, „Pass doch auf, du versaust mir ja das ganze Bett,“ fuhr sie mich an, soviel Kraft hatte sie noch.

Der Sabber auf ihrer Weste stank, sie schien den Geruch langsam zu registrieren, „Was ist passiert?“ fragte sie, ich biss in mein Brot, der Appetit war mir schon lange vergangen, aber die Bauchschmerzen hätte ich nicht gebraucht. „Weiß nicht,“ sagte ich, „du hast auf dem Flur gelegen …“ – „Wie bitte?“ sagte sie, „Du hast im Flur gelegen!“ sagte ich laut, ich wurde wütend, alles was mir jetzt noch fehlte war diese Schauspielerei, „Mir geht es in letzter Zeit nicht gut,“ sagte sie, da war sie wieder, die Contenance, ab hier hätte man ihr nicht mehr zuhören brauchen, aber das konnte ich ihr natürlich nicht sagen. „Sage deinem Vater, dass ich ihm verzeihe, auf der Ablage findest du einen Brief und ein bißchen Geld,“ sie schniefte und presste ein paar Tränchen raus, „Ich sehne den Tag herbei, an dem ich vor meinem Schöpfer stehe, und dann werde ich ihn fragen, Herr, warum hast du mir das angetan, womit hatte ich das verdient, weißt du, Otto, deine Generation hat es so gut, für euch ist alles selbstverständlich, aber wir haben gehungert, wir sind barfuß zur Schule gelaufen, ich mache dir keinen Vorwurf, aber vielleicht hilft es dir ja, mich zu verstehen. Ich kann einfach nicht mehr, ich will nicht mehr,“ dramatisch hauchte sie den letzten Satz aus.

„Ich muß noch Hausaufgaben machen,“ sagte ich und ging in mein Zimmer, es roch leicht muffelig und ich öffnete das Fenster. Leute gingen in der Dunkelheit, ich konnte sie nicht erkennen, sie schienen es eilig zu haben, ich setzte mich an meinen Schreibtisch, neben dem Tisch drängte sich die Tapete des Vormieters in mein Bewußtsein, eine altmodische, mit floralen Ornamenten verzierte Biedermanntapete, die fast vollständig vergilbt waren, weil der Vormieter hier vierzig Jahre geraucht hatte, bevor er von einem Auto überfahren wurde, solche Sachen werden einem im Treppenhaus erzählt, mit bedeutungsvollen Blicken, „Stellense sisch des emol vor!“ Ich versuchte es mir vorzustellen, ein alter Sack, die Hände gerade noch in der Lage, die HB zum Mund zu führen, vielleicht war er auf dem Weg zum Kiosk, um eine neue Packung zu kaufen, niemand wusste, wie er an das Geld für drei Packungen am Tag kam, ein Auto fährt auf ihn zu, der Fahrer, „noch kä Zwanzisch,“ fährt viel zu schnell, träumt oder sucht einen anderen Sender, man weiß es nicht, ein Aufprall, erschrocken reißt der Fahrer das Steuer rum, rammt sein Auto fast in eine Hauswand, damals gab es noch sehr viel weniger parkenden Autos am Straßenrand.

Der Raucher war auf der Stelle tot, die Wohnung wurde frei, es war Zufall, die Miete war nicht sehr hoch und wir konnten die Einrichtung übernehmen, eine alte Resopalküche, die Möbel und den Fernseher, ein Schwarz-Weiß-Gerät von Telefunken. Ich konnte in meinem Zimmer rauchen, wenn ich es wollte, es roch sowieso immer nach Rauch, aber ich ging meistens auf den Balkon, die Wohnung war nicht renoviert, da wird die Miete gleich teurer, hatte der Vermieter gesagt, es war ein altes Haus, in den Zwanzigern oder Dreißigern gebaut, genau wie die anderen links und rechts und gegenüber, hier war im großen Stil Wohnraum geschaffen worden, ich kruschte in meinem schwarzen Aktenkoffer nach dem Heft, in das ich die Hausaufgaben notierte, ich fand es nicht, aber ich war sicher, dass da etwas war, nur was, „Otto,“ hörte ich es aus dem anderen Zimmer, ich verdrehte die Augen, „Das gibt’s doch nicht,“ entfuhr es mir und ich ging unwirsch in ihr Zimmer, „Entschuldige, wenn deine Mutter sich erdreistet, dich um einen Gefallen zu bitten,“ sagte sie, „Ich habe extra gewartet,“ fuhr sie fort, „um zu sehen, ob du von alleine auf die Idee kommen würdest, mir eine Tasse Tee zu machen, aber das ist wahrscheinlich schon zuviel verlangt,“ ich war schon wieder der Schuldige, ihre Miene ließ keinen Zweifel daran, egal was ich tun würde, es war falsch, denn jetzt Tee zu machen war wie das Eingeständnis meiner Schuld, keinen Tee zu machen wäre unmenschlich gewesen, benommen ging ich in die Küche und stellte den Kessel auf den Herd, ich musste sie fragen, welchen Tee sie trinken wollte, wie ich das hasste, gerne hätte ich wie Udo Lindenberg den Fernseher kaputt getreten oder einen Stuhl durchs Fenster geschmissen, aber ich war zu lau, emotionale Ausbrüche gehörten nicht zu meinem Repertoire. „Welchen Tee soll ich dir machen?“ fragte ich über den Flur, eine unverständliche Antwort, ich ging hin und wiederholte die Frage, „Pfefferminztee, bitte,“ sagte sie unter Aufbringung ihrer letzten Kräfte, ich ging zurück in die Küche wie ein Dämlack, das Wasser war noch nicht mal am Sieden, ich mußte noch einige Minuten daneben stehen wie ein Hanswurst, zurück in meinem Zimmer würde ich das Wasser sofort vergessen, so gut kannte ich mich dann doch, ich fing das Spiel mit den Kanten an, meistens tat ich das beim Essen, aber beim Rumstehen bot es sich erst recht an, ich konnte mich nicht bremsen, es ließ sich kein Riegel davor schieben, es war wie ein Reflex, ich biss mir auf die Unterlippe und schon jagte ich im Geiste die Kanten des Raums ab, immer schneller und schneller, noch bevor ich überhaupt wußte, was da passiert, hatte ich bereits den halben Raum abgefahren, es war zum Ausderhautfahren, ich hasste es wie die Pest.

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